Zur Problematik der Tatbestandsalternativen im Strafrecht
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Zur Problematik der Tatbestandsalternativen im Strafrecht
Zugleich ein Beitrag zur Lehre vom strafrechtlichen Tatbestandsmerkmal
Schriften zum Strafrecht, Vol. 177
(2006)
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Abstract
Im geltenden BT des StGB enthalten ca. 95% der Paragrafen Tatbestandsalternativen (TBA) bzw. disjunktive Beschreibungen. Im Hinblick auf die komplizierten Kombinationen ihrer Verwirklichungsvarianten bringt diese Gestaltungsform von Tatbeständen bei ihrer Anwendung drei Hauptprobleme mit sich, nämlich das Problem des Konkurrenzverhältnisses beim Zusammentreffen mehrerer TBA, das des non liquet zwischen TBA und das des sogenannten Alternativenirrtums. Da diese legislative Figur in der modernen Strafgesetzgebung - vor allem im Wirtschafts- und Umweltstrafrecht - zunehmend auftaucht, bedarf es dringend einer gründlichen dogmatischen Klärung dieser Probleme, die in der Literatur bis dato unzureichend thematisiert werden.Sheng-wei Tsai nimmt eine vollständige Gruppierung unterschiedlicher TBA vor und entwickelt anhand einer linguistischen (syntaktisch-semantischen) und strafrechtlich-systematischen Analyse einen Lösungsvorschlag zu allen Problemen, die sich bei der Anwendung von TBA ergeben können.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsübersicht | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 17 | ||
Einleitung | 21 | ||
1. Teil: Begriff und Rechtsnatur der Tatbestandsalternativen | 24 | ||
A. Begriffsbestimmung der Tatbestandsalternativen und ihre Entstehungsgründe | 24 | ||
I. Definition der Tatbestandsalternativen | 25 | ||
1. „In derselben, den Deliktstyp kennzeichnenden Strafvorschrift“ | 26 | ||
2. „Für dieselbe Strafdrohung“ | 27 | ||
3. „Gleichrangige, alternative Verwirklichungsvarianten“ | 29 | ||
a) Mit dem Bindewort „oder“ | 29 | ||
b) Mit Bindeworten „bis“ sowie „und“ | 31 | ||
c) Die scheinbare und die verkappte Alternativität | 33 | ||
d) Auf andere Rechtsnormen verweisende Merkmale | 34 | ||
aa) Blankettmerkmale und Legaldefinitionen | 35 | ||
bb) Regelbeispiele und Mordtatbestand | 37 | ||
4. Zwischenbilanz und statistische Angaben | 38 | ||
II. Entstehungsgründe der Tatbestandsalternativen | 39 | ||
1. Aspekt der gesetzgeberischen Ökonomie | 40 | ||
2. Zur Betonung der Verwandtschaft des Unrechtsgehalts | 43 | ||
3. Zur Erfüllung der Anforderungen des rechtsstaatlichen Gesetzlichkeitsprinzips | 45 | ||
a) Beschreibung der Unrechtsabstufungen | 45 | ||
b) Kasuistische Aufzählungen | 48 | ||
aa) Extensionale und intensionale Beschreibung | 48 | ||
bb) Wahlmöglichkeiten zwischen der kasuistischen oder der generellen Beschreibungsweise | 50 | ||
cc) Nebeneinanderstellung von Beispielen und Auffangklausel | 53 | ||
4. Sprachliche Schwierigkeiten | 55 | ||
5. Andere denkbare Gründe | 58 | ||
a) Zum Ausschluss der Bagatellfälle? | 58 | ||
b) Wegen der historischen Entwicklung? | 59 | ||
6. Zwischenergebnis | 60 | ||
B. Semantische Einteilung der Tatbestandsalternativen | 61 | ||
I. Im semantischen Einschlussverhältnis stehende Tatbestandsalternativen | 62 | ||
1. Tautologisch gefasste Tatbestandsalternativen | 62 | ||
2. Quantitative Unrechtsabstufungen ausdrückende Alternativen | 63 | ||
3. Beispielhafte Umschreibungen | 64 | ||
a) Normale Fälle | 65 | ||
b) Beispielhaftes Alternativverhältnis mittels „oder anderes“ sowie „oder sonst“ | 66 | ||
II. Nicht im semantischen Einschlussverhältnis stehende Tatbestandsalternativen | 67 | ||
1. Qualitative Unrechtsabstufungen ausdrückende Alternativen | 68 | ||
2. Kontradiktorisch gefasste Tatbestandsalternativen | 70 | ||
a) Logische Struktur und Beispiele | 70 | ||
b) Begründung eines normativen Einschlussverhältnisses | 71 | ||
c) Exkurs – Nr. 1 und 2 des § 142 Abs. 1 | 73 | ||
3. Ursachen ausdrückende Tatbestandsalternativen | 74 | ||
4. Kollektiv gefasste Tatbestandsalternativen | 76 | ||
III. Zusammenfassung | 77 | ||
C. Rechtsnatur der kollektiv gefassten Tatbestandsalternativen | 77 | ||
I. Verhältnis der Alternativen zu der sie enthaltenden Vorschrift – drei Grundmodelle | 77 | ||
II. Tatbestandsbegriff im rechtstheoretischen Sinne | 79 | ||
III. Ein Tatbestandsmerkmal aus mehreren Tatbestandsalternativen? | 81 | ||
1. Zum disjunktiv formulierten Begriff | 81 | ||
2. Einwand Kuhlens – Zuungunsten der Informationsbeschaffung? | 83 | ||
3. Begrenzte Leistungsfähigkeit des disjunktiven Begriffs | 84 | ||
IV. Was ist „Tatbestandsmerkmal“ im Strafrecht eigentlich? | 85 | ||
1. Fragestellung | 85 | ||
2. Sprachliche Austauschbarkeit? | 87 | ||
a) Aus Sicht der sprachlichen Schwierigkeit | 87 | ||
b) Einwände | 88 | ||
3. These von der Formulierungseinheit | 90 | ||
a) Symmetrie zwischen Gesetzgebung und Rechtsanwendung | 91 | ||
b) Seite der Rechtsanwendung – Maßstab für die Einzelsubsumtion | 93 | ||
c) Relative Selbstständigkeit | 95 | ||
4. Traditionelle Einteilung und Kriterium | 96 | ||
5. Syntagmatische und paradigmatische Beziehungen | 97 | ||
6. Direkte Berufung auf Ersatzprobe? | 98 | ||
7. Hauptansätze zur Ermittelung der syntagmatischen Beziehung | 100 | ||
a) Der funktionale Aspekt | 101 | ||
b) Fragetest | 102 | ||
c) Stellungseinheit aus der Verschiebeprobe | 104 | ||
8. Semantische Regulierung – Bestimmungsrelation mit dem Verb | 107 | ||
a) Verb und verbbezogenes Adverb | 108 | ||
b) Verb und sein Objekt | 108 | ||
aa) Funktionsverbgefüge | 109 | ||
bb) Beschreibung des Erfolgs | 110 | ||
cc) Beschreibung der Handlungsmodalitäten | 111 | ||
9. Tatbestand als die „Wenn-Komponente“ und Teilsatz (Gliedsatz) | 113 | ||
10. Zwischenbilanz | 116 | ||
V. Anwendung auf Tatbestandsalternativen | 117 | ||
1. Leitlinien | 118 | ||
2. Mehrere Formulierungseinheiten enthaltende Alternativen | 119 | ||
3. Nur eine einzige Formulierungseinheit enthaltende Alternativen | 120 | ||
a) Kriterium: Exklusions- und Koordinationsprobe | 121 | ||
b) Dieselbe Formulierungseinheit darstellende Alternativen | 124 | ||
c) Unterschiedliche Formulierungseinheiten darstellende Alternativen | 126 | ||
4. Zwischenbilanz: Formulierungseinheit als erste Grenze | 128 | ||
VI. Zweite Grenze: Differenzierungsgebot | 129 | ||
1. Fiktion oder Vermutung des Vorliegens eines Tatbestandsmerkmals? | 129 | ||
2. Entkräftung der Vermutung: Strafrechtlich-systematische Betrachtung | 130 | ||
a) Gleichheitsprinzip und Selbstbindung des Gesetzgebers | 131 | ||
b) Annahme von Selbstständigkeit der Alternativen – aus der Sicht des Verbrechensaufbaus und des strafrechtlichen Unrechts | 134 | ||
c) Un- bzw. Wesentlichkeit – aus der Sicht des Handlungs- und des Erfolgsunrechts | 136 | ||
VII. Würdigung der anderen Lösungsansätze | 141 | ||
1. Lehre vom Mischgesetz – Dichotomie der alternativen und kumulativen Mischgesetze | 142 | ||
2. Vollständigkeitsthese | 144 | ||
a) Technische Probleme | 145 | ||
b) Zusammenhang zwischen Vollständigkeit, Billigkeit und normativer Relevanz? | 147 | ||
c) Notwendigkeit der Suche nach dem Gattungsbegriff? | 148 | ||
3. Gleichwertigkeitsthese | 150 | ||
a) Ungenauigkeit der Gleichwertigkeit | 150 | ||
b) Verfehlter Ausgangspunkt | 151 | ||
c) Förmlichkeit des Strafgesetzes | 152 | ||
d) Gleichwertigkeit als gesetzgeberische Überlegung | 154 | ||
VIII. Zusammenfassung – zweistufiger Lösungsansatz | 155 | ||
2. Teil: Einzelne Problemfelder | 157 | ||
A. Konkurrenzverhältnis zwischen Tatbestandsalternativen | 157 | ||
I. Lokalisierung des Streitpunkts | 158 | ||
1. Grundzüge des konkurrenzrechtlichen Prüfungsschemas | 158 | ||
a) Ausgangspunkt: Handlungseinheit und Handlungsmehrheit | 158 | ||
b) Ausschluss der Gesetzeseinheit | 159 | ||
c) Feststellung echter Konkurrenz | 162 | ||
d) Ausschluss der einfachen Tatbestandsverwirklichung als Zwischenschritt | 162 | ||
2. Zusammentreffen mehrerer Tatbestandsalternativen | 164 | ||
II. Ausklammerung unproblematischer Fälle | 165 | ||
1. Im semantischen Einschlussverhältnis stehende Alternativen | 165 | ||
2. Nicht im semantischen Einschlussverhältnis stehende Alternativen | 166 | ||
a) Qualitative Unrechtsabstufungen ausdrückende Alternativen | 166 | ||
b) Kontradiktorisch gefasste Alternativen | 169 | ||
c) Ursachen ausdrückende Alternativen | 169 | ||
III. Konkurrenzverhältnis zwischen kollektiv gefassten Alternativen | 170 | ||
1. Vorbemerkung zu einheitlichen Lösungsansätzen | 170 | ||
2. Die Lehrmeinungen und ihre Würdigung | 171 | ||
3. Eigene Sicht | 173 | ||
a) Mehrere Formulierungseinheiten darstellende Alternativen | 175 | ||
b) Dieselbe Formulierungseinheit darstellende Alternativen | 176 | ||
aa) Grundsatz | 176 | ||
bb) Bestimmung der Angriffsrichtung | 177 | ||
c) Abfassung des Urteilstenors | 181 | ||
IV. Zusammenfassung | 182 | ||
B. Behandlung eines non liquet bei Tatbestandsalternativen | 183 | ||
I. Tatsachenfeststellung und Behandlung eines non liquet | 184 | ||
1. Grundsatz „in dubio pro reo“ | 184 | ||
2. Ausnahme – Wahlfeststellung | 185 | ||
a) Zulässigkeit der Wahlfeststellung | 186 | ||
b) Erscheinungsformen der Wahlfeststellung | 188 | ||
II. Non liquet bei Tatbestandsalternativen | 189 | ||
1. Ausklammerung der unproblematischen Fälle | 190 | ||
a) Im semantischen Einschlussverhältnis stehende Alternativen | 190 | ||
aa) Quantitative Unrechtsabstufungen ausdrückende Alternativen | 190 | ||
bb) Beispielhafte Umschreibungen | 192 | ||
b) Nicht im semantischen Einschlussverhältnis stehende Alternativen | 192 | ||
aa) Qualitative Unrechtsabstufungen ausdrückende Alternativen | 192 | ||
bb) Kontradiktorisch gefasste Alternativen | 194 | ||
cc) Ursachen ausdrückende Alternativen | 195 | ||
2. Behandlung kollektiv gefasster Tatbestandsalternativen | 196 | ||
a) Lehrmeinungen | 196 | ||
b) Würdigung | 199 | ||
aa) Zweifellosigkeit der Subsumierbarkeit unter die Vorschrift als Ganzes und alternativer Nachweis | 199 | ||
bb) Gleichartige oder ungleichartige Wahlfeststellung? | 200 | ||
cc) Gleichwertigkeit, Vergleichbarkeit bzw. Identität des Unrechtskerns | 202 | ||
c) These der Formulierungseinheit und ihre strafrechtlich-systematische Einschränkung | 205 | ||
aa) Ein disjunktiv formuliertes Tatbestandsmerkmal | 205 | ||
bb) Zusammenfassung mehrerer selbstständiger Tatbestände | 205 | ||
cc) Gesetzgeberische Entscheidung und Vergleichbarkeitsforderung | 206 | ||
III. Zusammenfassung | 208 | ||
C. Irrtum über Tatbestandsalternativen | 210 | ||
I. Begriffsbestimmung des Alternativenirrtums | 211 | ||
1. Irrtum über tatsächliche Voraussetzungen der Tatbestandsalternativen | 211 | ||
2. Kein dolus alternativus | 212 | ||
3. Auf der Abweichung vom Kausalverlauf oder aberratio ictus beruhender Alternativenirrtum | 212 | ||
II. Die Lehrmeinungen und ihre Würdigung | 215 | ||
1. Vorbemerkung – Untauglichkeit einer einheitlichen, undifferenzierten Behandlung | 215 | ||
2. Generelle Relevanz des Alternativenirrtums | 216 | ||
3. Generelle Unerheblichkeit des Alternativenirrtums | 218 | ||
4. Differenzierende Lösungsvorschläge | 219 | ||
a) Vollständigkeitskriterium | 220 | ||
b) Gleichwertigkeitsthese | 221 | ||
III. Eigene Sicht | 224 | ||
1. Lokalisierung des Streitpunktes – Zurechnung zum Vorsatz | 224 | ||
a) Vorsatzausschluss? | 224 | ||
aa) Zeitliche Dimension des Vorsatzes | 225 | ||
bb) Unbestrittene Strafbarkeit des Versuchs | 226 | ||
cc) § 16 Abs. 1 – Mindestforderung an den Vorsatz | 227 | ||
b) Mangel an Kongruenz | 229 | ||
c) Notwendigkeit und systematische Stellung der zusätzlichen Kongruenzprüfung | 231 | ||
aa) Kongruenz im ersten Sinne | 231 | ||
bb) Notwendigkeit einer zusätzlichen Kongruenzprüfung | 234 | ||
cc) Kongruenz im zweiten Sinne – Zurechnung zum Vorsatz | 236 | ||
2. Im semantischen Einschlussverhältnis stehende Alternativen | 238 | ||
a) Tatsächliche Kongruenz | 238 | ||
b) Tautologisch gefasste Alternativen und beispielhafte Umschreibungen | 239 | ||
c) Quantitative Unrechtsabstufungen ausdrückende Alternativen | 240 | ||
3. Im normativen Einschlussverhältnis stehende Alternativen | 242 | ||
a) Qualitative Unrechtsabstufungen ausdrückende Alternativen | 242 | ||
b) Kontradiktorisch gefasste Alternativen | 243 | ||
4. Ursachen ausdrückende Alternativen | 244 | ||
5. Kollektiv gefasste Alternativen | 245 | ||
a) Feststellung des normativen Substrats: gesetzliches Tatbestandsmerkmal | 245 | ||
b) Die These der Formulierungseinheit und ihre strafrechtlich-systematische Einschränkung | 247 | ||
c) Ein disjunktiv formuliertes Tatbestandsmerkmal | 248 | ||
d) Mehrere selbstständige Tatbestandsmerkmale | 249 | ||
IV. Zusammenfassung | 251 | ||
Schlussbetrachtung | 253 | ||
Literaturverzeichnis | 263 | ||
Sachwortverzeichnis | 278 |