Wettbewerbsprinzip und Gemeinwohlorientierung bei der Erbringung von Eisenbahndienstleistungen
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Wettbewerbsprinzip und Gemeinwohlorientierung bei der Erbringung von Eisenbahndienstleistungen
Zum Verhältnis von Art. 87e III und IV GG
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1030
(2006)
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Abstract
Die Autorin untersucht, ob der Bund als obligatorischer Mehrheitseigentümer des Schienenwegeunternehmens dieses ggf. unter Nichtbeachtung des Gebots, es als Wirtschaftsunternehmen zu führen, zu Gemeinwohlzielen einsetzen darf. Nach einer Darstellung der europa- und verfassungsrechtlichen Rechtslage wird zum einfachen Eisenbahn-Gesetzesrecht festgestellt, dass der Infrastrukturbetrieb keine Sonderstellung gegenüber den Verkehrsunternehmen hat, sondern wie diese als privatwirtschaftliche Tätigkeit behandelt wird. Ausgehend von der Frage, ob das Verhältnis zwischen Bund und Schienennetzbetreiber dem Anwendungsbereich des Instituts der Einwirkungspflicht unterfällt, wird auf der Ebene des GG untersucht, ob die Gewährleistungspflicht des Bundes aus Art. 87e IV GG vermittelt durch das Mehrheitseigentum eine solche des Schienenwegeunternehmens ist. Sarah Wilkens kommt zu dem Ergebnis, dass sich das Schienenwegeunternehmen als Wirtschaftsunternehmen qualitativ nicht von anderen Eisenbahnen des Bundes unterscheidet, dass das verfassungsrechtlich garantierte Mehrheitseigentum dem Bund aber ermöglicht, zur Verwirklichung von Gemeinwohlzielen auf das Unternehmen zuzugreifen und die einfachrechtliche Ausgestaltung des Infrastrukturbetriebs nach Bedarf anzupassen, ohne dass sich dieses auf Grundrechtspositionen berufen kann.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
A. Einleitung | 15 | ||
B. Rahmenbedingungen der Bahnreform | 17 | ||
I. Tatsächlicher Hintergrund | 17 | ||
1. Ausgangslage von Bundes- und Reichsbahn | 17 | ||
2. Situation im SPNV | 19 | ||
3. Ziele der Bahnreform | 20 | ||
a) Reformstrategie | 21 | ||
b) Umsetzungsprobleme und -erfolge | 24 | ||
II. Europarechtliche Grundlagen | 25 | ||
1. Verwirklichung des Binnenmarktes im Eisenbahnbereich | 25 | ||
2. Trennung von Netz und Betrieb | 27 | ||
3. Infrastruktur | 28 | ||
a) Betreiber der Infrastruktur und mitgliedstaatliche Verantwortung | 28 | ||
b) Netzzugang und Sicherung der Diskriminierungsfreiheit | 29 | ||
c) Finanzierung der Infrastruktur | 30 | ||
4. Verkehrsleistungen | 31 | ||
a) Organisatorische Grundsätze | 31 | ||
b) Gemeinwirtschaftliche Verkehrsleistungen | 32 | ||
C. Verfassungsrechtlicher Rahmen | 35 | ||
I. Gesetzgebungskompetenzen | 35 | ||
1. Art. 73 Nr. 6 a GG | 35 | ||
2. Art. 74 Nr. 23 GG | 36 | ||
II. Art. 87 e GG | 37 | ||
1. Einführung | 37 | ||
2. Verwaltungsaufgaben nach Art. 87 e Abs. 1 und 2 GG | 38 | ||
3. Eisenbahnunternehmen (Art. 87 e Abs. 3 GG) | 41 | ||
a) Für alle Eisenbahnen des Bundes geltende Regelungen | 41 | ||
b) Schienenwegeunternehmen | 42 | ||
aa) Schienenwegevorbehalt | 42 | ||
bb) Grenzen der Netzverkleinerung | 44 | ||
4. Gewährleistungsklausel (Art. 87 e Abs. 4 GG) | 45 | ||
a) Zur Entstehungsgeschichte | 46 | ||
b) Politische oder rechtliche Verantwortung des Bundes | 47 | ||
c) Zum Gewährleistungsgegenstand | 50 | ||
aa) Umfang der Bundesverantwortung | 50 | ||
bb) Ausbau und Erhalt des Schienennetzes | 54 | ||
d) Qualität der nach Art. 87 e Abs. 4 GG zu treffenden Entscheidungen | 55 | ||
aa) Maßstab der Tätigkeit des Bundes | 55 | ||
bb) Abwägungscharakter | 56 | ||
cc) Gewährleistung einer Grundversorgung | 57 | ||
dd) Erfordernis des Rechnung Tragens | 58 | ||
e) Art. 87 e Abs. 4 GG als Staatsziel | 59 | ||
f) Justiziabilität | 62 | ||
5. Verhältnis von Art. 87 e Abs. 4 GG zu Art. 87 e Abs. 1 und 2 GG | 64 | ||
III. Regelungsvorbehalte in Art. 87 e GG und ihr Verhältnis zu Art. 73 Nr. 6 a GG | 66 | ||
1. Art. 87 e Abs. 4 S. 2 GG | 66 | ||
2. Art. 87 e Abs. 3 S. 4 GG | 68 | ||
D. Exkurs: Regionalisierung | 69 | ||
I. Gesetzliche Ausgestaltung | 69 | ||
II. Gesetzgebungskompetenz für das RegG | 70 | ||
1. Gesetzgebungskompetenz aus Art. 87 e Abs. 1 S. 2 GG | 71 | ||
a) Allgemeine Einwände | 72 | ||
b) Übertragung durch Bundesgesetz | 73 | ||
2. Art. 87 e Abs. 4 S. 2 GG | 75 | ||
3. Art. 143 a Abs. 1 S. 1 GG | 76 | ||
4. Art. 143 a Abs. 3 S. 3 GG | 76 | ||
5. Art. 106 a S. 2 GG | 77 | ||
6. Ergebnis | 79 | ||
E. Leitlinien der einfachrechtlichen Infrastrukturregulierung | 80 | ||
I. Einfachrechtliche Koordinaten des reformierten Eisenbahnwesens | 80 | ||
1. Umwandlung der behördlich organisierten Bahnen in privatrechtsförmige Unternehmen | 81 | ||
2. Eisenbahnverwaltung | 84 | ||
a) Notwendigkeit der Bildung einer eisenbahnspezifischen Verwaltung | 84 | ||
b) Zuständige Behörden im Bereich der Eisenbahnverwaltung | 84 | ||
aa) Ministerialebene im Bund | 85 | ||
bb) Eisenbahnbundesamt | 85 | ||
cc) BEV | 88 | ||
dd) Kartellbehörden | 88 | ||
ee) Landesverwaltung | 89 | ||
3. Regeln für die Erbringung von Eisenbahndienstleistungen | 90 | ||
II. Das einfachrechtliche Konzept des Infrastrukturbetreibers | 91 | ||
1. Infrastrukturspezifische Regelungen | 91 | ||
a) Aufrechterhaltung der Monopolstruktur | 91 | ||
b) Verpflichtung zur Gewährung von Netzzugang | 92 | ||
c) Stillegung von Infrastruktur | 94 | ||
aa) Genehmigungspflichtige Tatbestände | 95 | ||
bb) Nachweispflichten des Infrastrukturunternehmens | 95 | ||
cc) Stillegungsverfahren | 96 | ||
dd) Ausgleichspflichtige Aufrechterhaltung des Betriebs | 97 | ||
ee) Übernahme des Infrastrukturbetriebs durch Aufgabenträger des ÖPNV | 97 | ||
d) Ausbau und Erhalt der Infrastruktur | 98 | ||
aa) Planung nach dem SchwAbG | 98 | ||
bb) Staatlich gelenkte Infrastrukturinvestitionen | 99 | ||
cc) Unterhaltung und Instandsetzung | 100 | ||
2. Die einfachgesetzliche Infrastrukturregulierung als Regulierung eines natürlichen Monopols | 101 | ||
a) Zur Problematik des natürlichen Monopols | 101 | ||
aa) Das Schienennetz als natürliches Monopol | 101 | ||
bb) Ordnungspolitische Problematik | 102 | ||
cc) Mögliche Regelungsansätze | 104 | ||
b) Regulierung eines Monopols als Regelungsmotiv im Fahrwegbereich | 105 | ||
aa) Fehlende Bezugnahme auf eine marktbeherrschende Stellung | 107 | ||
bb) Infrastrukturbetrieb als wirtschaftliche Tätigkeit | 107 | ||
cc) Beschränkungen als Verhinderung von Monopolmissbrauch | 109 | ||
dd) Gemeinwohl als staatliche Domäne | 110 | ||
III. Verfassungsrechtlicher Standort der einfachgesetzlichen Regelungen | 112 | ||
F. Das verfassungsrechtliche Verhältnis von Bund und Infrastrukturunternehmen – Zur Systematik des Art. 87 e GG | 116 | ||
I. Einleitung | 116 | ||
II. Problemaufriss | 117 | ||
1. Die Fahrwegfrage | 117 | ||
2. Fragen bei der Auslegung von Art. 87 e GG | 118 | ||
3. Interpretationsansätze zu Art. 87 e GG | 119 | ||
a) Überblick | 119 | ||
b) Gemeinwohlorientierte Steuerung der Netz AG durch den Bund | 120 | ||
c) Art. 87 e GG als Ausgangspunkt für ein eisenbahnspezifisches Regulierungssystem | 124 | ||
III. Die Verfolgung von Gemeinwohlzielen bei der Bereitstellung von Schieneninfrastruktur | 126 | ||
1. Kompetenz des Bundes aus Art. 87 e Abs. 4 GG | 127 | ||
2. Kompetenzwahrnehmung durch den Bund als Gesellschafter | 128 | ||
a) Das allgemeine Institut der Einwirkungspflicht | 128 | ||
b) Zum Kriterium der Aufgabenidentität | 131 | ||
aa) Strikte Aufgabentrennung | 131 | ||
bb) Originäre Gemeinwohlverpflichtung des Infrastrukturunternehmens | 132 | ||
(1) Zum Einfluss der Art der wahrgenommenen Aufgabe | 132 | ||
(2) Bedeutung der Beherrschung durch die öffentliche Hand | 136 | ||
cc) Grundrechtsbindung des Infrastrukturunternehmens | 141 | ||
(1) Allgemeine Gründe für eine Grundrechtsbindung | 141 | ||
(2) Insbesondere: Bindung des Infrastrukturunternehmens an Art. 3 GG | 142 | ||
dd) Ergebnis | 144 | ||
ee) Erwerbswirtschaftliche Tätigkeit des Bundes | 145 | ||
ff) Gemeinwohlorientierte Erfüllungsverantwortung des Bundes | 149 | ||
(1) Zur allgemeinen Diskussion unterschiedlicher staatlicher Verantwortungskategorien | 150 | ||
(2) Konkretisierung der Gewährleistungsverantwortung im Eisenbahnbereich | 152 | ||
(3) Der staatsaufgabenrechtliche Gehalt des Art. 87 e Abs. 4 GG | 155 | ||
gg) Ergebnis | 157 | ||
c) Privatisierungsstatus der Netz AG | 157 | ||
d) Folgen für die Einwirkungspflicht | 160 | ||
aa) Einwirkungspflicht im erwerbswirtschaftlichen Zusammenhang | 160 | ||
bb) Einwirkungspflicht bei gemeinwohlorientierter Erfüllungsverantwortung des Bundes | 162 | ||
e) Mögliche Anwendungsfelder | 164 | ||
f) Bei der Anwendung maßgebliches Rechtsregime | 166 | ||
g) Einwirkungspflicht und Eisenbahnverkehrsunternehmen | 171 | ||
IV. Zum Verhältnis von gemeinwohlorientierter und erwerbswirtschaftlicher Zielsetzung | 173 | ||
1. Zum Verhältnis von Art. 87 e Abs. 3 S. 1 und Abs. 4 GG | 173 | ||
2. Zur Bedeutung des Bestellerprinzips | 176 | ||
V. Bedeutung der Mehrheitsbeteiligung | 177 | ||
1. Dauerhafte Sicherung der gesellschaftsrechtlichen Einwirkungsbefugnisse des Staates im Infrastrukturbereich | 177 | ||
a) Untergeordnete Bedeutung der konzernrechtlichen Einflussnahme | 178 | ||
b) Personelle Einflussnahme | 179 | ||
2. „Staatsnähe“ der Eisenbahninfrastrukturunternehmen | 179 | ||
a) Dauerhafte Zuordnung der Eisenbahninfrastrukturunternehmen zum Bund | 180 | ||
b) Ausschluss der Grundrechtsfähigkeit | 180 | ||
c) Unbeschränkter staatlicher Zugriff auf alle Modi des Infrastrukturbetriebs | 183 | ||
3. Andere Konsequenzen der eigentumsabhängigen Definition | 184 | ||
VI. Zur Frage eines Gewährleistungsgesetzes | 188 | ||
1. Bedarf | 188 | ||
2. Mögliche Regelungselemente | 189 | ||
3. Rückholoption | 190 | ||
G. Abschließende Überlegungen | 192 | ||
H. Zusammenfassung | 193 | ||
I. Ergebnisse zu Art. 87 e GG | 193 | ||
II. Folgen für die Eisenbahnen des Bundes | 194 | ||
III. Zur Rolle des Bundes | 195 | ||
Literaturverzeichnis | 197 | ||
Sachwortverzeichnis | 211 |