Die Klärungsbedürftigkeit und -fähigkeit von Rechtsfragen in verwaltungsgerichtlichen Verfahren des einstweiligen Rechtsschutzes
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Die Klärungsbedürftigkeit und -fähigkeit von Rechtsfragen in verwaltungsgerichtlichen Verfahren des einstweiligen Rechtsschutzes
Schriftenreihe der Hochschule Speyer, Vol. 174
(2005)
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Abstract
Welcher Prüfungs- und Entscheidungsmaßstab und welche Prüfungsintensität sind im verwaltungsgerichtlichen Eilverfahren geboten und möglich? Da hierzu vielfach unbewiesene Behauptungen aufgestellt werden, nimmt Alexander Windoffer zunächst eine verfassungsrechtliche Grundlegung des materiellrechtlichen Prüfungsmaßstabs anhand der Funktionen von Verwaltungsgerichtsbarkeit und einstweiligem Rechtsschutz vor und bewertet die vertretenen Abwägungslösungen.Zur Prüfungsintensität stellt der Autor sodann Ablauf und Bedingungen der gerichtlichen Entscheidung dar und setzt sich mit Richtigkeitskonzeptionen auseinander. Anstelle der "richtigen" Entscheidung fordert er eine Entscheidung lege artis, die den Zielkonflikt zwischen Vollständigkeit und Gründlichkeit der Prüfung optimal löst und bestimmte materiale Mindestkriterien erfüllt. Statt der verbreiteten "summarischen Prüfung" sei eine solche rechtliche Prüfung lege artis auch im Eilverfahren gefordert und möglich.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 14 | ||
Einleitung | 17 | ||
§ 1 Problemstellung | 17 | ||
§ 2 Gang der Untersuchung | 20 | ||
1. Teil: Klärungsbedürftigkeit: Die materielle Rechtslage als obligatorisches Prüfungs- und Entscheidungskriterium im Eilverfahren | 22 | ||
§ 3 Funktionen der Verwaltungsgerichtsbarkeit | 22 | ||
I. Überblick: Rechtsschutz- und Kontrollfunktion | 22 | ||
II. Zur Rechtsschutzfunktion im Einzelnen | 23 | ||
1. Art. 19 Abs. 4 GG als zentraler Standort der Rechtsschutzgarantie | 23 | ||
a) Spezialregelung zum allgemeinen Rechtsstaatsprinzip | 24 | ||
b) Spezialregelung zu den materiellen Grundrechten | 24 | ||
2. Schutz subjektiver Rechte | 26 | ||
3. Effektivität des Rechtsschutzes | 27 | ||
a) „Effektivität“ als Relationsbegriff und Grenze des Rechtsschutzes | 27 | ||
b) Anspruch auf vollständige Prüfung | 29 | ||
c) Anspruch auf Rechtsschutz in angemessener Zeit | 30 | ||
III. Zur Kontrollfunktion im Einzelnen | 32 | ||
IV. Ergebnis: Strikt materiellrechtliche Prüfung und Entscheidung im Hauptsacheverfahren | 34 | ||
§ 4 Funktionen des einstweiligen Rechtsschutzes | 35 | ||
I. Sicherungsfunktion | 35 | ||
II. Befriedungsfunktion | 37 | ||
III. Konsequenzen für den Prüfungs- und Entscheidungsmaßstab | 38 | ||
1. Folgerungen aus der Sicherungsfunktion | 39 | ||
2. Folgerungen aus der Befriedungsfunktion | 39 | ||
IV. Ergebnis: Rechtsfragen der Hauptsache obligatorische Prüfungs- und Entscheidungskriterien auch im Eilverfahren | 41 | ||
§ 5 Verfassungsmäßigkeit der Abwägungslösungen? | 42 | ||
I. Ausgangslage | 42 | ||
II. „Offener“ versus „materiell-akzessorischer“ Grundtypus der Entscheidung | 42 | ||
III. Das Verhältnis von Abwägung und Rechtsprüfung bei den einzelnen Systemen verwaltungsgerichtlichen einstweiligen Rechtsschutzes: Lösungsvorschläge | 44 | ||
1. BVerfG: Wahlweise Entscheidung aufgrund Erfolgsprognose oder Abwägung | 44 | ||
2. Das Stufenmodell der h. M. zu §§ 80 Abs. 5, 80 a Abs. 3 VwGO | 46 | ||
a) Erfolgsprognose als maßgebliches Entscheidungskriterium | 47 | ||
aa) „Offensichtlichkeit“ in Fällen behördlicher Vollziehungsanordnung | 47 | ||
bb) „Ernstliche Zweifel“ in Fällen gesetzlich ausgeschlossenen Suspensiveffekts | 49 | ||
b) Erfolgsaussichten als Abwägungsbelang | 51 | ||
c) Entscheidung ohne Berücksichtigung der materiellen Rechtslage | 52 | ||
d) Gesteigerte Bedeutung der Rechtsprüfung bei Verwaltungsakten mit Doppelwirkung? | 53 | ||
3. Die Rechtsprüfung bei einstweiligen Anordnungen nach § 123 Abs. 1 VwGO | 54 | ||
a) Materiell-akzessorische Lösung | 54 | ||
b) Abwägungslösung | 56 | ||
4. Die Rechtsprüfung bei einstweiligen Anordnungen nach § 47 Abs. 6 VwGO | 57 | ||
5. Zusammenfassung der Abwägungslösungen | 58 | ||
IV. Verfassungsrechtliche Beurteilung der Abwägungslösungen | 59 | ||
1. Standort und Charakteristika der Abwägung im öffentlichen Recht | 60 | ||
a) Grundrechts- und Prinzipienkollisionen | 60 | ||
b) Planerische Abwägung | 62 | ||
c) Abwägung bei der Ermessensausübung und Gesetzesauslegung | 63 | ||
d) Zusammenfassung der Merkmale von Abwägungsentscheidungen | 65 | ||
2. Zulässigkeit von Abwägungsentscheidungen im Eilverfahren | 65 | ||
a) Eröffnung von Rechtsfolgeermessen? | 66 | ||
b) Abwägungsgebote auf der Tatbestandsseite? | 69 | ||
aa) Einstweilige Anordnungen gemäß § 123 Abs. 1 VwGO | 69 | ||
bb) Eilentscheidungen gemäß §§ 80 Abs. 5, 80 a Abs. 3 VwGO | 72 | ||
cc) Einstweilige Anordnungen gemäß § 47 Abs. 6 VwGO | 75 | ||
c) Zwischenergebnis: Unzulässigkeit der Nichtberücksichtigung oder Abwägung des materiellen Rechts | 77 | ||
3. Ergänzende Bewertung einzelner Aspekte der Abwägungslösungen | 77 | ||
a) Erfolgsprognose als Abwägungsbelang ungeeignet | 78 | ||
b) Beliebigkeit der Entscheidungskriterien | 79 | ||
c) Abstellen auf gesetzgeberische „Vorentscheidungen“ unzulässig | 81 | ||
d) Zwischenergebnis: Verfassungswidrigkeit der Abwägungslösungen auch aus anderen Gründen | 84 | ||
4. Zusammenfassung | 84 | ||
V. Ergebnis: Folgerungen für den Prüfungsmaßstab | 87 | ||
2. Teil: Klärungsfähigkeit: Umfang der Rechtsprüfung im Eilverfahren | 88 | ||
§ 6 „Summarische Prüfung“: Grundlage für Einschränkungen des Prüfungsumfangs? | 88 | ||
I. Die „summarische Prüfung“ und ihre Konsequenzen in Rechtsprechung und Literatur | 88 | ||
1. Nicht konkretisierte Obergrenze der Prüfungsintensität | 88 | ||
2. Konkretisierungsversuche | 91 | ||
II. Bewertung der Konsequenzen für die Intensität der Rechtsprüfung | 94 | ||
1. Kritische Stimmen | 94 | ||
2. Beurteilung der Schlussfolgerungen aus dem Begriff „summarische Prüfung“ | 95 | ||
III. Ergebnis: „Summarische Prüfung“ falscher Ansatz | 99 | ||
IV. Folgerungen für die Problemlösung | 99 | ||
§ 7 Ablauf der Entscheidungsproduktion im verwaltungsgerichtlichen Verfahren | 102 | ||
I. Einführung | 102 | ||
1. Die gerichtliche Entscheidung als Informationsverarbeitungsprozess | 102 | ||
a) Ziel der Betrachtung | 102 | ||
b) Entscheidungstheoretische Aspekte des gerichtlichen Verfahrens | 103 | ||
c) Der Informationsstand am Ende des Suchvorgangs | 105 | ||
2. Die Phasen der gerichtlichen Entscheidung im Überblick | 108 | ||
II. Die Entscheidungsphasen im Einzelnen | 109 | ||
1. Problemdefinition | 109 | ||
a) Zielsetzung | 109 | ||
b) Primärinformationen als Entscheidungsinput | 110 | ||
c) Bildung einer Lösungshypothese | 110 | ||
d) Entscheidungsreife ohne weitere Informationsgewinnung in Ausnahmefällen | 115 | ||
e) Kollegialentscheidungen: Problemdefinition Aufgabe des Berichterstatters | 116 | ||
2. Informationsgewinnung und -auswertung | 117 | ||
a) Zielsetzung | 117 | ||
b) Steuerung durch die Lösungshypothese | 117 | ||
c) Zum Zusammenhang von tatsächlicher und rechtlicher Prüfung | 119 | ||
d) Informationsquellen des Gerichts | 121 | ||
aa) Tatsächliche Informationen | 122 | ||
bb) Rechtliche Informationen | 123 | ||
e) Folgefragen | 125 | ||
3. Alternativenauswahl (= Entscheidung i. e. S.) | 127 | ||
4. Förmliche Umsetzung | 128 | ||
§ 8 Anforderungen an das Ergebnis der verwaltungsgerichtlichen Entscheidung | 129 | ||
I. Einführung | 129 | ||
1. Gegenstand der Betrachtung | 129 | ||
2. Bisherige Erkenntnisse und Gang der weiteren Darstellung | 130 | ||
II. Das Ideal der optimalen bzw. „richtigen“ Lösung | 131 | ||
1. Entscheidungstheoretische Kriterien | 131 | ||
2. Rechtstheoretische Richtigkeitskonzeptionen | 132 | ||
a) Absolutes Richtigkeitsverständnis: Die Existenz einer „einzig richtigen Lösung“ | 133 | ||
b) Relativierungen des Richtigkeitsverständnisses | 134 | ||
aa) Die Grundsatzfrage der Erkenntnis im Bereich des Normativen | 134 | ||
bb) Richtigkeitskriterien | 138 | ||
(1) Diskurstheoretischer Ansatz: Konsens und rationaler Diskurs | 139 | ||
(2) Rückbindung an sachhaltige Kriterien und Richtigkeitserwartungen | 142 | ||
(3) Materialer Ansatz: Sachliche Konvergenz | 143 | ||
cc) Zusammenfassung | 144 | ||
3. Ergebnis | 145 | ||
III. Zur Richtigkeitsgewähr gerichtlicher Entscheidungen | 146 | ||
1. Beschränkungen der Suche nach der richtigen Lösung | 146 | ||
a) Zielkonflikt zwischen verfassungsrechtlichen Vorgaben | 146 | ||
b) Verfügbarkeit tatsächlicher Informationen | 149 | ||
c) Richterliche Wertungen im Erkenntnisverfahren | 149 | ||
aa) Zur Werturteilsproblematik im Begründungszusammenhang | 149 | ||
bb) Einflussfaktoren auf die richterliche Wertung | 151 | ||
(1) Wechselwirkung von Tat- und Rechtsfrage | 152 | ||
(2) Das Vorverständnis und die Bedeutung von Fremdwertungen | 152 | ||
(3) Besonderheiten bei Kollegialentscheidungen | 157 | ||
(4) Selektive Wahrnehmung, Perseveranz und Entschlussperpetuierung | 158 | ||
(5) Zusammenfassung | 159 | ||
d) Zwischenergebnis | 160 | ||
2. Konsequenzen für das Kriterium der „Richtigkeit“ | 161 | ||
a) Absolutes Richtigkeitsverständnis | 161 | ||
aa) Verkennung des Verfahrens-, Subjekt-, Wert- und Zeitbezugs der Erkenntnis | 161 | ||
bb) Konzeptionelle Widersprüche | 163 | ||
cc) Ergebnis | 165 | ||
b) Relatives Richtigkeitsverständnis | 165 | ||
aa) Mängel des Konsens- und des Konvergenzkriteriums | 165 | ||
(1) Richtigkeit kraft Konsenses | 166 | ||
(2) Richtigkeit kraft sachlicher Konvergenz | 167 | ||
bb) Unzulänglichkeit der übrigen Richtigkeitskriterien | 169 | ||
(1) Akzeptabilität und Einsichtigkeit kraft sachlicher Evidenz | 169 | ||
(2) Richtigkeit kraft „diskursiver Möglichkeit“ | 170 | ||
cc) Ergebnis | 171 | ||
c) Folgerungen für die Richtigkeitserwartung | 172 | ||
IV. Gefordert: Entscheidung lege artis | 174 | ||
1. Ausgangslage: Entscheidung lege artis statt „richtiger Lösung“ | 174 | ||
2. Anforderungen an eine Entscheidung lege artis | 175 | ||
a) Beschaffenheit der normativen Prämisse | 175 | ||
aa) Entscheidungstheoretisches Optimum | 175 | ||
bb) Materiale Kriterien | 178 | ||
b) Konsequenzen für die präskriptive Informationslage | 180 | ||
3. Ergebnis | 182 | ||
§ 9 Rechtliche Prüfung lege artis auch im Eilverfahren? | 183 | ||
I. Vorgaben für die Rechtsprüfung | 184 | ||
1. Identität der Ausgangslage | 184 | ||
2. Reduzierung der Mindestanforderungen an die normative Prämisse? | 185 | ||
a) Einwand des Zeitmangels | 185 | ||
b) Einwand der faktischen Präjudizierung der Hauptsacheentscheidung | 190 | ||
c) Ergebnis: Reduzierung der Mindestanforderungen unzulässig | 192 | ||
II. Kompensationsmöglichkeiten im Hinblick auf den Zeitfaktor | 193 | ||
1. Verfahrensbezogene Kompensationsmöglichkeiten | 193 | ||
a) Tatsachenermittlung und Beweiswürdigung | 193 | ||
aa) Untersuchungsgrundsatz und Mitwirkungslast | 193 | ||
bb) Beschleunigung der Ermittlungen im Übrigen | 196 | ||
cc) Reduzierung der Erkenntnisanforderungen | 198 | ||
b) Übertragung auf den Einzelrichter | 200 | ||
c) Vordringliche Behandlung von Eilsachen | 203 | ||
2. Verfahrensunabhängige Kompensationsmöglichkeiten | 204 | ||
3. Zusammenfassung | 206 | ||
III. Ergebnis | 206 | ||
Zusammenfassung | 208 | ||
§ 10 Zusammenfassende Thesen | 208 | ||
I. Zur Klärungsbedürftigkeit von Rechtsfragen | 208 | ||
II. Zur Klärungsfähigkeit von Rechtsfragen | 209 | ||
Literaturverzeichnis | 212 | ||
Sachverzeichnis | 223 |