Die Gerichtskontrolle der Abwägung im Bauplanungsrecht, insbesondere nach der Neuregelung der §§ 2 III und 214 BauGB durch das EAG Bau
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Die Gerichtskontrolle der Abwägung im Bauplanungsrecht, insbesondere nach der Neuregelung der §§ 2 III und 214 BauGB durch das EAG Bau
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1211
(2012)
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Merkel, Marcus, geboren in Pforzheim, Studium der Rechtswissenschaft in Konstanz und Cork (Irland), 2007–2009 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Rechtswissenschaft der Universität Konstanz, seit dem Frühjahr 2010 Referendariat am LG Konstanz.Abstract
Die rechtliche Erfassung der Abwägung im Bauplanungsrecht und die Reichweite der darauf bezogenen Gerichtskontrolle war stets ein schwieriges Unterfangen. Die Rechtsprechung hat hierzu eine ausdifferenzierte Abwägungsfehlerlehre entwickelt. Mit dem Europarechtsanpassungsgesetz Bau (EAG Bau) hat der Gesetzgeber zwei neue Fehler - die Ermittlung und Bewertung der für die Abwägung bedeutsamen Belange - benannt, deren Einordnung in die bisherige Abwägungsdogmatik seitdem Rechtsprechung und Literatur Schwierigkeiten bereitet. Dies liegt insbesondere daran, dass diese neuen Fehler nach der Gesetzesbegründung den Wechsel vom materiell-rechtlichen Abwägungsvorgang zu den verfahrensbezogenen Elementen des Ermittelns und Bewertens nachvollziehen sollen.Mit einer Bestandsaufnahme der Gerichtskontrolle der bauplanerischen Abwägung vor dem Inkrafttreten des EAG Bau und der Entstehungsgeschichte der Neuregelung legt Marcus Merkel das Fundament für eine sorgfältige Auseinandersetzung mit der Neuregelung und mit den Fragen, ob durch die Neuregelungen ein Systemwechsel in Abkehr zur bisherigen Dogmatik bei der Überprüfung der bauplanerischen Abwägung vollzogen worden ist und ob ein solcher Systemwechsel mit der Rechtsschutzgewährleistung aus Art. 19 Abs. 4 GG vereinbar ist. Vor diesem Hintergrund geht der Verfasser der Frage nach, wie die neuen Begriffe »Ermitteln« und »Bewerten« auszulegen sind. Der vorgeschlagene Weg zur Bestimmung der Bedeutung dieser neuen Fehler ermöglicht dabei eine dogmatisch konsequente und zugleich praxistaugliche Einordnung dieser neuen Fehler in die bisherige Abwägungsdogmatik.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einleitung | 19 | ||
1. Kapitel: Bestandsaufnahme – Die Gerichtskontrolle der bauplanerischen Abwägung | 25 | ||
§ 1 Die Gerichtsverfahren zur Kontrolle von Bebauungsplänen | 25 | ||
A. Die Kontrolle von Bebauungsplänen | 25 | ||
B. Der Normcharakter des Bebauungsplans – Entwicklungsgeschichte | 26 | ||
I. Die rechtliche Einordnung des Bebauungsplans | 26 | ||
II. Die Auswirkungen der rechtlichen Einordnung auf den Rechtsschutz | 28 | ||
C. Das Normenkontrollverfahren | 31 | ||
I. Objektives Beanstandungsverfahren oder subjektives Rechtsschutzverfahren | 32 | ||
II. Der Bebauungsplan als Kontrollgegenstand | 35 | ||
III. Die Antragsbefugnis | 37 | ||
1. Das Nachteilserfordernis | 37 | ||
2. Das Kriterium der Rechtsverletzung | 38 | ||
a) Der Anspruch auf fehlerfreie Abwägung | 39 | ||
b) Die neue Verfahrensgrundnorm als subjektives öffentliches Recht? | 40 | ||
c) Antragsbefugnis von Behörden, Gemeinden und Körperschaften | 41 | ||
IV. Das Rechtsschutzbedürfnis | 42 | ||
V. Die Antragsfrist | 43 | ||
D. Inzidenter Rechtsschutz | 45 | ||
E. Probleme der Gerichtskontrolle von Planungen | 46 | ||
F. Zusammenfassung § 1 | 46 | ||
§ 2 Kontrolleröffnung und Kontrolldichte bei der Bauleitplanung, insbesondere bei der planerischen Abwägung | 48 | ||
A. Kontrolleröffnungsnormen | 48 | ||
B. Kontrolldichte und Kontrollmaßstäbe | 49 | ||
I. Verfahrenskontrolle | 54 | ||
II. Inhaltliche Kontrolle | 57 | ||
III. Die Vorgangskontrolle | 57 | ||
1. Terminologischer Unterschied zwischen „Verfahren“ und „Vorgang“ | 57 | ||
2. Systematische Unterscheidung | 58 | ||
IV. Die Gerichtskontrolle von Bebauungsplänen | 62 | ||
C. Zusammenfassung § 2 | 64 | ||
§ 3 Bauplanung und Planungsprozess im Hinblick auf die Gerichtskontrolle | 65 | ||
A. Der Prozess der Bauleitplanung | 65 | ||
B. Plan, Planung und die zugrunde liegende Sachstruktur | 66 | ||
C. Rechtliche Einordnung des Planens | 67 | ||
I. Definitionsversuche | 67 | ||
II. Einordnung anhand einer Typologie | 68 | ||
III. Plan und Planung als eigene Rechts- oder Handlungsform | 69 | ||
IV. Die rechtliche Einordnung des Planens im Bauplanungsrecht | 71 | ||
D. Die planerische Gestaltungsfreiheit | 71 | ||
I. Inhalt der planerischen Gestaltungsfreiheit | 72 | ||
II. Grenzen der planerischen Gestaltungsfreiheit | 74 | ||
III. Abgrenzung | 75 | ||
IV. Konditionalprogramme | 76 | ||
V. Finalprogramme | 77 | ||
VI. Abgrenzung anhand der Normstruktur | 77 | ||
VII. Eine besondere Zuweisung der Letztentscheidungsbefugnis | 81 | ||
1. Normative Ermächtigungslehre | 84 | ||
2. Ermächtigung zur Letztentscheidung nach dem Entscheidungstyp | 85 | ||
3. Auswirkungen auf die Bestimmung der Reichweite der planerischen Gestaltungsfreiheit | 85 | ||
E. Auswirkungen der Gestaltungsfreiheit auf die Kontrolldichte bei der Überprüfung von Bebauungsplänen | 86 | ||
I. Kontrollfreistellung oder Kontrollreduktion | 86 | ||
II. Die Schranken der planerischen Gestaltungsfreiheit in der Bauleitplanung | 88 | ||
F. Zusammenfassung § 3 | 90 | ||
§ 4 Die Kontrollmaßstäbe der Gerichtskontrolle | 93 | ||
A. Die Systematik der anzulegenden Kontrollmaßstäbe | 93 | ||
B. Gesetzliche Vorgaben | 96 | ||
I. Formelle Kontrollmaßstäbe/Verfahrenskontrolle | 96 | ||
1. Das Aufstellungsverfahren | 98 | ||
a) Der Planaufstellungsbeschluss | 98 | ||
b) Die Verfahrensbeteiligung benachbarter Gemeinden und Träger öffentlicher Belange | 98 | ||
c) Die Öffentlichkeitsbeteiligung | 99 | ||
d) Die Beschlussfassung | 99 | ||
2. Die Umweltprüfung (UP), ehemals Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) | 99 | ||
II. Materielle Kontrollvorgaben/Sachkontrolle | 101 | ||
1. Planungsziele | 102 | ||
2. Die Planerforderlichkeit | 103 | ||
3. Die Anpassungspflicht an Ziele der Raumordnung | 104 | ||
4. Das Entwicklungsgebot | 105 | ||
5. Der Typenzwang der Baugebiete | 105 | ||
6. Die gesetzlichen Gewichtungsmaßstäbe | 106 | ||
a) Optimierungsgebote | 107 | ||
b) Sonstige Gewichtungsvorgaben | 109 | ||
C. Ungeschriebene Kontrollmaßstäbe | 111 | ||
I. Die Planrechtfertigung | 111 | ||
II. Das Rücksichtnahmegebot | 114 | ||
III. Der Grundsatz der Konfliktbewältigung | 116 | ||
D. Zusammenfassung § 4 | 117 | ||
§ 5 Der Kontrollmaßstab des Abwägungsgebots | 119 | ||
A. Rechtliche Bindungen als Voraussetzungen eines Maßstabs | 119 | ||
B. Die Entwicklung des Abwägungsgebots durch das BVerwG | 122 | ||
I. Die Abwägungsphasen | 124 | ||
II. Die Abwägungsfehler in Entsprechung zu den Abwägungsphasen | 124 | ||
III. Korrelierung von Kontrolldichte und Fehlergruppen in den einzelnen Phasen | 125 | ||
1. Abwägungsausfall | 126 | ||
2. Abwägungsdefizit | 126 | ||
3. Abwägungsfehleinschätzung und Abwägungsdisproportionalität | 127 | ||
C. Die Ansichten in der Literatur | 130 | ||
I. Die Abwägungsphasen | 130 | ||
1. Das zweiphasige Modell | 130 | ||
2. Das vierphasige Modell | 130 | ||
II. Die Korrelierung von Kontrolldichte und Fehlergruppen in den einzelnen Phasen nach den Literaturansichten | 131 | ||
1. Im zweiphasigen Abwägungsmodell | 131 | ||
2. Im vierphasigen Abwägungsmodell | 132 | ||
D. Die Doppelkontrolle von Abwägungsvorgang und Abwägungsergebnis | 134 | ||
E. Zusammenfassung § 5 | 142 | ||
§ 6 Die Planerhaltungsvorschriften als Ausnahme der Gerichtskontrolle | 144 | ||
A. Begriffsbestimmung | 144 | ||
B. Die Entwicklung der Planerhaltungsvorschriften | 144 | ||
C. Die Rechtswirkungen der Vorschriften zur Bestandssicherung von Bebauungsplänen | 147 | ||
D. Die Bestandsaufnahme der Planerhaltungsvorschriften vor dem EAG Bau | 151 | ||
I. Die Unbeachtlichkeit von Verfahrens-/Formfehlern | 151 | ||
II. Die Unbeachtlichkeit von sonstigen materiell-rechtlichen Fehlern | 153 | ||
III. Die Unbeachtlichkeit von Abwägungsmängeln | 153 | ||
1. Maßgeblicher Zeitpunkt für die Abwägung | 153 | ||
2. Mängel im Abwägungsvorgang gemäß § 214 III S. 2 BauGB (a. F.) | 154 | ||
a) Offensichtlichkeit | 156 | ||
b) Von Einfluss auf das Abwägungsergebnis | 157 | ||
IV. Die relative Unbeachtlichkeit von Verfahrens- und Formfehlern | 158 | ||
V. Die relative Unbeachtlichkeit von Abwägungsmängeln | 158 | ||
E. Die Auswirkungen der Unbeachtlichkeitsregelungen auf die Gerichtskontrolle der Abwägung | 162 | ||
I. § 216 BauGB | 162 | ||
II. Auswirkungen der absoluten Unbeachtlichkeit nach § 214 BauGB | 162 | ||
III. Auswirkungen der relativen Unbeachtlichkeit nach § 215 I BauGB | 164 | ||
IV. Systematische Betrachtung | 166 | ||
F. Zusammenfassung § 6 | 167 | ||
§ 7 Zusammenfassung 1. Kapitel | 169 | ||
2. Kapitel: Die Neuregelungen durch das EAG Bau 2004 | 174 | ||
§ 1 Die Anpassung des BauGB an die europarechtlichen Vorgaben | 174 | ||
A. Die umzusetzenden Richtlinien | 174 | ||
I. Die Plan-UP-Richtlinie | 174 | ||
II. Die Öffentlichkeitsbeteiligungsrichtlinie | 176 | ||
B. Ein europäischer Systemvergleich | 177 | ||
§ 2 Das neue BauGB nach dem Erlass des EAG Bau 2004 | 181 | ||
A. Die Neuregelung der Planerhaltungsregelungen des BauGB gemäß den §§ 214, 215 BauGB im Hinblick auf die Abwägung | 181 | ||
I. § 214 I S. 1 Nr. 1 BauGB i. V. m. § 2 III BauGB | 183 | ||
II. § 214 III S. 2 BauGB (Abwägungsmängel) | 186 | ||
III. § 215 BauGB (Relative Unbeachtlichkeit) | 190 | ||
B. Der ursprüngliche Regelungsentwurf | 192 | ||
I. Bericht der unabhängigen Expertenkommission | 193 | ||
II. Der Referentenentwurf | 197 | ||
III. Der Regierungsentwurf | 198 | ||
C. Abweichungen von Entwurf und tatsächlicher Umsetzung | 202 | ||
D. Die Neuregelung des ergänzenden Verfahrens (§ 214 IV BauGB) | 203 | ||
§ 3 Zusammenfassung 2. Kapitel | 204 | ||
3. Kapitel: Die Auswirkung auf die Gerichtskontrolle | 210 | ||
§ 1 Die Rolle des materiell-rechtlichen Abwägungsvorgangs in der Gerichtskontrolle nach den Neuerungen durch das EAG Bau | 210 | ||
A. Eingeleiteter Systemwechsel durch die Änderung? | 210 | ||
I. Mängel bei der Ermittlung des Abwägungsmaterials | 211 | ||
1. Wortlautauslegung „ermitteln“ | 211 | ||
2. Historische Auslegung „ermitteln“ | 212 | ||
3. Systematische Auslegung „ermitteln“ | 214 | ||
4. Teleologische Auslegung „ermitteln“ | 219 | ||
II. Mängel beim Bewerten des Abwägungsmaterials | 220 | ||
1. Wortlautauslegung „bewerten“ | 221 | ||
2. Historische Auslegung „bewerten“ | 221 | ||
3. Systematische Auslegung „bewerten“ | 223 | ||
4. Teleologische Auslegung „bewerten“ | 224 | ||
III. Die übrigen Mängel im Abwägungsvorgang | 225 | ||
IV. Konsequenzen der Auslegung | 226 | ||
B. Zulässigkeit eines Systemwechsels der Kontrolle der planerischen Abwägung | 228 | ||
I. Verfassungsrechtliche Zulässigkeit der Änderung der bestehenden Abwägungsdogmatik | 228 | ||
II. Verfassungsrechtliche Zulässigkeit des Wechsels der Gerichtskontrolle hin zur Verfahrenskontrolle | 232 | ||
C. Aktueller Meinungsstand | 236 | ||
I. Die Ansicht der Rechtsprechung | 236 | ||
II. Die Ansicht von Krautzberger/Stüer | 241 | ||
III. Die Ansicht von Özdemir | 244 | ||
IV. Die Ansicht von Bernhardt | 248 | ||
V. Die Ansicht von Kraft | 251 | ||
VI. Die Ansicht von Uechtritz | 252 | ||
VII. Die Ansicht von Quaas/Kukk | 255 | ||
VIII. Die Ansicht von Kupfer | 256 | ||
IX. Die Ansicht von Söfker | 258 | ||
X. Die Ansicht von Hoppe | 260 | ||
XI. Die Ansicht von Stelkens | 262 | ||
XII. Die Ansicht von Happ | 265 | ||
XIII. Die Ansicht von Erbguth | 268 | ||
D. Stellungnahme | 271 | ||
I. Argumente für und gegen den Wechsel zu einer Verfahrenskontrolle | 271 | ||
II. Systemwechsel durch das EAG Bau? | 275 | ||
§ 2 Auswirkungen auf die Kontrolldichte und die Kontrolleröffnung | 279 | ||
A. Auswirkungen auf die Kontrolldichte | 279 | ||
B. Die Doppelprüfung von Abwägungsvorgang und Abwägungsergebnis | 280 | ||
C. Auswirkungen auf die Kontrolleröffnung | 281 | ||
§ 3 Schlussbetrachtung und eigenes Ergebnis | 282 | ||
4. Kapitel: Zusammenfassung in Thesen | 285 | ||
Literaturverzeichnis | 296 | ||
Sachregister | 313 |