Die polizeilichen Vorfeldbefugnisse als Herausforderung für Dogmatik und Gesetzgebung des Polizeirechts
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Die polizeilichen Vorfeldbefugnisse als Herausforderung für Dogmatik und Gesetzgebung des Polizeirechts
Begriff, Tatbestandsmerkmale und Rechtsfolgen
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1214
(2012)
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About The Author
Sebastian Kral wurde 1981 in Schwelm geboren. Das Studium der Rechtswissenschaft nahm er 2002 an der Ruhr-Universität Bochum auf. Nach Abschluss des ersten Juristischen Staatsexamens war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig und promovierte 2011 zum Thema »Die polizeilichen Vorfeldbefugnisse als Herausforderung für Dogmatik und Gesetzgebung des Polizeirechts« bei Professor Dr. Martin Burgi. Seinen Referendardienst nahm er 2011 am Landgericht Wuppertal auf.Abstract
Polizeirecht im hergebrachten Sinn bedeutet Abwehr von Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung. Seine Dogmatik wird durch die Institute der konkreten Gefahr und des Störers geprägt. Das Polizeirecht sieht sich heute mit Herausforderungen konfrontiert, denen seine klassische Dogmatik nicht mehr gewachsen zu sein scheint. Als Reaktion darauf nehmen die Polizeigesetzgeber eine tatbestandliche Vorverlagerung der Eingriffsermächtigungen vor.Sebastian Kral beschreibt in einer Gegenüberstellung die Grundstrukturen der klassischen Polizeirechtsdogmatik und des gegenwärtigen Vorfeldrechts. Dabei stellt er Eingriffsschwellen, Maßnahmenadressaten und Rechtsfolgen kritisch dar und deckt die Defizite der Vorfeldbefugnisse auf. Auf dieser Grundlage entwickelt er ein mehrstufiges Rechtsgüterschutzmodell, das sowohl das klassische Polizeirecht als auch das Vorfeldrecht in sich vereint.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis der verwendeten Gesetze | 16 | ||
1. Teil: Einführung in das Problemfeld | 19 | ||
A. Die Herausforderungen des Polizeirechtsim Spiegel zwischen Vergangenheit und Gegenwart | 19 | ||
I. Begriffshistorischer Überblick | 19 | ||
II. Die Herausforderungen des Polizeirechts in der Gegenwart | 21 | ||
1. Neue Bedrohungspotenziale | 21 | ||
2. Neue polizeiliche Rahmenbedingungen | 22 | ||
III. Reaktionsmuster des Polizeigesetzgebers | 24 | ||
IV. Verfassungsgerichtliche Bewertung der neuen Polizeirechtsdogmatik | 24 | ||
V. Polizeirechtliche Aufgabenstellung | 26 | ||
B. Methodik der Problembehandlung rund Ziele der Untersuchung | 27 | ||
I. Gang der Untersuchung | 27 | ||
II. Ziel der Untersuchung | 29 | ||
III. Fallbeispiele | 31 | ||
1. Fall: "Die Innenstadt im polizeilichen Visier" | 31 | ||
2. Fall: "Die Sauerlandgruppe II" | 33 | ||
3. Fall: "Der künftige Amokläufer" | 33 | ||
2. Teil: Die traditionelle Polizeirechtsdogmatik | 34 | ||
A. Eingriffsschwelle | 34 | ||
I. Bedrohungspotenzial: Der Schaden an einem polizeilichen Schutzgut | 35 | ||
II. Der tatsächliche Eingriffsanlass | 36 | ||
1. Der Eingriffsanlass in der Dogmatik der Eingriffsschwelle | 36 | ||
2. Der Eingriffsanlass zur Annahme einer konkreten Gefahr | 37 | ||
III. Das Prognoseurteil: Die hinreichende Wahrscheinlichkeit | 38 | ||
1. Statistisch abgesicherte Erkenntnissätze | 39 | ||
2. Praktische Erfahrungssätze und Alltagswissen | 40 | ||
3. Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit | 41 | ||
a) Die Abwägungskriterien | 41 | ||
b) Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit in Abgrenzung zur mathematischen Wahrscheinlichkeitsberechnung | 43 | ||
c) Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit in Abgrenzung zum polizeilichen Ermessen | 45 | ||
4. Perspektivischer Bewertungshorizont | 47 | ||
a) Objektiver versus subjektiver Gefahrenbegriff | 47 | ||
b) Die Scheingefahr | 49 | ||
c) Die Anscheinsgefahr | 49 | ||
d) Der Gefahrenverdacht | 51 | ||
aa) Der Gefahrenverdacht im Überblick | 51 | ||
bb) Der Gefahrenverdacht als Institut des Gefahrenabwehrrechts | 53 | ||
cc) Zusammenfassung | 57 | ||
B. Maßnahmenadressaten | 57 | ||
I. Verantwortlichkeit für die Gefahr | 58 | ||
1. Verantwortlichkeit für das Verhalten von Personen | 58 | ||
a) Zurechnungsebenen | 59 | ||
b) Zusammenfassung | 61 | ||
2. Verantwortlichkeit für eine von einer Sache ausgehende Gefahr | 62 | ||
3. Der Anscheins- und Verdachtsstörer | 62 | ||
II. Die Nichtstörerhaftung | 63 | ||
C. Rechtsfolgen | 64 | ||
I. Gefahrbeseitigungsbefugnisse | 64 | ||
II. Gefahraufklärungsbefugnisse | 64 | ||
D. Zu den Fallbeispielen | 66 | ||
I. "Die Innenstadt im polizeilichen Visier" | 66 | ||
II. "Die Sauerlandgruppe II" | 68 | ||
III. "Der künftige Amokläufer" | 68 | ||
3. Teil: System und Kritik des gegenwärtigen Umgangs mit den Eingriffsbefugnissen im Gefahrenvorfeld | 70 | ||
A. Die polizeiliche "Vorfeldbefugnis" | 71 | ||
I. Das polizeiliche Vorfeld | 71 | ||
1. Vorfeldverständnisse | 71 | ||
a) Rechtsfolgenorientiertes Verständnis | 72 | ||
aa) Dogmatische Divergenzen zwischen dem klassischen Gefahrenabwehr- und dem Vorfeldrecht | 73 | ||
bb) Insbesondere die polizeiliche Rasterfahndung | 74 | ||
cc) Zusammenfassung | 75 | ||
b) Tatbestandsorientiertes Verständnis | 76 | ||
aa) Vorfeld als Abkehr von der konkreten Gefahr | 76 | ||
bb) Die konkrete Gefahr im Gefahrenvorfeld | 76 | ||
2. Zusammenfassung | 78 | ||
II. Die "Befugnis" | 78 | ||
1. Gesteigerte Eingriffssensibilität im Gefahrenvorfeld | 79 | ||
a) Die indirekte Verhaltenssteuerung am Beispiel der Videoüberwachung öffentlicher Straßen und Plätze | 81 | ||
aa) Funktion der präventiv-polizeilichen Videoüberwachung | 81 | ||
bb) Die Eingriffsqualität der präventiv-polizeilichen Videoüberwachung | 82 | ||
cc) Zusammenfassung | 89 | ||
b) Weitere Maßnahmen der indirekten Verhaltenssteuerung | 89 | ||
aa) Die automatisierte Kennzeichenerfassung | 91 | ||
bb) Die Schleierfahndung | 93 | ||
cc) Die Rasterfahndung | 94 | ||
2. Zusammenfassung und Anwendung auf das Fallbeispiel "Die Innenstadt im polizeilichen Visier" | 95 | ||
B. Die Vorfeldbefugnisse im polizeilichen Aufgabengefüge | 97 | ||
I. Gefahrenabwehrmodell | 98 | ||
II. Quadrat-Modell | 102 | ||
III. Dreigliedriges Aufgabenverständnis | 104 | ||
IV. Zusammenfassung | 104 | ||
C. Die gegenwärtige Dogmatik der Vorfeldbefugnisse | 105 | ||
I. Die Eingriffsschwellen | 106 | ||
1. Die Rechtfertigung einer bestimmten Annahme | 106 | ||
a) "Tatsachen, die eine bestimmte Annahme rechtfertigen" | 106 | ||
aa) Bedrohungspotenzial: Die zu rechtfertigende Annahme | 107 | ||
(1) Dogmatische Bedeutung der zu rechtfertigenden Annahme | 107 | ||
(2) Gegenstand der Annahme | 108 | ||
bb) Der tatsächliche Eingriffsanlass: Tatsachen | 110 | ||
cc) Prognoseentscheidung | 111 | ||
(1) Geforderter Wahrscheinlichkeitsgrad | 111 | ||
(a) Reduzierter Wahrscheinlichkeitsgrad | 111 | ||
(b) Hinreichende Wahrscheinlichkeit | 113 | ||
(c) Zwischenergebnis | 114 | ||
(2) Ermittlung des Wahrscheinlichkeitsgrades | 114 | ||
(a) Die Ermittlung in der Gegenüberstellung zur hergebrachten Eingriffsschwelle der konkreten Gefahr | 114 | ||
(b) Gegenständliche Bezugnahme des Wahrscheinlichkeitsurteils im Gefahrenvorfeld | 115 | ||
(c) Zeitliche Begrenzung des Einschreitens im Gefahrenvorfeld | 117 | ||
(3) Zusammenfassung | 119 | ||
b) "Tatsächliche Anhaltspunkte, die eine bestimmte Annahme rechtfertigen" | 120 | ||
c) Personenbezogene oder entindividualisierte Tatbestände | 120 | ||
aa) Personenbezogene Tatbestände | 121 | ||
bb) Entindividualisierte Tatbestände | 121 | ||
(1) Die Untergruppen und ihre Eingriffsintensität | 121 | ||
(2) Spezifische Defizite im Rahmen der Annahme der Eingriffsschwelle | 123 | ||
(3) Sonderfall Strukturermittlungen nach dem thüringischen Polizeigesetz | 124 | ||
(4) Zusammenfassende Anmerkungen | 124 | ||
d) Zusammenfassung | 125 | ||
2. Anlassunabhängige Tatbestände | 126 | ||
a) Die Schleierfahndung – Funktion und Tatbestand | 126 | ||
b) Der anlassunabhängige Eingriffstatbestand in der Polizeirechtsdogmatik | 129 | ||
c) Zusammenfassung | 133 | ||
3. Die entindividualisierte Gefahr im Gefahrenvorfeld | 133 | ||
a) Der Vorfeldtatbestand | 134 | ||
aa) Rückblick auf die Dogmatik des Gefahrenabwehrrechts | 134 | ||
bb) Abgrenzung zum Störererforschungseingriff | 135 | ||
cc) Die Gefahrenschwelle im Vorfeldtatbestand | 136 | ||
b) Die entindividualisierte Gefahr in der Polizeigesetzgebung | 138 | ||
aa) Die präventive Rasterfahndung | 138 | ||
bb) Die Videoüberwachung öffentlicher Straßen und Plätze | 139 | ||
(1) Der Tatbestand nach der gegenwärtigen Gesetzeslage | 140 | ||
(a) Überblick über die einzelnen Tatbestandsvoraussetzungen | 140 | ||
(b) Kritische Würdigung | 141 | ||
(2) Die entindividualisierte Gefahr als Eingriffsschwelle der Videoüberwachung | 142 | ||
cc) Die automatisierte Kennzeichenerfassung | 144 | ||
(1) Funktions- und Wirkungsweise der automatisierten Kennzeichenerfassung | 144 | ||
(2) Überblick über die Tatbestandsvoraussetzungen nach der gegenwärtigen Gesetzeslage | 145 | ||
(3) Kritische Würdigung | 146 | ||
(a) Individuelle Wirkungsweise der Kennzeichenerfassung | 147 | ||
(b) Die indirekte Verhaltenssteuerung der Kennzeichenerfassung | 147 | ||
(c) Abschließende Betrachtung | 148 | ||
c) Zusammenfassung | 149 | ||
II. Maßnahmenadressaten | 149 | ||
1. Die Regelungen über die Maßnahmenadressaten in den gegenwärtigen Vorfeldtatbeständen im Überblick | 151 | ||
2. Beschreibung und Systematisierung der Maßnahmenadressaten in den gegenwärtigen Vorfeldtatbeständen | 154 | ||
a) Individualisierte Tatbestände | 154 | ||
aa) Maßnahmenadressaten erster Ordnung | 155 | ||
bb) Maßnahmenadressaten zweiter Ordnung | 158 | ||
cc) Sonstige Betroffene | 161 | ||
b) Entindividualisierte Eingriffsermächtigungen | 162 | ||
3. Zusammenfassung | 163 | ||
III. Rechtsfolgen | 164 | ||
D. Die Vorfeldbefugnisse in der polizeigesetzlichen Systematik | 164 | ||
E. Zusammenfassung | 167 | ||
4. Teil: Rechtsgüterschutzmodell | 169 | ||
A. Rahmenvorgaben | 169 | ||
I. Zusammenfassung der Kritikpunkte an der gegenwärtigen Vorfelddogmatik | 169 | ||
II. Verfassungsrechtlicher Legitimationsgrund der Vorfeldbefugnisse | 171 | ||
1. Überblick über die Staatsaufgabe Sicherheit | 171 | ||
a) Ausdrückliche verfassungsrechtliche Verankerungen | 172 | ||
b) Rechtsstaatsprinzip | 173 | ||
c) Grundrechtliche Schutzpflicht | 175 | ||
d) Zwischenergebnis | 177 | ||
2. Vorfeldspezifische Reichweite der Staatsaufgabe Sicherheit | 178 | ||
a) Grundlagen der Vorverlagerung | 178 | ||
b) Grenzen der Vorverlagerung | 179 | ||
c) Ergebnis | 182 | ||
B. Lösungsansatz des Rechtsgüterschutzmodells | 183 | ||
I. Perspektivischer Ausgangspunkt | 183 | ||
II. Die präventiv-polizeilichen Befugnisstufen | 184 | ||
1. Maßnahmen der ersten Stufe – die Abwehr einer konkreten Gefahr | 184 | ||
a) Eingriffsschwelle | 184 | ||
b) Maßnahmenadressaten | 185 | ||
c) Rechtsfolgen | 185 | ||
d) Abschließende Anmerkungen | 185 | ||
2. Maßnahmen der zweiten Stufe – die Aufklärung einer individualisierten konkreten Gefahr | 186 | ||
a) Eingriffsschwelle | 186 | ||
aa) Die zeitliche Nähe zum Schadenseintritt | 186 | ||
bb) Der Gefahrenverdacht | 187 | ||
cc) Die Schutzgüter | 188 | ||
b) Maßnahmenadressaten | 189 | ||
c) Rechtsfolgen | 189 | ||
d) Abschließende Anmerkungen | 190 | ||
3. Maßnahmen der dritten Stufe – die Aufklärung einer entindividualisierten konkreten Gefahr | 190 | ||
a) Eingriffsschwelle | 191 | ||
aa) Das Gefahrenurteil | 191 | ||
bb) Die Schutzgüter | 192 | ||
cc) Die gegenwärtigen polizeilichen Maßnahmen dieser Stufe | 192 | ||
dd) Einordnungsschwierigkeiten betreffend die automatisierte Kennzeichenerfassung | 193 | ||
b) Maßnahmenadressaten | 194 | ||
c) Rechtsfolgen | 194 | ||
d) Abschließende Anmerkungen | 195 | ||
4. Maßnahmen der vierten Stufe – die Aufklärung und der Ausschluss von Bedrohungspotenzialen zum Schutze eines gewichtigen Rechtsgutes | 195 | ||
a) Eingriffsschwelle | 196 | ||
aa) Bestandserfassung | 196 | ||
bb) Gesetzgeberische Umsetzung des Rechtsgüterschutzmodells | 197 | ||
(1) Die Schutzgüter | 197 | ||
(2) Der Eingriffsanlass | 198 | ||
b) Maßnahmenadressaten | 200 | ||
c) Rechtsfolgen | 201 | ||
d) Abschließende Anmerkungen | 202 | ||
5. Maßnahmen der fünften Stufe – die Aufklärung entindividualisierter Bedrohungspotenziale | 203 | ||
a) Eingriffsschwelle | 204 | ||
b) Maßnahmenadressaten | 205 | ||
c) Rechtsfolgen | 206 | ||
d) Abschließende Anmerkungen | 206 | ||
6. Maßnahmen der sechsten Stufe – Prognoseunabhängige Aufklärungsbefugnisse | 207 | ||
III. Zu den Fallbeispielen | 207 | ||
1. "Die Innenstadt im polizeilichen Visier" | 207 | ||
2. "Die Sauerlandgruppe II" | 211 | ||
3. "Der künftige Amokläufer" | 213 | ||
C. Allgemeiner Teil | 214 | ||
I. Aufgabenzuweisung | 214 | ||
II. Personale Verantwortlichkeit | 215 | ||
III. Kernbereichsschutz | 216 | ||
IV. Kompensationsmöglichkeiten | 217 | ||
1. Verfahrensrechtliche Kompensation | 218 | ||
2. Sekundärrechtliche Kompensationen | 220 | ||
D. Ausblick | 221 | ||
5. Teil: Ergebnisse und Zusammenfassung | 224 | ||
Literaturverzeichnis | 229 | ||
Sachwortregister | 240 |