Der Staat der Klassischen Moderne
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Der Staat der Klassischen Moderne
Wissenschaftliche Abhandlungen und Reden zur Philosophie, Politik und Geistesgeschichte, Vol. 71
(2012)
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Daniel Damler, geboren 1975, studierte Rechtswissenschaft, Neuere und Mittelalterliche Geschichte an den Universitäten Tübingen, Frankfurt a.M. und Madrid. Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes. Doktorand am Max-Planck-Institut für Europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt a.M. 2001 Erstes Juristisches Staatsexamen. 2006 Promotion. 2007 Zweites Juristisches Staatsexamen. Seither Habilitand an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und Rechtsanwalt bei SZA Schilling, Zutt und Anschütz in Mannheim und Frankfurt a.M. Veröffentlichungen u.a.: »Imperium Contrahens. Eine Vertragsgeschichte des spanischen Weltreichs in der Renaissance« (2008), »Wildes Rechts. Zur Pathogenese des Effektivitätsprinzips in der neuzeitlichen Eigentumslehre« (2. Aufl. 2010).Abstract
Wir denken mit den Räumen, in denen wir leben. So sehr wir auch von der Sinnlichkeit abstrahieren mögen, so hängen wir doch zuletzt immer bildlichen Vorstellungen an, um das Unbegreifliche »zum Erfahrungsgebrauche tauglich zu machen«. Wenn wir die von Kant diagnostizierte ästhetische Verstrickung unserer Geistestätigkeit ernst nehmen, müssen wir der sinnlich erfahrbaren, materiellen Kultur weit mehr Beachtung schenken, als dies gewöhnlich geschieht. Allen voran die Staats- und Rechtswissenschaft, die fortwährend mit abstrakten und zugleich sinnlich unterlegten Begriffen operiert, hat Anlass dazu, einzutauchen in das Schattenreich der Dinge, das als eine gestaltende Macht unser Denken manipuliert.Damler legt in seiner Studie das fein gesponnene Gewebe zwischen materieller und geistiger Kultur frei, indem er am Beispiel der Neuen Sachlichkeit zeigt, wie radikale Veränderungen in der Formen- und Materialsprache der Objekte neue politische und juristische Leitbilder generierten. Damals - in der Achsenzeit der neuzeitlichen Architektur- und Designgeschichte - begann man damit, ästhetische Maxime wie »Funktionalität« und »Klarheit« auf den Staat zu beziehen und sie rechtspolitisch zu deuten. Wenn wir noch heute wie selbstverständlich von Regierungen und Parlamenten »Transparenz« einfordern (ohne recht zu wissen, was wir damit meinen), so stehen wir in dieser Tradition.Nach der Zäsur von 1914 dienten die mit Glas, Stahl und funktionalen Formen assoziierten »Tugenden« gleichsam als Surrogat für den abhanden gekommenen weltanschaulichen Konsens. Von der Anmut vermeintlich belangloser Dinge handelt diese Studie, weil gerade das unscheinbare häusliche Inventar die Botschaften der modernen Designtheologie am wirkungsvollsten transportierte. Damler spürt solchen eigentümlichen ästhetischen Bezügen nicht nur in den Werken namhafter Staatsrechtslehrer nach, sondern gewährt auch Einblicke in die proto-juristischen Imaginationsräume herausragender Architekten wie Le Corbusier oder Bruno Taut.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhalt | 9 | ||
I. Die Neue Fassade – Prolog | 11 | ||
II. Designtheologie: Katechismus der Moderne | 15 | ||
III. Material- und formengebundene Staatsutopien | 20 | ||
1. Bruno Tauts "Stadtkrone" | 21 | ||
2. Jewgeni Samjatins "Мы" | 32 | ||
3. Le Corbusiers "Ville Radieuse" | 55 | ||
IV. Hans Kelsens Leuchtkörper: Progressive Sachlichkeit | 72 | ||
V. Carl Schmitts Heizkörper: Reaktionäre Sachlichkeit | 97 | ||
1. Stil 1930 | 98 | ||
2. Modernisierte Feindbilder | 104 | ||
VI. Sinnliches Staatsdenken – Epilog | 120 | ||
Abbildungsnachweise | 123 | ||
Quellen- und Literaturverzeichnis | 126 |