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Ludewig, P. (2012). Die zeitliche Beschränkung der Wirkung von Urteilen des EuGH im Vorabentscheidungsverfahren. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-53902-4
Ludewig, Philipp. Die zeitliche Beschränkung der Wirkung von Urteilen des EuGH im Vorabentscheidungsverfahren. Duncker & Humblot, 2012. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-53902-4
Ludewig, P (2012): Die zeitliche Beschränkung der Wirkung von Urteilen des EuGH im Vorabentscheidungsverfahren, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-53902-4

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Die zeitliche Beschränkung der Wirkung von Urteilen des EuGH im Vorabentscheidungsverfahren

Ludewig, Philipp

Hamburger Studien zum Europäischen und Internationalen Recht, Vol. 57

(2012)

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About The Author

Philipp Ludewig studierte Rechtswissenschaften an der Bucerius Law School in Hamburg und an der Harvard Law School in Cambridge, Massachusetts, USA. Nach seinem Referendariat mit Stationen in Hamburg, Berlin und Brüssel und dem zweiten juristischen Staatsexamen im Jahr 2007 promovierte er an der Universität Hamburg bei Prof. Dr. Thomas Bruha. Seit 2009 ist Philipp Ludewig als Rechtsanwalt in Hamburg tätig.

Abstract

Vorabentscheidungsurteile des EuGH können gravierende Auswirkungen in den Mitgliedstaaten haben, zum Beispiel wenn dadurch nationale Steuergesetze rückwirkend in Frage gestellt werden. Zur Verhinderung solcher Urteilsfolgen lässt der EuGH daher in seltenen Fällen Ausnahmen von der grundsätzlichen ex-tunc-Wirkung seiner Vorabentscheidungsurteile zu.

Philipp Ludewig analysiert in der vorliegenden Publikation diese Rechtsprechung zur zeitlichen Beschränkung der Urteilswirkungen. Im Rahmen der kritischen Auseinandersetzung mit den vom Gerichtshof verwendeten Tatbestandsvoraussetzungen sowie den Rechtsfolgen einer zeitlichen Beschränkung wird die Grundproblematik aufgezeigt, einen angemessenen Ausgleich zwischen der Durchsetzung des Unionsrechts einerseits und den Belangen der Rechtssicherheit andererseits zu finden. Der Autor zeigt auf, dass einzelne Probleme der zeitlichen Beschränkung noch nicht überzeugend vom Gerichtshof gelöst sind, und schlägt entsprechende Lösungsmöglichkeiten vor.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsverzeichnis 9
A. Einleitung 17
B. Die zeitliche Begrenzung von Urteilsfolgen in anderen Rechtsordnungen 20
I. Vorüberlegungen 20
II. Normenkontrolle und Beschränkung der Urteilswirkungen in einzelnen Rechtsordnungen 22
1. Deutschland 22
a) Regelfall: Nichtigerklärung mit Wirkung ex tunc 23
b) Ausnahme: Unvereinbarerklärung mit Wirkung ex tunc oder ex nunc 23
c) Abgrenzung: Appellentscheidung 25
d) Zusammenfassung 25
2. Frankreich 26
a) Normenkontrolle durch den Conseil constitutionnel 26
b) Normenkontrolle durch den Conseil d’Etat 27
c) Zusammenfassung 29
3. Österreich 29
a) Grundsatz: Außerkrafttreten verfassungswidriger Normen ex nunc 29
b) Variante: Aufhebungsurteile mit weitergehender Rückwirkung 30
c) Variante: Aufhebungsurteile mit Wirkung ab einem in der Zukunft liegenden Zeitpunkt (pro futuro) 31
d) Zusammenfassung 32
4. Italien 32
5. Spanien 34
6. Tschechische Republik 35
7. Vereinigtes Königreich 37
a) Grundsatz der parliamentary supremacy 37
b) Ansätze zu einer Normenkontrolle 37
c) Zusammenfassung 39
8. Exkurs: Vereinigte Staaten von Amerika 39
a) Grundsatz: Rückwirkung von Nichtigerklärungen 40
b) Ausnahme: Prospectivity 40
III. Rechtsvergleichende Auswertung 42
1. Grundmodelle der Normenkontrolle 42
2. Zeitliche Wirkung repressiver Normenkontrollentscheidungen 42
3. Ausnahmemöglichkeiten bezüglich der zeitlichen Wirkung 43
4. Voraussetzungen für eine Ausnahme von der üblichen zeitlichen Wirkung 45
5. Behandlung von Anlassfällen 46
IV. Folgen für die Ausgestaltung einer zeitlichen Beschränkung von Urteilswirkungen im Unionsrecht 47
1. Allgemeine Rechtsgrundsätze im Unionsrecht 47
2. Allgemeine Rechtsgrundsätze zur zeitlichen Beschränkung von Urteilswirkungen? 51
C. Die zeitliche Begrenzung von Urteilsfolgen in der Rechtsprechung des EuGH 54
I. Vergleich der einzelnen Urteilsarten 55
1. Nichtigkeitsklage gemäß Art. 263 AEUV 55
a) Inhalt und Wirkung 55
b) Ex-nunc-Wirkung gemäß Art. 264 Abs. 2 AEUV 57
2. Vertragsverletzungsverfahren gemäß Art. 258 ff. AEUV 59
3. Untätigkeitsklage gemäß Art. 265 AEUV 62
4. Vorabentscheidungsverfahren gemäß Art. 267 AEUV 63
5. Zwischenergebnis 64
II. Grundlagen der zeitlichen Beschränkung der Urteile in Vorabentscheidungsverfahren 65
1. Wichtige Urteile des Gerichtshofs 65
a) Urteil vom 8. April 1976, Rs. 43/75, Defrenne II 65
b) Urteile vom 19. Oktober 1977, verb. Rs. 117/76 und 16/77, Ruckdeschel, sowie verb. Rs. 124/76 und 20/77, Moulins & Huileries de Pont-à-Mousson 68
c) Urteil vom 27. März 1980, Rs. 61/79, Denkavit Italiana 69
d) Urteil vom 27. März 1980, verb. Rs. 66, 127 und 128/79, Salumi 70
e) Urteile vom 15. Oktober 1980, Rs. 4/79, Providence Agricole de la Champagne, Rs. 109/79, Maïseries de Beauce, und Rs. 145/79, Roquette Frères 71
f) Urteil vom 2. Februar 1988, Rs. 309/85, Barra 73
g) Urteil vom 2. Februar 1988, Rs. 24/86, Blaizot 74
h) Urteil vom 17. Mai 1990, Rs. C-262/88, Barber 75
i) Urteil vom 16. Juli 1992, Rs. C-163/90, Legros 77
j) Urteil vom 4. Mai 1999, Rs. C-262/96, Sürül 78
k) Urteil vom 9. März 2000, Rs. C-437/97, Evangelischer Krankenhausverein Wien (EKW) 79
l) Urteil vom 3. Oktober 2006, Rs. C-475/03, Banca Popolare di Cremona 80
m) Urteil vom 6. März 2007, Rs. C-292/04, Meilicke 83
2. Auswertung und erste Bewertung der dargestellten Urteile 88
a) Die aktuelle Dogmatik des EuGH zur zeitlichen Beschränkung der Wirkungen von Vorabentscheidungsurteilen 88
b) Besonderheiten des Vorlageverfahrens, die eine zeitliche Begrenzung nötig und möglich machen 89
aa) Urteile in Auslegungsverfahren 89
bb) Urteile in Ungültigkeitsverfahren 91
cc) Zwischenergebnis 93
c) Dogmatische Herleitung 93
aa) Allgemeines 93
bb) Zeitliche Beschränkung der Wirkung von Auslegungsurteilen 94
cc) Zeitliche Beschränkung der Wirkung von Ungültigkeitsurteilen 97
d) Grundlegende Kritik an der zeitlichen Beschränkung der Urteilswirkungen durch den EuGH 100
aa) Anmaßung legislativer Kompetenzen durch den EuGH 100
bb) Dammbruch-Gefahr 102
cc) Effet utile 103
dd) Vertikale Zuständigkeitsverteilung 105
ee) Beschneidung des effektiven Rechtsschutzes 105
ff) Zusammenfassung 106
e) Fallgruppen 107
aa) Verhältnis Bürger–Staat 107
(1) Unionsrechtswidrige Zahlungsverpflichtung des Bürgers 107
(2) Unionsrechtswidrige Nichtzahlung des Staates 108
(3) Unionsrechtswidrige Leistungen des Staates 109
(4) Unionsrechtswidriges Vorenthalten einer staatlichen Leistung 109
bb) Verhältnis Private–Private 110
(1) Unionsrechtswidrige Nichtzahlung 111
(2) Unionsrechtswidrige vertragliche Sekundäransprüche 111
(3) Unionsrechtswidrige Schadensersatzansprüche 112
(4) Schadensersatzansprüche wegen Verstoßes gegen Unionsrecht 112
III. Zusammenfassung 113
D. Die Voraussetzungen der Begrenzung der zeitlichen Wirkung im Auslegungsverfahren 114
I. Gefahr schwerwiegender wirtschaftlicher Störungen 114
1. Auswirkungen bzw. Störungen 115
2. Wirtschaftliche Störungen 116
3. Die Störungen sind schwerwiegend 118
a) Fehlende Konturierung durch bisherige Rechtsprechung 118
b) Bisherige Einzelfallentscheidungen 119
c) Möglichkeit, die wirtschaftlichen Folgen zu quantifizieren 121
d) Wertende Entscheidung durch den EuGH 122
e) Zwischenergebnis 123
4. Gefahr 123
5. Der relevante faktische Kontext 126
6. Kritik am Tatbestandsmerkmal „Gefahr schwerwiegender wirtschaftlicher Störungen“ 128
II. Guter Glaube bzw. objektive und bedeutende Unsicherheit der Rechtslage 129
1. Ausgangspunkt 129
2. Unsicherheit aufgrund unionsrechtlicher Vorschriften 130
3. Bedeutende Unsicherheit: Verhalten der EU-Institutionen oder anderer Mitgliedstaaten 132
a) Allgemeines 132
b) Verhalten der Kommission 132
c) Verhalten des Gerichtshofs 135
d) Verhalten anderer EU-Institutionen 137
e) Verhalten anderer Mitgliedstaaten 138
f) Verhalten anderer Privater (Rechtssache Bosman) 140
g) Bedeutende Unsicherheit aufgrund dynamischer Rechtsentwicklung? 141
4. Objektive Unsicherheit 141
5. Maßgeblicher Zeitpunkt 142
6. Kritik am Tatbestandsmerkmal „Guter Glaube“ 145
III. Zum Verhältnis der beiden Tatbestandsvoraussetzungen 146
IV. Abweichende Auffassungen zu den Tatbestandsvoraussetzungen 147
V. Darlegungs- und Beweislast 148
1. Beibringungsgrundsatz und Darlegungslast 148
2. Beweislast 152
VI. Antrag auf Begrenzung der Urteilsfolgen 153
1. Allgemeines 153
2. Antragstellung durch Mitgliedstaaten 154
3. Antragstellung durch sonstige Verfahrensbeteiligte 155
4. Vorlagefrage des nationalen Gerichts 156
5. Begrenzung der Urteilsfolgen ohne Antrag 158
6. Antragsfrist 159
7. Zusammenfassung: Zum Wesen des „Antrags“ 160
VII. Zeitliche Begrenzung im Urteil selbst enthalten 161
1. Entscheidungshoheit des EuGH 162
2. Erstmalige Auslegung der einschlägigen Rechtsfrage 164
a) Allgemeines 164
b) Bewertung im konkreten Einzelfall 166
c) Folgen einer früheren Auslegung 169
d) Kritik an der Präklusion aufgrund früherer Urteile 170
VIII. Einhaltung des Regel-Ausnahmeverhältnisses – eine selbständige Tatbestandsvoraussetzung? 174
IX. Behandlung von Sonderkonstellationen 174
1. Zeitliche Beschränkung zur Vermeidung ungerechtfertigter Bereicherungen? 174
2. Berücksichtigung von Regressansprüchen 176
X. Zusammenfassung 177
E. Die Rechtsfolgen der Begrenzung der zeitlichen Wirkung im Auslegungsverfahren 179
I. Grundsatz: ex-tunc-Wirkung 179
1. Herleitung und Umfang der ex-tunc-Wirkung 179
2. Weitergehende Folge: Erstattungsanspruch 182
II. Abweichend bestimmter Zeitpunkt der Wirkungen des Urteils 183
1. Allgemeines 183
2. Zeitliche Anknüpfungspunkte 185
a) Datum der Verkündung des Urteils 185
b) Zeitpunkt in der Zukunft 186
c) Zeitpunkt eines den guten Glauben erschütternden Ereignisses 192
d) Datum der Verlesung der Schlussanträge 193
e) Datum des Urteils in einem vorangegangenen Verfahren 194
f) Datum der Veröffentlichung des Vorlagebeschlusses im Amtsblatt 196
g) Zwischenergebnis 196
3. Der Zeitpunkt für den Beginn der zeitlichen Beschränkung 196
III. Räumlicher Geltungsbereich der Beschränkung 197
1. Ansatz für eine räumlich beschränkte Wirkung der Urteilsbeschränkung 197
2. Begünstigte einer räumlich begrenzten Urteilsbeschränkung 198
3. Unionsweite Wirkung der Beschränkung in der bisherigen Rechtsprechung 199
4. Territorial begrenzte Beschränkung de lege ferenda? 202
5. Zusammenfassung 205
IV. Rückausnahme 205
1. Einleitung 205
2. Ratio der Rückausnahme 206
3. Prüfungskompetenz 207
4. Voraussetzungen der Rückausnahme 208
a) Klage erhoben 208
b) Entsprechender Rechtsbehelf eingelegt 209
c) Rechtzeitige Einlegung des Rechtsbehelfs 210
aa) Problemstellung 210
bb) Maßgeblicher Anknüpfungspunkt 211
(1) Datum der Verkündung des Urteils 211
(2) Datum der Verlesung der Schlussanträge 213
(3) Datum der Verkündung des Urteils in einem früheren Verfahren 217
(4) Datum der Veröffentlichung des Vorlagebeschlusses im Amtsblatt 218
(5) In der Zukunft liegender Zeitpunkt 220
(6) Zwischenergebnis 221
d) Nicht erforderlich: Berufung auf das Unionsrecht 221
5. Ermessen des EuGH? 222
6. Faktische Rückausnahme durch nationale Verfassungsgrundsätze? 225
7. Zwischenergebnis 226
V. Auswirkungen nationaler Vorschriften zur Bestandskraft oder Verjährung 227
1. Zulässigkeit und Erforderlichkeit nationaler Verfahrensvorschriften 228
2. Grenzen der Zulässigkeit nationaler Verfahrensvorschriften 229
a) Äquivalenzgrundsatz 230
b) Effektivitätsgrundsatz 231
c) Gezielter Ausschluss der Wirkungen einzelner EuGH-Urteile? 234
3. Durchbrechung des Anwendungsvorrangs durch mitgliedstaatliche Gerichte? 238
4. Zwischenergebnis: Möglichkeiten der Schadensbegrenzung für die Mitgliedstaaten 242
5. Exkurs: Maßnahmen auf unionsrechtlicher Ebene 243
VI. Zusammenfassung 245
F. Die Voraussetzungen und Rechtsfolgen der Begrenzung der zeitlichen Wirkung im Ungültigkeitsverfahren 247
I. Einleitung 247
II. Grundsatz: Rückwirkung der Ungültigkeitsentscheidung 249
III. Besonderheiten bei den Tatbestandsvoraussetzungen 250
1. Folgen des Urteils 251
2. Guter Glaube 253
3. Ausnahmecharakter der zeitlichen Beschränkung? 256
4. Zeitliche Begrenzung im Urteil selbst enthalten 257
5. Befugnis zur zeitlichen Beschränkung von Amts wegen 258
IV. Besonderheiten bei der Rechtsfolgenbestimmung 259
1. Zeitpunkt für den Eintritt der Urteilswirkungen 259
2. Rückausnahme 261
V. Zusammenfassung 263
G. Rechtsökonomische Aspekte 265
I. Ökonomische Analyse des Rechts 265
1. Allgemeines 265
2. Rechtsfolgenanalyse durch Gerichte 267
II. Ökonomische Betrachtung der ex-tunc-Wirkung von Vorabentscheidungen 268
1. Ökonomische Folgen des Erstattungsanspruchs und sonstiger Zahlungsansprüche 268
2. Wohlfahrtssteigerung als immanentes Ziel der Europäischen Union 270
III. Ökonomische Betrachtung der zeitlichen Beschränkung der Urteilswirkungen 271
1. Ex-post-Betrachtung 271
2. Ex-ante-Betrachtung 272
a) Verhaltenssteuernde Aspekte in Bezug auf die Mitgliedstaaten 272
b) Verhaltenssteuernde Aspekte in Bezug auf die Individuen in der Union 275
IV. Zusammenfassung 276
H. Alternativen: Die zeitliche Beschränkung der Urteilswirkungen de lege ferenda 277
I. Stärkere Rücksichtnahme auf die finanziellen Belange der Mitgliedstaaten 277
II. Unvereinbarerklärung nach dem Vorbild des deutschen Bundesverfassungsgerichts 278
III. Die „Berliner Erklärung“ 279
IV. Zweistufiges Verfahren 282
1. Problematik 282
2. Vorschlag für ein zweistufiges Verfahren 283
3. Vorteile des zweistufigen Verfahrens 285
4. Vereinbarkeit mit dem EU-Prozessrecht 286
V. Zusammenfassung 288
J. Schlussbemerkungen 290
I. Ergebnisse der Arbeit 290
II. Ausblick 298
Literaturverzeichnis 299
Sachverzeichnis 318