Sekundärer maritimer Klimaschutz: Das Beispiel der Ozeandüngung
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Sekundärer maritimer Klimaschutz: Das Beispiel der Ozeandüngung
Veröffentlichungen des Walther-Schücking-Instituts für Internationales Recht an der Universität Kiel, Vol. 182
(2012)
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Kerstin Güssow, geboren 1982 in Hannover, studierte nach dem Abitur 2002 Rechtswissenschaften in Hannover und Rouen, Frankreich. Im Anschluss an ihr Studium begann sie 2008 mit der Erstellung ihrer Dissertation im Rahmen des Exzellenzclusters »The Future Ocean« in Kiel. Gleichzeitig arbeitete sie am Lehrstuhl von Prof. Dr. Alexander Proelß am Walther-Schücking-Institut für Internationales Recht als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Seit Juni 2011 ist sie Rechtsreferendarin in Schleswig-Holstein im Landgerichtsbezirk Kiel. Der Doktorgrad wurde ihr im Mai 2012 verliehen.Abstract
Kerstin Güssow setzt sich mit dem Climate Engineering als Maßnahme des sekundären Klimaschutzes auseinander und analysiert am Beispiel der Ozeandüngung völkerrechtliche Normen auf ihre Anwendbarkeit und Eignung zur Bewertung dieser Methode.Der erste Teil umreißt die naturwissenschaftlichen Hintergründe der Ozeandüngung. Es zeigt sich, dass weder der Erfolg der Ozeandüngung als Methode zur langfristigen Sequestrierung von CO2 am Meeresboden gesichert ist, noch mögliche negative Nebenwirkungen ausgeräumt oder - umgekehrt - als nicht hinnehmbar bestätigt werden können. Der zweite Teil widmet sich dem bestehenden Recht und jüngsten Entwicklungen betreffend die Ozeandüngung. Die Methode befindet sich dabei in rechtlicher Hinsicht im Konfliktfeld zwischen Seevölkerrecht, dem Recht der Biodiversität und dem Klimaschutzrecht. Die unterschiedlichen Bereiche des Völkerrechts decken das Thema der Ozeandüngung jedoch nicht abschließend ab. Stattdessen bleiben wegen der mit dieser technologischen Methode verbundenen wissenschaftlichen Unsicherheit Widersprüche bestehen. Als verbindendes Glied, um zwischen den betroffenen Bereichen des Völkerrechts auch im Fall der Ozeandüngung Synergien zu schaffen, zeigt der dritte Teil der Arbeit das Vorsorgeprinzip auf. Die vorgeschlagene Lesart der Vorsorge orientiert sich an ihrer rechtstheoretischen Einordnung als Prinzip und ermöglicht es dadurch, die sich gegenüber stehenden Positionen gegeneinander abzuwägen. Die betroffenen völkerrechtlichen Regime lassen sich so miteinander in Beziehung setzen und tragen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und den damit verbundenen wissenschaftlichen Unsicherheiten Rechnung.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 14 | ||
Einführung | 21 | ||
Erster Teil: Naturwissenschaftlicher Hintergrund der Ozeandüngung | 26 | ||
Kapitel 1: Theorie des Verfahrens und seine Voraussetzungen | 26 | ||
I. Ozeanzirkulation | 26 | ||
II. Bedeutung der Biologischen Pumpe im Rahmen der Ozeandüngung | 29 | ||
Kapitel 2: Mögliche Risiken | 37 | ||
I. Eutrophierung | 37 | ||
II. Veränderung des globalen Nährstoffgleichgewichts und der Artenkomposition | 40 | ||
Zweiter Teil: Ozeandüngung als maritimer sekundärer Klimaschutz de lege lata | 45 | ||
Kapitel 1: Das Konzept der Ozeandüngung im völkerrechtlichen Klimaschutzrecht | 46 | ||
I. Begriffsbestimmung Climate Engineering | 49 | ||
II. Begriffsbestimmung Ozeandüngung | 55 | ||
III. Verhältnis zu mitigation | 57 | ||
Kapitel 2: Seevölkerrechtliche Einordnung der Ozeandüngung | 63 | ||
I. Das Seerechtsübereinkommen – Der Blickwinkel des Meeresumweltschutzes | 63 | ||
1. Allgemeine Pflichten zum Schutz der Meeresumwelt | 65 | ||
2. Zuordnung der Düngungsmaßnahmen zu einer Verschmutzungsart | 68 | ||
3. Ozeandüngung als Verschmutzung durch Einbringen | 69 | ||
a) Auslegungsmethoden im Völkerrecht | 72 | ||
b) Auslegung der Begriffe „Abfall“ oder „sonstiger Stoff“ | 73 | ||
c) Auslegung des Begriffes „Beseitigen“ | 74 | ||
aa) Wortlaut | 74 | ||
bb) Systematische Auslegung | 78 | ||
cc) Teleologische Auslegung | 79 | ||
d) Ausschluss gemäß Art. 1 Abs. 1 Nr. 5 lit. b) ii) SRÜ | 80 | ||
aa) Andere Zwecke als die bloße Beseitigung | 80 | ||
bb) Nicht im Widerspruch zu den Zielen des SRÜ | 81 | ||
e) Ergebnis | 85 | ||
II. Universelle Ausgestaltung der Meeresumweltschutzverpflichtung des Seerechtsübereinkommens | 86 | ||
1. Verweis des Seerechtsübereinkommens auf spezielle seerechtliche Abkommen | 86 | ||
2. Die Londoner Konvention und das Londoner Protokoll | 92 | ||
a) Die Londoner Konvention | 92 | ||
b) Das Londoner Protokoll | 94 | ||
3. Ausnahmebestimmungen des Londoner Regelwerks | 96 | ||
a) Geologische Materialien | 99 | ||
aa) Geologisch | 100 | ||
bb) Anorganisch | 101 | ||
cc) Nicht verunreinigt | 102 | ||
dd) Träge | 103 | ||
b) Organische Materialien natürlichen Ursprungs | 104 | ||
c) Sondergenehmigung gemäß Annex II zur Londoner Konvention | 105 | ||
d) Zusammenfassung | 106 | ||
4. Vertragspraktische Entwicklungen im Rahmen des Londoner Regelwerks betreffend Ozeandüngungsmaßnahmen | 107 | ||
a) Das Statement of Concern von 2007 | 107 | ||
b) Der Weg zu einer Resolution zur Regelung der Ozeandüngung | 111 | ||
c) Der Weg zu einer rechtlich verbindlichen Lösung | 125 | ||
5. Zusammenfassung | 141 | ||
III. Weitere Vereinbarungen betreffend den Meeresumweltschutz | 143 | ||
1. Regionale Abkommen zum marinen Umweltschutz | 143 | ||
2. Das Antarktische Vertragssystem | 149 | ||
IV. Anforderungen an eine küstenstaatliche Berechtigung zur Meeresforschung | 153 | ||
1. Innere Gewässer und Küstenmeer | 155 | ||
2. Anschlusszone und Ausschließliche Wirtschaftszone | 155 | ||
3. Hohe See | 157 | ||
Kapitel 3: Zur Rolle der Biodiversitätskonvention im sekundären maritimen Klimaschutz | 158 | ||
I. Einführung | 158 | ||
1. Verhältnis der Biodiversitätskonvention zum internationalen Seerecht | 160 | ||
2. Organisationsaufbau der Biodiversitätskonvention | 162 | ||
II. Entwicklungen im Rahmen der CBD zum sekundären Klimaschutz | 166 | ||
III. Zur rechtlichen Bedeutung von CBD COP Decisions | 180 | ||
1. Einordnung der CBD COP in einen Prozesses internationaler Rechtsetzung | 181 | ||
2. Rechtsverbindlichkeit von CBD COP Decisions | 184 | ||
a) Explizite Befugnis | 184 | ||
aa) Mangelnde Verankerung im Übereinkommenstext | 184 | ||
bb) Mangelnde Verankerung in der Geschäftsordnung | 187 | ||
b) Implizite Befugnis | 190 | ||
aa) Einfluss des pacta tertiis-Prinzips | 191 | ||
bb) Bedeutung konsensualer Abstimmung | 192 | ||
cc) Fehlender Durchsetzungsmechanismus | 197 | ||
dd) Verbindliche Auslegungsregel | 198 | ||
ee) Spätere Übung | 199 | ||
3. Bindung einzelner Teilnehmer der COP | 201 | ||
a) Bindungswirkung durch das Prinzip des estoppel | 201 | ||
b) Mangelnde Ratifizierung | 205 | ||
IV. Anwendung der CBD COP Decisions auf Fälle der Ozeandüngung | 206 | ||
1. Bezug zum Londoner Regelwerk | 209 | ||
2. „Scientific research studies“ | 210 | ||
3. „Small scale“ | 212 | ||
4. „Coastal waters“ | 217 | ||
5. Modifizierende Anforderungen der zehnten CBD Vertragsstaatenkonferenz | 220 | ||
Kapitel 4: Vorgaben des allgemeinen Völkergewohnheitsrechts | 221 | ||
Kapitel 5: Zusammenfassende Beurteilung | 224 | ||
Dritter Teil: Zum Einfluss des Vorsorgeprinzips bei der Bewertung von Fragen des sekundären maritimen Klimaschutzes | 227 | ||
Kapitel 1: Das Konzept der Vorsorge | 229 | ||
I. Entwicklung und Formulierung | 229 | ||
II. Anforderungen an die Identifizierung des Konzepts der Vorsorge in weiteren Abkommen | 234 | ||
III. Inhaltliche Merkmale | 235 | ||
1. Umweltgefährdung | 235 | ||
2. Verzicht auf vollständige wissenschaftliche Gewissheit | 238 | ||
3. Staatliches Handeln in der Rechtsfolge | 240 | ||
IV. Anwendung der gefundenen Kriterien auf die Biodiversitätskonvention | 243 | ||
V. Anwendung der gefundenen Kriterien auf das Seerechtsübereinkommen | 246 | ||
Kapitel 2: Normtheoretische Betrachtung | 248 | ||
I. Allgemeine Rechtstheorie im innerstaatlichen Rechtssystem | 248 | ||
II. Übertragbarkeit des normtheoretischen Konzepts auf das Völkerrecht | 253 | ||
1. Determinierung des normtheoretischen Konzepts durch Art. 38 I lit. c) IGH-Statut | 254 | ||
2. Abgrenzung zu Verpflichtungen | 258 | ||
3. Zusammenfassende Einordnung | 260 | ||
Kapitel 3: Das Konzept der Vorsorge als Prinzip im Sinne des rechtstheoretischen Verständnisses | 261 | ||
I. Funktion und Wirkung des Vorsorgeprinzips | 262 | ||
1. Auslösung und Funktionsweise | 264 | ||
2. Umfang des Einflusses | 268 | ||
3. Tatsächliche Wirkung | 269 | ||
II. Zu einer möglichen Beweislastumkehr durch das Vorsorgeprinzip und deren Folgen | 275 | ||
Kapitel 4: Zusammenfassende Bedeutung des dargestellten Verständnisses des Vorsorgeprinzips für die Ozeandüngung | 280 | ||
Schlussbetrachtung | 285 | ||
Dokumentenverzeichnis | 287 | ||
Literaturverzeichnis | 304 | ||
Sachregister | 333 |