Tradition und Verfassungsrecht
BOOK
Cite BOOK
Style
Format
Tradition und Verfassungsrecht
zwischen Fortschrittshemmung und Überzeugungskraft. Vergangenheit als Zukunft?
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1234
(2013)
Additional Information
Book Details
Pricing
Abstract
Die Bedeutung der Tradition für das Verfassungsrecht war bisher noch nicht Gegenstand einer systematisch vertieften Untersuchung. Eine solche soll hier nun vorgelegt werden, in einer Zeit gesellschaftlicher und politischer Polarisierung, zwischen Bewährtem und Fortschritt.»Tradition« ist noch kein allgemeiner Verfassungsbegriff; sie wirkt über die Prägung einzelner Norminhalte und Institutionen, gerade im Staatsrecht, durch deren Bewährung in der Zeit, stets aber unter Vorrang des gegenwärtigen Rechtssetzungswillens. Der jeweilige Traditionsgehalt ergibt sich aus der Verfassungsgeschichte, welche so Elemente der Staatsrechtsdogmatik liefert.Die gegenwärtige Verfassungsordnung ist nicht »in Tradition entstanden«, sondern in vielfacher Gegensätzlichkeit zu früheren Gestaltungen. Für die grundgesetzliche Ordnung lässt sich das Gewicht der Tradition nur induktiv ermitteln; am stärksten wirkt es in der Beschränkung staatlicher Gewalt durch die Grundrechte, organisationsrechtlich in Föderalismus und Selbstverwaltung.In der Fortwirkung des Staatsrechts in seinen lange Zeit akzeptierten Gestaltungen bewährt sich der Geltungsanspruch des Rechts zugleich in dynamischem Wandel und in grundsätzlicher Überzeitlichkeit.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
A. Tradition als Gegenwartsproblem des Staatsrechts | 13 | ||
I. Tradition, Wandel und Fortschritt | 13 | ||
1. Tradition und demokratische Offenheit | 13 | ||
2. Die drei Schritte der „Tradition“ | 15 | ||
II. Gegenwärtige „Grundstimmungen“ gegen juristischen Traditionalismus | 17 | ||
1. Technisch-naturwissenschaftliche Entwicklung | 17 | ||
2. Tradition und/aus Religion | 19 | ||
3. Grundströmungen einer Abschwächung der Traditionalität? | 20 | ||
4. Nationalstaatliche Traditionen und „Herkommen“ in überstaatlichen Zusammenschlüssen | 21 | ||
5. Abschwächungstendenzen der „Tradition“ – dennoch Notwendigkeit ihrer Untersuchung | 22 | ||
III. Politik, Demokratie: Gegen Traditionalismus? | 22 | ||
1. Politik: Bewegung und Fortschritt | 22 | ||
2. Demokratie: Antithese zur Tradition? | 24 | ||
IV. Verfassung: Staatsform aus Tradition | 25 | ||
1. Verfassung: Traditionsbezogene demokratische Ordnungsform | 25 | ||
2. Verfassungsrecht als Verfestigung – Traditionalisierung der Ordnung | 26 | ||
3. Tradition und „Verfassung als Auftrag“ | 28 | ||
B. Tradition als Verfassungsbegriff – Allgemeines zu Geltungsvoraussetzungen und Inhalt | 30 | ||
I. Der Begriff Tradition im Recht | 30 | ||
1. Bisherige Übung | 30 | ||
a) Feststellung bisheriger Übung | 30 | ||
b) Zeitliche Nähe des Traditionellen | 31 | ||
c) Überzeugungskraft der Tradition – Effizienz | 32 | ||
2. Lange Übung – Steigerungsform der Traditionswirkung | 34 | ||
a) Zusammenfassung von Unbestimmbarem | 34 | ||
b) Unvordenklichkeit | 35 | ||
3. Tradition: Legitimation aus früherem Willen | 37 | ||
a) Tradition als Legitimität, Staatsvoraussetzung, Wesen der Macht | 37 | ||
b) Tradition: Macht (auch) aus (Willen der) Vergangenheit | 39 | ||
4. Exkurs: Tradition und „Tendenz“ – „Dynamische Tradition“ | 40 | ||
II. Die Rechtswirkung der Tradition – Herkommen und Rechtsgeltung | 41 | ||
1. Bindungswirkungen nur über gesetztes Recht | 41 | ||
2. Tradition als Geltungs-Form des Rechts | 41 | ||
3. Geltungskonkretisierung durch Tradition – Anwendungs-Traditionen der Rechtslagen | 43 | ||
4. Der favor legis: Geltungsverlängerung im Zweifel – durch Tradition | 44 | ||
5. Begründungsgewicht der Tradition – Abwägung | 45 | ||
III. Tradition und Gewohnheitsrecht | 47 | ||
1. Niedergang des Gewohnheitsrechts – damit des Traditionalismus im Recht? | 47 | ||
2. Antitraditionalität aus der Entwicklung des Gewohnheitsrechts? | 47 | ||
3. Tradition als Systematisierung fortgesetzter Übung | 49 | ||
4. Tradition: Ausgreifen in Außerrechtliches | 50 | ||
IV. Ergebnis zu Tradition als Verfassungsbegriff | 52 | ||
C. Verfassungsgeschichte und Tradition | 54 | ||
I. Verfassungsentwicklung als wesentlicher Inhalt des Herkommens | 54 | ||
1. Tradition als geschichtsbezogene Verfassungsbegrifflichkeit | 54 | ||
2. Verfassungsgeschichte als rechtliche Dogmengeschichte | 54 | ||
II. Historia Magistra – Traditio legifera – Allgemeines | 55 | ||
1. Ambivalenz geschichtlicher Betrachtung gegenüber einer „Tradition“ | 55 | ||
2. Tradition: Historische Erschlaffung – quietistische Versuchung zum Hedonismus | 57 | ||
3. Historie als „Bild der Evolution“ – gegen Tradition | 58 | ||
4. Historia – Magistra des Traditionsbruchs? – Die „revolutionäre Tradition“ | 59 | ||
5. „Tradition im raschen Wandel“: in der Geschichte der politischen Ideen | 60 | ||
III. Einzelne Problembereiche historischer Traditionalität | 61 | ||
1. Lang- und kurzfristige historische Betrachtung | 61 | ||
2. Verabsolutierung kurzfristiger Geschichte? | 62 | ||
3. Geschichte als Pendelbewegung: Traditionsschwach | 62 | ||
4. Tradition und „Unumkehrbarkeit“ geschichtlicher Entwicklungen | 64 | ||
5. Geschichtswiederholung in Tradition? | 66 | ||
D. Tradition und Grundgesetz | 68 | ||
I. Die Ermittlung der Traditionalität im geltenden Verfassungsrecht: Induktives Vorgehen | 68 | ||
1. Traditionsmethodik aus Kontinuität – oder Herkommensbruch | 68 | ||
2. Das Grundgesetz: Verfassungsrecht aus Traditionsbruch | 69 | ||
II. Hinweise auf Tradition im Verfassungstext | 71 | ||
1. Zurückhaltendes Grundverständnis | 71 | ||
2. Die Ausnahme: „Hergebrachte Grundsätze des Berufsbeamtentums“ | 72 | ||
3. Traditionsgehalt der Präambel | 75 | ||
4. Übergangsvorschriften als Traditionsregelungen? | 78 | ||
III. Verfassungsrechtsprechung und Tradition als Verfassungsbegriff | 80 | ||
1. Fehlende Grundsatzrechtsprechung | 80 | ||
2. Keine nähere Verdeutlichung nach Inhalt und Wirkung | 81 | ||
3. Formen einer „Traditionsbildung“? | 81 | ||
4. Die Aufgabe der Verfassungsrechtsprechung | 82 | ||
IV. Tradition im Schrifttumsüberblick | 83 | ||
1. Allgemein-Grundsätzliches und Einzelbereiche | 83 | ||
2. Beiträge zu einem verfassungsrechtlichen Traditionsbegriff im Schrifttum? | 84 | ||
V. Exkurs: „Verfassungswerte“ und Tradition | 84 | ||
1. „Verfassungswerte“ – ein Demokratieproblem | 84 | ||
2. Tradition als „Inhalt und Wirkung von Verfassungswerten“ | 86 | ||
3. Grenzen der Bestimmung von Verfassungswerten durch Tradition | 88 | ||
VI. Verfassungsgrundentscheidungen (Rechtsstaatlichkeit, Demokratie) und Tradition | 90 | ||
1. Vorbemerkungen zum Folgenden: Grundfragen an Regelungen des geltenden Verfassungsrechts zu ihrem „Traditionspotenzial“ | 90 | ||
2. Rechtsstaatlichkeit | 91 | ||
3. Demokratie | 93 | ||
VII. Grundrechtstraditionen | 97 | ||
1. Allgemeines: „Grundrechtstraditionen“ als „Verfassungs-Traditionen“ | 97 | ||
2. Traditionspotenzial der Grundrechte nach deren freiheitsschützendem Gehalt | 98 | ||
a) Historischer Horizont der Grundrechtswirkungen | 98 | ||
b) Formen der rechtlichen Grundrechtsgewährleistung – „Grundrechtssystem“ | 99 | ||
c) Geltungswirkung der Grundrechte – Sanktionen durch Normenkontrolle | 101 | ||
d) Traditionell inhaltliches Ausmaß des Grundrechtsschutzes | 102 | ||
3. Tradition im Bereich rechtsinstitutionell verfestigter Grundrechte | 105 | ||
a) Allgemeines | 105 | ||
b) Beispiel: Ehe, Familie, Kindererziehung (Art. 6 Abs. 1 GG) | 106 | ||
c) Eigentum – Erbrecht (Art. 14 GG) | 107 | ||
d) „Institutionelles Fazit“ zur Tradition | 108 | ||
4. Traditionen im Bereich weiterer Freiheitsrechte | 109 | ||
a) Justizielle Traditionen (Art. 101 bis 104 GG i. V. m. Art. 2 Abs. 1 GG) | 109 | ||
b) Meinungsfreiheit (Art. 5 Abs. 1 GG) | 110 | ||
5. Ergebnisse zur „Grundrechtstradition“ | 111 | ||
VIII. Traditionen im Staatsorganisationsbereich | 113 | ||
1. Die „Änderungsintensität“ in der Staatsorganisation des Grundgesetzes | 113 | ||
2. Rückzug in und Primat der „Verfassungsrechtstechnik“ | 114 | ||
3. „Entideologisiertes“ Staatsorganisationsrecht | 115 | ||
4. Tendenz zu „Traditionen in Einzelbereichen“ | 116 | ||
5. Insbesondere: „Traditionsgetragener Föderalismus“ | 118 | ||
a) Historische Betrachtung: Heterogene Tradition in Abschwächung? | 118 | ||
b) Technisch-ökonomische Entwicklungen contra Traditions-Potenziale | 119 | ||
c) EU-Entwicklungen und nationale Tradition | 120 | ||
d) Grundgesetzliche Verbürgungen des Föderalismus: Der herkömmliche Territorialbestand der Länder | 121 | ||
e) Die föderalen (Mit)Wirkungsformen bei der Gesetzgebung | 122 | ||
f) Die „Zusammengehörigkeit“ in den Ländern als Traditionspotenzial | 123 | ||
g) Grundgesetzliche traditionelle Rahmen der „Zusammengehörigkeit“: Gleichwertige Lebensverhältnisse – Finanzausgleich | 124 | ||
h) Fazit zur „Tradition im deutschen Föderalismus“ | 126 | ||
6. Kommunaltradition, Selbstverwaltung | 126 | ||
a) Ein Bereich zentraler Traditionsentwicklung im öffentlichen Organisationsrecht | 126 | ||
b) „Föderale Traditionalität“ und Kommunalrecht | 127 | ||
c) Traditionsgewicht der „örtlichen Angelegenheit“ | 128 | ||
7. Selbstverwaltungstraditionen im Staatsrecht | 129 | ||
a) Hohe Grundsatzbedeutung für die Wirksamkeit von Traditionen | 129 | ||
b) Geschichtliche Entwicklungsströme verfassungsrechtlicher Autonomiebedeutung | 129 | ||
c) Von der kommunalen zur funktionalen Selbstverwaltung | 130 | ||
d) „Soziale Selbstverwaltung“ | 131 | ||
8. Ergebnisse zur „Tradition in der Staatsorganisation“ | 132 | ||
9. Exkurs: Verfassungswirkungen der „Tradition“ über das Staatskirchenrecht | 133 | ||
E. Gesamtergebnis zu den Traditionswirkungen im Grundgesetz | 137 | ||
F. Ausblick: Sterbend-unsterbliche Tradition im Staatsrecht | 141 | ||
1. Die Tradition und der allgemeine Autoritätsverlust im Gleichheitsstaat | 141 | ||
2. Das Ende von Monarchismus und Aristokratismus – Mutation des „traditionellen Gemeinwohls“ | 142 | ||
3. Traditionsgewinn aus Moral? | 143 | ||
4. Neue Traditionen aus internationalen Verflechtungen – „Weltbürgertum“? | 144 | ||
Sachwortverzeichnis | 146 |