Menu Expand

Versuche zu einer Soziologie des Wissens

Cite BOOK

Style

Scheler, M. (Ed.) (1924). Versuche zu einer Soziologie des Wissens. (Schriften des Forschungsinstituts für Sozialwissenschaften in Köln, Band II). Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-56119-3
Scheler, Max. Versuche zu einer Soziologie des Wissens: (Schriften des Forschungsinstituts für Sozialwissenschaften in Köln, Band II). Duncker & Humblot, 1924. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-56119-3
Scheler, M (ed.) (1924): Versuche zu einer Soziologie des Wissens: (Schriften des Forschungsinstituts für Sozialwissenschaften in Köln, Band II), Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-56119-3

Format

Versuche zu einer Soziologie des Wissens

(Schriften des Forschungsinstituts für Sozialwissenschaften in Köln, Band II)

Editors: Scheler, Max

Duncker & Humblot reprints

(1924)

Additional Information

Book Details

Pricing

About The Author

»Philosoph, * 22.8.1874 München, † 19.5.1928 Frankfurt/Main, begraben Köln, Südfriedhof. (jüdisch, seit 1900 katholisch)

S. stand in seiner Jugend unter dem Einfluß der streng orthodox-jüd. Mutter, doch schon während seiner Zeit am Ludwigsgymnasium in München näherte er sich dem kath. Glauben an. Da sein Vater aus pragmatischen Gründen zum jüd. Glauben konvertiert war, lebte er in einer Atmosphäre religiöser und weltanschaulicher Konfrontationen, die ihn auch sozialistische und darwinistische Ideen aufnehmen ließ. S. studierte seit 1894 in München, seit 1895 in Berlin Medizin, nahm aber v.a. an philosophischen Lehrveranstaltungen teil, u.a. bei Theodor Lipps, Wilhelm Dilthey und Georg Simmel. 1896 wechselte er zum Philosophiestudium nach Jena und wurde 1897 bei Eucken (1846–1926) promoviert (Btrr. z. Feststellung d. Beziehungen zw. d. log. u. eth. Prinzipien, 1899). In den folgenden beiden Jahren arbeitete er, zeitweilig an der Univ. Heidelberg bei Heinrich Rickert (1863–1936), eine erkenntnistheoretische Untersuchung aus, mit der er sich 1899 in Jena habilitierte (Die transzendentale u. d. psycholog. Methode, 1900, 1922). Wegen skandalträchtiger Streitigkeiten mit seiner Frau mußte S. sich 1905 von der Univ. Jena beurlauben lassen. Nach der Umhabilitierung an die Univ. München im nächsten Jahr trat er mit Lipps' Schülerkreis in Verbindung, der sich der Weiterbildung der durch Edmund Husserls (1859–1938) ›Logische Untersuchungen‹ (1900/01) initiierten phänomenologischen Philosophie widmete. Seiner persönlichen Begegnung mit Husserl 1902 schrieb S. wesentliche Impulse zu. sich vom Neuidealismus seines Lehrers Eucken ab- und der Phänomenologie zuzuwenden.

In den Münchner Jahren arbeitete S. v.a. an phänomenologisch inspirierten, aber unabhängig von Husserl entwickelten erkenntnistheoretischen und ethischen Schriften. In einem weithin öffentlich diskutierten Prozeß wurden ihm, der inzwischen als Lehrer der Ethik bekannt geworden war, sittliche Verfehlungen (u.a. Ehebruch) nachgewiesen, woraufhin er 1910 von der Univ. München entlassen wurde und als philosophischer Schriftsteller und unabhängiger Dozent nach Berlin ging. Hier verfaßte er phänomenologische Schriften, die ihn in kurzer Zeit neben Husserl zum führenden Phänomenologen machten (Mithg. v. Husserls ›Jb. f. Philos. u. phänomenolog. Forsch.‹ 1913–28). Auf frühere Entwürfe greift sein im ›Jahrbuch‹ erschienenes Hauptwerk ›Der Formalismus in der Ethik und die materiale Wertethik‹ (2 Bde., 1913/16, 2000) zurück, in dem er gegen Kant eine Neubegründung der Ethik auf|wertphilosophischen Grundlagen entwickelte. Das Werk besteht aus sechs Untersuchungen, die von erkenntnistheoretischen und methodologischen bis zu ethischen, allgemein wertphilosophischen und sozialphilosophischen Problemen reichen. Trotz seiner unzusammenhängenden und unabgeschlossenen Darstellungsform sollte es eine systematisch aufgebaute Ethik vorbereiten, die S. aber nicht ausarbeitete.

Nationalistische Töne, die seine Veröffentlichungen nach dem Ausbruch des Kriegs 1914 bestimmten, wichen seit 1916 dem Einsatz für eine europ. Friedensordnung im Geiste des an der kath. Kirche orientierten Solidaritätsprinzips (Krieg u. Aufbau, 1916). Über das Kriegsende hinaus galt S. als prominenter Vertreter einer Wiederbelebung der dt. und europ. Kultur aus dem kath. Glauben. Deshalb setzte sich der Oberbürgermeister der Stadt Köln, Konrad Adenauer, erfolgreich für eine Berufung S.s als o. Professor für Philosophie und Soziologie an die sozialwissenschaftliche Fakultät der neugegründeten Univ. Köln ein (1919); S. wurde zugleich Mitdirektor des Kölner Forschungsinstituts für Sozialwissenschaften. In den Kölner Jahren veröffentlichte S. religionsphilosophische Untersuchungen (Vom Ewigen im Menschen, 1921, 2000), die nachhaltig auf die kath. Theologie und die Erörterung interkonfessioneller Probleme einwirkten. In seinem auf eine Studie von 1913 zurückgehenden Buch ›Wesen und Formen der Sympathie‹ (1923, 1973) entwickelte er in kritischer Auseinandersetzung u.a. mit Freud eine Naturphilosophie des psychischen Lebens, die zugleich die Voraussetzungen für die Sozialphilosophie klären sollte. Im Zuge der Überarbeitung von Artikeln, die er während des Weltkriegs verfaßt und unter dem an Nietzsche erinnernden Titel ›Vom Umsturz der Werte‹ (2 Bde., 1919, 1972) vorgelegt hatte, distanzierte er sich 1923 öffentlich von der kath. Kirche, was seine Stellung in Köln stark erschütterte.

In ›Die Wissensformen und die Gesellschaft‹ (1926) arbeitete S. an der Grundlegung einer kritischen Weltanschauungslehre und Kulturphilosophie. Mit der darin enthaltenen Abhandlung über ›Probleme einer Soziologie des Wissens‹ gilt er als Begründer einer philosophisch fundierten Erkenntnissoziologie. Die ehemaligen religionsphilosophischen Ideen wandelten sich in den Kölner Jahren zu einer im Geiste Spinozas und des späten Schelling konzipierten Metaphysik des absoluten ›Ens a se‹, das sich in dieser Welt in den beiden Grundprinzipien von Leben und Geist manifestiert. Auf diesen metaphysischen und geschichtsphilosophischen Grundlagen skizzierte er in seinem Vortrag ›Die Stellung des Menschen im Kosmos‹ (1928, 1998) eine philosophische Anthropologie, wonach der Mensch und die Menschheit die aktive Vermittlung der im Absoluten auseinandergetretenen Prinzipien Leben und Geist und damit das Werden der Gottheit herbeiführen. Somit nimmt die Anthropologie in seinem sich zunehmend systematisch zusammenschließenden und vereinheitlichenden Lebenswerk eine Schlüsselstellung ein. S. war überzeugt, daß sich die Menschheit in einer geschichtsphilosophischen Periode befinde, deren Aufgabe in einem alle Arten von weltanschaulichen, kulturellen, ökonomischen, biologischen Gegensätzlichkeiten erfassenden ›Ausgleich‹ bestehe, der in solidarischem Einvernehmen zwischen Welt, Mensch und Gottheit herbeigeführt werde. Der Rundfunkvortrag ›Philosophische Weltanschauung‹ (1928) bildet die letzte Zusammenfassung dieser Ideen und damit das Testament, das er nach seinem Tod – bald nach der Berufung an die Univ. Frankfurt (Sommersemester 1928) – hinterließ. Obwohl S. nur wenige Schüler hatte (u.a. Paul Ludwig Landsberg, Hans-Eduard Hengstenberg), übte sein philosophisches Werk eine starke, anregende Wirkung v.a. in der phänomenologischen Philosophie, Wertphilosophie, Religionsphilosophie, Anthropologie sowie Wissens- und Kultursoziologie in Europa und den USA aus. – Max-Scheler-Ges. (seit 1993).«

Henckmann, Wolfhart, in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 644–646

Abstract

Der Sammelband »Versuche einer Soziologie des Wissens« wurde vom Kölner Forschungsinstitut für Sozialwissenschaften, Abteilung Soziologie in Auftrag gegeben. Unter den Beiträgern finden sich zahlreiche namhafte Soziologen wie etwa Paul Luchtenberg oder Paul L. Landsberg. An eine ausführliche Einleitung des Herausgebers und damaligen Leiters des Instituts Max Scheler schließt sich der Teil »Formale Wissenssoziologie und Erkenntnistheorie« an. Die Themen, die in diesem Teil behandelt werden, reichen von »Übertragungsformen des Wissens« bis zu »Soziologie der Jurisprudenz«. Der abschließende Teil ist mit »Materiale Wissenssoziologie« überschrieben und behandelt geschichtliche Typen wissenschaftlicher Kooperation, etwa die Soziologie der Scholastik oder der Mystik.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorrede. V
Inhaltsübersicht IX
I. Einleitung 1
Max Scheler: Probleme einer Soziologie des Wissens. 3
1. Wesen und Begriff der Kultursoziologie. 5
2. Die Soziologie des Wissens. 39
II. Formale Wissenssoziologie und Erkenntnistheorie. 147
Allgemeiner Teil. Allgemeine Formen und Bedingungen der Wissensbildung. 149
Paul Luchtenberg: Übertragungsformen des Wissens. 151
Inhaltsangabe. 151
I. Das Wißbare und das Wissen. 151
1. Wißbares und Wissen. 151
2. Mythisches Wissen und begriffliches Wissen. 152
3. Trieb zum System. 153
4. Inhalt und Form des Erlebens. 153
5. Vom unterbegrifflichen zum begrifflichen Wissen. 154
6. Forscher und Lehrer. 155
7. Das überbegriffliche Wissen und der ästhetische Mensch. 156
8. Wissen und Wißbares. 157
II. Übertragen und Empfangen 157
1. Künstler und Gelehrter. 157
2. Wissen und Methode. 158
3. Grenzen der Übertragbarkeit des Wissens. 159
4. Hypothese von den Kulturseelen. 159
5. Sinn unserer eignen Kultur. 161
6. Begriff der „Gemäßheit“. 161
7. Interessendynamik und Persönlichkeitsstruktur. 162
8. Psychologische und physiologische Gemäßheit. 163
III. Vererben und Vergessen 164
1. Wissen als Mittel zur Steigerung des Lebens. 164
2. Psychische Dispositionen. 165
3. Instinktive Akte als Leistungen eines „unbewußten Wissens“. 165
4. Probleme und Theorien des Instinkts. 166
5. Teleologische Instinktregulationen. 168
6. Vererbung erworbener Eigenschaften. 169
7. Aufgaben einer genealogischen Psychologie. 170
8. Begabung, Talent, Genie. 170
IV. Formen und Lehren 171
1. Wissensformung als Abbreviationsprozeß. 171
2. Das „anschauliche Bild“ des künstlerischen Schaffens. 172
3. Wirklichkeitsnachahmung und Schemadarstellung. 174
4. Das „begriffliche Zeichen“ als Wort und Schrift. 174
5. Das „weisende Symbol“ und der „eingeweihte Mensch“. 177
6. Soziologie der Stadien der Wissensformung. 178
7. Formen und Lehren. 179
8. Methodik der Übertragung. 179
Wilhelm Jerusalem: Die soziologische Bedingtheit des Denkens und der Denkformen. 182
I. 182
II. 187
III. 193
IV. 200
H. L. Stoltenberg: Kundnehmen und Kundgeben. 208
1. 209
2. 213
Leopold von Wiese: Einsamkeit und Geselligkeit als Bedingungen der Mehrung des Wissens. 218
Literatur. 218
Spezieller Teil. Wissensbedingungen im Bereiche der Geschichte, des Rechts und der Wirtschaft. 231
Justus Hashagen: Außerwissenschaftliche Einflüsse auf die neuere Geschichtswissenschaft. 233
Einleitung. Entstehung der Geschichtswissenschaft und der historischen Methode. 233
I. Überblick über die außerwissenschaftlichen Einflüsse. 236
II. Soziale und berufsmäßige Bedingtheit der Historiker. 238
III. Politisch-zeitgeschichtliche Bedingtheit der Historiker. 244
IV. Einwirkung der allgemeinen Welt- und Lebensanschauung. 251
Schluß. Soziologie der Geschichtswissenschaft und Geschichtslogik. 253
Paul Honigsheim: Stileinheiten zwischen Wirtschaft und Geisteskultur. 256
Inhaltsübersicht 256
Literatur. 256
I. Einleitung. Die Problemstellung und seine Beantwortungsmöglichkeiten. 257
II. Wirtschaftsleben und Oeisteskultur in ihrer Verbundenheit und Getrenntheit. 257
1. Wirtschaft und Magie in der undifferenzierten Gesellschaft reflektionslosen Hordendaseins. 257
2. Wirtschaft und Magie in den Stadien erster sozialer Differenzierung. 258
3. Die Wirtschaft, beherrscht vom Geistesleben, in den religiösen und theokratischen Einheitskulturen. 258
4. Wirtschaft und Wissenschaft in Stileinheit und in freier Verknüpfung miteinander in der Renaissance. 259
5. Die Wirtschaft und die Wissenschaft von ihr und vom Staat unter der Herrschaft staatlicher Einheitskultur. 260
6. Das freie Nebeneinander von Staat, Wirtschaft und Wirssenschaft im Zeitalter des Liberalismus. 261
7. Das Geistesleben unter der Herrschaft der Wirtschaft und als Ausdruck der mechanischen Welt. 261
Paul Honigsheim: Soziologie der Jurisprudenz. 263
Literaturangaben. 263
III. Materielle Wissenssoziologie. 273
Lore Spindler: Indische Lebenskreise. 275
Dr. Paul L. Landsberg: Zur Erkenntnissoziologie der aristotelischen Schule 295
Paul Honigsheim: Soziologie der Scholastik. 302
Inhaltsübersicht. 302
Literaturangaben. 302
I. Einleitung. Umgrenzung des Themas und Begriffsbestimmungen. 303
II. Soziologie der Scholastik. 303
1. Die gesellschaftliche Bezogenheit einer jeden Scholastik. 303
2. Die Hauptformen der Scholastik, auf Grund ihrer Orientiertheit nach verschiedenen Vergesellschaftungsgebilden klassifiziert 305
Paul Honigsheim: Soziologie des realistischen und des nominalistischen Denkens. 308
Inhaltsübersicht 308
Literaturangaben. 308
I. Wesen, Geschichte und Kontinuität von Realismus und Nominalismus. 310
II. Realismus und Nominalismus in ihrer gesellschaftlichen Bedingtheit 313
III. Die soziologischen Auswirkungen des Nominalismus. 317
IV. Realismus, Nominalismus und Gegenwartskrise. 321
Paul Honigsheim: Soziologie der Mystik. 323
Inhaltsübersicht 323
Literaturverzeichnis und Anmerkungen. 323
I. Einleitung: Bedeutung und Umgrenzung des Themas. 329
II. Soziologie der Mystik. 333
1. Die Mystik in ihrer Bedingtheit durch das Vorhandensein bestimmter gesellschaftsbildender Faktoren und Vergesellschaftungsgebilde. 333
2. Bedeutung der Mystik als Faktor der Vergesellschaftung. 339
III. Die geistige und die gesellschaftliche Gegenwartskrise und die Zukunft der Mystik. 345
Dr. Vollrath-Erlangen: Zur Soziologie moderner Lebenskreise 347
1. 348
2. 358
Kuno Mittenzwey: Zur Soziologie der psychoanalytischen Erkenntnis. 365
Walter Johannes Stein: Soziologie des Steiner-Kreises. 376
Paul Honigsheim: Jugendbewegung und Erkenntnis. 389
Literaturangaben. 389
Dr. Helmuth Pleßner: Zur Soziologie der modernen Forschung und ihrer Organisation in der deutschen Universität. 407
1. Die Wissenschaftsform der modernen Gesellschaft. 407
2. Forschungsdienliche Eigenschaften der deutschen Universität. 417
Paul Honigsheim: Die Gegenwartskrise der Kulturinstitute in ihrer soziologischen Bedingtheit. 426
Literaturangabe. 426