Verabschiedung und Wiederentdeckung des Staates im Spannungsfeld der Disziplinen
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Verabschiedung und Wiederentdeckung des Staates im Spannungsfeld der Disziplinen
Editors: Voßkuhle, Andreas | Bumke, Christian | Meinel, Florian
Der Staat. Beihefte, Vol. 21
(2013)
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About The Author
Florian Meinel, Dr. jur., geb. 1981; Studium der Rechtswissenschaft und Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin 2001–2006, Erstes Staatsexamen März 2006, danach bis September 2011 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, 2010 Promotion. 2010 bis 2012 Referendariat beim Kammergericht mit Stationen unter anderem beim Bundesfinanzministerium; Zweites Staatsexamen Februar 2012. Seither Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Finanzrecht der Juristischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin (Professor Dr. Christian Waldhoff).Abstract
Die »Krise« des Staates als Inbegriff des Politischen und als Organisationsform legitimer Herrschaft gehört zu den Grunderfahrungen der Gegenwart. Zahlreiche Phänomene der politisch-sozialen Welt bezeugen einen beschleunigten Prozess des Wandels von Staatlichkeit: Es gibt einen wachsenden Raum des Politischen jenseits staatlich gebundener Politik. Das Verhältnis des Staates zur Religion wird mit neuartiger Radikalität in Frage gestellt. Das staatliche Rechtsetzungsmonopol löst sich auf. Auf dem Feld der internationalen Beziehungen sind dem Staat als Akteur mächtige Konkurrenten erwachsen. Doch wie lässt sich dieser Wandel wissenschaftlich angemessen beschreiben? Welche Bedeutung besitzt der Begriff des Staates heute im Öffentlichen Recht und in der Politikwissenschaft? Wie beschreibt und steuert das Recht den Prozess des Wandels von Staatlichkeit? Wie haben sich Staatsbilder und Staatsverständnisse seit dem Ende der nationalstaatlichen Epoche verändert? Welches Bild des Staates liegt der neueren Governance-Theorie zugrunde? Welche Relevanz hat der Staatsbegriff in der gegenwärtigen Demokratietheorie? Und welche Chancen hätte angesichts dieser Entwicklungen eine multidisziplinär arbeitende erneuerte Staatswissenschaft?Die Beiträge dieses Bandes dokumentieren aus verschiedenen disziplinären und thematischen Blickwinkeln den Stand der Forschung über einen Grundbegriff von Herrschaft, der in einer Reihe von Kontexten in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Renaissance erlebt hat. Dass das Denken der Krise in Deutschland nicht selten eine staatstheoretische Wendung nimmt, ist dabei seinerseits bemerkenswert und erklärungsbedürftig. Gewidmet sind die Beiträge des Bandes Gunnar Folke Schuppert, zu dessen Lebensthemen der Wandel von Staatlichkeit gehört.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
I. Disziplinäre Zugänge | 9 | ||
Helmuth Schulze-Fielitz: Konturen einer zeitgenössischen Staatssoziologie | 11 | ||
I. Problemstellungen | 11 | ||
II. Staatssoziologie: Ein Rückblick auf Max Weber | 11 | ||
1. Anlass: „Staatssoziologie″ im begrifflichen Kontext | 11 | ||
2. Die Konnexität von Staat und Wirtschaft als soziologisches Problem | 15 | ||
3. Das Monopol legitimer physischer Gewaltsamkeit | 16 | ||
4. Die Dominanz des Machtkampfes in der Politik | 17 | ||
III. Wandlungen von Staatlichkeit: An den Grenzen der Staatssoziologie Max Webers | 18 | ||
1. Prämissen: (Wie) ist eine Staatssoziologie möglich? | 18 | ||
2. Wandlungen des Monopols legitimer physischer Gewaltsamkeit | 19 | ||
3. Wandlungen des Legitimitätsglaubens | 22 | ||
4. Wandlungen der Verwaltung mit politischer Leitung und Beamtenschaft | 23 | ||
IV. Soziologische Probleme verfassungsstaatlicher Herrschaft: Desiderata oder Defizite? | 25 | ||
1. Problem: Soziologische Fragestellungen ohne juristischen Eigensinn? | 25 | ||
2. Staat und Wirtschaft im Kampf der Interessen | 28 | ||
3. Soziale Kontexte demokratischer Legitimation im Medium der Öffentlichkeit | 30 | ||
4. Soziologie des Rechtsstaats im Mehr-Ebenen-System | 33 | ||
V. Ausblick: Der soziologische Blick als Ersatz für eine Staatssoziologie? | 35 | ||
1. Soziologie verfassungsstaatlicher Herrschaft – eine erfüllbare Aufgabe? | 35 | ||
2. Soziologische Hypothesenbildung als Ersatz für eine Staatssoziologie? | 35 | ||
Oliver Lepsius: Funktion und Wandel von Staatsverständnissen | 37 | ||
I. Funktionen von Staatsverständnissen | 37 | ||
1. Staat als unterkomplexer Rechtsbegriff | 37 | ||
2. Die relationale Erkenntnisfunktion von Staatsverständnissen | 40 | ||
3. Die argumentative Begründungsfunktion von Staatsverständnissen | 44 | ||
4. Die disziplinenbegründende Funktion von Staatsverständnissen | 48 | ||
II. Zum Wandel von Staatsverständnissen | 50 | ||
1. Gegenständliche und methodische Unbestimmtheit | 51 | ||
2. Europäisierung und Internationalisierung | 51 | ||
3. Staat und Gesellschaft | 53 | ||
4. Öffentliches Recht und Privatrecht | 55 | ||
III. Wie verarbeitet man Dynamik und Wandel rechtswissenschaftlich? | 55 | ||
Arthur Benz: Ein Gegenstand auf der Suche nach einer Theorie – Ein Versuch, den Wandel des Staates zu begreifen | 59 | ||
I. Einleitung | 59 | ||
II. Staatsbegriff: Der Staat als institutionalisierte Herrschaftsordnung | 61 | ||
III. Dynamik der äußeren Form des Staates | 64 | ||
1. Territorialstaat und grenzüberschreitende Mobilität | 65 | ||
2. Staatsnation und wandelnde Loyalitäten | 66 | ||
3. Staatsfunktionen und Restrukturierung politischer Interessen | 67 | ||
IV. Dynamik der inneren Form des Staates | 69 | ||
1. Stabilität und Politisierung der Verfassung | 70 | ||
2. Populistische Demokratie, „Monitory Democracy″ und Mehrebenenparlamentarismus | 72 | ||
3. Reform und Evolution der Bürokratie | 74 | ||
V. Staat als Institution und Prozess | 76 | ||
Stephan Leibfried: Des Kaisers alte Kleider: Nur, warum ist er denn dann heute so nackt? | 81 | ||
I. Der Staat als Arena für Machtauseinandersetzungen – Eine Kritik | 83 | ||
II. Des Kaisers neue Kleider, oder: Er ist doch ziemlich nackt! | 86 | ||
Werner Jann: Nunmehr alles Governance, oder was? | 93 | ||
I. Verwaltungswissenschaft als disziplinärer Zugang | 93 | ||
II. Governance als Forschungsparadigma | 97 | ||
III. Governance und öffentliche Verwaltung | 99 | ||
IV. Governance und Institutionen | 101 | ||
V. Governance und die Bedeutung öffentlicher Institutionen | 105 | ||
VI. Zusammenfassung: Staatstheorie als Gestaltung von Institutionen | 107 | ||
Matthias Kötter: Kommentar zum Beitrag von Werner Jann | 111 | ||
I. Nunmehr nichts mehr Governance? | 111 | ||
II. Die Governance-Perspektive | 112 | ||
III. Wandel von Staat und Staatlichkeit | 115 | ||
IV. Wandel von Staatlichkeit aus der Governance-Perspektive | 118 | ||
V. Schluss | 121 | ||
II. Metamorphosen des Staates | 123 | ||
Karsten Fischer: Religionspolitische Governance im weltanschaulich neutralen Verfassungsstaat: Eine Problemskizze | 125 | ||
I. Das politische Problem religiöser Liberalität und seine Governancestrukturen | 125 | ||
II. Weltanschauliche Neutralität in der „postsäkularen″ Konstellation | 136 | ||
III. Schranken, religiöses Selbstverständnis und der gewaltenteilige Tatsächlichkeitsvorbehalt | 141 | ||
IV. Individualrechte gegen „administrativen Artenschutz″ | 150 | ||
Christian Bumke: Graduelle Entkoppelung von Staat und Recht | 155 | ||
I. Einleitung | 155 | ||
II. Annäherung an das Phänomen Privaten Rechts | 156 | ||
1. Erscheinungsformen und Eigenheiten privater Regeln und Muster | 156 | ||
2. Privates Recht und seine Funktionen | 157 | ||
III. Staat und Recht | 159 | ||
IV. Privates Recht im demokratischen Verfassungsstaat | 162 | ||
V. Herausforderungen | 164 | ||
VI. Legitimität Privaten Rechts | 167 | ||
1. Frage und Strategien der Legitimität | 167 | ||
2. Legitimationsdilemma | 170 | ||
Arno Scherzberg: Kommentar zum Beitrag von Christian Bumke | 173 | ||
I. | 173 | ||
II. | 174 | ||
III. | 176 | ||
IV. | 183 | ||
III. Regieren jenseits des Nationalstaates | 185 | ||
Michael Zürn: Der souveräne Staat als regulative Idee | 187 | ||
I. Einleitung | 187 | ||
II. Souveränität – Die externe Seite des Staates | 190 | ||
III. Souveränität als eine regulative Idee | 193 | ||
IV. Häutungen, Mutationen oder Metamorphosen | 198 | ||
1. Von der ewigen Anerkennung aufgrund von Kapazitäten zur wertekonditionalen Souveränität | 199 | ||
2. Von der alleinigen Letztentscheidungsinstanz zu pluralistischen Autoritäten | 202 | ||
3. Von der formellen Gleichheit zur institutionalisierten Ungleichheit | 205 | ||
V. Konklusion – Die neue Souveränität | 210 | ||
Marianne Beisheim: Der souveräne Staat und seine Konkurrenten – primus inter pares in einer Multiakteurs-Governance. | 211 | ||
I. Einleitung | 211 | ||
II. Welche Akteure konkurrieren wie mit dem Staat? | 213 | ||
III. Der Staat in verschiedenen Governance-Konstellationen | 214 | ||
1. International reguliertes nationalstaatliches Regieren | 215 | ||
2. Staatlich regulierte gesellschaftliche Selbstorganisation | 215 | ||
3. Transnationales Regieren am Staat vorbei | 216 | ||
4. Parallel-Regieren staatlicher und nicht-staatlicher Akteure | 217 | ||
IV. Neue Aufgaben für den Staat als Governance-Manager | 217 | ||
Tanja A. Börzel: EU-Staatlichkeit – ein Oxymoron? | 221 | ||
I. Einleitung | 221 | ||
II. Staat und Staatlichkeit | 222 | ||
III. Varianten von Staatlichkeit | 225 | ||
IV. Staatlichkeit in der Europäischen Union | 227 | ||
1. Kooption staatlicher und nicht-staatlicher Akteure | 228 | ||
2. Kooperation mit staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren | 229 | ||
3. Delegation an staatliche und nicht-staatliche Akteure | 230 | ||
V. EU-Staatlichkeit – geteilt und verflochten | 231 | ||
1. Zu viel EU Staatlichkeit? | 232 | ||
2. Oder zu wenig EU-Staatlichkeit? | 233 | ||
Peter M. Huber: EU-Staatlichkeit, was könnte das sein? | 237 | ||
I. Der Staat als Selbstbeschreibung des politischen Systems | 237 | ||
1. Keine trennscharfen Bestimmungskriterien | 237 | ||
2. Der Staaten- und Verfassungsverbund der EU | 238 | ||
3. Allgemeiner Befund | 240 | ||
II. Aus der Perspektive der Mitgliedstaaten: Wie kann es weitergehen? | 240 | ||
1. Die politische Selbstbestimmung als Schlüsselfrage | 240 | ||
2. Konsequenzen für die Rolle des Parlaments | 241 | ||
3. Absage an Europa als Elitenprojekt | 242 | ||
III. Der Nationalstaat als Schutz für die politische Selbstbestimmung | 243 | ||
IV. Fazit | 244 | ||
Mattias Kumm: Kosmopolitischer Staat und konstitutionelle Autorität: Eine integrative Konzeption Öffentlichen Rechts | 245 | ||
I. Verfassung jenseits des Staates? – Worum es geht | 245 | ||
II. Kosmopolitische Legitimitätsbedingungen staatlicher Verfassungen | 250 | ||
1. Drei Thesen | 250 | ||
2. Die Grenzen legitimer staatlicher verfassungsrechtlicher Autorität | 251 | ||
3. Drei Arten von Externalitäten | 256 | ||
III. Konsequenzen | 264 | ||
Eberhard Schmidt-Aßmann: Internationales Verwaltungsrecht: Begriffsbildung im Spiegel veränderter Staatlichkeit | 267 | ||
I. Internationales Verwaltungsrecht als „Kollisionsrecht″ | 267 | ||
1. Zum Sprachgebrauch: „Internationales″ Verwaltungsrecht | 268 | ||
2. Zum Sachproblem: „Öffentliches Kollisionsrecht″ | 270 | ||
II. Global Administrative Law (GAL) | 271 | ||
1. Treffende Analysen internationalisierten Verwaltungshandelns | 272 | ||
2. (Noch) wenig konkrete rechtliche Folgerungen | 273 | ||
III. Internationales Verwaltungsrecht als im Völkerrecht gegründetes „Aktions-, Determinations- und Kooperationsrecht″ | 275 | ||
1. Im Völkerrecht gegründetes Recht | 275 | ||
2. Die drei Funktionskreise des Internationalen Verwaltungsrechts | 277 | ||
IV. Abschließende Überlegungen | 282 | ||
Wolfgang Merkel: Staatstheorie oder Demokratietheorie: Wie viel Staat braucht die Demokratietheorie? | 285 | ||
I. Einleitung | 285 | ||
II. Staat und Demokratie in der Systemtheorie | 286 | ||
III. Wie viel Staat braucht die Demokratie(theorie)? | 290 | ||
1. Die Minimalisten | 292 | ||
2. Maximalisten | 294 | ||
3. Mittleres Demokratiekonzept | 295 | ||
IV. Wer steckt in der Krise: Die Demokratie oder der Staat? | 302 | ||
Jens Kersten: Staatstheorie oder Demokratietheorie? | 307 | ||
I. | 307 | ||
II. | 309 | ||
III. | 311 | ||
IV. | 313 | ||
IV. Staat, Politik, Recht | 315 | ||
Ulrich K. Preuß: Der Staat – weiterhin der zentrale Ort des Politischen? | 317 | ||
I. Zur Kategorie des Politischen | 317 | ||
II. Das Politische als das Polis-Gemäße | 318 | ||
III. Der Staat: Das Politische als Lösung des Kollektivgutproblems durch Souveränität | 319 | ||
IV. Staatsvolk: Die Herausbildung des Wir der Nation | 324 | ||
V. Staatsgewalt: Die Politisierung der Gesellschaft | 326 | ||
VI. Staatsgebiet: Die De-Territorialisierung des Staates – politics without a polity? | 329 | ||
VII. DieWettbewerber des Staates | 332 | ||
1. Die supranationale Alternative: Die EU | 332 | ||
2. Die ‚glokale′ Alternative: Die Stadt | 334 | ||
VIII. Schlussfolgerung | 337 | ||
Florian Meinel: Kommentar zum Beitrag von Ulrich K. Preuß | 339 | ||
Wolfgang Hoffmann-Riem: Umbauten im Hause des Rechts angesichts des Wandels von Staatlichkeit | 347 | ||
I. Zur Arbeitsweise von GFS | 347 | ||
II. Prolog zu theoretischen Grundannahmen | 348 | ||
III. Besichtigung im Hause des Rechts | 354 | ||
1. Vorratskammer 1: Rechtsquellen | 354 | ||
2. Vorratskammer 2: Grundrechtemagazin | 357 | ||
3. Werkstatt 1: Rechtsetzung | 361 | ||
4. Werkstatt 2: Rechtsanwendung | 362 | ||
5. Schaltraum: Methoden | 364 | ||
6. Chefetage: Dogmatik | 365 | ||
7. Andachtsraum: Legitimation | 367 | ||
Andreas Voßkuhle: Die Staatstheorie des Bundesverfassungsgerichts | 371 | ||
I. Staat, Theorie und Bundesverfassungsgericht | 371 | ||
1. Warum das Bundesverfassungsgericht als Theorieproduzent nicht geeignet ist | 371 | ||
2. Wie lassen sich staatstheoretische Erwägungen des Gerichts identifizieren? | 373 | ||
II. Elemente einer Staatstheorie | 374 | ||
1. „Staatstheorie″ und Europäische Einigung | 375 | ||
2. „Staatstheorie″ des Pluralismus | 378 | ||
3. „Staatstheorie″ und das Konzept der Verfassungsvoraussetzungen | 380 | ||
III. Fazit | 382 | ||
Anhang | 385 | ||
Teilnehmer des Colloquiums | 387 |