Korruptionsstrafrecht und Beteiligungslehre
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Korruptionsstrafrecht und Beteiligungslehre
Schriften zum Strafrecht, Vol. 246
(2013)
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Nicole Geisler, geboren 1985, absolvierte 2009 das Studium der Rechtswissenschaften mit Schwerpunkt Kriminalwissenschaften und Spezialisierung Strafrecht an der Friedrich-Schiller-Universität Jena mit der ersten juristischen Prüfung. Anschließend war sie bis 2012 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Strafrecht und Strafprozessrecht bei Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. Heiner Alwart tätig und promovierte zum Thema »Korruptionsstrafrecht und Beteiligungslehre«. Seit 2012 ist sie Rechtsreferendarin beim Oberlandesgericht Dresden.Abstract
Nicole Geisler führt zwei zumeist separat betrachtete Themen zusammen: das traditionelle Thema Beteiligungslehre und das Modethema Korruption. Auf Grundlage des ökonomischen Prinzipal-Agenten-Klienten-Ansatzes entwickelt sie ein Korruptionsmodell, das korruptive Handlungs- und Beziehungsstrukturen offenlegt. Diese und weitere spezielle Deliktsstrukturen stellen für die Beteiligungslehre eine dogmatische Herausforderung dar. Da Korruptionsdelikte auf Seiten des Nehmers als echte Sonderdelikte und auf Seiten des Gebers als Allgemeindelikte ausgestaltet sind, ist eine allgemeingültige Lösung zur Abgrenzung von Täterschaft und Teilnahme notwendig. Eine solche gelingt durch eine ganzheitliche Betrachtung objektiver und subjektiver Momente. Darüber hinaus präsentiert die Autorin Lösungen zur Beseitigung gesetzlicher Inkonsistenzen im Bereich der Teilnahme, die durch ungleiche Strafmilderungen entstehen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsübersicht | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abbildungsverzeichnis | 16 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 17 | ||
Kapitel 1: Erste allgemeine Gedanken zum Phänomen Korruption – Problemstellung, Ziel und Gang der Untersuchung | 21 | ||
A. Korruption als Schlüsselbegriff gegenwärtiger rechtspolitischer Auseinandersetzung | 22 | ||
B. Ziel und Gang der Untersuchung | 34 | ||
Kapitel 2: Präzisierung des Phänomens Korruption – Entwicklung eines Korruptionsmodells | 37 | ||
A. Begriff der Korruption | 37 | ||
I. Begriffsbestimmungen unterschiedlicher disziplinärer Ansätze | 39 | ||
1. Etymologischer Ansatz | 39 | ||
2. Ethischer Ansatz | 40 | ||
3. Soziologischer Ansatz | 42 | ||
4. Politikwissenschaftlicher Ansatz | 43 | ||
5. Kriminologischer Ansatz | 45 | ||
6. Ökonomischer Ansatz | 46 | ||
II. Gemeinsamkeiten der disziplinären Ansätze und Bildung eines allgemeinen Korruptionsbegriffes | 50 | ||
1. Tausch von Leistung und Gegenleistung | 51 | ||
2. Machtposition des Korrumpierten | 52 | ||
3. Missbrauch der Machtposition als Gegenleistung | 52 | ||
4. Vorteil des Korrumpierenden als Leistung | 54 | ||
5. Schadenspotenzial des Tausches | 55 | ||
6. Geheimhaltung des Tausches | 56 | ||
7. Ergebnis | 57 | ||
III. Erweiterung des Korruptionsbegriffes um Sondersituationen | 58 | ||
1. Autokorruption | 58 | ||
2. Einseitiger Korruptionsversuch | 59 | ||
B. Handlungstheoretische Strukturanalyse und Entwicklung eines Korruptionsmodells | 61 | ||
C. Formen der Korruption und spezifische Beziehungsstrukturen | 66 | ||
I. Situative Korruption | 67 | ||
II. Strukturelle Korruption | 68 | ||
rIII. Systematische Korruption | 69 | ||
D. Zusammenfassung zum Begriff Korruption | 70 | ||
Kapitel 3: Anwendung des Korruptionsmodells zur Identifikation bestimmter Straftatbestände als Korruptionsdelikte | 71 | ||
A. Prüfung bestimmter Straftatbestände auf korruptive Strukturen | 71 | ||
I. Straftaten im Amt, §§ 331– 334 StGB | 72 | ||
1. Täterstrukturen | 72 | ||
2. "rUnrechtsvereinbarung" als Ausdruck korruptiver Handlungselemente | 74 | ||
a) Konkretisierung und Differenzierung der Unrechtsvereinbarung | 77 | ||
b) Strafbarkeitsgrenzen | 80 | ||
II. Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr als Straftaten gegen den Wettbewerb, § 299 Abs. 1 und 2 StGB | 82 | ||
1. Täterstrukturen | 83 | ||
2. "rUnrechtsvereinbarung" als Ausdruck korruptiver Handlungselemente | 86 | ||
a) Übertragung des Prinzipal-Agenten-Klienten-Ansatzes auf § 299 StGB | 90 | ||
aa) Der Betriebsinhaber als Prinzipal: Gründe für die Straflosigkeit des Betriebsinhabers | 90 | ||
bb) Missbrauch einer Machtposition als tatbestandliche Voraussetzung | 92 | ||
b) Weitere Auslegungsvorschläge | 96 | ||
aa) "Eigennützigkeit" als Abgrenzungskriterium | 97 | ||
bb) Zustimmung des Betriebsinhabers | 98 | ||
c) Entwurf eines zweiten Korruptionsbekämpfungsgesetzes | 102 | ||
III. Submissionsabsprachen als Straftat gegen denWettbewerb, § 298 StGB | 105 | ||
1. Täterstrukturen | 108 | ||
2. "rVertikale Absprachen" als korruptives Handlungselement? | 109 | ||
IV. Untreue als Straftat gegen das Vermögen, § 266 StGB | 113 | ||
1. Täterstrukturen und korruptives Handlungselement | 114 | ||
2. Fallgruppen der Untreue im Korruptionskontext | 120 | ||
a) "Kick-backs" | 121 | ||
b) "Schwarze Kassen" | 122 | ||
c) Zusammenfassung | 126 | ||
V. Einordnung bestimmter Straftatbestände als Korruptionsdelikte | 126 | ||
B. Klassifizierung bestimmter Straftatbestände als Korruptionsdelikte | 127 | ||
I. Korruptionsdelikte im engeren und weiteren Sinne | 127 | ||
II. Korruptionsdelikte im öffentlichen und privaten Bereich | 130 | ||
III. Korruptionsdelikte im Sinne des Vorteilsnehmers und des Vorteilsgebers | 132 | ||
Kapitel 4: Kritische Analyse von Handlungsstrukturen innerhalb klassischer Korruptionstatbestände | 134 | ||
A. Beteiligungssysteme und die Problematik der Verwendung des Tatherrschaftsgedankens | 136 | ||
I. Differenzierendes Beteiligungssystem | 136 | ||
II. Einheitstätersystem | 139 | ||
III. Der Tatherrschaftsgedanke im differenzierenden Beteiligungssystem | 142 | ||
B. Besonderheiten der Tathandlungen von klassischen Korruptionsdelikten und deren Auswirkungen auf Beteiligungsfragen | 146 | ||
I. Korruptionsdelikte als Interaktionsdelikte: Analyse der einzelnen Handlungsstufen im Hinblick auf die Unrechtsvereinbarung | 147 | ||
1. Verhandlungsstufe | 148 | ||
2. Vereinbarungsstufe | 152 | ||
3. Leistungsstufe | 154 | ||
4. Schlussfolgerungen für die Strafbarkeit des Vorteilsnehmers und des Vorteilsgebers | 156 | ||
II. Vertäterschaftlichung von Teilnahmehandlungen? | 157 | ||
1. Begrifflichkeit, Gründe und Konsequenzen der Vertäterschaftlichung von eigentlichen Teilnahmehandlungen | 158 | ||
2. Anwendung auf klassische Korruptionsdelikte? – Kritische Würdigung der These "rVertäterschaftlichung von Teilnahmehandlungen" | 159 | ||
a) Sachgerechtigkeit im Hinblick auf korruptive Handlungsstrukturen | 160 | ||
b) Unterscheidung zwischen Teilnahmehandlungen und Täterhandlungen | 161 | ||
c) Gleichstellung des Extraneus und des Intraneus nach dem Willen des Gesetzgebers | 162 | ||
d) Selbstständigkeit der Strafbarkeit und Struktur der Tatbestände | 165 | ||
e) Vergleich der Tathandlungen des Extraneus mit formellen Teilnahmehandlungen gemäß §§ 26, 27 StGB und mit Tathandlungen des Intraneus | 166 | ||
f) Strafgrund der Teilnahme | 167 | ||
aa) Reine Verursachungstheorie | 168 | ||
bb) Schuldteilnahmetheorie | 168 | ||
cc) Akzessorietätsorientierte Verursachungstheorie | 169 | ||
dd) Theorie des akzessorischen Rechtsgutsangriffs | 170 | ||
ee) Theorie der Solidarisierung mit fremdem Unrecht | 171 | ||
ff) Schlussfolgerung | 172 | ||
g) Systematischer Vergleich der Korruptionsdelikte mit anderen Straftatbeständen | 172 | ||
3. Zusammenfassung zur These der Vertäterschaftlichung | 174 | ||
III. Vollendung und Versuch korruptiver Handlungen | 175 | ||
1. Überlegungen de lege lata | 176 | ||
a) Vollendung und Versuch der Deliktsverwirklichung im gesetzestechnischen Sinne (§§ 22, 23 StGB) | 176 | ||
b) Korruption in Vollendung und einseitiger Korruptionsversuch im gesetzesuntechnischen Sinne | 177 | ||
2. Überlegungen de lege ferenda | 180 | ||
a) Echte und unechte Unternehmensdelikte | 180 | ||
b) Echte Versuchsdelikte | 185 | ||
Kapitel 5: Differenzierende Bewertung der strafrechtlichen Verantwortung der am Korruptionsgeschehen Beteiligten – täterschaftsbegründende Kriterien und täterschaftliche Zurechnung | 187 | ||
A. Begründung der Täterschaft des Intraneus und des Extraneus | 188 | ||
I. Täterschaftsbegründendes Kriterium | 190 | ||
1. Pflichtdeliktslehre nach Roxin | 190 | ||
2. Tatherrschaftslehren | 198 | ||
a) "Gestaltungsherrschaft" bei Bottke | 201 | ||
b) "Herrschaft über den Grund des Erfolges" bei Schünemann | 203 | ||
3. Dualistische Ansätze | 206 | ||
4. Normativer Kombinationsansatz der Rechtsprechung | 209 | ||
5. Ganzheitstheorie Schmidhäusers als offene Täterlehre für verschiedene Handlungsstrukturen | 211 | ||
II. Ergebnis – ganzheitliche Betrachtung | 217 | ||
B. Formen der Täterschaft des Intraneus und des Extraneus | 218 | ||
I. Unmittelbare Alleintäterschaft | 218 | ||
1. Anwendung der unmittelbaren Täterschaft (§ 25 Abs. 1 Alt. 1 StGB) oder der mittelbaren Täterschaft (§ 25 Abs. 1 Alt. 2 StGB) bei Einschaltung von Mittelspersonen? | 218 | ||
a) Problematik und Bestandsaufnahme | 220 | ||
b) Kritische Würdigung des Befundes | 222 | ||
aa) Prinzip der Eigenverantwortung | 223 | ||
bb) Erfolgszurechnung | 224 | ||
cc) Die Fallgruppe des qualifikationslos dolosen Werkzeuges | 225 | ||
2. Unmittelbare Täterschaft durch Einsatz eines Boten | 227 | ||
a) Voraussetzungen der Boteneigenschaft | 229 | ||
b) Fallgruppen der Botenschaft auf Vorteilsnehmer und Vorteilsgeberseite | 229 | ||
aa) Vorteilsnehmer | 230 | ||
bb) Vorteilsgeber | 230 | ||
c) Dogmatische Einordnung dieses Ergebnisses in die allgemeine Täterlehre | 230 | ||
d) Behandlung der Fallgruppen außerhalb der Botenschaft | 233 | ||
e) Ergebnis zur unmittelbaren Täterschaft durch Einsatz eines Boten | 234 | ||
II. Mittelbare Täterschaft | 235 | ||
III. Mittäterschaft | 236 | ||
1. Mittäterschaft zwischen mehreren Intranei | 238 | ||
a) Korruption im öffentlichen Bereich, §§ 331, 332 StGB | 238 | ||
b) Korruption im privaten Bereich, § 299 Abs. 1 StGB | 241 | ||
2. Mittäterschaft zwischen mehreren Extranei | 241 | ||
IV. Spezialkonstellation der Täterschaft wegen Konnivenz, § 357 StGB | 242 | ||
Kapitel 6: Spezielle Fragestellungen zur Strafbarkeit wegen Teilnahme im Kontext klassischer Korruptionsdelikte | 245 | ||
A. Wechselseitige Teilnahme von Intraneus und Extraneus an der Spiegeltat? | 246 | ||
I. Analyse und kritische Würdigung der These vom Ausschluss der wechselseitigen Teilnahme an der Spiegeltat | 247 | ||
1. Handlungstheoretische Strukturanalyse und Lagertheorie | 248 | ||
2. Wille des Gesetzgebers | 251 | ||
3. Sinn und Zweck der Unterscheidung zwischen Intraneus und Extraneusdelikten | 251 | ||
a) Funktion der Rollen „Nehmer“ und „Geber“ | 251 | ||
b) Funktion gesetzlicher Privilegierungen unter besonderer Berücksichtigung der Gesetzesentwicklungen zu §§ 331 ff. StGB | 254 | ||
aa) Privilegierungen des Extraneus | 254 | ||
bb) Privilegierungen des Intraneus | 255 | ||
4. Anwendbarkeit der Konstruktion „notwendige Teilnahme″ | 257 | ||
5. Systematischer Vergleich mit anderen Delikten, insbesondere Hehlerei, Geldwäsche und Kinderhandel | 259 | ||
a) Anschlusstaten Begünstigung, Geldwäsche, Hehlerei | 259 | ||
b) Spiegeltatdelikte Kinderhandel und Verwandtenbeischlaf | 261 | ||
II. Ergebnis: keine automatische wechselseitige Teilnahme | 262 | ||
B. Teilnahme außenstehender Dritter | 263 | ||
I. Fallgruppen und Rechtsfolgen, insbesondere nach § 28 Abs. 1 StGB – Inkonsistenz des Gesetzes | 266 | ||
1. Einseitige Teilnahme | 266 | ||
a) Teilnahme an den Taten des Intraneus (§§ 331 Abs. 1, 332 Abs. 1 Satz 1, 299 Abs. 1 StGB) | 266 | ||
b) Teilnahme an den Taten des Extraneus (§§ 333 Abs. 1, 334 Abs. 1 Satz 1, 299 Abs. 2 StGB) | 268 | ||
2. Beidseitige Teilnahme | 269 | ||
a) Vorrangige Teilnahme | 270 | ||
b) Gleichrangige Teilnahme | 272 | ||
II. Lösungsvorschläge zur Beseitigung der Inkonsistenz des Gesetzes durch Anwendung bzw. Nichtanwendung des § 28 Abs. 1 StGB | 274 | ||
1. Generelle Bestrafung gemäß §§ 333, 334, 299 Abs. 2 StGB bzw. Heranziehung dieser Strafrahmen | 274 | ||
2. Generelle Nichtanwendung des § 28 Abs. 1 StGB auf Teilnahme an Nehmertaten | 276 | ||
3. Nichtanwendung des § 28 Abs. 1 StGB auf Teilnahme an den Nehmertaten über den Weg der mittelbaren Teilnahme | 279 | ||
4. Gesetzesänderung der §§ 331, 332, 299 Abs. 1 StGB: "§ 28 Abs. 1 StGB findet auf Teilnehmer keine Anwendung" | 280 | ||
5. Anwendung der Strafmilderung gemäß § 28 Abs. 1 StGB auf Teilnahme an den Gebertaten über denWeg der mittelbaren Teilnahme | 280 | ||
6. Analoge Anwendung der Strafmilderung gemäß § 28 Abs. 1 StGB auf Teilnahme an den Gebertaten | 281 | ||
7. Gesetzesänderung der §§ 333, 334, 299 Abs. 2 StGB: "§ 28 Abs. 1 StGB findet auf Teilnehmer entsprechende Anwendung" | 285 | ||
8. Ergebnis und Resultat der (analogen) Anwendung des § 28 Abs. 1 StGB | 285 | ||
a) Einseitige Teilnahme | 286 | ||
b) Beidseitige Teilnahme | 287 | ||
III. Lösungsvorschläge zur Beseitigung von Inkonsistenzen auf der Teilnahmeebene durch tatbestandliche Privilegierungsstrukturen auf der Täterebene | 288 | ||
C. Teilnahme des Betriebsinhabers an § 299 Abs. 1 StGB? – Überlegungen de lege lata und de lege ferenda | 291 | ||
Kapitel 7: Zusammenfassung und Schlussbemerkung | 294 | ||
Anhang: Neue und alte Gesetzestexte der §§ 331 ff. StGB | 307 | ||
Literaturverzeichnis | 313 | ||
Sachwortverzeichnis | 340 |