Wirtschaftliche Verhältnisse Deutsch-Österreichs
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Wirtschaftliche Verhältnisse Deutsch-Österreichs
(Schriften des Vereins für Sozialpolitik, Band 158)
Editors: Hainisch, Michael
(1919)
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»österreichischer Bundespräsident, Nationalökonom, * 15.8.1858 Aue bei Gloggnitz (Niederösterreich), † 26.2.1940 Wien.Hainisch wuchs in ländlicher Umgebung auf, besuchte aber das Akademische Gymnasium und die Universität in Wien, an der er 1882 das juridische Doktorat erwarb. Seine wohlsituierte Familie ermöglichte ihm eine Fortsetzung der Studien in Leipzig und Berlin, wo Roscher und Schmoller starken Eindruck auf ihn machten. 1886 trat er in den Staatsdienst, vermochte aber dort nicht festen Fuß zu fassen, da er seine wissenschaftlichen Interessen in den Vordergrund stellte und auch die Offenheit, mit der er seine politischen und weltanschaulichen Ansichten vertrat, die Bürokratie – er diente zuletzt im kaiserlich-königlichen Ministerium für Kultus und Unterricht – abstieß. Seine materielle Unabhängigkeit ermöglichte ihm schon nach vier Jahren den Austritt. 1892 erwarb er im Semmeringgebiet einen Grundbesitz, den er in jahrzehntelanger Arbeit zu einem Musterbetrieb ausbaute. Neben der Agrarwissenschaft nahmen ihn die Nationalökonomie, die Sozialpolitik und die Volksbildung gefangen. Seine Tätigkeit als freier wissenschaftlicher Schriftsteller galt vor allem der Sammlung und Sichtung ökonomisch-politischen Materials. Dazu kam die praktische Betätigung in Organisationen aller Art: Im Volksbildungsverein, im Verein für Sozialpolitik, in der Gesellschaft der ›Fabier‹, die nach englischem Muster im Bürgertum den Sinn für Sozialpolitik wecken sollte. Die Bewegung für das allgemeine Wahlrecht fand ihn auf ihrer Seite, auch trat er nachdrücklich für das Stimmrecht der Frauen ein. In seinen Anschauungen dem Liberalismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts verhaftet, war er während des 1. Weltkriegs auch an der Vorbereitung der ›Denkschrift aus Deutschösterreich‹ mit ihren deutsch bestimmten großösterreichischen Gedanken beteiligt. So wurde er später in der Republik zu einem Förderer der Anschlußbewegung an Deutschland. Selbst als Bundespräsident vermochte er nicht recht an die dauernde Lebensfähigkeit des österreichischen Kleinstaates zu glauben. Zu diesem Amte war er am 9.12.1920 berufen worden, da sich die großen politischen Richtungen auf keinen Kandidaten einigen konnten. Man hielt daher nach einer politisch profilierten, doch außerhalb des Parteiengetriebes stehenden Persönlichkeit Ausschau. 1924 fiel die Wahl der Bundesversammlung ein zweites Mal auf ihn. Die 1. Bundesverfassung räumte dem Staatsoberhaupt bloß eine repräsentative Rolle ein. Mit großem Takt verstand Hainisch seinen Platz auszufüllen. Auf das politische Geschehen suchte er gelegentlich durch Denkschriften einzuwirken. Persönliche Beziehungen zu Masaryk, den er aus seiner Gymnasialzeit kannte, führten dazu, daß er sich 1921 persönlich an den Vorbereitungen des Vertrages von Lana mit der Tschechoslowakei beteiligte. Er war deswegen starker Polemik von deutschnationaler Seite ausgesetzt, aus dem noch schwachen nationalsozialistischen Lager kamen zeitweise Anfeindungen wegen der jüdischen Abkunft seiner Frau. Nach Ablauf seiner zweiten Amtsperiode widmete er sich wieder der wissenschaftlichen Arbeit, wurde aber 1929 als Handelsminister in die Regierung Schober berufen. Von Anfang an begegnete er Schwierigkeiten, weil er in den Parteien keinen Rückhalt hatte, und Mißtrauen, weil man annahm, daß er die agrarischen Interessen über jene der Industrie stellen werde. Sein vorzeitiger Rücktritt am 16.6.1930 erfolgte aber gerade umgekehrt deswegen, weil er meinte, daß die Handelsvertragsverhandlungen mit Ungarn und Jugoslawien zu einer schweren Schädigung der Industrie führen würden und weil überhaupt in Österreich die Handelspolitik ohne den Handelsminister gemacht werde. Hainisch war ein Gegner der Schutzzölle, er trat bereits in der Monarchie für ein Getreide- und Viehmonopol ein, womit er sich planwirtschaftlichen Gedanken näherte. Seine Liebe zum Landleben inspirierte ihn zu Mundartgedichten, gereimten Anekdoten, von denen er einen Teil veröffentlichte.«Goldinger, Walter, in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 525 f.Abstract
Im Rahmen des Projekts Duncker & Humblot reprints heben wir Schätze aus dem Programm der ersten rund 150 Jahre unserer Verlagsgeschichte, von der Gründung 1798 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945. Lange vergriffene Klassiker und Fundstücke aus den Bereichen Rechts- und Staatswissenschaften, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Geschichte, Philosophie und Literaturwissenschaft werden nach langer Zeit wieder verfügbar gemacht - und zwar sowohl gedruckt als auch in elektronischer Form.Einige Titel sind bereits erschienen. Täglich kommen weitere hinzu. Bis Ende des Jahres wird das »Duncker & Humblot reprints«-Programm auf ca. 1.500 Bände anwachsen. Möchten Sie regelmäßig über Neuerscheinungen aus dem reprints-Programm informiert werden? Dann abonnieren Sie unseren E-Mail-Benachrichtigungsdienst.