Der Eid im klassischen römischen Privat- und Zivilprozessrecht
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Der Eid im klassischen römischen Privat- und Zivilprozessrecht
Schriften zur Rechtsgeschichte, Vol. 164
(2013)
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Jan Dirk Harke studierte von 1991 bis 1994 Rechtswissenschaft an der Universität Freiburg, wo er nach dem Ersten Staatsexamen als Assistent am Lehrstuhl von Joseph Georg Wolf tätig war. Auf das Referendariat am Landgericht Freiburg folgten 1998 das Zweite Staatsexamen und die Promotion. Harkes Doktorarbeit über die Methode des berühmten römischen Juristen Celsus wurde mit dem Preis der Dr. Georg-Rössler-Stiftung im Verein der Rechtsanwälte beim Bundesgerichtshof ausgezeichnet.Von 1998 bis 2000 war Harke als angestellter Rechtsanwalt im Berliner Büro einer großen internationalen Kanzlei tätig. Anschließend fertigte er als Habilitationsstipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft und unter Betreuung von Ulrich Manthe (Passau) eine Habilitationsschrift über den Irrtum im klassischen römischen Vertragsrecht an. Die Habilitation durch die Juristische Fakultät der Universität Passau erfolgte im Januar 2003. Im Wintersemester 2002/03 war Harke als Lehrstuhlvertreter an der Universität Regensburg tätig. Der Ruf an die Universität Würzburg erging im Mai 2003. Von 2009 bis 2016 war Harke zudem Richter am Oberlandesgericht Nürnberg. Seit 2016 ist Harke Inhaber des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Römisches Recht und Europäische Rechtsgeschichte an der Universität Jena.Abstract
Die Rolle des Eides im römischen Privatrechtsleben ist erst in zweiter Linie ein sozial- oder religionshistorisches und zuvörderst ein dogmatisches Thema. Dessen Untersuchung zeigt, dass der Eid in Rom für sich genommen wirkungslos war und seine Kraft nur aus dem Einverständnis der Gegenseite zog, also gewissermaßen aufgrund eines Vertrags wirkte. Der Eid war kein Beweismittel und galt als Zumutung für den Schwörenden, weshalb er ihm nur unter der Bedingung abverlangt wurde, dass auch der Gegner einen Eid schwören musste. Der streitentscheidende Eid bedeutete für die Partei, die voraussichtlich ihrer Beweislast nicht genügen konnte, einen Ausweg, indem sie sich ungeachtet ihrer Niederlage im Verfahren durch ihren Antrag zum Eid der Gegenseite zumindest moralisch über diese erhob. Dieser Ausweg konnte noch vor Prozesseinleitung gewählt werden, wurde aber nicht selten erst im Verfahren vor dem Richter genommen, wenn die Beweissituation zutage trat.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 10 | ||
Einleitung | 13 | ||
Erstes Kapitel: Iusiurandum bei Rechtsgeschäften | 16 | ||
I. Verpflichtung durch Eidesleistung? | 16 | ||
1. Der Grundsatz | 16 | ||
2. Die Ausnahme: Der Schwur eines libertus | 21 | ||
II. Der Eid als Bedingung letztwilliger Verfügungen | 31 | ||
1. Der Erlass der Eidesbedingung | 32 | ||
2. Die Ausnahme: Der Schwur bei der testamentarischen Freilassung | 41 | ||
Zweites Kapitel: Der Eid nach dem Edikt de iureiurando | 43 | ||
I. Eckdaten und Grundfragen | 43 | ||
1. Das iusiurandum voluntarium | 43 | ||
2. Rechtsfolgen des Eides | 45 | ||
3. Die Motivation zum Eidesantrag | 49 | ||
II. Eidesthemen und Eidessituationen | 54 | ||
1. Eid über den Vertragsschluss | 54 | ||
2. Eid über ein Delikt | 59 | ||
3. Eid über die Zuständigkeit einer Sache oder einer Erbschaft | 64 | ||
4. Eid über den Status einer Person | 70 | ||
5. Eid über eine Leistungspflicht | 75 | ||
6. Sonderfälle | 88 | ||
III. Schlussfolgerungen | 92 | ||
1. Eidesantrag und Eidesleistung als Prozessvertrag | 92 | ||
2. Der Eid als nachträglich konzeptualisierte Rechtseinrichtung | 102 | ||
3. Die Rolle des Richters | 107 | ||
Drittes Kapitel: Der Zwangseid | 117 | ||
I. Der Eid nach dem Edikt si certum petetur | 117 | ||
1. Die Pflicht zur Eidesleistung | 117 | ||
2. Der Gegeneid des Klägers als Grund der Eidespflicht | 119 | ||
3. Das Verfahren | 124 | ||
II. Andere Fälle des Zwangs zum Eid | 130 | ||
1. Der Eid über den Sklavenbesitz bei der Noxalklage | 133 | ||
2. Der Eid bei der actio rerum amotarum | 137 | ||
3. Ein Zwangseid bei der Injurienklage? | 139 | ||
III. Die Verschmelzung von Zwangseid und freiwilligem Eid in der Nachklassik | 140 | ||
Viertes Kapitel: Das iusiurandum in litem | 152 | ||
I. Der Schätzungseid als Privileg für den Kläger | 152 | ||
1. Eidesantrag und Eidesleistung | 152 | ||
2. Abweichung vom Eid | 153 | ||
3. Beschränkung durch richterliche Schätzung | 156 | ||
II. Verhältnis von Eid und wirklichem Interesse | 160 | ||
III. Der Grund für die Zulassung zum Schätzungseid | 166 | ||
1. ‚Dolus aut contumacia` | 166 | ||
2. Restitutionspflicht als Anknüpfungspunkt | 169 | ||
3. Ein kaufähnlicher Vergleichsvertrag | 178 | ||
Fünftes Kapitel: Iusiurandum de calumnia | 187 | ||
I. Der vom Prätor auferlegte Kalumnieneid | 187 | ||
II. Der Kalumnieneid auf Antrag einer Prozesspartei | 197 | ||
III. Die justinianische Reform | 201 | ||
Sechstes Kapitel: Ertrag und Rechtsvergleich | 206 | ||
I. Ergebnisse | 206 | ||
1. Der Eid ist folgenlos und wirkt nur kraft der Zustimmung der Gegenseite | 206 | ||
2. Der Eid ist kein Beweismittel | 208 | ||
3. Der Eid ist vermeidbar oder kann nicht ohne Weiteres verlangt werden | 208 | ||
4. Es gibt keine Spuren eines älteren, eidesfreundlichen Regimes | 209 | ||
5. Im byzantinischen Recht gewinnt der Eid eine eigenständige Bedeutung | 210 | ||
II. Das Gegenmodell: Der Reinigungseid | 210 | ||
Verzeichnis der juristischen Quellen | 223 | ||
Sachverzeichnis | 233 |