Der Rücktritt im Strafrecht
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Der Rücktritt im Strafrecht
Eine kritische Analyse von § 24 StGB de lege lata und Überlegungen de lege ferenda
Kölner Kriminalwissenschaftliche Schriften, Vol. 57
(2013)
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About The Author
Mareike Herrmann studierte Rechtswissenschaften an der Universität zu Köln von 2004 bis 2009. Seit 2005 arbeitet sie im Institut für Strafrecht und Strafprozessrecht an der Universität zu Köln, seit 2009 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl von Professor Dr. Claus Kreß LL.M. (Cambridge). Dort wurde sie Ende 2012 promoviert. Zum Veröffentlichungszeitpunkt dieser Arbeit ist sie Rechtsreferendarin im Landgerichtsbezirk Köln.Abstract
Mareike Herrmann entwickelt in ihrer Arbeit ausgehend von der derzeitigen Fassung des § 24 StGB einen Reformvorschlag auf der Grundlage einer dualistischen Konzeption von Versuch und Rücktritt. Kernpunkte des Gesetzesvorschlags sind hierbei die gegenüber dem geltenden Recht deutlichere Hervorhebung eines Rücktrittsvorsatzes und der Verzicht auf das Freiwilligkeitsmerkmal. Die Unterscheidung zwischen den drei Rücktrittsvarianten des § 24 Abs. 1 StGB wird eingeebnet. Stattdessen wird verlangt, dass der Versuchstäter sich um die Verhinderung der Tatvollendung bemüht, indem er bewusst eine reelle Rettungschance für das Rechtsgut bereitstellt. Dabei darf er dem zufälligen Erfolgseintritt keinen Raum lassen. Daneben schlägt die Autorin vor, die starre Rechtsfolge der Straflosigkeit durch die Einführung einer obligatorischen Strafmilderung und eines fakultativen Absehens von Strafe zu ersetzen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einleitung | 15 | ||
Kapitel 1: Einführung in die Struktur des Rücktritts nach § 24 StGB | 18 | ||
I. Einordnung des Rücktritts als Strafaufhebungsgrund | 18 | ||
II. Die Auslegung des § 24 StGB im Lichte der ratio legis | 20 | ||
Kapitel 2: Die Bedeutung der einzelnen Tatbestandsmerkmale (mit Ausnahme der Freiwilligkeit) | 27 | ||
I. § 24 Abs. 1 Satz 1 Var. 1 StGB – Aufgabe der weiteren Tatausführung | 28 | ||
1. Anforderungen an den Rücktrittsvorsatz am Beispiel verschiedener Fallgestaltungen | 34 | ||
a) Absichtliches Rücktrittsverhalten | 34 | ||
b) Sicheres Wissen des Täters hinsichtlich der Erfolgsvermeidung | 35 | ||
c) Möglichkeitsvorstellung hinsichtlich der Tatvollendung | 37 | ||
d) „Aufgabeentschluss mit der vorsorglichen Bereitschaft zu späterer Rettungsaktivität“ | 41 | ||
e) Fehlende Tätervorstellung bzgl. des Erfolgseintritts | 44 | ||
2. Endgültiges Aufgeben der Tat? | 49 | ||
3. Der fehlgeschlagene Versuch | 50 | ||
4. Zwischenergebnis für das Merkmal der Tataufgabe | 52 | ||
II. § 24 Abs. 1 Satz 1 Var. 2 und § 24 Abs. 2 Satz 1 StGB – Verhindern der Tatvollendung | 53 | ||
Zwischenergebnis zum Merkmal der Vollendungsvereitelung | 70 | ||
III. § 24 Abs. 1 Satz 2, Abs. 2 Satz 2 StGB – Ernsthaftes Bemühen um die Verhinderung der Tatvollendung | 71 | ||
IV. Zusammenfassung | 73 | ||
Kapitel 3: Das Freiwilligkeitsmerkmal | 75 | ||
I. ZurWillensfreiheit | 76 | ||
1. Zur Frage, ob der Wille des Menschen frei ist – eine Betrachtung an der Schnittstelle zwischen Strafrecht, Neurowissenschaften und Philosophie | 77 | ||
a) Der Determinismus und seine Folgen für das Strafrecht | 78 | ||
b) Kritik am Determinismus | 83 | ||
c) Deshalb jetzt Indeterminismus? | 89 | ||
2. Zwischenergebnis | 97 | ||
II. Der Streit um die Freiwilligkeit im Sinne von § 24 StGB | 97 | ||
1. Vergleich mit dem StGB von 1871 | 99 | ||
2. Die psychologische Theorie | 101 | ||
a) „Autonom“ und „heteronom“ als Synonyme für „freiwillig“ und „unfreiwillig“ | 104 | ||
b) Stärke psychischen Drucks als Abgrenzungskriterium | 105 | ||
c) Selbstkritik der Rechtsprechung | 108 | ||
d) Dogmatisch falsche Einordnung von Fallgruppen | 109 | ||
e) Wertungswidersprüche | 111 | ||
f) Normativer Kern | 113 | ||
3. Zwischenergebnis | 114 | ||
4. Die normativen Theorien | 115 | ||
a) Rein normative Ansätze | 115 | ||
b) Vermittelnde Ansichten zwischen psychologischer und normativer Theorie | 117 | ||
c) Insbesondere: Der Rückgriff auf die ratio legis | 119 | ||
aa) Die Goldene-Brücke-Theorie | 120 | ||
bb) Die Gnaden- und Prämien-Theorie | 121 | ||
cc) Die Strafzwecktheorie | 122 | ||
dd) Die Schulderfüllungstheorie | 123 | ||
ee) Zurechenbare bzw. geltungsbestätigende Gefährdungsumkehr | 125 | ||
(1) Jäger | 125 | ||
(2) Amelung | 127 | ||
ff) Die Einheitstheorie | 127 | ||
gg) Zwischenergebnis | 128 | ||
d) Wortlautproblematik (für alle normativen Ansätze) | 129 | ||
aa) Geltung der Wortlautgrenze im Rahmen des § 24 StGB? | 129 | ||
bb) Umgangssprachliches Verständnis von „freiwillig“ | 131 | ||
cc) Kritische Analyse einzelner normativer Ansätze | 132 | ||
(1) Orientierung an der Qualität der Rücktrittsmotive | 132 | ||
(a) Esoterische Moral des Rechts? | 133 | ||
(b) Rückkehr in die Legalität und rechtstreue Gesinnung | 135 | ||
(c) Erforderlichkeit des endgültigen und vorbehaltlosen Aufgebens | 138 | ||
(d) Zwischenergebnis | 140 | ||
(2) Orientierung an einer fiktiven Vergleichsperson | 141 | ||
(a) „Rechtstreue Vergleichsperson“ | 141 | ||
(b) „Deliktische Vergleichsperson“ (Roxin) | 142 | ||
(3) Qualifizierte Zurechenbarkeit der Erfüllungsleistung (Herzberg) | 144 | ||
(a) § 35 StGB als Maßstab | 145 | ||
(aa) Wortlaut | 145 | ||
(bb) Inhalt | 145 | ||
(b) § 240 StGB als Maßstab709 | 150 | ||
(aa) Wortlaut | 150 | ||
(bb) Inhalt | 150 | ||
(c) § 20 StGB als Maßstab | 153 | ||
(aa) Wortlaut | 153 | ||
(bb) Inhalt | 154 | ||
(d) Wegfall der Geschäftsgrundlage | 155 | ||
(e) Zwischenergebnis | 156 | ||
(4) Parallele zu Kriterien mittelbarer Täterschaft (Jäger) | 156 | ||
(a) Wegfall des Handlungssinns | 157 | ||
(b) Irrtum über die Ausführbarkeit der Tat | 158 | ||
(5) Freiwilligkeit als Unabhängigkeit von situations- und konstitutionsgeprägten Zwängen (Amelung) | 159 | ||
(a) Situationsgeprägte Zwänge | 161 | ||
(b) Konstitutionsgeprägte Zwänge | 162 | ||
(c) Gesamtbetrachtung der Konzeption | 163 | ||
e) Zwischenergebnis zu den normativen Auslegungsansätzen | 164 | ||
5. Ergebnis zum Streit um psychologisierende und normative Ansätze | 165 | ||
III.Weitere Überlegungen zum Merkmal der Freiwilligkeit | 166 | ||
1. Zur Funktion des Freiwilligkeitsmerkmals | 167 | ||
a) Freiwilligkeit und Aufgabe der Tat (§ 24 Abs. 1 Satz 1 Var. 1 StGB) | 167 | ||
b) Freiwilligkeit und Vollendungsverhinderung (§ 24 Abs. 1 Satz 1 Var. 2 und § 24 Abs. 2 Satz 1 StGB) | 168 | ||
c) Freiwilligkeit und ernsthaftes Bemühen um die Vollendungsverhinderung (§ 24 Abs. 1 Satz 2, Abs. 2 Satz 2 StGB) | 168 | ||
d) Zwischenergebnis | 169 | ||
2. Problematische Fallgruppen | 169 | ||
a) Wegfall des Handlungssinns, insbesondere Rücktritt vom bedingt vorsätzlichen Versuch | 169 | ||
aa) Das Handlungsziel ist nicht mehr erreichbar | 169 | ||
bb) Außertatbestandliche Zielerreichung I | 170 | ||
cc) Außertatbestandliche Zielerreichung II | 171 | ||
b) Entdeckung der Tat /„wesentlich geänderte, mit einem erhöhten Risiko verbundene Sachlage“ | 179 | ||
c) Gewissensbisse, Scham, innere Hemmungen, seelische Erschütterung – „emotioneller Zwang“? | 182 | ||
d) Aufgabe oder Verhindern der Vollendung der Tat zugunsten der Begehung oder Verdeckung einer anderen Tat | 183 | ||
e) Schutz eigener Rechtsgüter oder von Rechtsgütern nahestehender Personen | 185 | ||
f) „Erhebliche Schwierigkeiten, die Tat zu vollenden“ | 186 | ||
g) Eintritt einer zuvor gesetzten Bedingung | 186 | ||
3. Ergebnis | 187 | ||
Kapitel 4: Zur Rechtsfolge des Rücktritts | 189 | ||
I. Der Strafgrund des Versuchs im Überblick | 190 | ||
II. Die ratio legis einer Rücktrittsnorm (unter Anknüpfung an die Ansichten zur Konzeption de lege lata) | 192 | ||
1. Die isolierte Betrachtung des Rücktritts – Die Theorie von der „goldenen Brücke“ | 193 | ||
2. Kombinationslösungen | 195 | ||
a) Gnaden- bzw. Prämientheorie | 195 | ||
b) Strafzwecktheorie | 197 | ||
c) Einheitstheorie | 200 | ||
d) Schulderfüllungstheorie (Herzberg) | 201 | ||
e) Zurechenbare Gefährdungsumkehr (Jäger) | 202 | ||
3. Ergebnis | 203 | ||
III. Die Straflosigkeit als Rechtsfolge des Rücktritts | 204 | ||
1. Alternativen zur Straflosigkeit als Rechtsfolge | 207 | ||
2. Das Absehen von Strafe | 209 | ||
a) Verhältnis des Absehens von Strafe zu verfahrensrechtlichen Einstellungsmöglichkeiten | 210 | ||
b) Sinn und Zweckmäßigkeit des Schuldspruchs | 214 | ||
c) Rechtsstaatliche Bedenken gegen die Ermöglichung des Absehens von Strafe | 216 | ||
d) Weitere Nebenfolgen der Rechtsfolgeänderung, insbesondere die Kostenfolgen | 219 | ||
3. Obligatorische Strafmilderung? | 221 | ||
4. Fazit | 223 | ||
IV. Ergebnis | 226 | ||
Kapitel 5: Die Rücktrittskonzeptionen, insbesondere ihre Rechtsfolgen, in anderen Rechtsordnungen | 228 | ||
I. Dänemark | 228 | ||
II. Frankreich | 229 | ||
III. Italien | 230 | ||
IV. Korea | 232 | ||
V. Österreich | 232 | ||
VI. Polen | 233 | ||
VII. Schweden | 233 | ||
VIII. Schweiz | 234 | ||
IX. Spanien | 235 | ||
X. Türkei | 236 | ||
XI. Corpus Juris (2000; „Florenz-Entwurf“) | 237 | ||
XII. IStGH-Statut | 238 | ||
XIII. Common-law-Systeme: England und USA | 239 | ||
1. Überblick über das englische Straftatsystem | 239 | ||
2. Der Rücktritt im englischen Recht | 241 | ||
3. Der Rücktritt im US-Recht | 246 | ||
XIV. Fazit | 250 | ||
Exkurs | 251 | ||
Kapitel 6: Eigene Konzeption | 254 | ||
I. Sinn und Zweck einer Rücktrittsnorm und die Rechtsfolge | 254 | ||
1. Strafzwecktheoretische Überlegungen | 255 | ||
2. Normative Gesichtspunkte | 256 | ||
3. Traditionelle Auffassungen zur ratio legis | 258 | ||
4. Zwischenergebnis | 259 | ||
II. Die einzelnen Voraussetzungen der Rücktrittsnorm | 259 | ||
1. Objektiv-subjektive Voraussetzungen | 259 | ||
2. Die Freiwilligkeit | 262 | ||
a) Rückkehr in die Legalität | 263 | ||
b) Zwangslagen | 264 | ||
c) Zwischenergebnis | 265 | ||
3. Der Rücktritt bei Beteiligung Mehrerer an der Straftat, § 24 Abs. 2 StGB | 265 | ||
Schlusswort | 270 | ||
Literaturverzeichnis | 271 | ||
Personen- und Sachverzeichnis | 301 |