Der strafrechtliche Schutz der Familie
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Der strafrechtliche Schutz der Familie
Schriften zum Strafrecht, Vol. 255
(2014)
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Sven Kaltenbach ist Richter am Amtsgericht Dillingen (Landgerichtsbezirk Augsburg). Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Konstanz und anschließendem Rechtsreferendariat wurde er im Jahr 2013 an der Universität Regensburg promoviert. Promotionsbegleitend war er zunächst als Rechtsanwalt tätig. Im Anschluss folgte eine Tätigkeit am Fachbereich Rechtswissenschaft der Universität Konstanz. Zudem war Herr Kaltenbach Lehrbeauftragter an der Dualen Hochschule Baden Württemberg in Mosbach.Abstract
Ehe und Familie erlebten in der Geschichte des jüngeren Strafrechts nach einhelliger Ansicht eine wechselvolle Behandlung. Die Normen, die seit dem späten 19. Jahrhundert ergangen sind und einen entsprechenden Bezug aufweisen, werden auf das ihnen zugrundeliegende Familienverständnis untersucht. Der Autor zeigt die Entwicklung von einem liberalen, aber wertebasierten Familienverständnis im Reichsstrafgesetzbuch über die Familie als strafrechtliches Eingriffsobjekt hin zur heutigen weitgehend autonomen und wertefreien Stellung im Strafrecht auf.Auf diesen Erkenntnissen aufbauend können aktuelle Aspekte des strafrechtlichen Familienschutzes kritisch begutachtet werden. So lässt sich der Tatbestand der Unterhaltspflichtverletzung (§ 170 StGB), der den Staat unabhängig vom Willen der Familienmitglieder zu deren Schutz in den Innenbereich der Familien eindringen lässt, nur schwer mit der autonomen Stellung der Familie vereinen. Der jüngst eingeführte Tatbestand der Zwangsheirat (§ 237 Abs. 1 StGB) erscheint unter dem Aspekt der Einheit der Rechtsordnung kritikwürdig, da er nicht mit der familienrechtlichen Behandlung einer Zwangsheirat in Einklang steht. Die Arbeit liefert Material für weitere rechtskulturelle Explorationen zum Zugriff der Rechtsordnung auf die Familie.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Einführung | 19 | ||
I. Hinführung Themenfeld | 19 | ||
II. Forschungsstand auf dem Gebiet | 20 | ||
III. Gang der Untersuchung/Aufbau | 21 | ||
1. Kapitel: Der Schutz der Familie im Reichsstrafgesetzbuch vom 15.05.1871 bis zum Jahr 1943 | 23 | ||
A. Schutz der Familie im Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich in der Fassung vom 15.05.1871 | 23 | ||
I. Tatbestände des 12. Abschnitts: Verbrechen und Vergehen in Beziehung auf den Personenstand | 23 | ||
1. Personenstandsfälschung § 169 StGB | 23 | ||
a) Darstellung des Tatbestands | 24 | ||
b) Entstehungsgeschichte/Motive des Gesetzgebers | 25 | ||
c) Ermittlung des geschützten Rechtsguts | 25 | ||
2. Ehebetrug/Eheerschleichung § 170 StGB | 26 | ||
a) Darstellung des Tatbestands | 27 | ||
b) Entstehungsgeschichte/Motive des Gesetzgebers | 28 | ||
c) Ermittlung des geschützten Rechtsguts | 28 | ||
II. Tatbestände des 13. Abschnitts: Verbrechen und Vergehen wider die Sittlichkeit | 30 | ||
1. Bigamie/Doppelehe § 171 StGB | 31 | ||
a) Darstellung des Tatbestands | 31 | ||
b) Entstehungsgeschichte/Motive des Gesetzgebers | 32 | ||
c) Ermittlung des geschützten Rechtsguts | 32 | ||
2. Ehebruch § 172 StGB | 34 | ||
a) Darstellung des Tatbestands | 34 | ||
b) Entstehungsgeschichte/Motive des Gesetzgebers | 34 | ||
c) Ermittlung des geschützten Rechtsguts | 35 | ||
3. Inzest § 173 StGB | 38 | ||
a) Darstellung des Tatbestands | 38 | ||
b) Entstehungsgeschichte/Motive des Gesetzgebers | 39 | ||
c) Ermittlung des geschützten Rechtsguts | 39 | ||
4. Kuppelei §§ 180, 181 StGB | 40 | ||
a) Darstellung der Tatbestände | 40 | ||
aa) § 180 StGB | 41 | ||
bb) § 181 Abs. 1 Nr. 1 StGB | 42 | ||
cc) § 181 Abs. 1 Nr. 2 StGB | 42 | ||
b) Entstehungsgeschichte/Motive des Gesetzgebers | 42 | ||
c) Ermittlung des geschützten Rechtsguts | 42 | ||
aa) Einfache Kuppelei § 180 StGB | 42 | ||
bb) Schwere Kuppelei § 181 StGB | 43 | ||
III. Sonstige Tatbestände | 44 | ||
1. Kinderraub § 235 StGB | 44 | ||
a) Darstellung des Tatbestands | 44 | ||
b) Entstehungsgeschichte/Motive des Gesetzgebers | 45 | ||
c) Ermittlung des geschützten Rechtsguts | 45 | ||
2. Der Bettel § 361 Abs. 1 Nr. 4 StGB | 46 | ||
a) Darstellung des Tatbestands | 47 | ||
b) Entstehungsgeschichte/Motive des Gesetzgebers | 47 | ||
c) Ermittlung des geschütztes Rechtsguts | 47 | ||
3. Müßiggang § 361 Abs. 1 Nr. 5 StGB | 48 | ||
a) Darstellung des Tatbestands | 48 | ||
b) Entstehungsgeschichte/Motive des Gesetzgebers | 49 | ||
c) Ermittlung des geschützten Rechtsguts | 49 | ||
IV. Sonstige Aspekte | 50 | ||
1. Züchtigungsrecht des Vaters gegenüber den Kindern | 50 | ||
2. Züchtigungsrecht des Ehemanns gegenüber seiner Ehefrau | 51 | ||
3. Aspekte der Strafzumessung | 51 | ||
4. Strafantragserfordernisse | 52 | ||
5. Persönliche Strafausschließungsgründe | 52 | ||
B. Einführung weiterer relevanter Tatbestände bis zum Gesetz vom 12.03.1894 | 53 | ||
I. § 361 Abs. 1 Nr. 9 StGB | 54 | ||
1. Darstellung des Tatbestands | 54 | ||
2. Motive des Gesetzgebers/Entstehungsgeschichte | 54 | ||
3. Ermittlung des geschützten Rechtsguts | 55 | ||
II. § 361 Abs. 1 Nr. 10 StGB | 55 | ||
1. Darstellung des Tatbestands | 56 | ||
2. Entstehungsgeschichte/Motive des Gesetzgebers | 56 | ||
3. Ermittlung des geschützten Rechtsguts | 56 | ||
C. Zusammenfassung | 57 | ||
D. Familienbild des Gesetzgebers | 57 | ||
I. Schutz der Familie vor dem Strafrecht | 58 | ||
1. Verhältnis der Ehegatten | 58 | ||
2. Eltern-Kind-Verhältnis | 59 | ||
3. Verletzung familiärer Unterhaltspflichten | 59 | ||
4. Allgemeine Straftatbestände | 60 | ||
5. Ergebnis | 60 | ||
II. Schutz der Familie durch das Strafrecht | 61 | ||
1. Kein Schutz der Gemeinschaft der Familie durch das Strafrecht | 61 | ||
2. Überindividualistische Bedeutung der Ehe | 62 | ||
3. Verhältnis der Ehegatten | 63 | ||
4. Autoritäre Stellung der Eltern | 65 | ||
III. Zusammenfassung | 67 | ||
E. Kritik der Literatur an den geltenden Bestimmungen | 68 | ||
I. Ehebruch § 172 StGB | 68 | ||
1. Darstellung | 68 | ||
2. Bewertung | 68 | ||
II. Der Bettel § 361 Abs. 1 Nr. 4 StGB | 69 | ||
1. Darstellung | 69 | ||
2. Bewertung | 69 | ||
III. § 361 Abs. 1 Nr. 10 StGB | 70 | ||
1. Darstellung | 70 | ||
2. Bewertung | 70 | ||
F. Reformbemühungen | 71 | ||
I. Entwurf 1875/Umsturzvorlage 1894 | 71 | ||
1. Reichstagsvorlage 1875 | 71 | ||
2. Umsturzvorlage 1894 | 73 | ||
3. Bewertung | 74 | ||
II. Reformbemühungen zur Zeit der Weimarer Republik | 75 | ||
1. Darstellung der Entwürfe | 75 | ||
a) Strafbarkeit der Unterhaltspflichtverletzung | 75 | ||
b) Strafbarkeit des Ehebruchs | 76 | ||
c) Tatbestand des Verlassens eines Kindes | 77 | ||
d) Allgemeine Ausrichtung der Entwürfe | 78 | ||
2. Scheitern der Bemühungen | 78 | ||
G. Relevante Gesetzesänderungen | 80 | ||
I. Gesetze vom 19.06.1912 und 26.05.1933 | 80 | ||
1. Darstellung der Tatbestände/Motive des Gesetzgebers | 80 | ||
2. Familienbild dieser Gesetzgebungen | 82 | ||
II. Blutschutzgesetz/Ehegesundheitsgesetz | 83 | ||
1. Blutschutzgesetz | 83 | ||
a) Darstellung der Straftatbestände | 84 | ||
aa) § 5 Abs. 1 BlSchG | 84 | ||
bb) § 5 Abs. 2 BlSchG | 85 | ||
b) Motive des Gesetzgebers/Ermittlung des geschützten Rechtsguts | 85 | ||
2. Ehegesundheitsgesetz | 87 | ||
a) Darstellung des Straftatbestands | 88 | ||
b) Motive des Gesetzgebers/Ermittlung des geschützten Rechtsguts | 89 | ||
3. Familienbild dieser Gesetzgebungen | 89 | ||
H. Zusammenfassung | 90 | ||
2. Kapitel: Schutz der Familie von 1943 bis zum Beginn der Großen Strafrechtsreform | 93 | ||
A. Die Verordnung zum Schutz von Ehe, Familie und Mutterschaft | 93 | ||
I. Verschleuderung von Familienhabe § 170 a StGB | 94 | ||
1. Darstellung des Tatbestands | 95 | ||
2. Entstehungsgeschichte/Motive des Gesetzgebers | 96 | ||
3. Ermittlung des geschützten Rechtsguts | 97 | ||
II. Verletzung der Unterhaltspflicht § 170 b StGB | 98 | ||
1. Darstellung des Tatbestands | 98 | ||
2. Entstehungsgeschichte/Motive des Gesetzgebers | 99 | ||
3. Ermittlung des geschützten Rechtsguts | 100 | ||
III. Verlassen Schwangerer § 170 c StGB | 101 | ||
1. Darstellung des Tatbestands | 101 | ||
2. Entstehungsgeschichte/Motive des Gesetzgebers | 103 | ||
3. Ermittlung des geschützten Rechtsguts | 103 | ||
4. Vereinbarkeit des Straftatbestands mit dem Rechtsstaatsprinzip | 106 | ||
IV. Kindesgefährdung § 170 d StGB | 108 | ||
1. Darstellung des Tatbestands | 108 | ||
2. Entstehungsgeschichte/Motive des Gesetzgebers | 110 | ||
3. Ermittlung des geschützten Rechtsguts | 111 | ||
B. Die Jugendstrafrechtsverordnung vom 06.11.1943 | 112 | ||
I. Darstellung des Tatbestands | 112 | ||
II. Entstehungsgeschichte/Motive des Gesetzgebers | 113 | ||
III. Ermittlung des geschützten Rechtsguts | 113 | ||
C. Veränderungen im Familienbild des Gesetzgebers | 114 | ||
I. Schutz der Familie vor dem Strafrecht | 115 | ||
II. Schutz der Familie durch das Strafrecht | 117 | ||
1. Anerkennung der Familie als Rechtsgut des Strafrechts | 117 | ||
2. Schutz persönlicher Interessen einzelner Familienmitglieder | 118 | ||
3. Veränderung der Eheauffassung des Gesetzgebers | 119 | ||
4. Eltern-Kind-Verhältnis | 120 | ||
D. Reaktionen der Literatur | 120 | ||
I. Verschleuderung von Familienhabe § 170 a StGB | 121 | ||
1. Darstellung | 121 | ||
2. Bewertung | 121 | ||
II. Unterhaltspflichtverletzung § 170 b StGB | 122 | ||
1. Darstellung | 122 | ||
2. Bewertung | 122 | ||
III. Verlassen Schwangerer § 170 c StGB | 123 | ||
1. Darstellung | 123 | ||
2. Bewertung | 124 | ||
IV. Kindesgefährdung § 170 d StGB | 125 | ||
1. Darstellung | 125 | ||
2. Bewertung | 125 | ||
V. Unzureichende Beaufsichtigung Jugendlicher/Kinder § 139 b StGB | 126 | ||
1. Darstellung | 126 | ||
2. Bewertung | 126 | ||
E. Auslegung der Normen durch die Rechtsprechung am Beispiel des § 170 a StGB | 127 | ||
I. Auslegung des Begriffs des Ehegatten | 127 | ||
II. Begriff der Schädigung | 129 | ||
III. Erfordernis eines Strafantrags | 130 | ||
IV. Zusammenfassung | 131 | ||
F. Familienbild der Kritiker und Rechtsprechung | 131 | ||
G. Auswirkungen der Verabschiedung des Grundgesetzes auf bestehende Tatbestände | 132 | ||
H. Drittes Strafrechtsänderungsgesetz vom 04.08.1953 | 134 | ||
I. Vorgenommene Gesetzesänderungen/Erwägungen des Gesetzgebers | 134 | ||
II. Unveränderte Tatbestände | 135 | ||
I. Reformbemühungen | 137 | ||
I. Entwurf E 62 | 137 | ||
1. Darstellung des Entwurfs | 137 | ||
2. Ausrichtung des Entwurfs | 138 | ||
3. Kritik am E 62/Entstehung des Alternativ-Entwurfs | 140 | ||
II. Alternativ-Entwurf | 141 | ||
1. Darstellung des Entwurfs | 141 | ||
2. Ausrichtung des Entwurfs | 141 | ||
III. Zusammenfassende Gegenüberstellung des E 62 und des AE | 143 | ||
J. Zusammenfassung | 144 | ||
3. Kapitel: Schutz der Familie seit dem Beginn der Großen Strafrechtsreform | 146 | ||
A. 1. Strafrechtsreformgesetz vom 25.06.1969 | 146 | ||
I. Abschaffung des Tatbestands des Ehebruchs § 172 StGB | 147 | ||
1. Darstellung des Gesetzgebungsverfahrens | 147 | ||
2. Bewertung | 148 | ||
II. Abschaffung des Tatbestands der Erschleichung des außerehelichen Geschlechtsverkehrs § 179 StGB | 149 | ||
1. Darstellung des Gesetzgebungsverfahrens | 149 | ||
Schlussbetrachtung/Ausblick | 210 | ||
I. Zusammenfassung | 210 | ||
II. Vergleich der grundlegenden familienpolitischen Vorstellungen des BGB und StGB | 217 | ||
III. Ausblick | 219 | ||
1. Elterliches Züchtigungsrecht | 219 | ||
2. Unterhaltspflichtverletzung (§ 170 Abs. 1 StGB) | 223 | ||
3. Beischlaf zwischen Verwandten (§ 173 StGB) | 228 | ||
a) Schutz vor genetisch-biologischen Schädigungen des Nachwuchses | 229 | ||
b) Schutz der sexuellen Selbstbestimmung | 231 | ||
c) Schutz der inneren Ordnung von Ehe und Familie | 231 | ||
d) Fazit | 234 | ||
4. Tatbestand der Zwangsheirat (§ 237 Abs. 1 StGB) | 234 | ||
5. Zusammenfassung des Ausblicks | 239 | ||
Quellenverzeichnis | 241 | ||
Literaturverzeichnis | 247 | ||
Stichwortverzeichnis | 259 |