Ökonomische Theorie der Moral
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Ökonomische Theorie der Moral
Wirtschaftsmoral als limitierender Produktionsfaktor
Volkswirtschaftliche Schriften, Vol. 566
(2014)
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Kurt Holzer wurde 1930 in Linz/Donau geboren und maturierte dort im Jahre 1949. Anschließend studierte er Volks- und Betriebswirtschaftslehre an der (damaligen) Hochschule für Welthandel in Wien, heute: Wirtschaftsuniversität. Seine Graduierung zum Diplomkaufmann erfolgte 1953. Dieses Studium schloss er mit der Promotion zum Doktor der Handelswissenschaften im Jahre 1954 ab. 1955 begann seine Beamtenlaufbahn in der österr. Finanzverwaltung, die er 1958 als Assistent am Institut für Volkswirtschaftslehre der (damaligen) Hochschule für Bodenkultur in Wien fortsetzte. Ab 1962 ist er auch freiberuflich als Wirtschaftstreuhänder tätig und 1964 wurde er für das Fachgebiet Volkswirtschaftslehre habilitiert. Im Jahre 1969 folgte er einem Rufe auf das Ordinariat für Volkswirtschaftslehre der (damaligen) Hochschule für Bodenkultur in Wien, heute: Universität für Bodenkultur. Im Jahre 1990 wurde er emeritiert.Abstract
Brauchen wir mehr Wirtschaftsmoral? Was leistet sie - und kann sie auch etwas ›anrichten‹? Diesen Fragen stellt sich Kurt Holzer. Die Ökonomik geht davon aus, dass sich der ›Homo oeconomicus‹ vom Eigeninteresse leiten lasse. Moralisches Verhalten aber ist mit eigeninteressiertem nicht immer kompatibel und wird von der Theorie in die ›Präferenzen‹ des Menschen oder in seine ›Handlungsrestriktionen‹ abgeschoben. Der Autor wählt mutig einen Denkansatz, der sich gegen einige Grundsätze dieses ›ökonomischen Verhaltensmodells‹ stellt und ersetzt es durch sein neues ›Breitbandmodell‹, welches das differenzierte Verhaltensspektrum des Menschen spiegelt. Er geht damit konform mit Erkenntnissen der Neurobiologie und anderer Humanwissenschaften. Gelebte (Un)Moral sieht er als wirtschaftsfremde Ressource, die ›blind‹ in Wirtschaftskreisläufe interveniert, dort etwas leisten - aber auch zerstören kann. Der Autor entwirft eine ›Leistungstheorie‹ und kommt zum Ergebnis, dass unseren Wirtschaftsordnungen ein konstitutives ›Fairnessgebot‹ fehle, welches gleichwertig mit dem Wettbewerbsprinzip verankert werden sollte: sanktionierbar und verknüpft mit einem Instanzenzug und einer ›Fairnessvermutung‹, analog der Unschuldsvermutung.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
A. Zur Problemstellung: Krisen als Folge geschwundener Wirtschaftsmoral – nur ein Meinungskonsens oder Wirklichkeit? | 13 | ||
I. Moral, die wirtschaftsfremde Ressource – und ihre wirtschaftlichen Wirkungen | 16 | ||
II. Der Zugang der Ökonomik zum Moralproblem | 18 | ||
III. Das Sakrileg | 20 | ||
IV. Die Logik der Ethik und jene der Ökonomik | 21 | ||
V. Moralökonomik als empiristische Sozialwissenschaft | 24 | ||
1. Moral als immaterielle Ressource bzw. Last nichtverkehrsfähiger Art | 26 | ||
2. Ihre ‚Knappheit` | 29 | ||
3. Moralaffines Verhalten (moralaffine Güter) im Kontext zum ökonomischen Verhaltensmodell | 30 | ||
4. Standardökonomik versus Moralökonomik | 32 | ||
VI. Einbindungsversuche des Moralproblems in die Wirtschaftstheorie | 34 | ||
1. Der Output des Verhaltensmodells als Gegenprobe – ‚An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen` | 40 | ||
2. Die Wirtschaftsethiker und ihr Beitrag zur Deckung des Moralbedarfes | 43 | ||
3. Komplexe ‚Systemzwänge` – und ihre einfachen Muster | 47 | ||
4. Zu den Gesetzen des Marktes – ein Exkurs | 47 | ||
B. Das Programm einer empiristisch verstandenen Moralökonomik | 52 | ||
I. Der Weg zum Breitbandmodell als moralökonomischer Standard | 53 | ||
II. Der Mensch in seinem Biotop | 56 | ||
III. Der Moralstandard als Aktions- und sein Rationalitätsgrad als Erwartungsparameter | 57 | ||
IV. Die Zone rationalen Verhaltens | 60 | ||
V. Variable Grenzmoral als Instrument der Unternehmensführung und der Wirtschaftspolitik | 62 | ||
VI. Ethik und Ökonomik – das Bild als Instrument der Verknüpfung nichtkompatibler Logik | 63 | ||
VII. Die Analyse affektiven Verhaltens | 67 | ||
VIII. Von der Volkswirtschaftslehre zur Ökonomik – und wieder zurück? | 68 | ||
IX. Zwischenergebnisse | 71 | ||
C. Keimzellen moralökonomischer Aktivität | 73 | ||
I. Entzugserscheinungen, moralaffine Module und moralverzehrende Regelkreise | 77 | ||
II. Faires und solidarisches Verhalten als Gemeinressourcen | 82 | ||
III. Was Solidarität leistet und wie sie Leistungen behindert | 83 | ||
IV. Die Sonderstellung der Fairness | 83 | ||
V. Fairness als limitierender Produktionsfaktor | 84 | ||
VI. Das Versäumnis der Standardökonomik | 86 | ||
VII. Auch andere Humanwissenschaften beklagen Moraldefizite | 86 | ||
VIII. Die ‚gesamtwirtschaftlichen Daten` als Zugang zur Moralökonomik | 88 | ||
IX. Moralökonomik als Teildisziplin der Volkswirtschaftslehre | 90 | ||
D. Leistungstheorie als Theorie wirtschaftsrelevanter Handlungen | 93 | ||
I. Die Einbindung moralaffiner Leistungen in die Ökonomik | 96 | ||
II. Dimensionen der Leistung – Leistung versus Preis | 100 | ||
III. Moralökonomik als Leistungstheorie und ihr Verhältnis zur Standardökonomik | 104 | ||
IV. Die Synthese von Standardökonomik, Moralökonomik und Leistungstheorie | 107 | ||
V. Eine Leistungstheorie stellt die Fragen anders und stellt auch andere Fragen | 108 | ||
VI. Othmar Spann als Pionier der Leistungstheorie und der philosophische Hintergrund seiner Lehre | 110 | ||
1. Der ideologiekritische Aspekt | 116 | ||
2. Der leistungstheoretische Aspekt | 121 | ||
3. Othmar Spann – ein ‚Opfer` der Aufklärung? | 123 | ||
VII. Die Loslösung des Moral- vom Vollkommenheitsbegriff – Wirtschaftsmoral als Leistungsart | 127 | ||
VIII. Die Wirtschaft als ‚Ganzheit` in empiristisch-individualistischer Interpretation | 133 | ||
IX. Einführung in den empiristisch-individualistischen Leistungsbegriff | 136 | ||
1. Die Gestaltungsmacht oder Rangordnung der Leistungsarten | 138 | ||
2. Der Rang kulturell-gesellschaftsbürtiger Leistungen | 141 | ||
3. Politik und Wirtschaft – die Rangordnung von Organisationen | 142 | ||
4. Theoretische Hintergründe der Rangordnungsfrage | 144 | ||
5. ‚Ganzheitliche` Moralökonomik, geprägt vom methodologischen Individualismus | 146 | ||
6. Zum ‚Verlust` des Vollkommenheitsbegriffes und dem ‚Gewinn` des verloren geglaubten Parameters Moral | 146 | ||
7. Moral als informelle Institution und als Frucht eines ‚Saatgutes` | 147 | ||
E. Das Bedürfnis der Wirtschaft nach Moral | 150 | ||
I. Moral für die Wirtschaft – ein Werkzeug höherer Ordnung | 151 | ||
II. Die Ordnungsfunktion der Wirtschaftsmoral und die Diversität ihrer Inhalte | 153 | ||
III. Der Fairnesscluster – ein Gedankenexperiment | 154 | ||
F. Moralaffine Makroökonomik – die moralaffine Infrastruktur als Netzwerk | 159 | ||
I. Quellen und Grenzen moralaffiner Infrastrukturen | 159 | ||
II. Zur Abgrenzung der Wirtschaftswissenschaften | 161 | ||
III. Inhalte und Eigenschaften moralaffiner Infrastrukturen | 161 | ||
1. Moralaffine Infrastruktur als Kostenstelle und Erlösquelle | 164 | ||
2. Moralaffine Infrastruktur als Schicksal und als Kommunikationsproblem | 166 | ||
3. Ihre wirtschaftliche Verwertung | 168 | ||
4. Moralaffine Infrastruktur als Input und Output | 170 | ||
5. Eingriffe in gewachsene Lebensordnungen? | 172 | ||
G. Moralaffine Mikroökonomik auf anthropologischer Basis | 175 | ||
I. Die Philosophische Anthropologie als Brücke zur moralaffinen Mikroökonomik | 178 | ||
II. Die Verhaltensstruktur des Menschen | 182 | ||
III. Was ist Wirtschaftsmoral – eine entbehrliche Fragestellung? | 183 | ||
IV. Die finale Moral als Maßstab | 184 | ||
V. Kultur- und gesellschaftsbürtige Leistungen | 187 | ||
1. Integrationsleistungen | 189 | ||
a) Der ‚Krieg` der Leistungsmodule | 191 | ||
b) Widersprüche | 192 | ||
c) Moral als Bestandsgröße – ‚wie viel` von ihr brauchen wir? | 193 | ||
d) Kulturelle Unterschiede | 194 | ||
e) Pfade für Integrationsleistungen | 196 | ||
2. Stabilisierende Leistungen – Habitualisierung und Zeitproduktivität | 197 | ||
3. Dynamisierende Leistungen | 202 | ||
4. ‚Psychische` Einflüsse als labile Leistungen | 204 | ||
5. Wirtschaftspolitische Eingriffe und ihre kulturell bedingten Grenzen | 207 | ||
H. Funktionsbedingungen und Risiken symbiotischen Wirtschaftens | 208 | ||
I. Historisch gewachsenes Regelverhalten | 208 | ||
II. Anforderungen an die Akteure | 209 | ||
III. Die Antriebsenergie | 213 | ||
IV. Und ihr Überschuss | 214 | ||
V. Die Eigeninteressen und ihre Diversifizierung | 217 | ||
1. Zur Klärung der Zusammenhänge | 218 | ||
2. Was für faires Handeln gilt, muss nicht für solidarisches gelten | 220 | ||
3. Vom Abbau des Antriebsüberschusses zur Knappheit der Antriebsenergie | 221 | ||
4. Zur Aufwandswirtschaftlichkeit einer Gesellschaft | 222 | ||
VI. Die Bewältigung der Zeitdimension als Funktionsbedingung | 223 | ||
1. Die Zeit als Produktionsmittel | 225 | ||
2. Die Zeit als Gelegenheit | 226 | ||
3. Zur technischen Darstellung im Medium Zeit | 227 | ||
I. Das Fairnessgebot | 228 | ||
I. Was heißt faires Verhalten? | 228 | ||
II. Von der Unschuldsvermutung zur ‚Fairnessvermutung` | 230 | ||
III. Ökonomische Effizienz versus Verteilungsgerechtigkeit | 232 | ||
IV. Verbleibende Zweifel | 233 | ||
V. Die Zone der Unfairness | 234 | ||
VI. Spieltheoretische Ersatzstrategien für faires Wirtschaften | 235 | ||
J. Ausblick | 237 | ||
I. Fehlentwicklungen der Ökonomik … | 237 | ||
II. Der Drang zum Paradigmenwechsel … | 237 | ||
III. Wer von Wirtschaftsmoral abstrahiert, macht einen kategorialen Fehler … | 238 | ||
IV. Wirtschaftsmoral verstanden als Wirtschaftsmittel … | 238 | ||
V. John Maynard Keynes und die Moralökonomie … | 239 | ||
VI. Moral als limitierender Produktionsfaktor … | 243 | ||
VII. Das ‚Quantum` Solidarität, das wir brauchen … | 243 | ||
VIII. Werten – eine Notwendigkeit, aber voller Risiken … | 244 | ||
Literaturverzeichnis | 246 | ||
Personen- und Sachverzeichnis | 253 |