Durch Gesellschaftswissenschaft zum idealen Staat
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Durch Gesellschaftswissenschaft zum idealen Staat
Moritz von Lavergne-Peguilhen (1801-1870)
Quellen und Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte, Vol. 29
(2005)
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Abstract
Vor dem Hintergrund von Pauperismus und sozialer Frage Mitte des 19. Jahrhunderts verfolgte Moritz von Lavergne-Peguilhen sein Lebensziel: Er wollte nachweisen, dass die wissenschaftliche Erforschung sozialer Gesetzmäßigkeiten das Phänomen der Armut beenden könnte. Auch war er überzeugt, so die liberale Wirtschafts- und Sozialtheorie endgültig widerlegen zu können. Neben seinen Publikationen versuchte der hugenottische Rittergutsbesitzer seine Überzeugungen als Landrat in Rößel und Wirsitz, als Abgeordneter und selbsternannter "sozialpolitischer Tourist" in Schleswig-Holstein durchzusetzen. Erst kurz vor seinem Tod findet er Anerkennung im Kreis des Vereins für Socialpolitik, gerät jedoch bereits Ende des 19. Jahrhunderts in Vergessenheit.Angela Stender zeichnet anhand bisher ungenutzter Quellen das Leben Lavergnes und sein Streben nach wissenschaftlicher und politischer Anerkennung nach. Dabei kommt sie u. a. zu dem Schluss, dass der Verfasser der "Grundzüge der Gesellschaftswissenschaft" 1838 mit der Forderung nach einer institutionalisierten Gesellschaftswissenschaft die erste Wegmarke einer Entwicklung setzte, die zur Einrichtung soziologischer Lehrstühle zu Beginn des 20. Jahrhunderts führte. Zudem wurde bislang in der Forschung Lavergnes Rolle innerhalb des preußischen Sozialkonservatismus ignoriert. Als einer seiner führenden Vertreter agierte er neben Hermann Wagener und Constantin Frantz.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Einleitung | 13 | ||
Α. Der Weg zur „Gesellschaftswissenschaft" | 28 | ||
I. Familie, Kindheit, Bildung | 28 | ||
1. Hugenotten und Preußen | 28 | ||
2. Erfolgreiche Assimilation | 28 | ||
3. Schulbildung und väterliche Anregung | 33 | ||
II. Erste berufliche Erfahrungen | 36 | ||
1. Landvermesser in der General-Kommission | 36 | ||
2. Adel und Rittergut | 43 | ||
3. Vergebliche Bewerbungen | 46 | ||
III. Voraussetzungen für die „Grundzüge der Gesellschaftswissenschaft" | 52 | ||
1. Befreite Bauern, arme Bauern | 52 | ||
2. Der Wandel zum Konservativen | 55 | ||
3. Pauperismus als ökonomisches und kulturelles Strukturproblem | 57 | ||
4. Konservative Sensibilität für die soziale Problematik | 64 | ||
IV. Die Gesellschaftswissenschaft | 70 | ||
1. Die Gesellschaft als Objekt von Wissenschaft | 70 | ||
2. Neue Wissenschaft, neue Methode | 76 | ||
3. Die Gesellschaft als Organismus | 84 | ||
4. Der Staat als Element der Gesellschaft | 89 | ||
5. Die Bewegung als Paradigma des Fortschritts | 93 | ||
V. Die Wirtschaftstheorie | 98 | ||
1. Die Produktionswissenschaft - Gegenstand und Methode | 98 | ||
2. Zwischen Merkantilismus und Historischer Schule | 105 | ||
VI. Die Kulturwissenschaft | 115 | ||
1. „Kultur" als Leitsektor des Staates | 118 | ||
2. Der Mensch im Kulturstaat - Freiheit durch „Assoziation" | 122 | ||
3. Die Französische Revolution als Synonym der Zeitenwende | 126 | ||
VII. Die Diskussion der „Grundzüge" | 128 | ||
1. Europäische Vorbilder | 128 | ||
2. Rezensionen | 129 | ||
3. Wechselwirkungen | 132 | ||
VIII. Zusammenfassung | 141 | ||
Β. Politiker und Landrat in Ostpreußen | 145 | ||
I. Der Huldigungslandtag von 1840 - erste politische Erfahrungen | 145 | ||
1. Ein folgenreiches Missverständnis | 145 | ||
2. Lavergnes Beitrag zur Verfassungsfrage | 151 | ||
II. Landrat in Rößel | 155 | ||
1. Ein attraktives Amt | 155 | ||
2. Die Macht zwischen Staat und Stand | 157 | ||
3. Der Weg ins Rößeler Landratsamt | 163 | ||
4. Verwaltung „nach Gutsherrenart" | 167 | ||
III. Erfolglose politische Aktivitäten | 170 | ||
1. Förderung von Landwirtschaft und Gewerbe | 170 | ||
2. Die Ansiedlung der Hessen | 172 | ||
3. Lavergne und die „Notstandskommission" | 179 | ||
a) Die Vorgeschichte | 179 | ||
b) Die Diskussionsgrundlage | 186 | ||
c) Die Bilanz: Ein kompletter Misserfolg? | 191 | ||
4. Vom Provinziallandtag zum Vereinigten Landtag | 194 | ||
IV. Die Landgemeindeordnung als Verfassungsersatz | 199 | ||
1. Das Problem der preußischen Landgemeindeordnung | 200 | ||
2. Die „Landgemeinde" als Beitrag zum Verfassungsdiskurs | 202 | ||
a) Selbstverwaltung und Selbstkontrolle | 203 | ||
b) Kommunale Demokratie | 205 | ||
c) Zurück zum Fideikommiss | 208 | ||
d) Lebenslange Bildung | 210 | ||
3. Ein „vollkommen ungenügendes Resultat"? | 211 | ||
4. Lavergne, v. Schön, Jacoby | 213 | ||
V. Abrechnung mit dem Liberalismus | 217 | ||
1. Die „liberale Szene" in Königsberg | 217 | ||
2. In die politische Isolation | 219 | ||
VI. Zusammenfassung | 227 | ||
C. Ideen von gestern für die Gesellschaft von morgen | 230 | ||
I. Gesellschaftswissenschaft gegen Revolution | 230 | ||
1. Schulterschluss der Konservativen | 231 | ||
2. Eine Behörde gegen Revolutionäre | 245 | ||
II. Landrat und Abgeordneter: zwischen Wirsitz und Berlin | 252 | ||
1. Ein neuer Wirkungskreis | 252 | ||
2. Zwischen Polen und Preußen | 255 | ||
3. Wohlstand durch gute Verkehrsanbindung | 258 | ||
4. Laxe Amtsführung, Sturz und Disziplinarverfahren | 261 | ||
a) Ein eigenwilliges Amtsverständnis | 264 | ||
b) Opfer einer politischen Kampagne? | 271 | ||
III. Politik und Publizistik für die „conservative Social-Politik" | 276 | ||
1. Abgeordneter und Parteipolitiker | 276 | ||
2. Ein konservatives Programm | 282 | ||
3. Das „social-politische" Programm als Leitfaden | 293 | ||
4. Lavergne und die parlamentarische Rechte | 298 | ||
IV. Lavergne als Kopf der „Berliner Revue" | 303 | ||
1. Reaktion und Fortschritt | 303 | ||
2. Die „Berliner Revue" als Organ des Sozialkonservatismus | 305 | ||
3. Das Ziel: die konservative Erneuerung | 310 | ||
4. Das Ende: politische Entfremdung | 313 | ||
V. Lavergnes Konzepte in der Reaktionszeit | 317 | ||
1. Das ökonomische Konzept: Die Landwirtschaft bleibt Leitsektor | 319 | ||
a) Sonderstatus für ländliches Grundvermögen | 320 | ||
b) Nationalökonomie als Wissenschaft des Industrie-Kapitalismus | 328 | ||
2. Das soziale Konzept: Gesellschaftswissenschaft als Restauration | 334 | ||
a) Gesellschaftswissenschaft als Aufgabe der Zukunft | 334 | ||
b) Lavergne und die „deutsche Gesellschafts-Wissenschaft" | 337 | ||
c) Ohne Gesellschaftswissenschaft keine Politik | 340 | ||
3. Das staatstheoretische Konzept: Gemeinden ohne Berufsbeamte | 342 | ||
a) Ehrenamtlichkeit als Verwaltungsprinzip | 342 | ||
b) Die Frage der Gewaltenteilung: Lob des Mittelalters | 344 | ||
c) Staatsdienst als freiwillige Gegenleistung | 346 | ||
d) Gegen die Rheinische Städte- und Gemeindeordnung | 348 | ||
4. Das politische Konzept: Fundamentalopposition gegen die „Doktrin" | 350 | ||
a) Der Liberalismus als überlebtes Theorie- und Politikmodell | 350 | ||
b) Freiheit in der Korporation gegen liberalen Egoismus | 352 | ||
c) Gegen die linke Mitte | 356 | ||
VI. Zusammenfassung | 361 | ||
D. „Sozialpolitischer Tourist" und anerkannter Wissenschaftler | 364 | ||
I. Im „Kalifornien" der positiven Staatslehre | 364 | ||
1. Ungeklärte Verhältnisse | 366 | ||
2. Forschungsreise mit dem Segen der Zivilverwaltung | 367 | ||
3. Das politische Ziel: Der moderne Lehnsstaat | 374 | ||
4. Gegen Österreich und das Augustenburgertum | 379 | ||
II. Reformpolitik und Landesstatistik | 390 | ||
1. Ein „Quell politischer Erkenntniß" | 392 | ||
2. Neue Gegner | 396 | ||
3. Die Organisation der statistischen Enquete | 405 | ||
4. Das schnelle Ende eines großen Plans | 408 | ||
III. Der Norddeutsche Bund: Vollzugsort der „konservativen Soziallehre" | 413 | ||
1. Ungebrochenes Sendungsbewusstsein | 413 | ||
2. Der Sieg über den „Doktrinarismus" | 415 | ||
3. Die Kommunal- und Kreisordnung | 419 | ||
IV. Entwicklung oder Stillstand? | 421 | ||
1. Die Methode der „vergleichenden Statistik" | 423 | ||
2. Vom Pauperismus zur Arbeiterfrage | 430 | ||
3. Die Gesellschaftswissenschaft der Zukunft | 433 | ||
4. Lavergnes Platz im sozialpolitischen Diskurs | 440 | ||
V. Zusammenfassung | 448 | ||
Ergebnisse | 451 | ||
Quellen und Literatur | 458 | ||
Namen- und Ortsregister | 503 |