Herrschaft und Verwaltung in der Frühen Neuzeit
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Herrschaft und Verwaltung in der Frühen Neuzeit
Editors: Brakensiek, Stefan | Bredow, Corinna von | Näther, Birgit
Historische Forschungen, Vol. 101
(2014)
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Stefan Brakensiek hat seit 2006 den Lehrstuhl für die Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Duisburg-Essen inne. Nach einem Studium der Geschichte und der deutschen Literaturwissenschaft promovierte er 1990 mit einer Arbeit zur Privatisierung der ländlichen Gemeingüter in Westfalen und Niedersachsen. Im Jahr 1997 erfolgte die Habilitation an der Fakultät für Geschichtswissenschaft in Bielefeld mit einer Arbeit zur Amtsführung und Lebenswelt von Amtsträgern in der lokalen Justiz und Verwaltung in Hessen im 18./19. Jahrhundert. Seine aktuellen Forschungen betreffen Fragen der Herrschaftskommunikation in den europäischen Fürstenstaaten, die Legitimation dynastischer Herrschaft durch genealogische Artefakte sowie den Umgang mit Kontingenz durch Zukunftshandeln.Corinna von Bredow schloss im Jahr 2008 ihr Magisterstudium der Geschichte und der Germanistischen Literaturwissenschaft an der TU Dresden ab. Von 2009 bis 2013 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für die Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Duisburg-Essen tätig. Im Rahmen ihres Dissertationsprojektes erforscht sie die Herrschaftspraxis und die Kommunikationsprozesse der niederösterreichischen Kreisämter im 18. Jahrhundert.Birgit Näther ist seit 2013 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl der Geschichte der Frühen Neuzeit, LMU München. Von 2007 bis 2012 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Universitäten Duisburg-Essen und Münster tätig. Im Jahr 2007 schloss sie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster ihr Studium der Fächer Geschichte, Philosophie, Politikwissenschaft und Evangelische Theologie mit dem Ersten Staatsexamen sowie als Magistra Artium ab.Abstract
Ausgehend von der klassischen Annahme Max Webers, wonach Herrschaft im Alltag Verwaltung sei, analysiert der Sammelband Kommunikationsprozesse zwischen Herrschaft, Administration und Administrierten in europäischen Territorien der Frühen Neuzeit. Der verbreiteten Vorstellung, dass diese Kommunikationsprozesse weitgehend von Befehl und Gehorsam bestimmt waren, setzen die in diesem Band versammelten Einzelstudien differenzierte historische Analysen der Konstellationen und Dynamiken des Dreiecksverhältnisses entgegen. Die Beiträge widmen sich den spezifischen Formen und Verfahren der Kommunikation zwischen Landesherrn, Verwaltungen und Untertanen, und befassen sich mit deren sprachlicher Ausgestaltung. Zudem fokussieren mehrere Beiträge den Organisationscharakter von Verwaltungen, um das Verhältnis zwischen herrschaftlichen Initiativen und administrativem Handeln, sowie die Rolle von - nicht selten eigendynamischen - Verwaltungspraktiken zu bestimmen. Die hier vorgestellten neuen Ansätze der Verwaltungsgeschichte und Überlegungen zur Verwaltungskultur lösen sich von der konventionellen »Rationalitätserzählung« der Bürokratie in der Moderne, indem sie nach vielfältigen Rationalitäten und Logiken fragen, die das herrschaftliche und administrative Handeln in der Vormoderne prägten.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Stefan Brakensiek: Einleitung: Herrschaft und Verwaltung in der Frühen Neuzeit | 9 | ||
I. Konzepte | 11 | ||
II. Verfahren: Supplikationen, Visitationen, Berichte | 14 | ||
III. Beiträge | 18 | ||
Herrschaftsvermittlung und Triangulierung | 18 | ||
Indirekte Herrschaft | 20 | ||
Sprachen der Verwaltung | 21 | ||
Verwaltungskultur | 22 | ||
Corinna von Bredow: Die niederösterreichischen Kreisämter als Scharnier zwischen Landesregierung und Untertanen – Kommunikationsprozesse und Herrschaftspraxis | 25 | ||
I. Einleitung | 25 | ||
II. Einfache Dreieckskommunikation | 29 | ||
III. Komplexe Kommunikationsprozesse | 32 | ||
IV. Zusammenfassende Bemerkungen | 35 | ||
Peter Collmer: Dreieckskommunikation in der polnisch-litauischen Adelsrepublik. Vier Thesen und ein Quellenbeispiel | 37 | ||
I. Herrschaftliche Dreieckskommunikation im frühneuzeitlichen Polen-Litauen: Vier Thesen | 38 | ||
II. „Warschau wird ihm nicht helfen.“ Ein Quellenbeispiel zur herrschaftlichen Kommunikation auf den königlichen Tafelgütern | 47 | ||
III. Fazit | 49 | ||
Simon Karstens: Verteidiger des Glaubens und Verteidiger von Interessen. Herrschaftssicherung durch Kirchen- und Konfessionspolitik am Beispiel Karls VI. in den Südlichen Niederlanden | 53 | ||
I. Zeit, Raum und Kontext | 53 | ||
II. Kirche als Medium der Herrschaftsrepräsentation | 57 | ||
III. Widersprüchliche Erwartungen an einen Verteidiger der Glaubensgemeinschaft | 60 | ||
IV. Kirchliche Privilegien und herrschaftliche Rechte im Konflikt: Der Fall des Pain d'Abbaye | 66 | ||
V. Fazit | 72 | ||
Hanna Sonkajärvi: Supplikationen als Mittel zur Herrschaftsvermittlung in den Österreichischen Niederlanden im 18. Jahrhundert? | 75 | ||
I. Herrschaftsvermittlung und Kontrolle von lokalen Eliten | 77 | ||
II. Supplikationen als Mittel der Herrschaftslegitimation | 79 | ||
III. Agenten als Vermittler zwischen den Bittstellern und den Amtsträgern | 84 | ||
IV. Die Struktur und Gestaltung der Bittschriften | 86 | ||
V. Schluss | 87 | ||
Bettina Severin-Barboutie: Herrschaft durch Kommunikation im napoleonischen Empire. Eingabepraktiken im Großherzogtum Berg | 91 | ||
I. Wege und Formen der Kommunikation | 92 | ||
II. Eingaben als Kommunikationsmedien zwischen Herrschaft und Untertanen | 96 | ||
III. Schlussbetrachtungen | 103 | ||
Nicolás Brochhagen: Zur Akzeptanz fürstlicher Herrschaft vor Ort. Landesherrliche Visitation und diskursive Praxis lokaler Akteure (Hessen-Kassel, 17. Jahrhundert) | 107 | ||
I. Einleitende Überlegungen | 107 | ||
II. Visitation als landgräfliches Verfahren der Herrschaftsvermittlung: die „Landvisitation“ 1666–1668 | 110 | ||
III. Diskursive Praktiken lokaler Akteure: Grebenstein 1668 | 111 | ||
1. Die Visitation als kommunikatives Ereignis | 111 | ||
2. Texte der Untertanen | 113 | ||
3. Zur diskursiven Konstruktion landesherrlicher Herrschaft | 117 | ||
IV. Fazit | 119 | ||
Birgit Näther: Produktion von Normativität in der Praxis: Das landesherrliche Visitationsverfahren im frühneuzeitlichen Bayern aus kulturhistorischer Sicht | 121 | ||
I. Herrschaft und Verwaltung, Verwaltung und Kultur | 124 | ||
II. Dialoge zwischen Norm und Praxis im landesherrlichen Visitationsverfahren | 128 | ||
III. Ergebnisse der Studie | 133 | ||
IV. Konzeptionelle Ergebnisse und Ausblick: Verwaltung – kein Grottenolm, aber ein Glasperlenspiel? | 134 | ||
Klaus Margreiter: Die gute Schreibart in Geschäften. Normen und Praxis der Verwaltungssprache ca. 1750–1840 | 137 | ||
I. Einleitung | 137 | ||
II. Die Eigenschaften der guten Schreibart | 140 | ||
1. Kürze | 141 | ||
2. Deutlichkeit | 148 | ||
3. Schönheit | 149 | ||
4. Verständlichkeit | 154 | ||
III. Schluss | 160 | ||
Birgit Emich : Verwaltungskulturen im Kirchenstaat? Konzeptionelle Überlegungen zu einer Kulturgeschichte der Verwaltung | 163 | ||
Stefan Haas: Verwaltungsgeschichte nach Cultural und Communicative Turn. Perspektiven einer historischen Implementationsforschung | 181 | ||
I. Grundlagen einer Kulturgeschichte der Verwaltung | 183 | ||
II. Die Neubegründung einer kulturwissenschaftlichen Kommunikations- und Mediengeschichte | 186 | ||
III. Verwaltungskommunikation in Implementationsprozessen | 191 | ||
Barbara Stollberg-Rilinger: Schlusskommentar | 195 | ||
Triangulierung | 196 | ||
Information | 197 | ||
Kultur der Verwaltung: Habitualisierungen und Habitus | 197 | ||
Formalität/Informalität | 198 |