Diebstahl und Betrug im Selbstbedienungsladen
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Diebstahl und Betrug im Selbstbedienungsladen
Schriften zum Strafrecht, Vol. 258
(2014)
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Petra Timmermann studierte von 1997 bis 2002 Rechtswissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Von 2003 bis 2005 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Dekanat der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Im Anschluss an ihr Referendariat in Schleswig-Holstein war sie von 2008 bis Mitte 2011 Justiziarin im Rechtsreferat der Universität Hamburg. Seit Juli 2011 ist sie als Rechtsanwältin bei Taylor Wessing in Hamburg tätig und berät deutsche und internationale Unternehmen in allen Bereichen des Individual- und Kollektivarbeitsrechts.Abstract
Petra Timmermann untersucht die Vermögensdelikte Diebstahl und Betrug anhand verschiedener Fallkonstellationen im Selbstbedienungsladen. Anlass der Untersuchung war die grundlegende Frage, ob Diebstahl und Betrug sich tatbestandlich ausschließen. Im Ergebnis lehnt die Autorin die in Rechtsprechung und Literatur überwiegend vertretene Exklusivität von Diebstahl und Betrug ab, da sie weder dem Gesetzeswortlaut entnommen werden kann noch aus sachlichen Gründen erforderlich ist. Vielmehr ist eine Tateinheit von Diebstahl und Betrug in Fällen des Trick-Diebstahls möglich. Diese Lösung eröffnet die Klarstellung im Schuldspruch, dass die Sacherlangung durch eine Täuschung mitverursacht wurde.Die Fallkonstellationen im Selbstbedienungsladen dienen als »roter Faden«, anhand dessen die Autorin nach wie vor nicht abschließend geklärte Auslegungsfragen der §§ 242 und 263 StGB behandelt. So entwickelt die Autorin insbesondere eine neue Gewahrsamsdefinition. Danach hat Gewahrsam an einer beweglichen Sache derjenige, der bestimmt, an welchem Ort sich die Sache befindet.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Einleitung | 13 | ||
A. Fallkonstellationen im Selbstbedienungsladen | 15 | ||
B. Probleme des Diebstahls in den Selbstbedienungsladen-Fällen | 16 | ||
I. Voraussetzungen des Gewahrsamswechsels | 16 | ||
1. Der sozial-faktische Gewahrsamsbegriff | 17 | ||
a) Verstecken der Ware in der Körpersphäre | 17 | ||
aa) Gewahrsamswechsel trotz Beobachtung | 18 | ||
bb) Kein Gewahrsamswechsel bei Beobachtung | 19 | ||
b) Verstecken der Ware im Einkaufswagen | 20 | ||
aa) Gewahrsamswechsel mit dem Passieren der Kasse unabhängig von einer Beobachtung | 20 | ||
bb) Gewahrsamswechsel mit dem Verlassen des Kaufhauses im Fall der Beobachtung | 21 | ||
c) Verstecken der Ware in einer anderen Verpackung | 21 | ||
aa) Gewahrsamswechsel bei unbeobachtetem Verstecken | 22 | ||
bb) Gewahrsamswechsel mit dem Passieren der Kasse unabhängig von einer Beobachtung | 23 | ||
2. Der soziale Gewahrsamsbegriff | 24 | ||
a) Gewahrsamswechsel mit dem Verstecken der Ware in der Körpersphäre | 25 | ||
b) Verstecken der Ware im Einkaufswagen | 26 | ||
aa) Gewahrsamswechsel mit dem Verstecken im Einkaufswagen | 26 | ||
bb) Gewahrsamswechsel mit dem Passieren der Kasse | 27 | ||
c) Kein Gewahrsamswechsel mit dem Verstecken der Ware in einer anderen Verpackung | 27 | ||
3. Der Ansatz von Hoyer: Gewahrsam als persönliches Nutzungsreservat | 28 | ||
a) Gewahrsamswechsel mit dem Verstecken der Ware in der Körpersphäre unabhängig von einer Beobachtung | 29 | ||
b) Kein Gewahrsamswechsel mit dem Verstecken der Ware im Einkaufswagen | 30 | ||
c) Kein Gewahrsamswechsel mit dem Verstecken der Ware in einer anderen Verpackung | 30 | ||
4. Der faktische Ansatz von Mayer: Sachherrschaft ohne das Korrektiv der Verkehrsanschauung | 30 | ||
a) Verstecken der Ware in der Körpersphäre | 31 | ||
b) Verstecken der Ware im Einkaufswagen | 31 | ||
c) Verstecken der Ware in einer anderen Verpackung | 32 | ||
5. Der Ansatz von Ling: Exklusive Sachzuordnung mit günstiger Bestandsprognose | 32 | ||
a) Kein Gewahrsamswechsel mit dem Verstecken der Ware in der Körpersphäre | 33 | ||
b) Kein Gewahrsamswechsel mit dem Verstecken der Ware im Einkaufswagen | 33 | ||
c) Kein Gewahrsamswechsel mit dem Verstecken der Ware in einer Verpackung bei Beobachtung | 34 | ||
6. Der Ansatz von Kahlo: Gewahrsam als reale Nutzungsmöglichkeit | 34 | ||
7. Der historische Ansatz von Werling: Gewahrsam als räumliches Phänomen | 35 | ||
8. Zusammenfassung | 37 | ||
a) Verstecken der Ware in der Körpersphäre | 37 | ||
b) Verstecken der Ware im Einkaufswagen | 38 | ||
c) Verstecken der Ware in einer anderen Verpackung | 38 | ||
9. Stellungnahme | 39 | ||
a) Kritik des sozial-faktischen Gewahrsamsbegriffs und des faktischen Ansatzes von Mayer | 39 | ||
aa) Einwände gegen den sozial-faktischen Gewahrsamsbegriff | 39 | ||
bb) Die Beobachtung durch eingriffsbereite Dritte als Anwendungsfall des Geringfügigkeitsprinzips | 40 | ||
b) Kritik des sozialen Gewahrsamsbegriffs | 44 | ||
c) Kritik des Ansatzes von Hoyer | 46 | ||
d) Kritik des Ansatzes von Ling | 47 | ||
e) Kritik des Ansatzes von Kahlo | 48 | ||
f) Kritik des historischen Ansatzes von Werling | 49 | ||
10. Eigener Ansatz: Wer bestimmt, wo sich das Tatobjekt befindet? | 50 | ||
a) Verstecken der Ware in der Körpersphäre | 53 | ||
b) Verstecken der Ware im Einkaufswagen | 53 | ||
c) Verstecken der Ware in einer anderen Verpackung | 53 | ||
II. Fremdheit des Tatobjekts | 54 | ||
1. Fremdheit im Fall der in der Körpersphäre versteckten Ware | 54 | ||
2. Fremdheit im Fall der im Einkaufswagen versteckten Ware | 55 | ||
3. Fremdheit im Fall der in einer anderen Verpackung versteckten Ware | 55 | ||
a) Der für die Fremdheit der Sache maßgebliche Zeitpunkt | 55 | ||
aa) Vorübergehende Fremdheit im Ausführungsstadium | 56 | ||
bb) Fremdheit im Zeitpunkt der Begründung neuen Gewahrsams | 57 | ||
cc) Stellungnahme | 57 | ||
dd) Ergebnis | 58 | ||
b) Fremdheit des in einer Verpackung versteckten Tatobjekts bei der Wegnahme | 59 | ||
aa) Das Übereignungsangebot des Täters | 59 | ||
bb) Die Annahmeerklärung des Kassenpersonals | 61 | ||
cc) Ergebnis | 62 | ||
III. Bruch des Gewahrsams | 63 | ||
1. In der Jackentasche versteckte Ware und Gewahrsamsbruch | 63 | ||
2. Im Einkaufswagen versteckte Ware und Gewahrsamsbruch | 64 | ||
a) Ansicht vom generellen Einverständnis | 64 | ||
b) Ansicht vom konkreten Einverständnis | 65 | ||
c) Stellungnahme | 66 | ||
d) Ergebnis | 69 | ||
3. In einer Verpackung versteckte Ware und Gewahrsamsbruch | 69 | ||
a) Die Ansicht vom generellen Einverständnis | 71 | ||
aa) Unerheblichkeit jeglichen Irrtums über den Verpackungsinhalt | 71 | ||
bb) Stellungnahme | 73 | ||
b) Die Ansicht vom Gewahrsamsbruch am versteckten aliud | 76 | ||
aa) Kein Einverständnis bei verstecktem aliud | 76 | ||
bb) Stellungnahme | 77 | ||
c) Die Ansicht vom Gewahrsamsbruch bei hinzugefügter Ware | 78 | ||
aa) Einverständnis bei ausgetauschter Ware | 79 | ||
bb) Stellungnahme | 82 | ||
d) Die Ansicht von Schmitt | 84 | ||
aa) Gewahrsamsbruch beim Erscheinungsbild des Nehmens | 84 | ||
bb) Stellungnahme | 85 | ||
e) Die Ansicht vom konkreten Einverständnis | 86 | ||
aa) Erheblichkeit des Irrtums über den Verpackungsinhalt | 86 | ||
bb) Stellungnahme | 87 | ||
f) Ergebnis | 88 | ||
IV. Ergebnisse zum Tatbestand des Diebstahls | 88 | ||
C. Probleme des Betrugs in den Selbstbedienungsladen-Fällen | 90 | ||
I. Täuschung | 90 | ||
1. Verneinen der Frage nach weiteren Waren | 91 | ||
2. Vorzeigen einer Verpackung mit manipuliertem Inhalt | 91 | ||
a) Konkludente Täuschung | 91 | ||
b) Keine Täuschung | 91 | ||
c) Stellungnahme | 92 | ||
3. Passieren der Kasse mit versteckter Ware | 92 | ||
a) Konkludente Täuschung | 92 | ||
b) Täuschung durch Unterlassen | 92 | ||
c) Keine Täuschung | 93 | ||
d) Stellungnahme | 93 | ||
4. Ergebnis | 96 | ||
II. Irrtum | 96 | ||
1. Positive Fehlvorstellung des Kassenpersonals | 96 | ||
2. Vorstellung des Kassenpersonals, es sei "alles in Ordnung" | 97 | ||
3. Zweifel des Kassenpersonals | 98 | ||
a) Irrtum bei Für-Möglich-Halten der vorgespiegelten Tatsache | 98 | ||
b) Parallele zu den Willensmängeln bei der Einwilligung | 101 | ||
c) Irrtum bei Für-Wahrscheinlich-Halten der vorgespiegelten Tatsache | 102 | ||
d) Kein Irrtum bei Zweifeln aufgrund konkreter Anhaltspunkte | 103 | ||
e) Irrtum bei diffusem Zweifel | 104 | ||
f) Kein Irrtum bei Eventualvorsatz des Opfers hinsichtlich der Unwahrheit der vorgespiegelten Tatsache | 105 | ||
g) Einschränkung des Betrugstatbestands bei fahrlässigem Opferverhalten | 107 | ||
aa) Ausschluss der objektiven Zurechnung | 107 | ||
bb) Teleologische Reduktion des Täuschungsbegriffs | 108 | ||
h) Stellungnahme | 109 | ||
aa) Kritik des weiten Irrtumsbegriffs | 109 | ||
bb) Stellungnahme zugunsten der Eventualvorsatz-Lösung | 114 | ||
(1) Betrug als Spezialfall der mittelbaren Täterschaft | 114 | ||
(a) Unmittelbare Täterschaft beim Stellen einer Falle für das Opfer | 115 | ||
(b) Eigenständigkeit der Typenbildung im Besonderen Teil | 116 | ||
(c) Fehlen einer Verhaltensnorm für den Tatmittler | 117 | ||
(d) Keine Zurechnungsfrage im Tatbestand des Betrugs | 118 | ||
(e) Zwischenergebnis | 118 | ||
(2) Parallele zu den Willensmängeln bei der Einwilligung | 118 | ||
(3) Kritik der Wahrscheinlichkeitslösung | 119 | ||
(4) Kritik der Ansätze von Amelung und Hassemer | 120 | ||
(5) Ergebnis | 120 | ||
cc) Ausschluss der objektiven Zurechnung oder teleologische Reduktion des Täuschungsbegriffs? | 120 | ||
i) Ergebnis | 122 | ||
III. Vermögensverfügung und Vermögensschaden | 123 | ||
1. Ausgangspunkt der Definitionen der Vermögensverfügung und des Vermögensschadens | 123 | ||
a) Sachbetrug durch das Passieren der Kasse | 124 | ||
b) Forderungsbetrug durch das Passieren der Kasse | 124 | ||
2. Der Meinungsstand zur Einschränkung der Vermögensverfügung und des Vermögensschadens | 125 | ||
a) Exklusivitätslösungen | 125 | ||
aa) Verfügungsbewusstsein als Voraussetzung des Sachbetrugs | 126 | ||
(1) Sachbetrug bei generellem Einverständnis und Verfügungsbewusstsein | 127 | ||
(2) Ansicht vom Gewahrsamsbruch am versteckten aliud | 128 | ||
(3) Verfügungsbewusstsein bei ausgetauschter Ware | 128 | ||
(4) Konkretes Verfügungsbewusstsein beim Sachbetrug | 129 | ||
(5) Die Ansicht von Backmann: Verfügungsbewusstsein zur Abgrenzung von Diebstahl und Unterschlagung | 130 | ||
bb) Generelle Einschränkung des Verfügungsbegriffs | 131 | ||
(1) Konkretes Verfügungsbewusstsein | 131 | ||
(2) Bewusstsein der Vermögensrelevanz und Verfügungsbewusstsein aus Sicht eines objektiven Dritten | 132 | ||
(3) Irrtumsmotivierter Handlungs- oder Unterlassungswille | 132 | ||
cc) Andere Abgrenzungen des Betrugs vom Diebstahl | 133 | ||
(1) Die Ansicht von Schmitt: Maßgeblichkeit des äußeren Erscheinungsbilds | 133 | ||
(2) Die Ansicht von Gössel: Teleologische Reduktion des § 263 StGB | 133 | ||
(3) Die Ansicht von Hillenkamp: Kein selbständiger Vermögensschaden | 134 | ||
dd) Auseinandersetzung mit den Argumenten der Exklusivitätslösungen | 134 | ||
(1) Der Gegensatz zwischen Diebstahl und Betrug | 135 | ||
(2) Das Wesen des Betrugs als "Selbstschädigungsdelikt" | 136 | ||
(3) Das Fehlen eines Tatbestands des "betrügerischen Diebstahls" | 137 | ||
(4) Betrug als Spezialfall der mittelbaren Täterschaft | 138 | ||
(5) Unvereinbarkeit einer Tateinheit von Diebstahl und Betrug mit dem Schuldprinzip | 140 | ||
(6) Rechtssicherheit durch Exklusivität | 142 | ||
(7) Erfordernis eines Verfügungsbewusstseins beim Sachbetrug | 143 | ||
(8) Generelle Einschränkung des Verfügungsbegriffs | 145 | ||
(9) Teleologische Reduktion des § 263 StGB | 146 | ||
(10) Stellungnahme zur Ansicht von Hillenkamp | 147 | ||
(11) Zwischenergebnis | 148 | ||
b) Konkurrenzlösungen | 149 | ||
aa) Die Vermögensverfügung einschränkende Konkurrenzlösungen | 149 | ||
(1) Die Ansicht von Herzberg: Vermögensverfügung bei Selbstschädigung | 149 | ||
(2) Die Ansicht von Miehe: Verfügung bei einem Mindestmaß personaler Beteiligung | 150 | ||
(3) Die Ansicht von Joecks und Samson: Betrugsstrafbarkeit zum Schutz des Vermögens in Aktion | 151 | ||
(4) Die Ansicht von Hardwig: Verfügungsbewusstsein nur bei einer Verfügung durch Tun | 152 | ||
(5) Forderungsbetrug als mitbestrafte Nachtat | 152 | ||
bb) Reine Konkurrenzlösungen | 153 | ||
(1) Subsidiarität von Diebstahl oder Betrug | 153 | ||
(2) Tatmehrheit zwischen Diebstahl und Betrug | 154 | ||
(3) Tateinheit von Diebstahl und Betrug | 154 | ||
cc) Auseinandersetzungen mit den Argumenten der Konkurrenzlösungen | 155 | ||
(1) Kritik der Ansicht von Herzberg: Vermögensverfügung bei Selbstschädigung | 155 | ||
(2) Kritik der Ansicht von Miehe: Mindestmaß personaler Beteiligung | 156 | ||
(3) Kritik der Ansicht von Joecks und Samson: Schutz des Vermögens in Aktion | 156 | ||
(4) Kritik der Ansicht von Hardwig: Bewusstsein bei Verfügung durch Tun | 157 | ||
(5) Stellungnahme zugunsten der Ansicht vom Forderungsbetrug als mitbestrafter Nachtat | 157 | ||
(6) Kritik der Ansicht von Heghmanns: Subsidiarität von Diebstahl oder Betrug | 158 | ||
(7) Kritik der Ansicht von Huschka: Tatmehrheit von Diebstahl und Betrug | 158 | ||
(8) Stellungnahme zugunsten der Ansicht von der Tateinheit von Diebstahl und Betrug | 158 | ||
c) Ergebnis | 159 | ||
IV. Ergebnisse zum Tatbestand des Betrugs und seinem Konkurrenzverhältnis zum Diebstahl | 159 | ||
D. Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse | 160 | ||
Literaturverzeichnis | 162 | ||
Sachwortverzeichnis | 173 |