Menu Expand

Zur Strafbarkeit von virtuellen Sit-Ins

Cite BOOK

Style

Wengenroth, L. (2014). Zur Strafbarkeit von virtuellen Sit-Ins. Zugleich ein Beitrag zur (Mit)Täterschaft bei minimalen Tatbeiträgen. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-54302-1
Wengenroth, Lenard. Zur Strafbarkeit von virtuellen Sit-Ins: Zugleich ein Beitrag zur (Mit)Täterschaft bei minimalen Tatbeiträgen. Duncker & Humblot, 2014. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-54302-1
Wengenroth, L (2014): Zur Strafbarkeit von virtuellen Sit-Ins: Zugleich ein Beitrag zur (Mit)Täterschaft bei minimalen Tatbeiträgen, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-54302-1

Format

Zur Strafbarkeit von virtuellen Sit-Ins

Zugleich ein Beitrag zur (Mit)Täterschaft bei minimalen Tatbeiträgen

Wengenroth, Lenard

Strafrechtliche Abhandlungen. Neue Folge, Vol. 249

(2014)

Additional Information

Book Details

Pricing

Abstract

Lenard Wengenroth untersucht die Strafbarkeit einer neuen virtuellen Protestform. Sogenannte virtuelle Sit-Ins zielen darauf ab, ein Serversystem durch massenhafte Datenanfragen zu überlasten, damit dort gespeicherte Webseiten vorübergehend nicht erreichbar sind.

In jüngerer Zeit haben vermehrt politisch motivierte Seitenblockaden für Aufsehen gesorgt. Dies wirft die Frage auf, inwieweit virtuelle Sit-Ins von der Meinungs- und Versammlungsfreiheit geschützt sind und was sich daraus für Konsequenzen, insbesondere für die Auslegung des § 303b StGB, ergeben.

Da bei der heutigen Serverleistung in der Regel mehrere tausend Beteiligte benötigt werden, um ein störungsrelevantes Datenaufkommen zu erzeugen, stellen sich zudem komplexe Kausalitäts- und Zurechnungsfragen.

Der Autor entwickelt anhand des Merkmals der Gleichwertigkeit einen eigenständigen Ansatz, um eine Mittäterschaft der Protestbeteiligten im Sinne einer funktionellen Tatherrschaft zu begründen.

Die verfassungsrechtliche Untersuchung hat ergeben, dass virtuelle Sit-Ins zwar keine Versammlung darstellen, aber der Meinungsfreiheit unterfallen. Es ist daher eine verfassungskonforme Auslegung der einschlägigen Straftatbestände vorzunehmen, die im Einzelfall zur Straflosigkeit der Beteiligten führen kann.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
A. Einführung 13
B. Strafrechtliche Diskussion um Online-Sitzblockaden 17
C. Informationstechnischer Hintergrund eines virtuellen Sit-Ins 22
I. Grundsätzliche Wirkweise eines Denial-of-Service Angriffs 22
II. Virtueller Sit-In als freiwillige Ausprägungsform eines Distributed-Denial-of-Service 24
D. Strafbarkeit durch die Beteiligung an einem Sit-In 27
I. Computersabotage 27
1. Geschütztes Rechtsgut und Rechtsgutsträger 28
a) Funktionsfähigkeit einer Datenverarbeitung als geschütztes Rechtsgut 29
b) Rechtsgutsträger 31
aa) Streit um die Wesentlichkeit bei ausgelagerten Datendienstleistungen 32
bb) Nutzungsrecht an der Datenverarbeitung 34
cc) Eigentümerähnliche Position 35
dd) „Miteigentum“ an Datenverarbeitungen 37
c) Zusammenfassung 38
2. Datenverarbeitung von wesentlicher Bedeutung 38
a) Begriff der Datenverarbeitung 38
b) Wesentliche Bedeutung 39
c) Webserverprozesse 41
aa) Private Seitenbetreiber 41
bb) Betriebliche oder behördliche Seitenbetreiber 42
cc) Drittanbieter 43
dd) Mehrere parallele Anknüpfungssubjekte 43
d) Zusammenfassung 44
3. Sabotagehandlung 45
a) Datenveränderung 45
aa) Datenbegriff 46
bb) Datenberechtigter 47
(1) Konkretisierung der Verfügungsbefugnis 48
(2) Berechtigter bei Daten auf öffentlich zugänglichen Webservern 50
cc) Datenunterdrückung 51
(1) Lediglich vorübergehende Entziehung des Datenzugriffs 51
(2) Fehlende Datenzugriffsmöglichkeit während einer Server-Blockade 54
(3) Keine Datenunterdrückung durch den Bereitstellenden 55
dd) (Un)‌brauchbare Daten 55
b) Eingeben oder Übermitteln von Daten 57
aa) Notwendigkeit einer restriktiven Auslegung der Datenübermittlung 58
bb) Konsequenz für die verschiedenen Beteiligungsmodalitäten 59
cc) Nachteilszufügungsabsicht 60
c) Beeinträchtigung der Hardware 61
aa) Beschädigung des Servers 62
bb) Unbrauchbarkeit des Servers 64
d) Verhältnis der Tatalternativen 65
e) Zusammenfassung 65
4. Erhebliche Störung 66
a) Erheblichkeit im Lichte der Wesentlichkeit 67
b) Grundrechtsschutz virtueller Demonstranten 68
aa) Versammlungscharakter eines virtuellen Sit-Ins 71
(1) Kollektive Dimension einer Versammlung 72
(2) Störung des Servers als gemeinsamer Zweck 76
(3) Beeinträchtigung ≠ unfriedlich 77
bb) Virtuelle Sit-Ins und Kommunikationsgrundrechte 79
(1) Meinungsäußerung durch das Verschicken von Datenanfragen 79
(2) (Un)‌Friedlichkeit der Meinungsäußerung 81
(3) Meinungsäußerung auf fremdem Eigentum 84
(4) Meinungsfreiheit vs. Rechtsgüterschutz 86
(a) Bedeutung von Datenverarbeitungen in der modernen Kommunikationsgesellschaft 88
(b) Webserver als öffentliches Forum? 89
(c) Vorrang der Meinungsfreiheit im Einzelfall 93
(5) Konsequenz der gefundenen Ergebnisse 95
c) Zusammenfassung 96
5. Besonders schwere Computersabotage 97
a) Gesteigerter Vermögensverlust 97
b) (Virtuelle) Bande 98
c) Versorgungs- und Sicherheitsbeeinträchtigungen 102
6. Zusammenfassung 103
II. Nötigung 104
1. Der Gewaltbegriff im Kontext moderner Protestformen 107
a) Körperliche Kraftentfaltung durch einen Mausklick 107
aa) Notwendigkeit des Merkmals 108
bb) Intensität der Kraftentfaltung 109
cc) Richtung der Kraftentfaltung 111
dd) Kraftentfaltung bei Datenangriffen 112
b) (Un)‌körperliche Wirkung einer Serverblockade 113
aa) Intensität der Sacheinwirkung 114
bb) Abgrenzung zur Sachbeschädigung und Sachentziehung 114
cc) Auswirkungen eines virtuellen Sit-Ins 116
2. Drohen mit einem virtuellen Sit-In 118
a) Nachteile durch eine Serverblockade 118
b) Übelzufügung und konkludente Drohung 119
3. Zusammenfassung 120
III. Weitere Tatbestände 121
1. Unterdrücken von Datenurkunden 121
2. Sachbeschädigung 123
3. Datenunterdrückung 124
4. Störung von Telekommunikationsanlagen 124
5. Störung von öffentlichen Betrieben 126
6. Straftatbestände im TKG und BDSG 126
7. Zusammenfassung 127
IV. Strafrechtliche Verantwortung beim kumulativen Zusammenwirken minimaler Tatbeiträge 127
1. Protestierende Nebentäter 128
a) Kausalität des einzelnen Datenaufkommens für die Serverstörung 129
aa) (Un)‌Tauglichkeit der conditio-sine-qua-non-Formel 129
(1) Virtueller Sit-In, ein Fall kumulativer Kausalität? 130
(2) Virtueller Sit-In, ein Fall alternativer Kausalität? 131
(3) Der Erfolg in seiner ganz konkreten Gestalt 132
bb) Lehre von der gesetzmäßigen Bedingung 134
cc) Zusammenfassung 135
b) Serverstörung als Werk des einzelnen Protestteilnehmers? 136
aa) (Un)‌Gefährliche Datenübermittlung 137
bb) Vorhersehbarkeit der Überlastungssituation 138
cc) Vertrauensgrundsatz 139
dd) Keine Beherrschbarkeit der Überlastungssituation 140
ee) Zusammenfassung 143
c) Interpretation des § 303b StGB als Kumulationsdelikt 143
d) Täterschaft durch Teilnahme 145
e) Strafrechtliche Verantwortung in einem normativ-funktionalen Straftatensystem 147
2. Gemeinschaftliches Protestieren 148
a) Aufruf zur Blockade als gemeinsamer Tatplan 149
aa) Einpassungsentschluss 150
bb) Konkludente Einwilligung durch die Tatausführung 150
b) Erzeugte Datenpakete als objektiver Tatbeitrag 151
aa) Kein wesentlicher Beitrag der Protestbeteiligten? – die Kritik von Kelker 153
bb) Stellungnahme 155
cc) Funktionelle Tatherrschaft bei minimalen Tatbeiträgen 157
(1) Anknüpfungspunkt der Betrachtung 157
(2) Die Gleichwertigkeit der Tatbeiträge 159
(3) Entkräftung möglicher Einwände 161
(a) Nähe zur gemäßigt subjektiven Theorie der Rechtsprechung 161
(b) Keine Befürwortung der Risikoerhöhungslehre 162
c) Unbeachtlichkeit „neutraler“ Datenpakete 163
3. Gehilfenbeitrag der Bereitstellenden 163
4. Zusammenfassung 164
V. Organisation eines Sit-Ins 165
1. Mittäterschaft 165
2. Anstiftung zu einer Computersabotage etc. 166
3. Öffentliche Aufforderung zu Straftaten 166
a) Auffordern zu einer rechtswidrigen Tat 167
b) Auswirkungen der Meinungsfreiheit 170
4. Drohen mit der Durchführung eines Sit-Ins 171
5. Beihilfe zu einer Computersabotage etc. 171
6. Vorbereiten einer Computersabotage 173
7. Zusammenfassung 175
E. Internationale Dimension virtueller Protestformen 176
I. Inlandstaten 176
II. Auslandstaten 180
1. Verbindliches zwischenstaatliches Abkommen? 180
2. Ausländische Datenangriffe gegen deutsche Rechtsgutsträger 182
3. Deutsche Beteiligung im Ausland an virtuellen Sit-Ins gegen ausländische Server 185
III. Zusammenfassung 185
F. Fazit 186
Literaturverzeichnis 189
Sachwortverzeichnis 196