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Unmittelbarkeit und materielles Recht

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Krüger, M. (2014). Unmittelbarkeit und materielles Recht. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-54187-4
Krüger, Matthias. Unmittelbarkeit und materielles Recht. Duncker & Humblot, 2014. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-54187-4
Krüger, M (2014): Unmittelbarkeit und materielles Recht, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-54187-4

Format

Unmittelbarkeit und materielles Recht

Krüger, Matthias

Schriften zum Prozessrecht, Vol. 233

(2014)

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Abstract

Der Unmittelbarkeitsgrundsatz gilt bis heute als fundamentales Prinzip der strafgerichtlichen Hauptverhandlung. Aus Gründen der Prozessökonomie sieht er sich aber zunehmend Anfeindungen und Forderungen nach seiner Abschaffung bzw. Lockerung ausgesetzt. Matthias Krüger nimmt diesen Befund zum Ausgangspunkt für eine Untersuchung zu »Unmittelbarkeit und materielles Recht«. Ausgehend von den Aufgaben und Funktionen des Strafverfahrens sowie anhand von Sinn und Zweck des Unmittelbarkeitsprinzips und seiner Ausnahmen nimmt er sich zunächst den gesetzlichen Grundlagen der Verfahrensmaxime an. Naturgemäß kommen dabei der blinde Richter und das Akteneinsichtsrecht von Schöffen als geradezu klassische Probleme des Unmittelbarkeitsgebots zur Sprache. Daneben wirft der Autor einen Seitenblick auf andere Gerichtszweige und deren Umgang mit Unmittelbarkeit. Dies öffnet den Blick dafür, dass der strafprozessuale Unmittelbarkeitsgrundsatz stärker als bislang in seinen Interdependenzen und Wechselwirkungen zum materiellen Strafrecht zu betrachten ist. Dies zeigt der Autor anhand einiger praktischer Fragen des geltenden Rechts näher auf, um sich abschließend noch der Ebene de lege ferenda anzunehmen. Insofern kann es - ohne Rücksicht auf höherrangiges Recht - zu gesetzgeberischen Reformen kommen, die vielleicht sogar zu einer Beschleunigung von Strafverfahren führen könnten und in Ansätzen bereits aufgezeigt werden.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsverzeichnis 9
Einführung 17
1. Teil: Dogmatische Grundlagen 26
1. Kapitel: Wesen und Bedeutung von Prozessmaximen 26
I. Begriff und Bedeutung von Prozessmaximen 27
1. Funktionen und Geltungsgrund 27
2. Rechtspolitische Dimension von Verfahrensprinzipien 29
a) Geschichtliche Betrachtung 30
aa) Verfahrensprinzipien während der NS-Zeit 30
bb) Verfahrensprinzipien im Strafverfahren der DDR 32
b) Strafrecht und Rechts- bzw. Kriminalpolitik 34
3. Fazit 37
II. Klassische versus verfassungsrechtliche Prozessmaximen 38
2. Kapitel: Aufgaben und Funktionen des Strafverfahrens 40
I. Das Strafverfahren als Mittel zur Durchsetzung und Anwendung des materiellen Strafrechts 40
1. Strafprozessrecht als bloßes Hilfsrecht des materiellen Strafrechts 42
2. Gleichrangigkeit zwischen Straf- und Strafprozessrecht 43
3. Emanzipation des Strafverfahrens(rechts) vom materiellen Strafrecht 45
4. Stellungnahme und Fazit 47
II. Das Strafverfahren als Mittel zur Erforschung und Ermittlung der (materiellen) Wahrheit 49
III. Achtung der Menschenwürde und Grundrechte des Beschuldigten als Ziel des Strafverfahrens 53
IV. Resümee 55
3. Kapitel: Sinn und Zweck von Unmittelbarkeit als Prozessmaxime 55
I. Schutzfunktion für den Angeklagten 56
1. Historische Dimension – Unmittelbarkeitsgrundsatz als Prinzip der Hauptverhandlung 56
2. Wandel im Verhältnis von Ermittlungs- und Hauptverfahren 58
II. Möglichkeit zur besseren Wahrheitserforschung durch eine bessere Beurteilung der Glaubwürdigkeit von Zeugen 60
III. Fazit 62
2. Teil: Unmittelbarkeit und Verlesungsvorschriften 63
4. Kapitel: Sinn und Zweck von § 250 StPO 65
5. Kapitel: Gesetzliche Ausnahmen von § 250 StPO 66
I. Vernehmung des Bundespräsidenten und anderer hochrangiger Repräsentanten des Staates 67
1. Parallelvorschriften der §§ 375 Abs. 2, 382 ZPO 68
2. Streit um die Anwendung auf den Stellvertreter des Bundespräsidenten 68
3. Sinn und Zweck der Regelungen im Hinblick auf die Diskussion um den strafprozessualen Unmittelbarkeitsgrundsatz 70
a) Vermeidung von Störungen der Amtstätigkeit (h. M.) 71
b) Kritik an der h. M. 73
c) Glaubwürdigkeit von (hochrangigen) Repräsentanten des Staates als systemimmanenter Grund für die Ausnahme von Unmittelbarkeit 76
aa) Staatstheoretische Argumente 77
bb) Gesetzliche Regelungen zur Zwangsvollstreckung gegen den Staat 80
cc) Besonderheiten im zivilprozessualen Erkenntnisverfahren gegen den Staat 84
4. Fazit für §§ 49, 50 StPO 86
II. Zeugenvernehmung durch beauftragten oder ersuchten Richter 88
1. Voraussetzungen von § 223 Abs. 2 StPO, insbesondere „große Entfernung“ 89
2. Kommissarische Vernehmung und gerichtliche Amtsaufklärungspflicht 90
a) Aspekt der Glaubwürdigkeit 92
b) Aspekt der Schwere der Straftat 93
3. Kommissarische Vernehmung gemäß § 223 Abs. 1 StPO 94
4. Fazit 94
III. Verlesung von Protokollen früherer Vernehmungen (§ 251 StPO) 95
1. Videovernehmung, insbesondere § 255a StPO 95
2. Verlesung gemäß § 251 Abs. 1 Nr. 2 StPO 100
3. Schriftstücke zu Vermögensschäden (§ 251 Abs. 1 Nr. 3 StPO) 102
IV. Verlesung von Behörden- und Ärzteerklärungen (§ 256 StPO) 108
1. Verlesung von Behördenerklärungen gemäß § 256 Abs. 1 Nr. 1 a) StPO 109
2. Verlesung von Sachverständigengutachten gemäß § 256 Abs. 1 Nr. 1 b) StPO 112
3. Verlesung von ärztlichen Attesten gemäß § 256 Abs. 1 Nr. 2 StPO 114
a) Ansehen des Ärztestandes als Grund für die Ausnahme vom Unmittelbarkeitsprinzip 115
b) Inhalt des ärztlichen Attests 117
4. Verlesung von Routinegutachten gemäß § 256 Abs. 1 Nr. 4 StPO 122
5. Fazit 123
3. Teil: Formelle Unmittelbarkeit 125
6. Kapitel: Formelle Unmittelbarkeit de lege ferenda 127
7. Kapitel: Formelle Unmittelbarkeit de lege lata 129
I. Unmittelbarkeit im Zivilprozess 132
1. § 355 ZPO als Regelung zur formellen Unmittelbarkeit 135
2. Entstehungsgeschichte und weiterer gesetzlicher Werdegang der Vorschriften zum zivilprozessualen Unmittelbarkeitsgrundsatz 137
3. Sinn und Zweck von (formeller) Unmittelbarkeit im Zivilprozess 141
4. Ausnahmen vom Grundsatz der (formellen) Unmittelbarkeit 143
a) Beweisaufnahme durch beauftragte oder ersuchte Richter (§ 375 ZPO) 144
aa) Zeugenvernehmung anlässlich eines Ortstermins gemäß §§ 375 Abs. 1 Nr. 1 Alt. 1, 219 Abs. 1 Alt 1 ZPO 145
bb) Verhinderung des Zeugen oder Unzumutbarkeit seines Erscheinens vor dem Prozessgericht (§ 375 Abs. 1 Nr. 2 und 3 ZPO) 147
cc) Fazit 149
b) Zeugenvernehmung durch den Vorsitzenden der Kammer für Handelssachen ohne Mitwirkung der ehrenamtlichen Richter 149
aa) Gesetzliche Regelung der Kammern für Handelssachen 150
bb) „Sachkunde der Handelsrichter“ für die Beweisaufnahme 152
c) Fazit zu den gesetzlichen Ausnahmen vom zivilprozessualen Unmittelbarkeitsgrundsatz 154
5. Heilung von Verstößen gegen die (formelle) Unmittelbarkeit 154
a) Heilung gemäß § 295 Abs. 1 ZPO versus deren Ausschluss gemäß § 295 Abs. 2 ZPO 154
aa) Abgrenzungsversuche bei § 295 Abs. 2 ZPO 157
bb) Unmittelbarkeitsmaxime und § 295 Abs. 2 ZPO 157
(1) Argumente aus der Entstehungsgeschichte 159
(2) Systematische Argumente – Ausnahmen vom Unmittelbarkeitsprinzip und seine Rolle in Offizialverfahren 160
(3) § 284 Satz 2 ZPO als Schlüssel zur Lösung des Problems 162
b) Heilung und freie Beweiswürdigung 163
6. Fazit zur (formellen) Unmittelbarkeit im Zivilprozess 169
II. Formelle Unmittelbarkeit im Strafprozess 170
III. Formelle Unmittelbarkeit und Akteneinsichtsrecht von Schöffen 173
1. Meinungsstand 174
2. Argumente pro Akteneinsichtsrecht aus anderen Zusammenhängen 178
a) Fragerecht von Schöffen gemäß § 240 Abs. 2 StPO 178
b) Selbstleseverfahren gemäß § 249 Abs. 2 StPO 179
c) Vortrag des Berichterstatters in der Berufung als Ausnahme vom strafprozessualen Unmittelbarkeitsgrundsatz 181
d) Laienrichterbeteiligung an Haftsachen 185
3. § 30 GVG als gesetzliche Grundlage eines Akteneinsichtsrechts für Laienrichter 190
4. Teil: Materielle Unmittelbarkeit 194
8. Kapitel: Materielle Unmittelbarkeit de lege ferenda 195
I. Begriff und Inhalt eines sachlichen Prinzips materieller Unmittelbarkeit 195
II. Rangfolge von Beweismitteln als Konsequenz eines sachlichen Prinzips materieller Unmittelbarkeit 196
9. Kapitel: Materielle Unmittelbarkeit de lege lata 197
I. Materielle Unmittelbarkeit im Zivilprozess 198
1. Schriftliche Zeugenaussage (§ 377 Abs. 3 ZPO) als spezielle Regelung zur materiellen Unmittelbarkeit 200
a) „Inhalt der Beweisfrage“ 201
b) „Person des Zeugen“ 202
c) Ermessen des Gerichts und Position der Parteien zur schriftlichen Aussage 203
2. Amtliche Auskunft (§ 273 Abs. 2 Nr. 2 ZPO) 204
3. Allgemeine Überlegungen zu materieller Unmittelbarkeit im Zivilprozess 205
a) Ausgangspunkt der h. M. – Wider die materielle Unmittelbarkeit im Zivilprozess 206
b) Befürworter materieller Unmittelbarkeit im Zivilprozess 208
aa) § 377 Abs. 3 ZPO als Ausnahmeregelung 210
bb) Inkonsequenzen der h. M. 212
c) Materielle Unmittelbarkeit zwischen Parteimaxime und freier Beweiswürdigung 217
aa) Verhandlungsmaxime als Argument contra materielle Unmittelbarkeit 217
bb) Freie Beweiswürdigung als Argument pro materielle Unmittelbarkeit 220
cc) Materielle Unmittelbarkeit im Zusammenspiel von Beweisaufnahme und -würdigung 226
4. Fazit 229
II. Unmittelbarkeit im Verwaltungsgerichtsprozess 230
1. Rechtsprechung und Schrifttum zum Unmittelbarkeitsgrundsatz im Verwaltungsgerichtsprozess 230
2. Gesetzliche Grundlagen 234
a) Vorschriften zur Beweisaufnahme (§§ 96, 98, 87 Abs. 3 VwGO) 235
b) Untersuchungsgrundsatz gemäß § 86 Abs. 1 VwGO 242
c) Freie Beweiswürdigung gemäß § 108 Abs. 1 Satz 1 VwGO 245
3. Fazit 248
III. Unmittelbarkeit in der freiwilligen Gerichtsbarkeit 248
1. Unmittelbarkeit der Beweisaufnahme in FGG-Verfahren 248
a) Rechtslage vor der FGG-Reform vom Herbst 2009 249
b) Rechtslage nach der FGG-Reform vom Herbst 2009 250
c) Exegese der Normen zur Beweisaufnahme in der freiwilligen Gerichtsbarkeit im Hinblick auf (materielle) Unmittelbarkeit 252
2. Beweiswürdigung und (materielle) Unmittelbarkeit im Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit 255
3. Fazit 257
IV. Materielle Unmittelbarkeit im Strafprozess 258
1. Materielle Unmittelbarkeit und gerichtliche Amtsaufklärungspflicht 258
a) Auffassung von Geppert 259
b) Rechtsprechung und Schrifttum 260
c) Stellungnahme 262
aa) Historische Argumente 264
(1) Unmittelbarkeit vor Geschworenengerichten 264
(2) Entstehungsgeschichte von § 244 Abs. 2 StPO 270
(3) Fazit 274
bb) Systematische Argumente 274
d) Fazit 278
2. Materielle Unmittelbarkeit und freie Beweiswürdigung (§ 261 StPO) 279
a) Prozessmaximen als Erfahrungssätze 282
b) Allgemeine Anforderungen an Erfahrungssätze im Rahmen der Beweiswürdigung 284
c) Materielle Unmittelbarkeit als Erfahrungssatz im Rahmen der Beweiswürdigung 286
3. Fazit 290
5. Teil: Reformüberlegungen zum strafprozessualen Unmittelbarkeitsgrundsatz 291
10. Kapitel: Unmittelbarkeitsgrundsatz und höherrangiges Recht 292
I. Unmittelbarkeitsgrundsatz und Grundgesetz 292
1. Meinungsstand 294
a) Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts 295
b) Stimmen aus der verfassungs- und (straf-)prozessrechtlichen Literatur 297
2. Auseinandersetzung 298
a) Materielles Strafrecht und Verfassungsrecht 298
b) Strafprozessrecht und Verfassungsrecht 301
c) Unmittelbarkeitsgrundsatz und Menschenwürde (Art. 1 GG) 302
II. Unmittelbarkeitsgrundsatz und Menschenrechtskonvention 306
1. Unmittelbarkeitsgrundsatz und Konfrontationsrecht 307
2. Unmittelbarkeitsgrundsatz und Art. 6 Abs. 1 MRK 308
III. Fazit 310
11. Kapitel: Sachliche Überlegungen im Rahmen einer Reform des strafprozessualen Unmittelbarkeitsgrundsatzes 311
I. Aspekt der (besseren) Glaubwürdigkeitsbeurteilung bei unmittelbarer Vernehmung durch das erkennende Gericht 311
1. Gesetzliche Regelungen 312
2. Rechtsprechung zu non-verbalem Aussageverhalten 313
a) Glaubwürdigkeit und blinder Richter 314
b) Glaubwürdigkeit und Videovernehmung 316
c) Polygrapheneinsatz 316
3. Auseinandersetzung mit dem Schrifttum zur (Un-)Beachtlichkeit von non-verbalem Aussageverhalten 317
4. Fazit 329
II. Der strafprozessuale Unmittelbarkeitsgrundsatz in seinem Verhältnis zum materiellen Strafrecht 329
1. Systematische Überlegungen 330
2. Historische Überlegungen 331
3. Unmittelbarkeit und materielles Strafrecht 333
a) Unmittelbarkeit und Rechtsfolgenebene 333
b) Unmittelbarkeit und Tatbestandsebene 334
aa) Beleidigendes Schriftstück 335
bb) Anstiftung durch Schriftstück 336
cc) Betrug durch reißerische Werbung 338
dd) Fazit 340
4. Differenzierung nach tat- und täterbezogenen Merkmalen im prozessualen Sinne 340
a) Ansätze der Differenzierung im geltenden Recht 341
aa) Tat- und täterbezogene Merkmale im Strafrecht 341
(1) Tat- und täterbezogene Mordmerkmale 341
(2) Tat- und täterbezogene Strafzumessungsaspekte 342
bb) Tat- und täterbezogene Merkmale im Strafprozessrecht 343
(1) Verlesungsvorschrift des § 251 Abs. 1 Nr. 3 StPO 343
(2) Verlesungsvorschrift des § 256 Abs. 1 Nr. 2 StPO 344
cc) Fazit 348
b) Sachlicher Grund für die Differenzierung zwischen tat- und täterbezogenen Merkmalen 348
c) Sachliche und/oder gesetzliche Kriterien für die Differenzierung 350
aa) Verbrechensaufbau als Orientierung 350
bb) Maßstab des § 28 StGB 352
cc) Fazit 353
d) Umsetzung der Differenzierung 353
aa) Umsetzung de lege lata 353
bb) Umsetzung de lege ferenda 354
e) Vorschlag für eine gesetzliche Regelung der Differenzierung 355
Zusammenfassung 359
Literaturverzeichnis 362
Sachverzeichnis 383