Wirtschaftlich vorteilhafte Gefahrenverursachung
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Wirtschaftlich vorteilhafte Gefahrenverursachung
Zur Reichweite der staatlichen Sicherheitsgarantie und den Grenzen ihrer wirtschaftlichen Ausnutzung
Das Recht der inneren und äußeren Sicherheit, Vol. 2
(2014)
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About The Author
Hannes Beutel ist Jahrgang 1988. Das Studium der Rechtswissenschaften an der Friedrich-Schiller Universität Jena mit Schwerpunkt der Kriminalwissenschaften hat er 2012 absolviert. Von 2012–2014 war Beutel Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Rechts- und Verfassungsgeschichte, Rechtsphilosophie von Prof. Dr. Walter Pauly an der FSU Jena. Promotion daselbst im Jahre 2013. Seit 2014 ist Hannes Beutel Rechtsreferendar bei dem Landgericht Erfurt.Abstract
Die Untersuchung nimmt sich des seit Jahrzehnten aktuellen wie umstrittenen Themas der für Einzelne wirtschaftlich vorteilhaften, gar essentiellen, den Fiskus hingegen stark belastenden Gefahrenabwehr zur Sicherung kommerzieller Großveranstaltungen an. Es wird nachgewiesen, dass ein Teil bislang hoheitlich besorgter Aufgaben der Sache nach »polizeifremd« ist. Die sich für die übrigen Bereiche bietende Option der Kostenprivatisierung ist, obwohl Großveranstalter zu den polizeirechtlichen Störern rechnen, nicht mit dem vorhandenen Regressinstrumentarium zu erreichen. Allerdings ließen sich, aus Gründen der Abgabengerechtigkeit gar geboten, entsprechende Kostentatbestände normieren. Die Untersuchung hinterfragt Grund und Grenzen genuin staatlicher Sicherheitsleistung und ordnet das Rechtsproblem im Spannungsfeld von unbedingter Leistungspflicht, Kostenprovokation und Sondernutzen ein. Zuletzt werden konkrete Lösungsvorschläge angeboten, die auch Praxisproblemen Rechnung tragen sollen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einführung und Problemaufriss | 15 | ||
A. Einführung | 15 | ||
B. Das Problem der Polizeieinsätze anlässlich kommerzieller Großveranstaltungen | 19 | ||
I. Begriffsbestimmungen | 19 | ||
1. Zur Besonderheit der Großveranstaltung | 19 | ||
2. Insbesondere: der kommerzielle Charakter einer Großveranstaltung | 21 | ||
3. Polizeieinsatz und Polizeieinsatzkosten | 23 | ||
4. Privatisierung | 26 | ||
II. Gang der Untersuchung | 27 | ||
Erster Teil: Zur Privatisierung von Polizeiaufgaben anlässlich kommerzieller Großveranstaltungen | 29 | ||
A. Einleitung | 29 | ||
B. Entstaatlichung und Ausgliederung als Phänomene auch des Sicherheitsrechts? | 30 | ||
I. Privatisierung als Rückzug aus staatlicher Aufgabenwahrnehmung im Allgemeinen | 31 | ||
1. Zum Begriff der Privatisierung | 32 | ||
2. Formen der Privatisierung | 33 | ||
3. Motive und Motivationen | 35 | ||
4. Tendenzen | 37 | ||
II. Innere Sicherheit – privatisierungsfeindlich kraft Natur der Sache? | 38 | ||
1. Realität einer mehrpoligen Sicherheitsverantwortung | 39 | ||
2. Deduktion von Schranken | 40 | ||
3. Insbesondere: Funktionsvorbehalt aus dem Gewaltmonopol | 47 | ||
a) Grund ... | 48 | ||
aa) Genese | 48 | ||
bb) Gegenwärtige Einordnung | 50 | ||
b) ... und Grenzen | 51 | ||
aa) Dimensionierung | 52 | ||
bb) Von sog. polizeifremden Aufgaben | 55 | ||
c) Ergebnis zu den Induktionen des Gewaltmonopols | 56 | ||
4. Fazit | 57 | ||
C. Großveranstaltungen als sicherheitsrechtliche und zugleich originär polizeiliche Herausforderungen? | 58 | ||
I. Reproduktion allgemeiner Privatisierungsschranken auf die Gefahrsituation bei Großveranstaltungen | 60 | ||
1. Kompetenzielle Wahrnehmungsdefizite | 61 | ||
2. Induktionen aus weiteren (kumulierenden) Leistungspflichten des Staates | 65 | ||
3. Faktische Wahrnehmungsdefizite | 67 | ||
4. Zureichende Kontrolle und ausreichender Rechtsschutz | 67 | ||
5. Garantie letztendlichen Sicherheitserfolgs | 70 | ||
6. Bilanz | 70 | ||
II. Situationsspezifische (Binnen-)Grenzen der Privatisierung | 71 | ||
1. Privat generierte Sicherheit im öffentlichen Raum? | 72 | ||
2. Sicherheit im halböffentlichen Raum | 77 | ||
3. Fazit zu den räumlichen Grenzen | 81 | ||
III. Möglichkeiten und Maßgaben der Entstaatlichung | 82 | ||
1. Retrospektiver Befund | 82 | ||
2. Konkrete Wege staatlichen Rückzuges | 83 | ||
a) Die Auferlegung von Eigensicherungspflichten als staatsentlastende Maßnahme | 84 | ||
aa) Abgrenzungsproblematik: Konkretisierung einer Grauzone | 85 | ||
bb) Denkbare Komponenten einer Eigensicherungspflicht von Veranstaltern | 89 | ||
cc) Zur Grundrechtsrelevanz von veranstalterischen Eigensicherungspflichten | 92 | ||
dd) Regelungsbedarf | 95 | ||
b) Kooperationsmodelle als nur teilweiser staatlicher Rückzug? | 97 | ||
3. Zusammenschau | 100 | ||
IV. Internationaler Seitenblick | 101 | ||
D. Zusammenfassung | 103 | ||
Zweiter Teil: Rechtliche Möglichkeiten zur Begründung und Übertragung von Finanzierungsverantwortung auf den Veranstalter | 106 | ||
A. Sicherheitsrechtliche Grundversorgung | 108 | ||
I. Die historische Dimension der Polizeikostenerhebung vor dem Hintergrund einer Grundversorgung mit dem Gut „Sicherheit“ | 109 | ||
1. Vom Rückgriff auf tradierte Erwägungen zum Fürsorge- und zum Nachtwächterstaat | 109 | ||
2. Neuzeitliche Entwicklungen der Heranziehung von Veranstaltern zu Sicherungskosten | 111 | ||
a) Anfänge des modernen Verwaltungsstaats | 111 | ||
b) Veranstaltungssicherung im Freistaat Preußen des 20. Jahrhunderts | 112 | ||
c) Musterentwurf eines einheitlichen Polizeigesetzes | 117 | ||
d) Vorstöße einiger Länder | 118 | ||
aa) Hessen | 119 | ||
bb) Niedersachsen | 120 | ||
cc) Bremen | 121 | ||
dd) Bayern | 123 | ||
ee) Sachsen | 123 | ||
ff) Baden-Württemberg | 124 | ||
gg) Zwischenfazit | 127 | ||
II. Parallelen in bereits vorwaltenden Fällen der privaten Finanzierung von Leistungen öffentlicher Sicherheit | 127 | ||
1. Polizeikostenerhebung für die Begleitung von Schwertransporten | 128 | ||
2. Polizeikosten anlässlich übermäßiger Straßennutzung | 130 | ||
3. Polizeiaufwand als Ersparnis an „Eigensicherungskosten“ | 131 | ||
4. Zur Kostenlast bahnpolizeilicher Gefahrenabwehr | 133 | ||
5. Zur Luftsicherheitsgebühr | 135 | ||
6. Kostentragung für Feuerwehreinsätze | 137 | ||
III. Fazit | 138 | ||
B. Der Großveranstalter in der Systematik polizeirechtlicher Verantwortlichkeit | 140 | ||
I. Kategorien polizeirechtlicher Verantwortlichkeit | 142 | ||
1. Zur Zustandsverantwortlichkeit | 143 | ||
2. Zur Verhaltensverantwortlichkeit | 149 | ||
II. Die Inanspruchnahme des Großveranstalters als Verhaltensverantwortlichen | 151 | ||
1. Die Theorie der unmittelbaren Verursachung | 152 | ||
a) Kernaussage | 152 | ||
b) Applikation | 152 | ||
c) Das Veranstalten von Großereignissen im Spiegel der Theorie der unmittelbaren Verursachung | 153 | ||
aa) Fehlende Verursachung aufgrund eigener Gestörteneigenschaft | 154 | ||
bb) Fehlende Zurechenbarkeit mangels Unmittelbarkeit | 155 | ||
(1) Bezugnahme auf gefährdendes Drittverhalten | 156 | ||
(2) Veranstaltungsspezifische Gefahr | 157 | ||
cc) Korrektur durch die Figur des Zweckveranlassers | 159 | ||
(1) Rechtsfigur | 159 | ||
(2) Der Großveranstalter als Zweckveranlasser | 160 | ||
(a) Wirkungszusammenhang aufgrund subjektiver Umstände | 161 | ||
(b) Wirkungszusammenhang aufgrund vorhersehbaren Drittverhaltens | 164 | ||
(c) Ansicht von Bott: Zurechenbarkeit wegen individuellen Gefahrennutzens | 167 | ||
(3) Notwendigkeit der Rechtsfigur | 168 | ||
dd) Zur Figur des Risikoveranlassers | 170 | ||
ee) Stellungnahme | 171 | ||
2. Die Theorien der rechts- oder pflichtwidrigen bzw. sozialinadäquaten Verursachung | 172 | ||
a) Theorie der rechtswidrigen Verursachung | 172 | ||
b) Die Lehre von der Sozialadäquanz | 175 | ||
c) Lehre von der Pflichtwidrigkeit und der Risikosphäre | 175 | ||
d) Zwischenfazit zur Zurechnung veranstaltungsspezifischer Gefahren nach den etablierten Lehren | 179 | ||
3. Die Option einer reinen Kausalitätslehre und ihre Vorzüge | 179 | ||
a) Gesetzeswortlaut und zweckorientierte Auslegung | 180 | ||
b) Normgeschichtliche Hintergründe und Systematik der Maßnahme | 182 | ||
c) Gesamtkonzept der Polizeipflichtigkeit als Indikator zulänglicher Äquivalenzbetrachtung | 184 | ||
4. Neuere Tendenzen? | 189 | ||
5. Zusammenfassende Stellungnahme | 192 | ||
III. Folgen polizeirechtlicher Verantwortlichkeit des Großveranstalters | 194 | ||
1. Der Großveranstalter als Maßnahmeadressat | 194 | ||
2. Der Großveranstalter als Polizeikostenschuldner | 199 | ||
a) Kostentatbestände zulasten Polizeipflichtiger und Gemeinlasten | 199 | ||
b) Kohärenz von Maßnahmen- und Kostenebene | 201 | ||
aa) Pflicht zur Kostenerhebung im Allgemeinen | 202 | ||
bb) Kostenanteil im Innenverhältnis | 204 | ||
c) Erneute Sondersituation des kommerziellen Großveranstalters | 206 | ||
d) Real ersatzfähige Kosten | 207 | ||
e) Insbesondere: Vorfeld- und Vorsorgemaßnahmen | 209 | ||
IV. Fazit veranstalterischer Verantwortlichkeit nach geltendem Polizeirecht | 213 | ||
C. Gebührenverträglichkeit veranstaltungssichernder Polizeitätigkeit | 215 | ||
I. Der veranstalterische Vorteil als Ansatzpunkt eines Polizeigebührentatbestandes | 218 | ||
1. Vorteilsziehung und Lastentragung als Topoi der Abgabengerechtigkeit | 219 | ||
2. Zum Begriff des Vorteils | 224 | ||
3. Öffentliche Sicherheit und Vorteil | 227 | ||
a) Vorteilsfähigkeit universal zugesicherter Leistungen | 228 | ||
b) Sicherheit als Wirtschaftsgut – Kommerzialisierbarkeit staatlich garantierter Sicherheit | 231 | ||
aa) Die Polizei als Dienstleister | 231 | ||
(1) Polizeiliche Gefahrenabwehr als Dienst am Veranstalter | 233 | ||
(2) Das Verhältnis des (staatlichen) Dienstleisters zum Sicherheitskonsumenten | 236 | ||
bb) Vorteil durch Teilhabe an einem begrenzten Gut | 239 | ||
cc) Sicherheitsgarantie und Wirtschaftskalkül | 242 | ||
dd) Erster Einwand: Impraktikable Wertbestimmung öffentlich verschaffter Sicherheit | 243 | ||
ee) Zweiter Einwand: Kein Sondervorteil wegen Vorfinanzierung | 246 | ||
ff) Dritter Einwand: Rechtsreflex statt „echtem“ Vorteil | 251 | ||
gg) Zwischenergebnis | 252 | ||
c) Unterschiedliche Gepflogenheiten der Gebührenerhebung innerhalb des Verwaltungsrechts | 252 | ||
4. Fazit zur grundsätzlichen Gebührenfähigkeit veranstaltungsschützender Polizeieinsätze | 254 | ||
II. Grenzen einer Gebührenerhebung | 255 | ||
1. Von Dammbruchszenarien und den Kalamitäten der budgetakzessorischen Wahrnehmung staatlicher Sicherheitsaufgaben | 255 | ||
2. Reelle Schranken der Kostenerhebung | 258 | ||
a) Staatsstrukturprinzipien | 258 | ||
aa) Zu den Schlussfolgerungen des Rechtsstaatsprinzips | 258 | ||
(1) Äquivalenzprinzip | 259 | ||
(2) Bestimmtheitsgebot | 261 | ||
bb) Forderungen des Sozialstaatsprinzips | 266 | ||
b) Staatszielbestimmungen | 267 | ||
aa) Sportförderungsauftrag | 268 | ||
bb) Kulturförderung | 270 | ||
c) Grundrechte als Schranken | 271 | ||
aa) „Wirtschaftliche“ und „ideelle“ Grundrechte des Veranstalters | 272 | ||
(1) Zur Abgrenzung | 272 | ||
(2) Leitgedanke | 274 | ||
(3) Grundrechtliche Perspektiven des Veranstalters | 276 | ||
bb) Grundrechte anderer Betroffener | 279 | ||
cc) Fazit | 281 | ||
d) Das Prinzip der Kostendeckung als einfachgesetzliche Schranke | 283 | ||
e) Insbesondere: das öffentliche Interesse als sibyllinischer Topos | 285 | ||
aa) Interesse von gewisser Öffentlichkeit und öffentliches Interesse | 285 | ||
bb) Perspektivische Bestimmung | 287 | ||
cc) Bewertung der durch Großveranstaltungen verkörperten Werte | 291 | ||
(1) Öffentliches Interesse und Interessen der Öffentlichkeit am Großereignis | 291 | ||
(2) Fiskalische Interessen als öffentliche Interessen | 293 | ||
dd) Fazit | 294 | ||
III. Erfordernis einer Gebührenerhebung | 295 | ||
1. Erfordernis effektiver Aufgabenwahrnehmung bei enger Budgetierung | 295 | ||
2. Zum Vorwurf indirekter Subventionierung | 297 | ||
3. Allgemeine Gesichtspunkte der Lastengerechtigkeit und des Wettbewerbs | 299 | ||
4. Fazit | 303 | ||
IV. Einzelfragen und Abgrenzungsprobleme | 304 | ||
1. Rechtsformenwahl und Normgestaltung | 304 | ||
2. Abgrenzungsprobleme | 307 | ||
3. Verwaltungsaufwand und tatsächlicher Nutzen der Gebührenerhebung | 309 | ||
4. Rechtsschutzfragen | 310 | ||
D. Alternative Instrumentarien der Polizeikostenumlegung | 311 | ||
I. Sicherheitsbeitrag statt Sicherheitsgebühr | 311 | ||
II. Sonderabgabe für über Normalität hinausgehende Gefahrenabwehr | 314 | ||
III. Abgabeform sui generis | 315 | ||
IV. Rückgriff auf privatrechtliche Mechanismen | 316 | ||
V. Fazit | 320 | ||
E. Ergebnis zu den Möglichkeiten der Kostenerhebung für die polizeiliche Absicherung kommerzieller Großveranstaltungen | 321 | ||
Schlussbetrachtung | 324 | ||
A. Erkenntnisse und Schwierigkeiten der Untersuchung | 324 | ||
B. Zusammenfassung der Ergebnisse | 326 | ||
C. Ausblick | 329 | ||
Literaturverzeichnis | 331 | ||
Sachwortverzeichnis | 347 |