Die allgemeine Kronzeugenregelung
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Die allgemeine Kronzeugenregelung
Dogmatische Probleme und Rechtspraxis des § 46b StGB
Strafrechtliche Abhandlungen. Neue Folge, Vol. 252
(2014)
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About The Author
Lorenz Nicolai Frahm studierte Rechtswissenschaften mit dem Schwerpunkt Kriminalwissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und absolvierte dort im Mai 2011 sein erstes Staatsexamen. Anschließend promovierte er bei Prof. Dr. Heribert Ostendorf, Generalstaatsanwalt a.D., an dessen Forschungsstelle für Jugendstrafrecht und Kriminalprävention er von Juli 2009 bis Dezember 2011 tätig war. Die Dissertation wurde durch ein Graduiertenstipendium des Landes Schleswig-Holstein gefördert. Seit Juni 2013 ist er Referendar am Schleswig-Holsteinischen Oberlandesgericht.Abstract
Mit Wirkung zum 1. September 2009 trat das 43. Gesetz zur Änderung des Strafgesetzbuches in Kraft und mit ihm die allgemeine Kronzeugenregelung des § 46b StGB.Der Autor unternimmt eine umfassende Bewertung der Vorschrift, sowohl unter rechtlichen als auch kriminalpolitischen Gesichtspunkten. Er erörtert die Voraussetzungen und Rechtsfolgen sowie das systematische Verhältnis der Kronzeugenregelung zu anderen Vorschriften. Die anschließende Untersuchung der Norm hinsichtlich ihrer Vereinbarkeit mit strafprozessualen und verfassungsrechtlichen Prinzipien bestätigt in mehrfacher Hinsicht die bereits im Vorfeld von Literatur und Berufsverbänden geäußerte Kritik. In einem dritten Teil wird anhand der Ergebnisse einer bundesweiten Befragung von Staatsanwälten, Strafverteidigern und Strafrichtern erstmalig ein Einblick in das Meinungsbild der Praxis gewährt. Abschließend stellt der Autor ein eigenes Reformkonzept vor, durch dessen Umsetzung § 46b StGB mit rechtsstaatlichen Prinzipien harmonisiert werden könnte.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwortr | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einleitung | 15 | ||
A. Gegenstand der Arbeit | 16 | ||
B. Gang der Untersuchung | 17 | ||
1. Teil: Grundlagen | 19 | ||
A. Entstehungsgeschichte | 19 | ||
I. Begriff des Kronzeugen | 19 | ||
II. Kronzeugen in der deutschen Rechtsgeschichte | 21 | ||
III. Kronzeugenregelungen im Recht der Bundesrepublik Deutschland | 24 | ||
1. Bereichsspezifische Kronzeugenregelungen | 24 | ||
2. Gesetz zur Änderung des StGB, der StPO, des VersG und zur Einführung einer Kronzeugenregelung bei terroristischen Straftaten vom 9.6.1989 | 25 | ||
3. Gesetz zur Änderung des StGB – Strafzumessung bei Aufklärungs- und Präventionshilfe (43. StrÄndG) vom 29.7.2009 | 28 | ||
B. Europarechtliche Vorgaben | 30 | ||
C. Sinn und Zweck der Regelung | 31 | ||
2. Teil: Voraussetzungen und Rechtsfolgen | 33 | ||
A. Voraussetzungen | 33 | ||
I. Anlasstat | 33 | ||
1. Täter einer Straftat | 33 | ||
2. Androhung im Mindestmaß erhöhter oder lebenslanger Freiheitsstrafe | 34 | ||
II. Bezugstat | 36 | ||
1. Katalogtat nach § 100a Abs. 2 StPO | 36 | ||
2. Einschätzungszuständigkeit | 38 | ||
3. Anwendbarkeit auf das Opfer einer Katalogtat | 39 | ||
III. Freiwillige Offenbarung des Wissens | 41 | ||
1. Offenbarung | 41 | ||
2. Tatsachen aus dem Wissen des Täters | 42 | ||
3. Freiwilligkeit | 43 | ||
IV. Das (fehlende) Konnexitätserfordernis | 46 | ||
V. Aufdecken oder Verhindern einer Straftat | 49 | ||
1. Aufklärungshilfe (§ 46b Abs. 1 S. 1 Nr. 1 StGB) | 50 | ||
a) Aufklärungserfolg | 50 | ||
aa) Allgemeines | 51 | ||
bb) Benennung von Tatbeteiligten und Tatbeteiligung | 52 | ||
cc) Verbesserung des Erkenntnisstandes | 52 | ||
dd) Erlangung abgesicherter Erkenntnisse | 53 | ||
ee) Wesentlichkeit des Beitrages | 54 | ||
ff) Erfolgseintritt im Ausland | 56 | ||
gg) Wechsel im Aussageverhalten | 56 | ||
b) Besondere Voraussetzung bei eigener Tatbeteiligung des Kronzeugen | 60 | ||
aa) Aufklärung über den eigenen Tatbeitrag hinaus | 60 | ||
bb) Bedeutungslosigkeit der Angaben zum eigenen Tatbeitrag | 61 | ||
c) Feststellung des Aufklärungserfolges durch das Gericht | 63 | ||
aa) Einschätzungszuständigkeit | 63 | ||
bb) Überzeugungsbildung vom Vorliegen eines Aufklärungserfolges | 64 | ||
cc) Reichweite der gerichtlichen Aufklärungspflicht | 65 | ||
dd) Bescheidung von Beweisanträgen | 68 | ||
2. Präventionshilfe (§ 46b Abs. 1 S. 1 Nr. 2 StGB) | 71 | ||
a) Dienststelle | 72 | ||
b) Verhinderung einer Katalogtat | 73 | ||
c) Verhinderung in sonstiger Weise | 75 | ||
d) Tat, von deren Begehung der Täter weiß | 76 | ||
e) Rechtzeitig | 77 | ||
VI. Zeitpunkt der Offenbarung (§ 46b Abs. 3 StGB) | 78 | ||
1. Letztmöglicher Zeitpunkt | 78 | ||
2. Erstmöglicher Zeitpunkt | 79 | ||
3. Strafmildernde Berücksichtigung präkludierter Angaben | 81 | ||
B. Rechtsfolgen | 82 | ||
I. Strafmilderung gem. § 49 Abs. 1 StGB | 83 | ||
II. Absehen von Strafe | 85 | ||
III. Kriterien für die Ermessensausübung (§ 46b Abs. 2 StGB) | 87 | ||
IV. Gesamtstrafe | 91 | ||
V. Begründung eines minder schweren Falles | 93 | ||
VI. Ablehnung eines besonders schweren Falles | 95 | ||
VII. Zusammentreffen von Aufklärungs- und Präventionshilfe | 96 | ||
VIII. Strafzumessung im engeren Sinn | 97 | ||
1. Ermittlungshilfe als Verhalten des Täters nach der Tat | 98 | ||
2. Berücksichtigung allein bei der Strafzumessung im engeren Sinn | 100 | ||
IX. Strafaussetzung zur Bewährung | 102 | ||
X. Strafrestaussetzung zur Bewährung | 104 | ||
XI. Sonstige die Strafvollstreckung betreffende Entscheidungen | 105 | ||
XII. Verweigerte Ermittlungshilfe als Straferhöhungsgrund | 107 | ||
XIII. Anforderungen an die Urteilsgründe | 108 | ||
XIV. Absehen von Anklageerhebung und Verfahrenseinstellung nach § 153b StPO | 109 | ||
XV. Anfechtung der Entscheidung | 111 | ||
XVI. Keine Befugnisnorm zur Geheimnisoffenbarung | 113 | ||
C. Behandlung von Altfällen: Die Übergangsbestimmung des § 316d EGStGB | 114 | ||
3. Teil: Verhältnis zu anderen Rechtsnormen | 118 | ||
A. Verhältnis zu § 261 Abs. 10 StGB a.F. | 118 | ||
B. Verhältnis zu §§ 129 Abs. 6 Nr. 2, 129a Abs. 7 StGB | 119 | ||
C. Verhältnis zu § 31 BtMG n.F. | 121 | ||
D. Verhältnis zur tätigen Reue | 123 | ||
E. Verhältnis zu § 138 StGB | 124 | ||
F. Verhältnis zu § 66 StGB | 127 | ||
G. Verhältnis zu § 257c StPO | 128 | ||
4. Teil: Handhabung der Kronzeugenregelung | 134 | ||
A. Handhabung durch die Polizei | 134 | ||
B. Handhabung durch die Staatsanwaltschaft | 136 | ||
C. Kronzeugenaussage und Untersuchungshaft | 139 | ||
D. Aussagepflicht als Zeuge in der Hauptverhandlung | 140 | ||
E. Schutz gefährdeter Kronzeugen | 145 | ||
I. Prozessualer Zeugenschutz | 146 | ||
II. Zeugenschutz nach dem Zeugenschutz-Harmonisierungsgesetz | 150 | ||
III. Zusammenfassung und Bewertung | 154 | ||
5. Teil: Bedeutung des § 46b StGB im Jugendstrafverfahren | 157 | ||
A. Strafmilderung nach § 46b Abs. 1 S. 1 StGB | 157 | ||
I. Unmittelbare Anwendbarkeit | 157 | ||
II. Kollision mit jugendstrafrechtlichen Prinzipien | 158 | ||
III. Verbot der Schlechterstellung | 160 | ||
B. Absehen von Strafe nach § 46b Abs. 1 S. 4 StGB | 163 | ||
C. Verfahrensrechtliche Besonderheiten | 165 | ||
6. Teil: Vereinbarkeit mit strafprozessualen rund verfassungsrechtlichen Prinzipien | 167 | ||
A. Vereinbarkeit mit dem Legalitätsprinzip | 167 | ||
I. Rechtsstaatsprinzip Art. 20 Abs. 3 GG | 167 | ||
1. Rechtsstaatlich gebotener Verfolgungszwang | 167 | ||
2. Legalität und Opportunität | 168 | ||
3. Eingriff durch § 46b StGB | 170 | ||
4. Rechtfertigung des Eingriffs | 171 | ||
a) Eignung zur Effektivierung der Strafrechtspflege und Verbesserung der Prävention | 172 | ||
b) Erforderlichkeit der Beeinträchtigung | 176 | ||
c) Angemessenheit von Zweck und Mittel | 183 | ||
aa) Hohe Eingriffsintensität | 184 | ||
bb) Kein Ermittlungsnotstand | 185 | ||
cc) Fehlende Voraussetzung eines Unrechtsgefälles | 188 | ||
5. Ergebnis | 191 | ||
II. Allgemeiner Gleichheitssatz Art. 3 Abs. 1 GG | 193 | ||
1. Verhaltensspezifische Differenzierung | 196 | ||
2. Beschränkung des Ermittlungshilfegegenstandes | 197 | ||
3. Ausklammerung der einfachen Kriminalität | 198 | ||
4. Präklusion später Wissensoffenbarungen | 202 | ||
5. Ergebnis | 205 | ||
B. Vereinbarkeit mit dem Schuldprinzip | 206 | ||
I. Begriff der Strafzumessungsschuld und Bestimmung der Schuldangemessenheit | 207 | ||
II. Schuldrelevanz geleisteter Ermittlungshilfe | 209 | ||
III. Prinzipielle Zulässigkeit und Grenzen von Schuldunterschreitungen | 216 | ||
IV. Rechtfertigung anhand präventiver Gesichtspunkte | 219 | ||
1. Rechtfertigung aus Gründen der positiven Spezialprävention | 219 | ||
2. Rechtfertigung aus Gründen der negativen Spezialprävention | 221 | ||
3. Rechtfertigung aus Gründen der positiven Generalprävention | 221 | ||
4. Rechtfertigung aus Gründen der negativen Generalprävention | 227 | ||
V. Ergebnis | 229 | ||
C. Vereinbarkeit mit dem Grundsatz der Wahrheitsermittlung | 230 | ||
I. Wahrheit als Voraussetzung von Gerechtigkeit | 230 | ||
II. Verkürzung des Amtsaufklärungsgrundsatzes | 233 | ||
III. Spezifische Missbrauchsgefahr | 238 | ||
1. Zeitlicher Ausschluss nach § 46b Abs. 3 StGB | 239 | ||
2. Strafschärfende Ergänzung der §§ 145d, 164 StGB | 240 | ||
a) Inhalt der Neuregelung | 240 | ||
b) Schutzzwecke | 246 | ||
c) Präventionsfunktion | 247 | ||
d) Kompensationsfunktion | 250 | ||
e) Erhöhter Unrechtsgehalt infolge der Missbrauchsabsicht | 252 | ||
f) Restriktive Tatbestandsauslegung bei ungeeigneten Tathandlungen | 255 | ||
g) Zwischenergebnis | 258 | ||
3. Verwirkungsstrafe | 259 | ||
4. Erhöhte Anforderungen an die Beweiswürdigung | 261 | ||
a) Gesteigerte Darlegungs- und Würdigungspflicht | 262 | ||
b) Bestätigung durch weitere Beweismittel („corroboration“) | 263 | ||
IV. Ergebnis | 268 | ||
D. Vereinbarkeit mit den Grundsätzen der Öffentlichkeit, Mündlichkeit und Unmittelbarkeit des Verfahrens | 270 | ||
E. Vereinbarkeit mit dem Bestimmtheitsgrundsatz | 273 | ||
I. Inhalt und Grenzen des Bestimmtheitsgebotes | 273 | ||
II. Unbestimmtheit der verwendeten Rechtsbegriff | 274 | ||
III. Abwägung wesentlicher Parameter der Strafe durch Ermessensentscheidung | 276 | ||
IV. Ergebnis | 278 | ||
F. Vereinbarkeit mit dem Nemo-tenetur-Prinzip | 279 | ||
7. Teil: § 46b StGB aus Sicht der Praxis | 285 | ||
A. Ausgangslage | 285 | ||
B. Empirische Untersuchung | 286 | ||
I. Aufbau und Ablauf der Befragung | 286 | ||
II. Ergebnisse der Untersuchung | 287 | ||
1. Zusammensetzung der Teilnehmer | 287 | ||
2. Anwendungshäufigkeit und Anwendungsgebiete | 290 | ||
3. Verteilung der Verfahren nach Tatbestandsalternative und Rechtsfolge | 294 | ||
4. Praktische Bedeutung des § 46b StGB | 296 | ||
a) Geringer Bekanntheitsgrad | 298 | ||
b) Alternative Möglichkeiten zur Berücksichtigung kooperativen Verhaltens | 299 | ||
c) Zeitliche Begrenzung auf das Ermittlungs- und Zwischenverfahren | 299 | ||
d) Überwiegen der persönlichen Nachteile | 301 | ||
e) Zurückhaltung der Justiz | 302 | ||
f) Ausgestaltung der Anwendungsvoraussetzungen | 303 | ||
g) Mögliche Gründe einer hohen praktischen Bedeutung | 304 | ||
5. Notwendigkeit einer Kronzeugenregelung aus Sicht der Praxis | 305 | ||
6. Bewährung der Kronzeugenregelung aus Sicht der Praxis | 308 | ||
7. Anwendung der Kronzeugenregelung im Jugendstrafverfahren | 312 | ||
8. § 46b StGB und die Strafzwecke | 313 | ||
9. Beurteilung der Missbrauchsrisiken und -vorkehrungen | 317 | ||
10. Fehlende Konnexität zwischen Anlass- und Bezugstat | 323 | ||
11. Die Honorierung der Aufklärungs- und Präventionshilfe als Gegenstand von Gesprächen zwischen Beschuldigtem und Justiz | 325 | ||
12. Verweis auf § 100a Abs. 2 StPO | 328 | ||
13. Verfassungsrechtliche und moralische Bedenken | 332 | ||
14. Gesetzgeberischer Handlungsbedarf | 333 | ||
C. Zusammenfassung der Ergebnisse | 339 | ||
8. Teil: Abschließende Erörterung | 342 | ||
A. Zusammenfassung | 342 | ||
B. Reformkonzept: „Bändigung“ des entfesselten Kronzeugen | 346 | ||
Anhang: Fragebogen | 351 | ||
Literaturverzeichnis | 361 | ||
Sachwortverzeichnis | 377 |