Leitungsautonomie und Fremdeinfluss
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Leitungsautonomie und Fremdeinfluss
Zulässigkeit und Grenzen vertraglicher Einflussnahmemöglichkeiten auf Leitungsentscheidungen des Vorstands einer Aktiengesellschaft
Untersuchungen über das Spar-, Giro- und Kreditwesen. Abteilung B: Rechtswissenschaft, Vol. 194
(2014)
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About The Author
Michael Herwig studierte Rechtswissenschaften an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Nach dem ersten juristischen Staatsexamen 2006 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl seines Doktorvaters Professor Doktor Peter O. Mülbert tätig. Im Anschluss an den juristischen Vorbereitungsdienst im Bezirk des Oberlandesgerichts Koblenz begann er 2009 mit der Arbeit an seiner Dissertation. 2012 und 2013 absolvierte Michael Herwig das Masterprogramm der Columbia Law School in New York. Seit 2011 ist er als Rechtsanwalt im Bereich des Wirtschaftsrechts in Frankfurt am Main tätig.Abstract
Die Leitungsmacht des Vorstands bildet einen der Grundpfeiler der Kompetenzordnung in der Aktiengesellschaft. In den vergangenen Jahren haben sich in Form so genannter $abusiness combination agreements$z und Investorenvereinbarungen Vertragsgestaltungen etabliert, in denen die Gesellschaft mit Dritten Absprachen über die Geschäftsführung und Leitung der Gesellschaft trifft. Derartige Absprachen geraten mit der Vorgabe in Konflikt, dass der Vorstand die Aktiengesellschaft unter eigener Verantwortung zu leiten hat. Aufbauend auf dem Verbandszweck der Aktiengesellschaft entwickelt der Autor Leitlinien für Zulässigkeit und Reichweite entsprechender vertraglicher Einwirkungsrechte auf die Leitungsmacht des Vorstands. Zudem wird die konzernrechtliche Dimension entsprechender Vereinbarungen untersucht und eine Einbettung in die Organisations- und Haftungsverfassung der Aktiengesellschaft vorgenommen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Geleitwort | 7 | ||
Vorwort | 9 | ||
Inhaltsübersicht | 11 | ||
Inhaltsverzeichnis | 13 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 21 | ||
Teil 1: Einleitung | 23 | ||
A. Problemaufriss | 23 | ||
B. Gang der Untersuchung | 26 | ||
Teil 2: Tatsächliche und rechtliche Bestandsaufnahme | 27 | ||
A. Rechtliche Gestaltungsformen | 27 | ||
B. Gegenstand und Reichweite der Vereinbarungen | 28 | ||
I. Punktuelle Vereinbarungen | 29 | ||
II. Partielle Vereinbarungen | 29 | ||
III. Umfassende Vereinbarungen | 30 | ||
Teil 3: Grundlagen | 31 | ||
A. Leitungsverfassung der Aktiengesellschaft | 31 | ||
I. Vorstand als Leitungsorgan | 32 | ||
II. Aufsichtsrat als Überwachungsorgan | 34 | ||
III. Hauptversammlung als Willensbildungsorgan | 37 | ||
IV. Statutarische Gestaltungsfreiheit | 39 | ||
V. Besonderheiten in Konzernverhältnissen | 41 | ||
1. Vertragskonzern | 42 | ||
a) Unterordnungskonzern (§ 18 Abs. 1 Satz 2 AktG) | 42 | ||
b) Gleichordnungskonzern (§ 18 Abs. 2 AktG) | 43 | ||
c) Sonstige Unternehmensverträge | 44 | ||
2. Faktischer Konzern | 45 | ||
VI. Fazit | 47 | ||
B. Leitungsbegriff des Aktiengesetzes | 48 | ||
I. Verhältnis von Leitung und Geschäftsführung | 48 | ||
1. Identität von Leitung und Geschäftsführung | 48 | ||
2. Leitung als herausgehobener Teilbereich der Geschäftsführung | 49 | ||
3. Verhältnis von Leitung und Vertretung | 50 | ||
II. Gegenstand der Leitungstätigkeit des Vorstands | 51 | ||
1. Leitungsaufgaben kraft gesetzlicher Anordnung | 52 | ||
2. Leitungsaufgaben kraft typologischer Zuordnung | 53 | ||
a) Ermittlung anhand betriebswirtschaftlicher Erkenntnisse | 54 | ||
b) Diskussionsstand | 55 | ||
aa) Begriffsverständnis der herrschenden aktienrechtlichen Literatur | 55 | ||
bb) Alternativkonzept Fleischers | 56 | ||
c) Stellungnahme | 57 | ||
aa) Beibehaltung des klassischen Katalogs der ungeschriebenen Leitungsaufgaben des Vorstands | 57 | ||
bb) Konkretisierung der ungeschriebenen Leitungsaufgaben | 60 | ||
(1) Problemaufriss | 60 | ||
(2) Lösungsvorschläge der Literatur | 60 | ||
(3) Maßnahmen von erheblicher Bedeutung als ungeschriebene Leitungsaufgaben | 61 | ||
3. Fazit | 64 | ||
Teil 4: Rechtliche Rahmenbedingungen für die Gestattung von Fremdeinfluss im Rahmen der Unternehmensleitung | 65 | ||
A. Zulässigkeit und Grenzen vertraglicher Einflussnahmemöglichkeiten Dritter | 65 | ||
I. Unveräußerlichkeit der Leitungsmacht | 68 | ||
1. Diskussionsstand | 68 | ||
2. Begründungsansätze im Schrifttum | 70 | ||
a) Autonomieverlust | 70 | ||
b) Kompetenzdefizit | 70 | ||
c) Überwachungsdefizit und Haftungsdefizit | 71 | ||
3. Kritik an den Begründungsansätzen des Schrifttums | 72 | ||
a) § 76 Abs. 1 AktG als Norm der Binnenorganisation | 72 | ||
b) Kompetenzdefizit | 74 | ||
c) Nichtbestehen eines Haftungsdefizits | 74 | ||
4. Der Verbandszweck der Aktiengesellschaft als Grundlage der Unveräußerlichkeit der Leitungsmacht | 76 | ||
a) Problemaufriss | 76 | ||
b) Kein Rückgriff auf das Prinzip der Verbandssouveränität | 76 | ||
aa) Inhalt des Prinzips der Verbandssouveränität | 76 | ||
bb) Unzulänglichkeit des Prinzips der Verbandssouveränität | 77 | ||
(1) Fehlende sachliche und personelle Reichweite | 77 | ||
(2) Fehlende Legitimation | 78 | ||
cc) Fazit | 82 | ||
c) Verbandszweck der Aktiengesellschaft als maßgebliche Schranke der Disposition über Leitungskompetenzen | 83 | ||
aa) Verbandszweck als überindividueller Zweck der Aktiengesellschaft | 83 | ||
bb) Funktion des Verbandszwecks | 84 | ||
cc) Bestandteile des Verbandszwecks | 86 | ||
(1) Eigeninteresse | 86 | ||
(2) Eigenwille | 87 | ||
(a) Autonomie als Bestandteil des Verbandszwecks | 87 | ||
(b) Konkretisierung des Autonomiebegriffs | 92 | ||
dd) Die Stellung der Hauptversammlung als oberstes Willensbildungsorgan als Maßstab vertraglicher Einwirkungsrechte | 94 | ||
(1) Begründung von Fremdeinfluss ist nicht per se unzulässig | 94 | ||
(2) Personalentscheidungsgewalt der Hauptversammlung muss gewahrt bleiben | 95 | ||
5. Unveräußerlichkeit der Leitungsmacht | 97 | ||
a) Keine Übertragung von Leitungsaufgaben auf Dritte | 97 | ||
b) Unzulässigkeit von Weisungsrechten | 98 | ||
c) Keine prinzipielle Unzulässigkeit von Zustimmungsvorbehalten | 98 | ||
d) Vorgaben für die Bildung von Ausschüssen und Beiräten | 101 | ||
II. Zulässigkeit der Begründung vertraglicher Einwirkungsrechte | 102 | ||
1. Kein Verbot der Vorwegbindung des Vorstandshandelns | 102 | ||
a) Diskussionsstand | 103 | ||
b) Selbstbindung des Vorstands in Leitungsfragen nicht per se unzulässig | 104 | ||
2. Gesellschaftsinteresse als Maßstab der Zulässigkeit vertraglicher Einwirkungsrechte | 107 | ||
a) Beurteilungsspielraum des Vorstands nach § 93 Abs. 1 Satz 2 AktG | 107 | ||
b) Keine starre sachliche Grenze zulässigen Dritteinflusses | 109 | ||
c) Zeitliche Grenzen zulässigen Dritteinflusses | 112 | ||
3. Legitimationswirkung eines zustimmenden Hauptversammlungsbeschlusses? | 113 | ||
a) Voraussetzungen der Legitimationswirkung | 114 | ||
aa) Zustimmung aller Aktionäre | 114 | ||
bb) Keine Eintragung im Handelsregister | 114 | ||
b) Rechtsfolge: Schwebende (Un-)Wirksamkeit | 115 | ||
aa) Anfechtbarkeit des Hauptversammlungsbeschlusses | 115 | ||
bb) Keine Bestandskraft des Hauptversammlungsbeschlusses | 117 | ||
c) Fazit: Eingeschränkter praktischer Nutzen eines Zustimmungsbeschlusses | 118 | ||
4. Aktionär als Vertragspartner | 119 | ||
III. Fazit | 121 | ||
B. Verhältnis zum Konzernrecht | 122 | ||
I. Vertragskonzern | 123 | ||
1. Typischer Beherrschungsvertrag | 123 | ||
a) Leitungsunterstellung | 123 | ||
aa) Qualitative Anforderungen | 124 | ||
bb) Quantitative Anforderungen | 125 | ||
b) Änderung des Verbandszwecks | 126 | ||
c) Zwischenergebnis | 127 | ||
2. Atypischer Beherrschungsvertrag | 128 | ||
a) Teilbeherrschungsvertrag | 129 | ||
b) Verdeckter Beherrschungsvertrag | 129 | ||
aa) Begriff | 129 | ||
bb) Rechtliche Behandlung durch die herrschende Meinung | 130 | ||
cc) Stellungnahme: Der verdeckte Beherrschungsvertrag als eigene Rechtsfigur? | 132 | ||
c) Schlussfolgerung | 133 | ||
II. Faktischer Konzern | 135 | ||
1. Abhängigkeitsbegriff | 135 | ||
2. Beherrschungsmittel | 137 | ||
a) Gesetzliche Ausgangsposition | 137 | ||
b) Keine Abhängigkeit aufgrund ausschließlich externer Beherrschungsmittel | 138 | ||
aa) Fremdsteuerung einer Aktiengesellschaft kraft externer Einflussmöglichkeiten | 138 | ||
(1) Mindermeinung in der Literatur | 140 | ||
(2) Herrschende Meinung in Rechtsprechung und Literatur | 140 | ||
bb) Ungeeignetheit vertraglicher Einwirkungsrechte zur Begründung eines Abhängigkeitsverhältnisses | 143 | ||
c) Abhängigkeit aufgrund der Kombination externer und interner Beherrschungsmittel | 144 | ||
III. Fazit | 147 | ||
C. Begründung vertraglicher Einflussnahmemöglichkeiten | 147 | ||
I. Zuständigkeit des Vorstands | 147 | ||
II. Keine verdrängende Zuständigkeit der Hauptversammlung | 148 | ||
1. Keine Zustimmungspflicht der Hauptversammlung | 148 | ||
a) Keine geschriebene Hauptversammlungszuständigkeit | 149 | ||
b) Keine ungeschriebene Hauptversammlungszuständigkeit | 150 | ||
2. Freiwillige Befassung der Hauptversammlung gemäß § 119 Abs. 2 AktG | 151 | ||
III. Beteiligung des Aufsichtsrats | 153 | ||
1. Überwachung durch den Aufsichtsrat | 153 | ||
2. Zustimmungspflicht des Aufsichtsrats | 154 | ||
a) Kein grundsätzlicher Zustimmungsvorbehalt | 154 | ||
b) Pflicht zur Begründung eines Zustimmungsvorbehalts im Einzelfall | 156 | ||
3. Information des Aufsichtsrats | 156 | ||
D. Wirksamkeit vertraglicher Einflussnahmemöglichkeiten | 157 | ||
I. Grundsatz der unbeschränkten und unbeschränkbaren Vertretungsmacht des Vorstands | 157 | ||
II. Einschränkungen durch die Leitungsautonomie? | 158 | ||
E. Haftung für nachteilige Einflussnahmen auf vertraglicher Basis | 161 | ||
I. Haftung der Vorstandsmitglieder | 161 | ||
1. Haftung nach § 93 Abs. 2 AktG | 161 | ||
a) Begründung eines vertraglichen Einwirkungsrechts als haftungsauslösendes Moment? | 162 | ||
b) Haftung für fremdbestimmtes Handeln | 163 | ||
aa) Sorgfaltspflichtverletzung im Rahmen fremdbestimmten Verhaltens | 163 | ||
bb) Unternehmerischer Beurteilungsspielraum bei fremdbestimmtem Verhalten | 164 | ||
2. Haftung nach 117 Abs. 2 AktG | 167 | ||
II. Haftung des Vertragspartners | 168 | ||
1. Keine Haftung gemäß §§ 280 Abs. 1 i.V.m. 241 Abs. 2 BGB | 168 | ||
2. Keine Haftung analog § 93 Abs. 2 AktG als faktisches Vorstandsmitglied | 169 | ||
a) Fehlerhaft bestellte Organmitglieder | 169 | ||
b) Faktische Organmitglieder | 170 | ||
aa) Rechtsprechung | 171 | ||
bb) Schrifttum | 172 | ||
cc) Stellungnahme | 173 | ||
(1) Grundsätzliche Anerkennung der Figur des faktischen Organs | 173 | ||
(2) Konkretisierung des Haftungstatbestandes: Wahrnehmung organspezifischer Funktionen in organspezifischer Weise | 175 | ||
(3) Schlussfolgerung | 177 | ||
3. Haftung gemäß § 117 AktG | 178 | ||
a) Objektiver Tatbestand | 178 | ||
b) Rechtswidrigkeit | 179 | ||
c) Subjektiver Tatbestand | 181 | ||
4. Fazit | 182 | ||
Teil 5: Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse | 184 | ||
Literaturverzeichnis | 187 | ||
Stichwortverzeichnis | 200 |