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Scheinselbständigkeit als Straftat

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Lanzinner, D. (2014). Scheinselbständigkeit als Straftat. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-54377-9
Lanzinner, Denis. Scheinselbständigkeit als Straftat. Duncker & Humblot, 2014. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-54377-9
Lanzinner, D (2014): Scheinselbständigkeit als Straftat, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-54377-9

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Scheinselbständigkeit als Straftat

Lanzinner, Denis

Schriften zum Strafrecht, Vol. 269

(2014)

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About The Author

Denis Lanzinner studierte Rechtswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München, gefördert durch die Studienstiftung des deutschen Volkes. Er war am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Deutsches, Europäisches und Internationales Unternehmensrecht als studentischer und nach Abschluss des ersten Staatsexamens als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Seinen Referendardienst leistete er am Oberlandesgericht München ab. Nach der Zweiten Juristischen Staatsprüfung wurde er 2011 zur Rechtsanwaltschaft zugelassen. Schwerpunkt seiner anwaltlichen Tätigkeit ist das Arbeits- und Sozialversicherungsrecht. Im Jahre 2014 wurde er von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zum Dr. jur. promoviert.

Abstract

Werden für vermeintlich »freie« Mitarbeiter über Jahre hinweg keine Sozialversicherungsbeiträge abgeführt, erscheint dies auf den ersten Blick nur als ein Problem des Sozialversicherungsrechts. Der Arbeitgeber sieht sich in solchen Fällen aber nicht nur mit teils existenzbedrohenden Beitragsnachforderungen konfrontiert, sondern muss auch strafrechtliche Konsequenzen fürchten.

Zwar gibt es keinen Straftatbestand der »Scheinselbständigkeit«, doch knüpfen Strafnormen an die Missachtung von sozial- und steuerrechtlichen Pflichten an, die das in Wahrheit bestehende Beschäftigungsverhältnis mit sich bringt.

Denis Lanzinner untersucht erstmals die einschlägigen Tatbestände umfassend und stellt sie im Zusammenhang dar, wobei auch eine mögliche Beteiligung des Scheinselbständigen in den Blick genommen wird. Neben der Verzahnung des Strafrechts mit dem Steuer- und Sozialversicherungsrecht (Akzessorietät) und der Bindung an behördliche und gerichtliche Feststellungsentscheidungen, behandelt Lanzinner Fragen der Beschäftigung scheinselbständiger (EU-)Ausländer und macht abschließend Vorschläge zu einer Reform des Beitragsstrafrechts.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
Einleitung 17
Kapitel 1: Grundlagen 19
§ 1 Terminologie 19
A. Begriff der Scheinselbständigkeit 19
I. Geläufige Begriffserklärungen und Definitionen 19
II. Stellungnahme 20
B. Schattenwirtschaft, Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung 21
C. Scheinselbständigkeit und „Neue Selbständigkeit“ 23
§ 2 Vorstrafrechtliche Grundlagen 23
A. Sozialrechtliche Grundlagen 24
I. Typusbegriff Beschäftigung 24
II. Merkmale einer Beschäftigung 25
III. Gesamtbetrachtung maßgeblich 26
B. Außerstrafrechtliche Rechtsfolgen 26
I. Sozialrecht 27
II. Arbeitsrecht 29
III. Steuerrecht 30
1. Einkommensteuer 30
2. Umsatzsteuer 31
3. Gewerbesteuer 31
C. Vorteile und Risiken der Scheinselbständigkeit 31
I. Vorteile 32
1. Regelfall: Vorteilhaft für den Auftraggeber 32
2. Auftragnehmer 33
3. Ausnahmen? 34
II. Risiken im Falle der „Enttarnung“ 34
1. Sozialrecht 35
2. Arbeitsrecht 36
3. Steuerrecht 37
III. Zusammenfassung 38
§ 3 Aktuelle Bedeutung und Verbreitung 39
§ 4 Strafrechtliche Problemstellung 41
Kapitel 2: Einzelne Straftatbestände 42
§ 5 Beitragsstrafrecht, § 266a StGB 42
A. § 266a I StGB 42
I. Objektiver Tatbestand 42
1. Bestimmung des Arbeitgebers 44
a) Möglichkeiten außerstrafrechtlicher Anknüpfung des Merkmals Arbeitgeber 44
b) Strafrechtlich eigenständige Begriffsbestimmung? 46
c) Sozialrechtsakzessorische Auslegung 47
d) Verfassungsrechtliche Bedenken? 49
e) Arbeitgeberstellung bei Arbeitnehmerüberlassung 50
aa) Arbeitnehmerüberlassung im „Normalfall“ des § 266a StGB 50
bb) Arbeitnehmerüberlassung von Scheinselbständigen? 52
(1) Lohnschlachter-Entscheidung des BGH 53
(2) Analyse 53
(3) Fazit 54
f) Zwischenschaltung von Gesellschaften 55
aa) Beitragsrechtlicher Hintergrund 55
bb) Sozial- und strafrechtliche Bewertung 56
g) Zusammenfassung 56
2. Beiträge des Arbeitnehmers 57
a) Scheinselbständigkeit und geringfügige Beschäftigung 58
b) Weitere Probleme der Beitragsschuld 59
3. Vorenthalten 60
a) Möglichkeit und Zumutbarkeit der Zahlung 60
b) Anwendungsbereich bei Scheinselbständigkeit 61
c) Entscheidung des BGH vom 11.08.2011 – 1 StR 295/11 61
d) Bedeutung für die Scheinselbständigkeit 62
e) Kritik 62
f) Ultra posse nemo obligatur 63
II. Subjektiver Tatbestand 64
1. Bezugspunkte des Vorsatzes 64
2. Besonderheiten bei Scheinselbständigkeit 65
3. Stellungnahme 66
4. Maßgeblichkeit des normativen Tatbestandsmerkmals Arbeitgeber 67
5. Einzelne Kriterien 67
a) Im konkreten Erwerbsverhältnis 68
aa) Vertragsgestaltung 68
bb) Behördliche Handlungen 69
(1) Gründungszuschuss, § 93 SGB III 69
(2) Gewerbeanmeldung 70
(3) Steuerbescheide 70
(4) Betriebsprüfungen, § 28p SGB IV 71
cc) Falscher Rechtsrat 72
dd) „Entscheidende“ Einzelmerkmale 73
ee) „Grenznähe“ 74
b) Allgemeine/Weitere 74
aa) Laufende und abgeschlossene andere Verfahren 74
bb) Beschäftigung von Arbeitnehmern und freien Mitarbeitern 75
cc) Geschäftserfahrung 76
dd) Branche 76
6. Fazit 77
III. Probleme der Strafzumessung und § 266a IV StGB 77
1. Schadensermittlung 78
a) Ausgangslage bei Scheinselbständigkeit 78
b) § 14 II 2 SGB IV 79
aa) Tatbestandsvoraussetzungen 79
(1) Nichtzahlung von Steuern und Beiträgen 79
(2) Illegales Beschäftigungsverhältnis 80
bb) Scheinselbständigkeit als Fall des § 14 II 2 SGB IV 81
c) Schadensermittlung bei Scheinselbständigkeit 82
aa) Einnahmen des Beschäftigten 82
bb) Keine „einschrittige“ Berechnung des Bruttoarbeitsentgelts 82
cc) Anwendung des Abtastverfahrens 83
dd) Sonderproblem: „Untertarifliche Bezahlung“ 84
d) Ergebnis 84
2. Besonders schwere Fälle, § 266a IV StGB 85
a) § 266a IV 2 Nr. 2 StGB 85
b) § 266a IV 2 Nr. 1 StGB 86
aa) Beitragsvorenthaltung in großem Ausmaß 86
bb) Handeln aus grobem Eigennutz 87
c) Unbenannte besonders schwere Fälle? 88
IV. Beteiligung des Scheinselbständigen 88
1. Mögliche Beteiligungsformen 89
2. Kein Fall der straflosen notwendigen Teilnahme 90
a) Grundlagen 90
b) § 266a I StGB als Begegnungsdelikt 91
c) Überschreitung der Mindestbeteiligung durch den Scheinselbständigen 92
d) Besonderheiten des § 266a I StGB 93
3. Haupttat und Teilnahmehandlungen 94
4. Vorsatz 95
5. Strafzumessung, § 28 I StGB 95
6. Ergebnis 96
V. Verfolgungsverjährung 97
1. Bedeutung bei Scheinselbständigkeit 98
2. Gegenstimmen 98
3. Verfassungsrechtliche Bedenken 99
4. Verjährungsbeginn mit Verstreichen des Fälligkeitszeitpunkts 100
VI. Absehen von Strafe, § 266a VI StGB 101
VII. Ergebnis 102
B. § 266a II StGB 103
I. Objektiver Tatbestand 103
1. Tathandlungen 104
a) Pflichten des Arbeitgebers und Tathandlungsalternativen 105
aa) „Nur“ Scheinselbständigkeitsauftraggeber 105
bb) „Auch“ Scheinselbständigkeitsauftraggeber 105
(1) Meldungen nach § 28a SGB IV 106
(2) Beitragsnachweise, § 28f III SGB IV 106
(3) Fazit 107
b) Bedeutung der Abgrenzung 107
2. Vorenthalten 108
3. Zusammenhang zwischen Täuschungshandlung und Vorenthalten 109
a) Äquivalente Kausalität 109
b) Ausreichen eines „funktionalen Zusammenhangs“ 110
c) Verfügungsähnliches Verhalten der Einzugsstelle 110
d) Stellungnahme 111
e) Zwischenergebnis 112
4. Unmöglichkeit 112
5. Zusammenfassung 114
II. Subjektiver Tatbestand 114
III. Strafzumessung und § 266a IV StGB 114
1. Schadensermittlung 114
2. Besonders schwere Fälle, § 266a IV StGB 115
IV. Beteiligung des Scheinselbständigen 116
V. Verfolgungsverjährung 116
1. § 266a II Nr. 2 StGB 117
2. § 266a II Nr. 1 StGB 117
VI. Absehen von Strafe, § 266a VI StGB 118
VII. Ergebnis 118
C. § 266a III StGB 119
§ 6 Steuerstrafrecht, §§ 370 ff. AO 120
A. Lohnsteuerhinterziehung 120
I. Objektiver Tatbestand 120
1. Arbeitgeberstellung 121
a) Lohnsteuerrechtlicher Arbeitgeberbegriff 121
b) Auftraggeber als Arbeitgeber 122
c) Besonderheiten bei der Arbeitnehmerüberlassung 123
aa) Lohnsteuerlicher Arbeitgeber 123
bb) „Lohnschlachter-Konstellationen“ 124
2. Lohnzahlung 124
3. Tathandlungen 125
II. Subjektiver Tatbestand 125
III. Strafzumessung 126
1. Schadensermittlung 127
2. Besonders schwere Fälle, § 370 III AO 129
IV. Beteiligung des Scheinselbständigen 129
1. Mögliche Beteiligungsformen 129
2. Teilnahme in Form der psychischen Beihilfe 129
V. Verfolgungsverjährung 130
VI. Zwischenfazit 131
B. Umsatzsteuerhinterziehung 132
I. Auftraggeber 133
1. Objektiver Tatbestand 133
2. Subjektiver Tatbestand 134
II. Auftragnehmer 135
1. Objektiver Tatbestand 135
2. Subjektiver Tatbestand 137
III. Wechselseitige Beteiligung 137
1. Teilnahme des Scheinselbständigen 137
a) Regelfall: Psychische Beihilfe 138
b) Ausnahme: Physische Beihilfe 138
c) Vorsatz 138
2. Teilnahme des Auftraggebers 139
IV. Besonders schwere Fälle, § 370 III AO 139
V. Verfolgungsverjährung 140
C. Einkommensteuerhinterziehung 141
I. Auftraggeber 141
II. Auftragnehmer 141
D. Zusammenfassung 143
E. Möglichkeit der Selbstanzeige, § 371 AO? 143
Kapitel 3: Auswirkungen behördlicher Feststellungsverfahren 146
§ 7 Bedeutung des Anfrageverfahrens nach § 7a SGB IV 146
A. Grundlagen 147
I. Abgrenzung zu anderen Verfahren 148
II. Verfahrenseinleitung und -ablauf 148
III. Entscheidung 149
B. Sozialrechtliche Wirkungen 150
I. Verfahrenswirkung 150
1. Verzögerte Beitragspflicht, § 7a VI 1 SGB IV 151
2. Verzögerte Fälligkeit, § 7a VI 2 SGB IV 151
II. Bindungswirkung der Entscheidung 153
C. Auswirkungen auf das Beitragsstrafrecht 153
I. Wirkung der Verfahrenseinleitung 154
1. § 7a VI 1 SGB IV 154
2. § 7a VI 2 SGB IV 155
a) Rückwirkung? 156
aa) Grundlagen 156
(1) Rückwirkungsfiktionen als Grenze der Akzessorietät 156
(2) Ausnahmen allenfalls bei Anfechtungsrecht des Täters 157
bb) Übertragbarkeit auf § 7a VI 2 SGB IV und §§ 266a I, II StGB 158
(1) Allgemeine Grundsätze übertragbar 158
(2) Ausnahmen bei Anfechtungsrecht nicht übertragbar 159
(3) Eigenständige Privilegierungsgründe? 160
cc) Zwischenergebnis 160
b) „Vorwirkung“ 161
3. Ergebnis 162
II. Entscheidungswirkung 162
1. Problemstellung 162
2. Grundlagen zur Bindungswirkung von Verwaltungsakten 163
3. Meinungsstand 164
4. Bindungswirkung der Statusentscheidung? 165
5. Bindungswirkung sozialgerichtlicher Entscheidungen? 166
6. Auswirkungen unterhalb echter Bindungswirkung 167
a) Ansicht von Schmitz 168
b) Statusentscheidungen 168
aa) Kein Einfluss auf die Tatsachenfeststellung 169
bb) Beeinflussung der Rechtsanwendung 169
c) Gerichtsentscheidungen 169
7. Ergebnis 170
III. Zusammenfassung – Auswirkungen des Anfrageverfahrens 170
1. Feststellung abhängiger Beschäftigung 171
2. Feststellung selbständiger Tätigkeit 171
D. Auswirkungen auf das Steuerstrafrecht 172
§ 8 Die Lohnsteuer-Anrufungsauskunft nach § 42e EStG 173
A. Grundlagen 173
B. Steuerrechtliche Wirkungen 174
C. Auswirkungen auf das Steuer- und Beitragsstrafrecht 175
I. (Lohn-)‌Steuerhinterziehung 175
II. Beitragsstrafrecht 177
Kapitel 4: Konstellationen mit Ausländern 178
§ 9 Beitrags- und Steuerstrafrecht 178
A. Grundsatz 178
B. Sonderproblem: Entsendung 179
I. Rechtswirkungen von Arbeitnehmerentsendung und Entsendebescheinigungen 179
II. Bedeutung in Scheinselbständigkeitsfällen 181
1. „Selbständigenentsendung“ 181
2. Konsequenzen im Steuerrecht 182
C. Ergebnis 183
§ 10 Illegale Ausländerbeschäftigung 183
A. § 10 SchwarzArbG 184
I. Ausländer 184
II. Beschäftigung 184
III. Ungünstige Arbeitsbedingungen 185
IV. Vorsatz 187
V. Besonders schwere Fälle, § 10 II SchwarzArbG 187
VI. Ergebnis 187
B. § 11 SchwarzArbG 188
I. Einzelregelungen 188
II. Anwendung in Scheinselbständigkeitsfällen 189
III. Bedeutung 189
C. §§ 15, 15a AÜG 190
I. Einzelregelungen 190
II. Anwendbarkeit in Scheinselbständigkeitsfällen 190
III. Bedeutung 192
D. Strafbarkeit des Scheinselbständigen 192
E. Zusammenfassung 193
§ 11 Unionsrechtliche Grundfreiheiten 194
A. Grundlagen und Problemstellung 194
I. Abgrenzung von Selbständigkeit und Beschäftigung als Prüfungsgegenstand 195
II. Entscheidung des BGH vom 27.09.2011 – 1 StR 399/11 195
III. Folgefragen 196
B. Einzelne Grundfreiheiten 197
I. Niederlassungsfreiheit, Art. 49 AEUV 197
1. Persönlicher Anwendungsbereich 197
2. Sachlicher Anwendungsbereich 198
a) Unionsrechtlich autonome Bestimmung 199
b) Kriterien der „Arbeitnehmerstellung“ nach Unionsrecht 199
c) Unterschiede zum deutschen Recht? 200
aa) Maßgeblicher Vergleichsgegenstand 200
bb) Fallgruppen? 201
3. Fazit 201
II. Dienstleistungsfreiheit, Art. 56 AEUV 202
1. Persönlicher Anwendungsbereich 203
2. Sachlicher Anwendungsbereich 203
C. Ergebnis 204
Kapitel 5: Schlussbetrachtung 205
§ 12 Reformüberlegungen zum materiellen Beitragsstrafrecht 205
A. Allgemeine Reformbedürftigkeit 205
I. Ähnlichkeit zur Hinterziehung von Anmeldungssteuern 206
II. Unterschiede 206
III. Keine wesentliche Ungleichheit im Schutzgut 207
IV. Fazit 208
B. Besonderer Reformbedarf wegen Erfassung von Scheinselbständigkeit 208
I. „Alles oder Nichts“ im subjektiven Tatbestand 208
II. Keine Legalisierungsmöglichkeit langjähriger Erwerbsverhältnisse 209
C. Konkrete Reformvorschläge 209
I. Einführung einer Leichtfertigkeitsstrafbarkeit 210
II. Schaffung einer Selbstanzeigemöglichkeit 211
1. Regelung der Selbstanzeige im StGB 212
2. Änderung des SGB IV 213
III. Gesetzliche Verjährungsregelung 214
D. Ergebnis 214
§ 13 Zusammenfassung und Resümee 215
Literaturverzeichnis 217
Sachverzeichnis 230