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Menschenwürde und Menschheitswürde

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Schächinger, M. (2014). Menschenwürde und Menschheitswürde. Zweck, Konsistenz und Berechtigung strafrechtlichen Embryonenschutzes. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-54359-5
Schächinger, Michael. Menschenwürde und Menschheitswürde: Zweck, Konsistenz und Berechtigung strafrechtlichen Embryonenschutzes. Duncker & Humblot, 2014. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-54359-5
Schächinger, M (2014): Menschenwürde und Menschheitswürde: Zweck, Konsistenz und Berechtigung strafrechtlichen Embryonenschutzes, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-54359-5

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Menschenwürde und Menschheitswürde

Zweck, Konsistenz und Berechtigung strafrechtlichen Embryonenschutzes

Schächinger, Michael

Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1276

(2014)

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About The Author

Der Autor Michael Schächinger wurde 1985 in Landshut geboren, wo er bis 2005 das Maristen-Gymnasium Furth besuchte. Er studierte von 2006 bis 2011 Rechtswissenschaft an der Universität Regensburg und der University of Newcastle, Australien. Während der Zeit seiner Promotion lehrte er Strafrecht als Dozent an der juristischen Fakultät der Universität Regensburg. Sein Rechtsreferendariat absolviert er seit Oktober 2013 im Bezirk des Landgerichts München I.

Abstract

Embryonenschutz mit Mitteln des Strafrechts betrifft einen verfassungsrechtlich, rechtsethisch und rechtspolitisch sensiblen Bereich, dessen argumentativen Kern die Menschenwürde bildet. Wahrer Zweck des ESchG aber ist - entgegen seiner Begründung und seines Titels - der Schutz der Menschheitswürde, besser: der Unberührtheit der natürlichen genetischen Identität der Spezies Mensch. Diese Konstruktion schützt nicht das Individuum Mensch und findet keine Rückbindung in Art. 1 I GG. Die Wertungen des ESchG auf der einen und der §§ 218 ff. StGB auf der anderen Seite sind daher nicht, wie vielfach behauptet, inkonsistent. Denn ein strikt embryonenschützendes Gesetz, welches ein liberaleres Abtreibungsstrafrecht herausforderte, existiert nicht. Nicht die Einheit der Rechtsordnung also ist in Gefahr, sondern die Menschenwürde als unantastbarer Kernbereich menschlicher Integrität, wenn sich das Argument am Ergebnis, nicht an der Dogmatik misst. Das ESchG betreibt Sittenstrafrecht, dessen Berechtigung aber im Rechtsstaat der Restriktion des Ultima-ratio-Prinzips unterworfen ist, weil das Verbot, schongleich das strafbewehrte, und nicht die Ausübung von Freiheit der Rechtfertigung bedarf.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsverzeichnis 9
Prolog: Der synthetische Mensch (Erich Kästner, 1932) 17
Kapitel 1: Einleitung 19
A. Hinführung zum Thema 19
I. Die fortwährende juristische Relevanz des Schutzes ungeborenen menschlichen Lebens 19
II. Begriffsbestimmung – Ungeborenes menschliches Leben 20
B. Die Präimplantationsdiagnostik als Initiator des Erkenntnisinteresses 21
C. Forschungsfrage 25
I. Einleitendes – Erforschung eines in sich konsistenten Schutzkonzepts 25
II. Die Einheit der Rechtsordnung – rechtliche Maßgaben für die Konsistenz des Schutzkonzepts 26
III. Der Lohn einer Untersuchung vermeintlich evidenter Widersprüche 29
D. Forschungsstand 31
E. Gang der Untersuchung und verwandte Methodik 32
Kapitel 2: Verfassungsrechtliche Grundlagen der Untersuchung 35
A. Einleitung 35
B. Funktionen des Verfassungsrechts 36
I. Abwehrrecht und objektiver Gehalt 36
II. Objektive Schutzpflicht und ihre Herleitung 39
C. Pränataler Lebens- und Würdeschutz 43
I. Leitfragen 43
II. Exkurs: Die ethische Dimension des Schutzes ungeborenen Lebens 43
III. Pränataler Lebensschutz gemäß Art. 2 II 1 GG 47
1. Einleitendes 47
2. Exegese 48
a) Grammatikalische Auslegung 48
b) Systematische Auslegung 49
c) Historische Auslegung 49
d) Teleologische Auslegung 56
e) Zwischenergebnis 60
3. Die Judikatur des BVerfG 60
4. Das Meinungsspektrum im Schrifttum 62
a) Grundsatz – für den Embryo/Fetus in vivo 62
b) Unterschiedliche Bewertung des Embryos in vitro 66
c) Stufungen im Lebensrecht 70
aa) Der faktische Befund einer Stufung im Lebensschutz 70
bb) Verfassungsrechtliche Plausibilität eines gestuften Lebensrechts 73
IV. Pränatale Menschenwürdegarantie gemäß Art. 1 I GG 77
1. Einleitendes 77
2. Exegese 78
3. Dogmatische Grundpositionen zu Art. 1 I GG 80
4. Der Meinungsstand in der Judikatur des BVerfG und im Schrifttum 83
a) Vorbemerkung 83
b) Rechtsprechung 84
c) Schrifttum 86
aa) Simultanität der personalen Schutzbereiche der Art. 2 II 1 und 1 I GG 86
(1) Grundsatz 86
(2) Embryo in vitro 87
bb) Personale Entkoppelung der Würdegarantie vom Lebensrecht 87
(1) Grundsatz 87
(2) Embryo in vitro 89
cc) Stufungen in der Würdegarantie 90
V. Zwischenergebnis und Stellungnahme 95
1. Grundrechtsschutz ab Befruchtung 95
2. Stufenweise in der Intensität wachsendes Lebensrecht 95
3. Stufenweise in der Intensität wachsende Würdegarantie 96
4. Konstruktive Irrwege der Debatte 96
a) Einleitendes 96
b) Kongruenz subjektiv-rechtlichen und objektiv-rechtlichen Gehalts 97
c) Kongruenz der personalen Schutzbereiche der Art. 2 II 1 und 1 I GG 101
5. Zwischenergebnis 102
VI. Die Situationsspezifik der Menschenwürde und ihr Verhältnis zum Recht auf Leben 103
1. Einführung 103
2. Keine sachliche Kongruenz der Schutzbereiche 104
3. Gemeinsamer geistesgeschichtlicher Ursprung verschiedener verfassungsrechtlicher Inhalte 106
4. Die Situationsspezifik der Menschenwürde 108
5. Zwischenergebnis 113
D. Ergebnis 114
Kapitel 3: Das ESchG, ein Gesetz zum Schutz von Embryonen? 116
A. Einleitung 116
B. Entstehungsgeschichte 117
C. Die juristische Relevanz embryonengefährdender Fortpflanzungstechniken 118
I. Einleitendes 118
II. Gefährdungspotential einzelner Fertilisationstechniken 119
1. Der Mehrfachtransfer – Aufopferung frühembryonalen Lebens 119
2. Die Mehrlingsschwangerschaft und die Mehrlingsreduktion durch Fetozid 120
3. Die Kryokonservierung 123
4. Existenz und Schicksal überzähliger Embryonen 123
5. Zwischenergebnis 125
III. Juristischer Diskurs 125
IV. Zwischenergebnis 130
D. Das ESchG – ein Gesetz im Spannungsfeld verschiedener Interessen 131
I. Einleitendes 131
II. Die Fortpflanzungsfreiheit 133
1. Das ESchG – ein Gesetz zur Regelung der Fortpflanzungsmedizin 133
2. Rechtliche Verankerung der Fortpflanzungsfreiheit 134
3. Das Verhältnis der Fortpflanzungsfreiheit zum Embryonenschutz 139
4. Zwischenergebnis 141
III. Die Freiheit von Wissenschaft und Forschung (Art. 5 III GG) 141
IV. Das Wohl des Kindes 144
1. Das ESchG – ein Gesetz zur Wahrung des Kindeswohls 144
2. Gesetzliche Grundlage und Gewährleistungsgehalt 145
3. Kindeswohlgefährdung im Rahmen des ESchG 148
a) Begriffsbildung – Gespaltene Mutterschaft und Ersatzmutterschaft 148
b) Gefährdungstatbestände 149
4. Kritische Stellungnahme 151
a) Einleitendes 151
b) Grundrechtsdogmatischer Einwand 152
aa) Betreffend der Erzeugung 153
bb) Betreffend der Fortexistenz des Erzeugten 154
c) Grundrechtslogischer Einwand (Kollision mit dem Lebens- oder Embryonenschutz) 155
aa) Betreffend der Erzeugung – Ein Recht auf Existenz? 155
bb) Betreffend der Fortexistenz des Erzeugten – Ein Recht auf Fortexistenz? 157
5. Schlussfolgerung zum Verhältnis von Kindeswohl und Embryonenschutz 158
V. Zwischenergebnis – Embryonenschutz als Teilaspekt des ESchG mit limitiertem Gewicht 160
E. Analyse der Verbotstatbestände im Einzelnen 161
I. Einleitendes 161
II. § 1 I Nr. 1 ESchG 161
III. § 1 I Nr. 2 ESchG 162
IV. § 1 I Nr. 3 ESchG 163
V. § 1 I Nr. 4 ESchG 164
VI. § 1 I Nr. 5 ESchG 164
VII. § 1 I Nr. 6 ESchG 164
VIII. § 1 I Nr. 7 ESchG 165
IX. § 1 II ESchG 165
X. § 2 I ESchG 166
XI. § 2 II ESchG 166
XII. § 3 ESchG 167
XIII. § 3a ESchG 167
XIV. § 4 ESchG 168
XV. § 5 ESchG 169
XVI. § 6 ESchG 170
XVII. § 7 ESchG 171
XVIII. Zwischenergebnis 171
F. Defizite des ESchG in Hinblick auf effektiven Embryonenschutz 172
I. Einleitendes 172
II. Exklusivität – Selektiver Embryonenschutz für den fortpflanzungsmedizinischen Bereich 172
1. Einleitendes 172
2. Sachlich und zeitlich limitierter Embryonenschutz 172
3. Exklusiver Schutz des extrakorporal verfügbaren Embryos 174
III. Schutzlücken 175
1. Für den Embryo in vivo 175
2. Für den Embryo in vitro 179
a) Das Schicksal überzähliger Embryonen 179
b) Tötungspflichten zulasten von Embryonen 180
IV. Fehlen eines am subjektiven Recht orientierten Embryonenschutzes 181
G. Ergebnis 184
Kapitel 4: Das Menschenwürdeverständnis des ESchG 186
A. Einleitung 186
B. Das individualistische Menschenwürdeverständnis 186
I. Das dominant-subjektive/individualistische Verständnis der Würdegarantie 186
II. Das ESchG und das individualistische Würdeverständnis 187
1. Zweck der Darstellung 187
2. Einleitendes zur Frage nach einem individualistischen Schutzzweck 188
a) Die relevanten Parameter der Untersuchung 188
b) Die Verletzbarkeit der individualistischen Würde durch Reproduktion 189
3. Die Verbotsnormen des ESchG und das individualistische Würdeverständnis 191
a) Das Forschungsverbot 191
b) Das Klonierungsverbot 193
c) Das Chimären- und Hybridbildungsverbot 197
d) Das Keimbahnveränderungsverbot 199
e) Das (beschränkte) Verbot der Präimplantationsdiagnostik 201
C. Das kollektivistische Menschenwürdeverständnis 206
I. Lücken eines individualistischen Schutzzwecks des ESchG 206
II. Der kollektivistische Schutzzweck des ESchG 208
1. Die Menschheitswürde 208
2. Der kollektivistische Kern der Verbotstatbestände 211
a) Keimbahntherapie 211
b) Reproduktives Klonen 212
c) Chimären- und Hybridbildung 213
d) Präimplantationsdiagnostik 214
e) Forschungsverbot 218
f) Zwischenergebnis 220
III. Kollektivistische Tendenzen in der Judikatur 221
1. Einleitendes 221
2. Die Würderelevanz der Peepshow und des Zwergenweitwurfs 222
3. Die Würderelevanz des Laserdrome 226
4. Vergleich mit der Menschheitswürde 227
IV. Begründungsversuche für die Menschheitswürde 229
1. Einleitendes 229
2. Begründungsmodell 1: Der objektiv-rechtliche Gehalt des Art. 1 I GG 230
3. Begründungsmodell 2: Das Menschenbild des Grundgesetzes 232
4. Begründungsmodell 3: Das Gebot der Naturwüchsigkeit des Menschen 236
5. Begründungsmodell 4: Die Würdelosigkeit der künftigen Menschen 237
6. Zwischenergebnis – Das Individualrecht als einzig tauglicher Anker 238
7. Begründungsmodell 5: Versuch einer Verankerung im Individualrecht 239
a) Die Menschheitswürde als selbstreflexiver Individualschutz des Art. 1 I GG 239
b) Gefahr der Selbstmarginalisierung durch sittenpaternalistischen Missbrauch 242
D. Ergebnis 245
Kapitel 5: Die Konsistenz des Schutzkonzepts zugunsten ungeborenen menschlichen Lebens 247
A. Einleitung 247
B. Die Parameter der behaupteten Inkonsistenz 247
I. Das restriktive ESchG 247
II. Die liberalen §§ 218 ff. StGB 248
1. Die Schutzlosigkeit des pränidativen Embryos in vivo 248
2. Das Fristen- und Indikationsmodell de lege lata 248
3. Die medizinisch-soziale und die embryopathische Indikation 248
4. Die Pränataldiagnostik und das Gendiagnostikgesetz 251
C. Der vermeintliche Widerspruch zwischen dem ESchG und den §§ 218 ff. StGB 253
I. Der faktische Befund 253
II. Die Stellungnahmen im Schrifttum 255
D. Argumentationsmodelle zur Entkräftung der Inkonsistenz 257
I. Einleitendes 257
II. Modell 1: Die Singularität des Schwangerschaftskonflikts 257
1. Das Argument zur Auflösung des Widerspruchs 257
2. Stellungnahme 260
III. Modell 2: Die Grenze des privaten Intimbereichs 263
IV. Modell 3: Historie und Telos der §§ 218 ff. StGB 264
V. Zwischenergebnis 267
VI. Lösung: Die Menschheitswürde als Schlüssel zur Einheit der Rechtsordnung 267
E. Ergebnis 270
Kapitel 6: Die Berechtigung des ESchG in Hinblick auf seinen kollektivistischen Schutzzweck 272
A. Einleitung 272
B. Die Menschheitswürde – ein taugliches Schutzgut des Strafrechts? 274
I. Die Rechtsgutstheorie 274
II. Die theoretische Annahme einer systemkritischen Funktion 274
III. Die verfassungsrechtliche Plausibilität 277
IV. Stellungnahme 278
C. Die grundrechtsbeschränkende Legitimation der Menschheitswürde 279
I. Verhältnismäßigkeit und Menschheitswürde 279
II. Die Schrankenlosigkeit der Forschungsfreiheit 280
III. Die Menschheitswürde in der Schrankendogmatik 280
D. Kriminalpolitische Bewertung 283
Kapitel 7: Europarechtlicher Exkurs: Die Vereinbarkeit der deutschen Rechtslage mit Art. 8 EMRK 285
A. Einleitung 285
B. Das Urteil 285
C. Die Relevanz des Urteils für das geltende Recht in Deutschland 287
D. Ergebnis 290
Kapitel 8: Schluss 291
A. Zusammenfassung 291
B. Die Ergebnisse im Überblick 294
Anhang 1: Abdruck des ESchG 296
Anhang 2: Abdruck der §§ 218 f. StGB 302
Literaturverzeichnis 304
Sachwortverzeichnis 317