Menschenwürde und Menschheitswürde
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Menschenwürde und Menschheitswürde
Zweck, Konsistenz und Berechtigung strafrechtlichen Embryonenschutzes
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1276
(2014)
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About The Author
Der Autor Michael Schächinger wurde 1985 in Landshut geboren, wo er bis 2005 das Maristen-Gymnasium Furth besuchte. Er studierte von 2006 bis 2011 Rechtswissenschaft an der Universität Regensburg und der University of Newcastle, Australien. Während der Zeit seiner Promotion lehrte er Strafrecht als Dozent an der juristischen Fakultät der Universität Regensburg. Sein Rechtsreferendariat absolviert er seit Oktober 2013 im Bezirk des Landgerichts München I.Abstract
Embryonenschutz mit Mitteln des Strafrechts betrifft einen verfassungsrechtlich, rechtsethisch und rechtspolitisch sensiblen Bereich, dessen argumentativen Kern die Menschenwürde bildet. Wahrer Zweck des ESchG aber ist - entgegen seiner Begründung und seines Titels - der Schutz der Menschheitswürde, besser: der Unberührtheit der natürlichen genetischen Identität der Spezies Mensch. Diese Konstruktion schützt nicht das Individuum Mensch und findet keine Rückbindung in Art. 1 I GG. Die Wertungen des ESchG auf der einen und der §§ 218 ff. StGB auf der anderen Seite sind daher nicht, wie vielfach behauptet, inkonsistent. Denn ein strikt embryonenschützendes Gesetz, welches ein liberaleres Abtreibungsstrafrecht herausforderte, existiert nicht. Nicht die Einheit der Rechtsordnung also ist in Gefahr, sondern die Menschenwürde als unantastbarer Kernbereich menschlicher Integrität, wenn sich das Argument am Ergebnis, nicht an der Dogmatik misst. Das ESchG betreibt Sittenstrafrecht, dessen Berechtigung aber im Rechtsstaat der Restriktion des Ultima-ratio-Prinzips unterworfen ist, weil das Verbot, schongleich das strafbewehrte, und nicht die Ausübung von Freiheit der Rechtfertigung bedarf.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Prolog: Der synthetische Mensch (Erich Kästner, 1932) | 17 | ||
Kapitel 1: Einleitung | 19 | ||
A. Hinführung zum Thema | 19 | ||
I. Die fortwährende juristische Relevanz des Schutzes ungeborenen menschlichen Lebens | 19 | ||
II. Begriffsbestimmung – Ungeborenes menschliches Leben | 20 | ||
B. Die Präimplantationsdiagnostik als Initiator des Erkenntnisinteresses | 21 | ||
C. Forschungsfrage | 25 | ||
I. Einleitendes – Erforschung eines in sich konsistenten Schutzkonzepts | 25 | ||
II. Die Einheit der Rechtsordnung – rechtliche Maßgaben für die Konsistenz des Schutzkonzepts | 26 | ||
III. Der Lohn einer Untersuchung vermeintlich evidenter Widersprüche | 29 | ||
D. Forschungsstand | 31 | ||
E. Gang der Untersuchung und verwandte Methodik | 32 | ||
Kapitel 2: Verfassungsrechtliche Grundlagen der Untersuchung | 35 | ||
A. Einleitung | 35 | ||
B. Funktionen des Verfassungsrechts | 36 | ||
I. Abwehrrecht und objektiver Gehalt | 36 | ||
II. Objektive Schutzpflicht und ihre Herleitung | 39 | ||
C. Pränataler Lebens- und Würdeschutz | 43 | ||
I. Leitfragen | 43 | ||
II. Exkurs: Die ethische Dimension des Schutzes ungeborenen Lebens | 43 | ||
III. Pränataler Lebensschutz gemäß Art. 2 II 1 GG | 47 | ||
1. Einleitendes | 47 | ||
2. Exegese | 48 | ||
a) Grammatikalische Auslegung | 48 | ||
b) Systematische Auslegung | 49 | ||
c) Historische Auslegung | 49 | ||
d) Teleologische Auslegung | 56 | ||
e) Zwischenergebnis | 60 | ||
3. Die Judikatur des BVerfG | 60 | ||
4. Das Meinungsspektrum im Schrifttum | 62 | ||
a) Grundsatz – für den Embryo/Fetus in vivo | 62 | ||
b) Unterschiedliche Bewertung des Embryos in vitro | 66 | ||
c) Stufungen im Lebensrecht | 70 | ||
aa) Der faktische Befund einer Stufung im Lebensschutz | 70 | ||
bb) Verfassungsrechtliche Plausibilität eines gestuften Lebensrechts | 73 | ||
IV. Pränatale Menschenwürdegarantie gemäß Art. 1 I GG | 77 | ||
1. Einleitendes | 77 | ||
2. Exegese | 78 | ||
3. Dogmatische Grundpositionen zu Art. 1 I GG | 80 | ||
4. Der Meinungsstand in der Judikatur des BVerfG und im Schrifttum | 83 | ||
a) Vorbemerkung | 83 | ||
b) Rechtsprechung | 84 | ||
c) Schrifttum | 86 | ||
aa) Simultanität der personalen Schutzbereiche der Art. 2 II 1 und 1 I GG | 86 | ||
(1) Grundsatz | 86 | ||
(2) Embryo in vitro | 87 | ||
bb) Personale Entkoppelung der Würdegarantie vom Lebensrecht | 87 | ||
(1) Grundsatz | 87 | ||
(2) Embryo in vitro | 89 | ||
cc) Stufungen in der Würdegarantie | 90 | ||
V. Zwischenergebnis und Stellungnahme | 95 | ||
1. Grundrechtsschutz ab Befruchtung | 95 | ||
2. Stufenweise in der Intensität wachsendes Lebensrecht | 95 | ||
3. Stufenweise in der Intensität wachsende Würdegarantie | 96 | ||
4. Konstruktive Irrwege der Debatte | 96 | ||
a) Einleitendes | 96 | ||
b) Kongruenz subjektiv-rechtlichen und objektiv-rechtlichen Gehalts | 97 | ||
c) Kongruenz der personalen Schutzbereiche der Art. 2 II 1 und 1 I GG | 101 | ||
5. Zwischenergebnis | 102 | ||
VI. Die Situationsspezifik der Menschenwürde und ihr Verhältnis zum Recht auf Leben | 103 | ||
1. Einführung | 103 | ||
2. Keine sachliche Kongruenz der Schutzbereiche | 104 | ||
3. Gemeinsamer geistesgeschichtlicher Ursprung verschiedener verfassungsrechtlicher Inhalte | 106 | ||
4. Die Situationsspezifik der Menschenwürde | 108 | ||
5. Zwischenergebnis | 113 | ||
D. Ergebnis | 114 | ||
Kapitel 3: Das ESchG, ein Gesetz zum Schutz von Embryonen? | 116 | ||
A. Einleitung | 116 | ||
B. Entstehungsgeschichte | 117 | ||
C. Die juristische Relevanz embryonengefährdender Fortpflanzungstechniken | 118 | ||
I. Einleitendes | 118 | ||
II. Gefährdungspotential einzelner Fertilisationstechniken | 119 | ||
1. Der Mehrfachtransfer – Aufopferung frühembryonalen Lebens | 119 | ||
2. Die Mehrlingsschwangerschaft und die Mehrlingsreduktion durch Fetozid | 120 | ||
3. Die Kryokonservierung | 123 | ||
4. Existenz und Schicksal überzähliger Embryonen | 123 | ||
5. Zwischenergebnis | 125 | ||
III. Juristischer Diskurs | 125 | ||
IV. Zwischenergebnis | 130 | ||
D. Das ESchG – ein Gesetz im Spannungsfeld verschiedener Interessen | 131 | ||
I. Einleitendes | 131 | ||
II. Die Fortpflanzungsfreiheit | 133 | ||
1. Das ESchG – ein Gesetz zur Regelung der Fortpflanzungsmedizin | 133 | ||
2. Rechtliche Verankerung der Fortpflanzungsfreiheit | 134 | ||
3. Das Verhältnis der Fortpflanzungsfreiheit zum Embryonenschutz | 139 | ||
4. Zwischenergebnis | 141 | ||
III. Die Freiheit von Wissenschaft und Forschung (Art. 5 III GG) | 141 | ||
IV. Das Wohl des Kindes | 144 | ||
1. Das ESchG – ein Gesetz zur Wahrung des Kindeswohls | 144 | ||
2. Gesetzliche Grundlage und Gewährleistungsgehalt | 145 | ||
3. Kindeswohlgefährdung im Rahmen des ESchG | 148 | ||
a) Begriffsbildung – Gespaltene Mutterschaft und Ersatzmutterschaft | 148 | ||
b) Gefährdungstatbestände | 149 | ||
4. Kritische Stellungnahme | 151 | ||
a) Einleitendes | 151 | ||
b) Grundrechtsdogmatischer Einwand | 152 | ||
aa) Betreffend der Erzeugung | 153 | ||
bb) Betreffend der Fortexistenz des Erzeugten | 154 | ||
c) Grundrechtslogischer Einwand (Kollision mit dem Lebens- oder Embryonenschutz) | 155 | ||
aa) Betreffend der Erzeugung – Ein Recht auf Existenz? | 155 | ||
bb) Betreffend der Fortexistenz des Erzeugten – Ein Recht auf Fortexistenz? | 157 | ||
5. Schlussfolgerung zum Verhältnis von Kindeswohl und Embryonenschutz | 158 | ||
V. Zwischenergebnis – Embryonenschutz als Teilaspekt des ESchG mit limitiertem Gewicht | 160 | ||
E. Analyse der Verbotstatbestände im Einzelnen | 161 | ||
I. Einleitendes | 161 | ||
II. § 1 I Nr. 1 ESchG | 161 | ||
III. § 1 I Nr. 2 ESchG | 162 | ||
IV. § 1 I Nr. 3 ESchG | 163 | ||
V. § 1 I Nr. 4 ESchG | 164 | ||
VI. § 1 I Nr. 5 ESchG | 164 | ||
VII. § 1 I Nr. 6 ESchG | 164 | ||
VIII. § 1 I Nr. 7 ESchG | 165 | ||
IX. § 1 II ESchG | 165 | ||
X. § 2 I ESchG | 166 | ||
XI. § 2 II ESchG | 166 | ||
XII. § 3 ESchG | 167 | ||
XIII. § 3a ESchG | 167 | ||
XIV. § 4 ESchG | 168 | ||
XV. § 5 ESchG | 169 | ||
XVI. § 6 ESchG | 170 | ||
XVII. § 7 ESchG | 171 | ||
XVIII. Zwischenergebnis | 171 | ||
F. Defizite des ESchG in Hinblick auf effektiven Embryonenschutz | 172 | ||
I. Einleitendes | 172 | ||
II. Exklusivität – Selektiver Embryonenschutz für den fortpflanzungsmedizinischen Bereich | 172 | ||
1. Einleitendes | 172 | ||
2. Sachlich und zeitlich limitierter Embryonenschutz | 172 | ||
3. Exklusiver Schutz des extrakorporal verfügbaren Embryos | 174 | ||
III. Schutzlücken | 175 | ||
1. Für den Embryo in vivo | 175 | ||
2. Für den Embryo in vitro | 179 | ||
a) Das Schicksal überzähliger Embryonen | 179 | ||
b) Tötungspflichten zulasten von Embryonen | 180 | ||
IV. Fehlen eines am subjektiven Recht orientierten Embryonenschutzes | 181 | ||
G. Ergebnis | 184 | ||
Kapitel 4: Das Menschenwürdeverständnis des ESchG | 186 | ||
A. Einleitung | 186 | ||
B. Das individualistische Menschenwürdeverständnis | 186 | ||
I. Das dominant-subjektive/individualistische Verständnis der Würdegarantie | 186 | ||
II. Das ESchG und das individualistische Würdeverständnis | 187 | ||
1. Zweck der Darstellung | 187 | ||
2. Einleitendes zur Frage nach einem individualistischen Schutzzweck | 188 | ||
a) Die relevanten Parameter der Untersuchung | 188 | ||
b) Die Verletzbarkeit der individualistischen Würde durch Reproduktion | 189 | ||
3. Die Verbotsnormen des ESchG und das individualistische Würdeverständnis | 191 | ||
a) Das Forschungsverbot | 191 | ||
b) Das Klonierungsverbot | 193 | ||
c) Das Chimären- und Hybridbildungsverbot | 197 | ||
d) Das Keimbahnveränderungsverbot | 199 | ||
e) Das (beschränkte) Verbot der Präimplantationsdiagnostik | 201 | ||
C. Das kollektivistische Menschenwürdeverständnis | 206 | ||
I. Lücken eines individualistischen Schutzzwecks des ESchG | 206 | ||
II. Der kollektivistische Schutzzweck des ESchG | 208 | ||
1. Die Menschheitswürde | 208 | ||
2. Der kollektivistische Kern der Verbotstatbestände | 211 | ||
a) Keimbahntherapie | 211 | ||
b) Reproduktives Klonen | 212 | ||
c) Chimären- und Hybridbildung | 213 | ||
d) Präimplantationsdiagnostik | 214 | ||
e) Forschungsverbot | 218 | ||
f) Zwischenergebnis | 220 | ||
III. Kollektivistische Tendenzen in der Judikatur | 221 | ||
1. Einleitendes | 221 | ||
2. Die Würderelevanz der Peepshow und des Zwergenweitwurfs | 222 | ||
3. Die Würderelevanz des Laserdrome | 226 | ||
4. Vergleich mit der Menschheitswürde | 227 | ||
IV. Begründungsversuche für die Menschheitswürde | 229 | ||
1. Einleitendes | 229 | ||
2. Begründungsmodell 1: Der objektiv-rechtliche Gehalt des Art. 1 I GG | 230 | ||
3. Begründungsmodell 2: Das Menschenbild des Grundgesetzes | 232 | ||
4. Begründungsmodell 3: Das Gebot der Naturwüchsigkeit des Menschen | 236 | ||
5. Begründungsmodell 4: Die Würdelosigkeit der künftigen Menschen | 237 | ||
6. Zwischenergebnis – Das Individualrecht als einzig tauglicher Anker | 238 | ||
7. Begründungsmodell 5: Versuch einer Verankerung im Individualrecht | 239 | ||
a) Die Menschheitswürde als selbstreflexiver Individualschutz des Art. 1 I GG | 239 | ||
b) Gefahr der Selbstmarginalisierung durch sittenpaternalistischen Missbrauch | 242 | ||
D. Ergebnis | 245 | ||
Kapitel 5: Die Konsistenz des Schutzkonzepts zugunsten ungeborenen menschlichen Lebens | 247 | ||
A. Einleitung | 247 | ||
B. Die Parameter der behaupteten Inkonsistenz | 247 | ||
I. Das restriktive ESchG | 247 | ||
II. Die liberalen §§ 218 ff. StGB | 248 | ||
1. Die Schutzlosigkeit des pränidativen Embryos in vivo | 248 | ||
2. Das Fristen- und Indikationsmodell de lege lata | 248 | ||
3. Die medizinisch-soziale und die embryopathische Indikation | 248 | ||
4. Die Pränataldiagnostik und das Gendiagnostikgesetz | 251 | ||
C. Der vermeintliche Widerspruch zwischen dem ESchG und den §§ 218 ff. StGB | 253 | ||
I. Der faktische Befund | 253 | ||
II. Die Stellungnahmen im Schrifttum | 255 | ||
D. Argumentationsmodelle zur Entkräftung der Inkonsistenz | 257 | ||
I. Einleitendes | 257 | ||
II. Modell 1: Die Singularität des Schwangerschaftskonflikts | 257 | ||
1. Das Argument zur Auflösung des Widerspruchs | 257 | ||
2. Stellungnahme | 260 | ||
III. Modell 2: Die Grenze des privaten Intimbereichs | 263 | ||
IV. Modell 3: Historie und Telos der §§ 218 ff. StGB | 264 | ||
V. Zwischenergebnis | 267 | ||
VI. Lösung: Die Menschheitswürde als Schlüssel zur Einheit der Rechtsordnung | 267 | ||
E. Ergebnis | 270 | ||
Kapitel 6: Die Berechtigung des ESchG in Hinblick auf seinen kollektivistischen Schutzzweck | 272 | ||
A. Einleitung | 272 | ||
B. Die Menschheitswürde – ein taugliches Schutzgut des Strafrechts? | 274 | ||
I. Die Rechtsgutstheorie | 274 | ||
II. Die theoretische Annahme einer systemkritischen Funktion | 274 | ||
III. Die verfassungsrechtliche Plausibilität | 277 | ||
IV. Stellungnahme | 278 | ||
C. Die grundrechtsbeschränkende Legitimation der Menschheitswürde | 279 | ||
I. Verhältnismäßigkeit und Menschheitswürde | 279 | ||
II. Die Schrankenlosigkeit der Forschungsfreiheit | 280 | ||
III. Die Menschheitswürde in der Schrankendogmatik | 280 | ||
D. Kriminalpolitische Bewertung | 283 | ||
Kapitel 7: Europarechtlicher Exkurs: Die Vereinbarkeit der deutschen Rechtslage mit Art. 8 EMRK | 285 | ||
A. Einleitung | 285 | ||
B. Das Urteil | 285 | ||
C. Die Relevanz des Urteils für das geltende Recht in Deutschland | 287 | ||
D. Ergebnis | 290 | ||
Kapitel 8: Schluss | 291 | ||
A. Zusammenfassung | 291 | ||
B. Die Ergebnisse im Überblick | 294 | ||
Anhang 1: Abdruck des ESchG | 296 | ||
Anhang 2: Abdruck der §§ 218 f. StGB | 302 | ||
Literaturverzeichnis | 304 | ||
Sachwortverzeichnis | 317 |