Intelligente Videoüberwachung
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Intelligente Videoüberwachung
Verfassungsrechtliche Vorgaben für den polizeilichen Einsatz
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1282
(2014)
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Geboren in Erlangen, wuchs Cornelius Held in Nürnberg auf. Nach dem Abitur und Zivildienst studierte er in Würzburg und dem französischen Poitiers Jura und Europäisches Recht. Währenddessen durfte er erste wissenschaftliche Erfahrungen als studentische Hilfskraft am Lehrstuhl von Prof. Dr. Horst Dreier sammeln. Nach dem ersten Staatsexamen 2010 wurde er Doktorand und wissenschaftlicher Mitarbeiter von Prof. Dr. Ralf P. Schenke. In die Zeit des Referendariats 2012–2014 fielen die Promotion Ende 2013 und die Ausbildung zum Wirtschaftsmediator (MuCDR). Die Zulassung als Rechtsanwalt erlangte Cornelius Held im Sommer 2014 und arbeitet seitdem als solcher in Nürnberg mit wirtschaftsrechtlichem Schwerpunkt.Abstract
Hinter dem noch jungen Sicherheitsinstrument »intelligente Videoüberwachung« verbergen sich Techniken zur Verhaltens-, Gesichts- und Bewegungserkennung. Die Arbeit zeigt, weshalb es sich bei diesen Anwendungen um ein kategoriales Aliud gegenüber der herkömmlichen Videoüberwachung handelt. Da diese innovativen Techniken aus grundrechtlicher Warte neue Gefährdungspotenziale mit sich bringen, wird erörtert, welchen Einsatzkonzepten aus der menschlichen Würde Grenzen erwachsen. Darüber hinaus werden Einsatzstrategien beleuchtet, die Friktionen mit den Gleichheitssätzen des Art. 3 GG aufwerfen. Eine Bewertung anhand des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung bildet den Schwerpunkt der Publikation. Erläutert wird, wie der Untersuchungsgegenstand auf dem Boden der Karlsruher Grundrechtsdeutung ein gegenüber herkömmlicher Technik sogar milderes Mittel sein kann. Diese Ergebnisse finden in der EMRK einen Vergleichsmaßstab. Die Zulässigkeit der neuen Technik $ade lege lata$z wird geprüft, verneint, und das für einen Gesetzesvorschlag zu fordernde Legitimationsniveau erarbeitet.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abbildungsverzeichnis | 14 | ||
Abkürzungen | 14 | ||
A. Einführung | 15 | ||
I. Eine technische Innovation mit überschießendem Potenzial | 15 | ||
II. Begriffliche und technische Grundlagen | 19 | ||
1. Schlüsselbegriffe | 20 | ||
a) Videoüberwachung | 20 | ||
b) Intelligente Videoüberwachung – smart CCTV | 21 | ||
c) Video-Tracking | 21 | ||
d) Mustererkennung | 22 | ||
e) Automatisierung | 24 | ||
2. Blick über den Stand der aktuellen technischen Entwicklung | 24 | ||
a) Beispiele heutiger Praxis | 24 | ||
b) Kleine Typologie der Systemarchitekturen | 26 | ||
c) Technische Funktionsweise der Videoanalyse | 27 | ||
III. Stand der Rechtswissenschaft | 29 | ||
IV. Erkenntnisinteresse und Gang der Untersuchung | 31 | ||
V. Rechtsmethodische Prämissen | 34 | ||
B. Einfache Videoüberwachung im Spiegel von Rechtswissenschaft und -praxis | 37 | ||
I. Gesetzgeberische Reaktionen | 37 | ||
1. Der Weg zu Legalität und Bestimmtheit | 37 | ||
2. Inhaltliche Analyse: Diversität nur im Detail | 39 | ||
II. Skizze der Dogmatik | 41 | ||
1. Gesetzgebungskompetenz | 42 | ||
2. Würde des Menschen | 43 | ||
3. Recht auf informationelle Selbstbestimmung | 44 | ||
4. Recht am eigenen Bild | 45 | ||
5. Versammlungsrecht | 46 | ||
6. Weitere Grundrechte | 46 | ||
III. Fazit: Dominanz der Verfassungsrechtsprechung | 47 | ||
C. Smart CCTV als wesentlicher Entwicklungssprung | 48 | ||
I. Algorithmische Analyse als automatisierte Datenverarbeitung personenbezogener Daten | 50 | ||
1. Datenverarbeitung | 51 | ||
a) Verarbeitung im engeren Sinne (§ 3 Abs. 4 BDSG) | 51 | ||
b) Verarbeitung im weiteren Sinne (§ 3 Abs. 2 S. 1 BDSG) | 52 | ||
2. Automatisierung | 52 | ||
3. Personenbezogene Daten als Verarbeitungsobjekt | 53 | ||
4. Zwischenergebnis | 54 | ||
II. Von der Überwachungshilfe zur überwachenden Maschine | 54 | ||
III. Normativität automatisierter Verhaltensanalyse? | 55 | ||
1. Architektur, Funktion und Wirkung des Systems | 56 | ||
a) Aufgabe des Analyse-Moduls | 56 | ||
b) Alarm-Modul ein Reaktionsmechanismus | 56 | ||
c) Die Reaktion des Operators | 57 | ||
d) Bedeutung der subjektiven Seite | 57 | ||
2. System und Sozialnorm | 58 | ||
IV. Von der Symbol- zur Realpolitik | 61 | ||
V. Fazit: nötige Neubewertung neuer Technik | 62 | ||
D. Intelligente Überwachung und Menschenwürde | 63 | ||
I. Stand der Würdediskussion | 64 | ||
1. Unantastbarkeit der Menschenwürde | 65 | ||
2. Positiv-abstrakte Erläuterungen | 66 | ||
3. Positiv-konkrete Inhaltszuschreibungen | 67 | ||
4. Negative Bestimmungen | 68 | ||
5. Kritik der dargestellten Ansätze | 69 | ||
6. Unterscheidung von Hierarchisierung und Operationalisierung | 70 | ||
II. Bewertung anhand Art. 1 Abs. 1 GG | 71 | ||
1. Biometrische Erfassung und Identifizierung | 71 | ||
2. Verhaltensanalyse | 73 | ||
3. Tracking | 75 | ||
4. Einsatzintensitäten und -modalitäten | 76 | ||
III. Fazit: intelligente Videoüberwachung nicht per se entwürdigend | 76 | ||
E. Zentraler Maßstab: das Recht auf informationelle Selbstbestimmung | 78 | ||
I. Normativer Gehalt des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung | 78 | ||
1. Subjektiv-rechtlicher Schutzbereich | 78 | ||
a) Schutzgegenstand und Gewährleistungsgehalt in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts | 78 | ||
b) Den Schutzbereich begrenzende Vorschläge aus der Literatur | 80 | ||
c) Daneben Schutz vor Einschüchterung? | 82 | ||
aa) Genereller Schutz durch das informationelle Selbstbestimmungsrecht? | 82 | ||
(1) Bejahende Interpreten des Volkszählungsurteils | 82 | ||
(2) Analyse und Kritik | 83 | ||
(3) Alternative Konzeption | 85 | ||
bb) Exkurs: Einschüchterungsschutz durch spezielle Grundrechte am Beispiel Versammlungsfreiheit | 87 | ||
cc) Zwischenergebnis | 89 | ||
d) Relevanz intelligenter Videoüberwachung | 90 | ||
2. Objektiv-rechtliche Dimension | 90 | ||
a) Ausstrahlungswirkung, Schutzpflichten sowie Organisation und Verfahren | 91 | ||
b) Grundrechtlicher Schutz des Gemeinwesens | 91 | ||
aa) Zu interpretierende Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts | 91 | ||
bb) Literarische Rezeption | 93 | ||
cc) Misslingende Systematisierung in objektiv-rechtliche Fallgruppen | 94 | ||
dd) Demokratisch-funktionales Grundrechtsverständnis als Erbe Smends | 96 | ||
c) Bedeutung für die Fragestellung | 98 | ||
II. Eingriffe in die informationelle Selbstbestimmung | 99 | ||
1. Dogmatik des Bundesverfassungsgerichts | 100 | ||
a) Informationseingriff als Unterfall modernen Eingriffsverständnisses | 100 | ||
b) Eingriff nur oberhalb einer Erheblichkeitsschwelle? | 102 | ||
c) Jeder Umgang mit den Daten als eigener Eingriff | 103 | ||
d) Folgerungen für die Fragestellung | 104 | ||
2. Eingriffe durch herkömmliche Videoüberwachung | 105 | ||
a) Übersichtsbeobachtung | 105 | ||
b) Nahbeobachtung | 106 | ||
c) Aufzeichnung und weiterer Umgang | 108 | ||
d) Provokation psychischer Reaktionen | 108 | ||
e) Resümee und Relevanz | 109 | ||
3. Zusätzliche Eingriffe durch intelligente Videoüberwachung | 109 | ||
a) Automatisierte Analyse | 110 | ||
b) Detektion, Klassifizierung und Identifizierung | 110 | ||
c) Automatisierte Alarmierung | 111 | ||
d) Verstärkte psychische Reaktionen | 112 | ||
e) Zwischenergebnis | 113 | ||
4. Einwilligung in den Eingriff: kein gangbarer Weg | 114 | ||
5. Trotz Eingriffsaddition kein „additiver“ Eingriff | 114 | ||
6. Zusammenfassung | 115 | ||
III. Rechtfertigung von Eingriffen in das Grundrecht | 116 | ||
1. Anforderungen an Eingriffsgrundlagen | 116 | ||
a) Normenklarheit und Normenbestimmtheit | 117 | ||
b) Organisatorische und verfahrensrechtliche Vorkehrungen | 118 | ||
aa) Spezielle Vorgaben für Organisation und Verfahren | 118 | ||
bb) Folgerungen für intelligente Überwachungstechnik | 119 | ||
cc) Weitere Möglichkeiten | 120 | ||
2. Verhältnismäßigkeit als entscheidende Schranken-Schranke | 121 | ||
a) Die wesentlichen legitimen Zwecke | 123 | ||
aa) Herkömmliche Videoüberwachung | 123 | ||
bb) Intelligente Videoüberwachung | 124 | ||
b) Prüfung evidenter Ungeeignetheit | 124 | ||
c) Abstrakte Erforderlichkeitsprüfung | 126 | ||
d) Angemessenheit | 128 | ||
aa) Verhältnis von gefährdetem Rechtsgut und Tiefe des Grundrechtseingriffs | 128 | ||
bb) Gewicht der grundrechtlichen Beeinträchtigung | 129 | ||
(1) Veranlassung als subjektive Rückkopplung der Maßnahme | 129 | ||
(2) Streubreite als objektive Präzision einer Maßnahme | 131 | ||
(3) Heimlichkeit als Autonomieverlust | 133 | ||
(4) Das riskante Potenzial Automatisierung | 136 | ||
(5) Qualität durch Quantität statt Quantität als Qualität | 137 | ||
(6) Eine Systematik der Persönlichkeitsrelevanz | 140 | ||
(7) Grundrechtlich geschützte Privatheit | 144 | ||
(8) Verhältnis von Privatheit und Persönlichkeitsrelevanz | 145 | ||
(9) Möglichkeiten der Verwendung und Verknüpfung | 146 | ||
(10) Identifizierung | 147 | ||
(11) Speicherung | 148 | ||
(12) Ein Fazit oder das grundrechtsschonende Potenzial der neuen Technik | 149 | ||
cc) Rechtsgutgefährdung | 150 | ||
dd) Abwägung exemplifizierter Konstellationen | 151 | ||
(1) Reine intelligente Videoüberwachung: grundrechtsschonende Architektur | 152 | ||
(2) Reine intelligente Überwachung mit Identifizierung | 152 | ||
(3) Kombination mit herkömmlicher Technik als tieferer Eingriff | 153 | ||
(4) Fazit: nur hybride Architekturen als schwierige Gemengelage | 153 | ||
ee) Vorschlag eines „Drei-Stufen-Modells“ | 154 | ||
(1) Darstellung | 154 | ||
(2) Kritik | 155 | ||
IV. Zusammenfassung: von der Ideengeschichte zum differenzierten Ergebnis | 155 | ||
F. Gleichheitsgrundrechte und algorithmische Differenzierung | 157 | ||
I. Systemimmanente Differenzierungen | 157 | ||
II. Intelligente Videoüberwachung und die Dogmatik des Art. 3 GG | 159 | ||
1. Strukturelle Verortung der Ungleichbehandlung und Anwendung von Art. 3 GG | 161 | ||
2. Inhaltlicher Maßstab des Art. 3 GG | 162 | ||
III. Ungleichbehandlung von Männern? | 164 | ||
1. Aggressive Körpersprache als Ziele der Verhaltensanalyse | 164 | ||
2. Biometrische Detektion von Männern | 167 | ||
a) Striktes Anknüpfungsverbot | 167 | ||
b) Geschlecht als verbotene Begründung | 168 | ||
c) Gleichstellungsgebot | 169 | ||
IV. Benachteiligte Menschen mit Behinderung? | 169 | ||
1. Mittelbare Diskriminierung nach der Verfassungsrechtsprechung | 170 | ||
2. Mittelbare Diskriminierung jenseits von Statistik? | 171 | ||
3. Ungleichbehandlung von besonderem Gewicht? | 172 | ||
4. Dogmatische Folgerungen | 173 | ||
V. Detektion von dunkelhäutigen Zielpersonen | 173 | ||
VI. Fazit: zwischen Relevanz und Relativität | 175 | ||
G. Zulässigkeit und Legitimation des neuen Instruments | 176 | ||
I. Zulässigkeit de lege lata | 176 | ||
1. Verfassungsrechtliche Anforderungen an Rechtsgrundlagen | 177 | ||
a) Vorbehalt des Gesetzes als Ausgangspunkt | 177 | ||
aa) Allgemeiner Gesetzesvorbehalt | 178 | ||
bb) Grundrechtliche Gesetzesvorbehalte | 179 | ||
cc) Parlamentsvorbehalt | 179 | ||
dd) Verhältnis von allgemeinem Vorbehalt des Gesetzes und grundrechtlichen Gesetzesvorbehalten | 180 | ||
b) Bestimmtheitsgebot als verwandter Maßstab | 182 | ||
c) Automatisierte Auswertung als das Wesentliche | 183 | ||
2. Auslegung der Rechtsgrundlagen | 184 | ||
a) Zur Auswertung der Bilder schweigender Wortlaut | 185 | ||
b) Folgerung aus der Systematik | 185 | ||
c) Genese: zwischen technischer Entwicklungsoffenheit und instrumenteller Begrenzung | 186 | ||
d) Teleologie: Maßnahmezweck und Normzweck | 187 | ||
e) Zwischenergebnis: automatisierte Auswertung nicht normgedeckt | 188 | ||
II. Demokratische Legitimation der Algorithmen | 188 | ||
1. Algorithmenkonfiguration als Legitimationsobjekt | 188 | ||
2. Dogmatik der demokratischen Legitimation | 190 | ||
a) Drei klassische Modelle | 190 | ||
b) Niveau- statt Modellentscheidung | 192 | ||
c) Demokratische Legitimation von Referenzmaßnahmen | 194 | ||
aa) Verwaltungsvorschriften als formale Referenz | 194 | ||
bb) Rasterfahndung als materiale Orientierungshilfe | 195 | ||
(1) Präventive Rasterfahndung nach den Polizeigesetzen der Länder | 195 | ||
(2) Repressive Rasterfahndung gemäß der Strafprozessordnung | 197 | ||
(3) Vergleichende Auswertung | 198 | ||
3. Folgerungen für das Legitimationsniveau | 199 | ||
III. Zulässigkeit de lege ferenda | 201 | ||
1. Vorschlag zu Art. 32 PAG | 202 | ||
a) Gesetzestext | 202 | ||
b) Erläuterungen | 203 | ||
aa) Abs. 1 | 203 | ||
bb) Abs. 2 | 203 | ||
cc) Abs. 3 | 204 | ||
dd) Abs. 4 | 204 | ||
2. Vorschlag zu Art. 36 PAG | 204 | ||
a) Gesetzestext | 204 | ||
b) Erläuterungen | 205 | ||
H. Konsistenz der Ergebnisse vor der EMRK | 207 | ||
I. Relevanz der EMRK und deren Art. 8 | 207 | ||
II. Die Entscheidung Köpke gegen Deutschland | 209 | ||
III. Die Entscheidung Peck gegen Vereinigtes Königreich | 211 | ||
IV. Die Entscheidungen zum Art. 10-Gesetz | 212 | ||
V. Fazit: EMRK veranlasst keine anderen Auslegungsergebnisse | 214 | ||
I. Einführung | 216 | ||
I. Wesentliche Ergebnisse dieser Arbeit in Thesen | 216 | ||
II. Einfache Videoüberwachung im Spiegel von Rechtswissenschaft und -praxis | 216 | ||
III. Smart CCTV als wesentlicher Entwicklungssprung | 216 | ||
IV. Intelligente Überwachung und Menschenwürde | 217 | ||
V. Zentraler Maßstab: das Recht auf informationelle Selbstbestimmung | 217 | ||
VI. Gleichheitsgrundrechte und algorithmische Differenzierung | 218 | ||
VII. Zulässigkeit und Legitimation des neuen Instruments | 219 | ||
VIII. Konsistenz der Ergebnisse vor der EMRK | 219 | ||
Literaturverzeichnis | 220 | ||
Sach- und Personenverzeichnis | 246 |