Strafbarkeitsrisiken durch Compliance
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Strafbarkeitsrisiken durch Compliance
Auswirkungen von Compliance-Regelungen auf das Wirtschaftsstrafrecht
Strafrechtliche Abhandlungen. Neue Folge, Vol. 255
(2014)
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Susanne Annette Zimmermann wurde 1986 in Sulzbach-Rosenberg geboren und studierte von 2006 bis 2011 Rechtswissenschaften mit wirtschaftswissenschaftlicher Zusatzausbildung an der Universität Bayreuth. Nach dem ersten Staatsexamen promovierte sie bei Prof. Dr. Christian Jäger und arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin an seinem Lehrstuhl für Strafrecht und Strafprozessrecht, insbesondere Wirtschaftsstrafrecht und Medizinrecht an der Universität Bayreuth. Im Sommer 2013 besuchte sie die Summer School der Columbia Law School an der Universiteit van Amsterdam. Von 2013 bis 2014 absolvierte sie ein LL.M. Studium an der Columbia Law School in New York und arbeitete dort als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl von Prof. Anu Bradford.Abstract
Die Arbeit widmet sich dem Thema Compliance und dessen Bedeutung für das Wirtschaftsstrafrecht. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob und inwiefern unternehmensinterne Compliance-Konzepte bestehende Haftungsrisiken verschärfen oder neue begründen können. Die Autorin identifiziert Wechselbeziehungen zwischen Compliance-Regelungen einerseits und gesetzlich normierter Strafbarkeit andererseits und ordnet diese in ein umfassendes Gesamtkonzept ein. Die Grundaussage der in der Arbeit entwickelten Theorie besteht darin, dass Compliance-Regelungen bei täterbezogenen Strafbarkeitsvoraussetzungen strafbarkeitsbegründende Wirkung entfalten, während sie sich bei tatbezogenen Strafbarkeitsvoraussetzungen strafbarkeitskonkretisierend auswirken. Verifiziert wird diese These anhand exemplarisch ausgewählter Compliance-Regelungen verschiedener Unternehmen. Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse kommt die Autorin zu dem Schluss, dass Compliance-Regelungen eine mit Sondernormen vergleichbare Indizwirkung beigemessen werde sollte, um Risiken einer ausufernden Compliance-Kultur wirksam zu begegnen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsübersicht | 9 | ||
Inhaltsverzeichnis | 11 | ||
Einleitung | 17 | ||
1. Kapitel: Strafrechtliche Relevanz des Untersuchungsgegenstands im wissenschaftlichen Diskurs und in der Unternehmenspraxis | 19 | ||
§ 1 Compliance-Regelungen als Erscheinungsform von Softlaw | 19 | ||
I. Definition und Einordnung | 19 | ||
II. Erscheinungsformen und Abgrenzung | 21 | ||
III. Strafrechtlich relevante Compliance-Regelungen | 22 | ||
§ 2 Stand des wissenschaftlichen Diskurses zur strafrechtlichen Relevanz von Compliance-Regelungen | 24 | ||
I. Präventions- und Organisationsfunktion | 24 | ||
II. Strafbarkeitsbegründung und Strafbarkeitserweiterung | 27 | ||
§ 3 Compliance in der Unternehmenspraxis | 33 | ||
I. Verfasser | 33 | ||
II. Bedeutung | 34 | ||
§ 4 Resumee: Kriminalprävention und Strafbarkeitsbegründung als Ziel und Folge von Compliance-Regelungen | 38 | ||
2. Kapitel: Abgrenzung tat- und täterbezogener Voraussetzungen der Strafbarkeit | 39 | ||
§ 1 Gesetzlicher Ausgangspunkt und normzweckbedingte Auslegungsunterschiede | 39 | ||
I. Normzweck des § 28 StGB | 41 | ||
II. Normzweck des § 14 StGB | 43 | ||
§ 2 „Besondere persönliche Merkmale“ im Sinne von § 28 StGB | 48 | ||
I. Abgrenzungsansätze nach der Rechtsprechung | 48 | ||
1. Das Reichsgericht | 48 | ||
2. Der BGH | 49 | ||
3. Resumee | 51 | ||
II. Abgrenzungsansätze nach der Literatur | 52 | ||
1. Traditioneller Ansatz | 52 | ||
2. Rechtsgutsbezogener Ansatz | 53 | ||
3. Wertbezogenheit und Wertneutralität nach Herzberg | 55 | ||
4. Abgrenzung nach Roxin | 57 | ||
5. Einheitstheorie nach Schünemann | 58 | ||
6. Resumee | 59 | ||
§ 3 „Besondere persönliche Merkmale“ i. S.v. § 14 StGB | 60 | ||
I. Abgrenzungsansätze nach der Rechtsprechung | 60 | ||
II. Abgrenzungsansätze nach der Literatur | 62 | ||
1. Objektivität | 62 | ||
2. Übertragbarkeit | 64 | ||
3. Täterschaftliche Pflichtenlage | 65 | ||
4. Resumee | 66 | ||
§ 4 Stellungnahme: § 14 StGB als maßgeblicher gesetzlicher Anknüpfungspunkt | 68 | ||
I. Regelungsbereich | 68 | ||
II. Normzweck | 68 | ||
III. Kriminalpolitische Funktion | 69 | ||
§ 5 Abgrenzung täterbezogener Strafbarkeitsvoraussetzungen nach dem Begriffsverständnis des § 14 StGB | 70 | ||
I. Täterbezogene Strafbarkeitsvoraussetzungen nach § 14 StGB | 70 | ||
II. Subjektiv täterschaftliche und tatbezogene Strafbarkeitsvoraussetzungen | 72 | ||
III. Kenntnis täter- bzw. tatbezogener Strafbarkeitsvoraussetzungen und Unrechtsbewusstsein | 73 | ||
IV. Strafzumessungsregeln | 74 | ||
§ 6 Strafbarkeitsbegründung durch § 14 StGB und Strafbarkeitsbegründung durch Compliance-Regelungen | 75 | ||
I. Personaler Anwendungsbereich | 75 | ||
II. Sachlicher Anwendungsbereich | 76 | ||
III. Wirkungsweise | 79 | ||
IV. Resumee | 80 | ||
3. Kapitel: Strafbarkeitsbegründende Wirkung bei täterbezogenen Voraussetzungen der Strafbarkeit – Strafbarkeitskonkretisierende Wirkung bei tatbezogenen Voraussetzungen der Strafbarkeit | 82 | ||
§ 1 Widersprüchlichkeit der bisherigen Diskussion angesichts der Funktionsweise der Kriminalprävention | 82 | ||
§ 2 Strafbarkeitsbegründung und Strafbarkeitskonkretisierung | 85 | ||
I. Begründung und Konkretisierung von Strafbarkeit | 85 | ||
II. Wirkungsweise von Compliance-Regelungen | 87 | ||
1. Strafbarkeitskonkretisierende Modifikation bei tatbezogenen Strafbarkeitsvoraussetzungen | 87 | ||
2. Strafbarkeitsbegründende Gestaltung bei täterbezogenen Strafbarkeitsvoraussetzungen | 88 | ||
§ 3 Alternative Abgrenzungsmodelle | 88 | ||
I. Tatbestandliches Schutzgut | 89 | ||
II. Sonder- und Allgemeindelikte | 90 | ||
4. Kapitel: Strafbarkeitsbegründende Wirkung durch Individualisierung und Standardisierung | 92 | ||
§ 1 Täterbezogene Strafbarkeitsvoraussetzungen | 92 | ||
I. Vermögensbetreuungspflicht i. S.v. § 266 Abs. 1 StGB | 92 | ||
II. Garantenstellung bei den unechten Unterlassungsdelikten | 93 | ||
III. Sorgfaltspflicht | 97 | ||
§ 2 Vermögensbetreuungspflicht und Compliance-Regelungen | 98 | ||
I. Vermögensbetreuungspflicht als Compliance-Pflicht | 99 | ||
1. Pflicht zur Einrichtung von Compliance-Regelungen | 100 | ||
a) Gesellschaftsrechtliche Organisationspflichten | 100 | ||
b) Vermögensbetreuungspflicht als Compliance-Pflicht nur in Ausnahmefällen | 104 | ||
2. Ausgestaltung der Implementierungspflicht vor dem Hintergrund des IDW PS 980 | 106 | ||
3. Vermögensnachteil durch Verringerung des Geschäftswertes | 110 | ||
4. Vermögensnachteil durch Auslösen von Ersatzansprüchen und Sanktionen | 111 | ||
5. Zurechnungszusammenhang | 117 | ||
6. Vorsatz | 122 | ||
7. Resumee | 124 | ||
II. Vermögensbetreuungspflicht aufgrund von Compliance-Regelungen | 124 | ||
1. Vermögensbetreuungspflicht des Compliance-Beauftragten | 127 | ||
2. Vermögensbetreuungspflicht sonstiger Mitarbeiter und Unternehmensexterner | 130 | ||
3. Resumee | 134 | ||
III. Vermögensbetreuungspflicht aufgrund von Compliance-modifizierten gesetzlichen Vorgaben | 135 | ||
1. Zuweisung vermögensschützenden Charakters an Rechtsnormen durch Satzung – BGH, Beschluss vom 13.04.2011 – 1 StR 94/10 | 135 | ||
2. Anforderungen an die Vermögensschutz begründende Bestimmung | 136 | ||
3. Resumee | 138 | ||
§ 3 Garantenstellung bei unechten Unterlassungsdelikten | 139 | ||
I. Garantenstellung des Compliance-Beauftragten | 139 | ||
1. Begründung der Garantenstellung | 139 | ||
2. Klassifizierung der Garantenstellung | 145 | ||
3. Inhalt und Reichweite der Garantenstellung | 148 | ||
4. Resumee | 153 | ||
II. Garantenstellung von Leitungspersonen | 153 | ||
1. Geschäftsherrenhaftung | 155 | ||
2. Vernachlässigung von Compliance als gefahrbegründendes Vorverhalten | 158 | ||
3. Beeinflussung der Betriebsbezogenheit einer Gefahr durch Vernachlässigung von Compliance | 160 | ||
4. Garantenstellung aus tatsächlicher freiwilliger Übernahme von Schutzpflichten | 163 | ||
5. Verantwortungsdelegation durch Compliance | 171 | ||
6. Garantenstellungen im Konzern | 177 | ||
7. Resumee | 183 | ||
III. Garantenstellung sonstiger Unternehmensangehöriger | 185 | ||
§ 4 Sorgfaltspflichten | 188 | ||
I. Maßstab und Inhalt von Sorgfaltspflichten | 190 | ||
1. Beeinflussung des Sorgfaltsmaßstabs durch Compliance-Regelungen | 190 | ||
2. Orientierung an Sondernormen zur Festlegung des Sorgfaltsmaßstabs | 194 | ||
a) Bedeutung von Sondernormen im Wirtschaftsstrafrecht | 194 | ||
b) Bedeutung von Compliance-Regelungen | 199 | ||
c) Ablösung von Sondernormen durch Compliance-Regelungen | 203 | ||
3. Inhaltliche Ausgestaltung von Sorgfaltspflichten | 207 | ||
a) Vermögensbetreuungspflicht i. R.v. § 266 Abs. 1 StGB | 207 | ||
b) Sonstige Pflichten | 216 | ||
II. Objektive Vorhersehbarkeit des Erfolges | 218 | ||
III. Vertrauensgrundsatz | 220 | ||
1. Strafbarkeitsbegrenzende Wirkung | 220 | ||
2. Strafbarkeitsbegründende Wirkung | 222 | ||
IV. Resumee | 222 | ||
§ 5 Beeinflussung der Kenntnis täterbezogener Strafbarkeitsvoraussetzungen | 224 | ||
I. Einflussnahme auf die kognitiven Elemente des subjektiven Tatbestands | 224 | ||
II. Vorsatzbegründende Wirkung bei normativen Tatbestandsmerkmalen | 225 | ||
III. Garantenpflichten | 226 | ||
1. Begründung und Ausgestaltung von Garantenpflichten | 227 | ||
2. Betroffene Personengruppen im Unternehmen | 228 | ||
IV. Vermögensbetreuungspflicht | 233 | ||
1. Bestehen und Ausgestaltung der Vermögensbetreuungspflicht | 233 | ||
2. Verletzung der Vermögensbetreuungspflicht | 234 | ||
V. Besondere Irrtumskonstellationen | 239 | ||
1. Vermeidbarkeit eines Verbotsirrtums im Sinne von § 17 StGB | 239 | ||
2. Unzumutbarkeit normgemäßen Verhaltens | 241 | ||
3. Handeln auf Weisung | 242 | ||
4. Subsumtionsirrtum | 244 | ||
VI. Resumee | 244 | ||
§ 6 Strafzumessung nach § 46 StGB | 245 | ||
5. Kapitel: Strafbarkeitskonkretisierende Wirkung bei tatbezogenen Voraussetzungen der Strafbarkeit | 247 | ||
§ 1 Tatbezogene Voraussetzungen der Strafbarkeit | 249 | ||
I. Tathandlung und Tatobjekt | 250 | ||
II. Kausalität | 250 | ||
III. Objektive Zurechnung | 251 | ||
IV. Tatbestandsausschließendes Einverständnis und rechtfertigende Einwilligung | 251 | ||
§ 2 Tathandlung und Tatobjekt | 252 | ||
I. Submissionsbetrug gem. § 263 StGB und wettbewerbsbeschränkende Absprachen bei Ausschreibungen gem. § 298 StGB | 253 | ||
II. Korruptionsdelikte gem. §§ 299, 333, 334 StGB | 255 | ||
III. Verstöße gegen das Datenschutzgesetz gem. § 44 Abs. 1 BDSG | 261 | ||
IV. Verstöße gegen das Verbot des Insiderhandels gem. § 38 Abs. 1 WpHG | 262 | ||
V. Weitere Tatbestände | 264 | ||
VI. Resumee | 264 | ||
§ 3 Kausalität | 265 | ||
I. Äquivalenztheorie | 265 | ||
II. Gremienentscheidungen | 266 | ||
§ 4 Objektive Zurechnung | 267 | ||
I. Rechtmäßiges Alternativverhalten | 267 | ||
II. Erlaubtes Risiko | 268 | ||
§ 5 Tatbestandsausschließendes Einverständnis und rechtfertigende Einwilligung | 268 | ||
§ 6 Beeinflussung der Kenntnis tatbezogener Strafbarkeitsvoraussetzungen | 271 | ||
I. Nachweisbarkeit von Vorsatz | 271 | ||
II. Rechtfertigende Einwilligung | 272 | ||
III. Resumee | 273 | ||
§ 7 Strafzumessung | 273 | ||
Resumee | 275 | ||
Zusammenfassung der wesentlichen Erkenntnisse | 275 | ||
Bewertung und Ausblick | 279 | ||
Literaturverzeichnis | 282 | ||
Sachwortverzeichnis | 296 |