Rechtsschutz im Umweltrecht
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Rechtsschutz im Umweltrecht
Editors: Kloepfer, Michael
Schriften zum Umweltrecht, Vol. 183
(2014)
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Prof. em. Dr. Michael Kloepfer war von 1974–1976 Professor an der Freien Universität Berlin, von 1976–1992 Professor an der Universität Trier, dort Direktor des Instituts für Umwelt- und Technikrecht. Von 1992–2011 war er Professor für Staats- und Verwaltungsrecht, Europarecht, Umweltrecht, Finanzrecht und Wirtschaftsrecht an der Humboldt-Universität zu Berlin und Direktor am Walter Hallstein-Institut für Europäisches Verfassungsrecht. Seit 2011 ist er Emeritus. Von 1992–1998 war er Stellvertretender Vorsitzender der unabhängigen Sachverständigenkommission »Umweltgesetzbuch« und von 1999–2001 und 2005–2007 Vorsitzender der Berliner Wissenschaftlichen Gesellschaft e.V. Von 2008–2016 war er Mitglied der Schutzkommission beim Bundesministerium des Innern. Er absolvierte zahlreiche Forschungsaufenthalte im Ausland (u.a. Kobe/Japan; Lausanne/Schweiz; Stanford/USA). Er ist zudem Präsident der Forschungszentren Umweltrecht (FZU), Technikrecht (FZT), Katastrophenrecht (FZK) sowie des Instituts für Gesetzgebung und Verfassung (IGV) und ist seit 2011 Leiter des Forschungszentrums Recht an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 2017 ist er als Rechtsanwalt bei der Kanzlei Köhler & Klett tätig.Abstract
Oft kommen umweltrechtliche Konflikte vor die Verwaltungsgerichte. Umweltrecht wird durch Richter ausgelegt, konkretisiert und fortentwickelt. Gerade für den Sachbereich des Umweltschutzes hat das europäische Recht tiefgreifende Veränderungen im deutschen Verwaltungsprozessrecht gefordert: Die umfassende Umweltverbandsklage nach dem Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz wurde etabliert. Doch die Herausforderungen an das Umweltprozessrecht der Zukunft gehen darüber hinaus: So fordert das europäische Recht Veränderungen bei der gerichtlichen Geltendmachung von Verfahrensfehlern. Insbesondere der Energienetzausbau in Folge der »Energiewende« wie auch die Festsetzung von Flugrouten machen das Problem des Rechtsschutzes bei mehrstufigen und hintereinander geschalteten Planungs- und Zulassungsverfahren aktuell. Aber auch die klassische Schutznormlehre ist Veränderungsdruck ausgesetzt: Kann »objektives Recht« durch »Subjektivierung« für den Einzelnen einklagbar gemacht werden?Der Band dokumentiert die hierzu am 7. Februar 2014 vom Forschungszentrum Umweltrecht e.V. an der Humboldt-Universität zu Berlin unter der Leitung von Prof. em. Dr. $aMichael Kloepfer$z veranstaltete Tagung »Rechtsschutz im Umweltrecht«.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Michael Kloepfer: Einführung: Rechtsschutz im Umweltrecht. Begrüßung zur Tagung am 7. Februar 2014 in Berlin | 9 | ||
Jörg Berkemann: Sinn und Funktionsgrenzen des Rechtsschutzes im Umweltrecht | 13 | ||
I. Sinn des Rechtsschutzes überhaupt –ein „volles“ Seminarthema für sich | 13 | ||
1. Die Sicht des Allgemeinwohls – Grundsatz der Effektivität der Dritten Gewalt | 13 | ||
2. Verfassungsrechtliche Verschärfung: Die Sicht des Individualinteresses | 14 | ||
3. Vorläufige Fragen nach Besonderheiten im Umweltrecht | 14 | ||
4. Verfassungsrechtlich zulässige Beschränkungendes Rechtsschutzes? | 16 | ||
II. Einzelne (immanente) Funktionsgrenzen des Rechtsschutzes im Umweltrecht | 17 | ||
1. Immanente Gründe des „nicht-effektiven“ Rechtsschutzes („eigene“ Funktionsgrenzen der Rechtsprechung) | 17 | ||
2. Materiell-rechtliche Grenzen: Rechtsregeln mit (zu) hoher Komplexität | 20 | ||
a) Befunde: Änderungen in den Rechtsstrukturen | 20 | ||
aa) Grenzen oder Aufgabe syllogistischer Rechtsfindungsprozesse | 20 | ||
bb) Umweltrecht: Neue materiell-rechtliche Muster (Querschnittsrecht) | 20 | ||
b) Beispiel: Zwischen Konditional- und Finalprogramm – Änderung der Kontrollperspektive? | 21 | ||
aa) Grundstrukturen | 21 | ||
bb) Beispiel: Abwägung | 22 | ||
(1) Abwägung nach § 1a Abs. 3 BauGB – „deutsches“ Naturschutzrecht | 22 | ||
(2) „Nachvollziehende“ Abwägung (§ 35 BauGB) | 23 | ||
cc) Zuspitzung: Verfahrensrichtigkeit versus Ergebnisrichtigkeit | 24 | ||
3. Vorhandene oder behauptete naturfachliche Erkenntnisdefizite, die einer materiell-rechtlichen Umsetzung entgegenstehe | 25 | ||
a) These des BVerwG: „notwendige“ Einschätzungsprärogative der Exekutive | 25 | ||
aa) Inhalt der These des BVerwG | 25 | ||
bb) Doppelte Rechtfertigung der These durch das BVerwG | 26 | ||
(1) Rechtfertigung I: „Fehlen einheitlicher rechtlicher Entscheidungskriterien" | 26 | ||
(2) Rechtfertigung II: (Allgemeine) natur- und umweltfachliche Erkenntnisdefizite | 27 | ||
cc) Ergebnis: Konservative „Wissenschaftsgläubigkeit“ des BVerwG | 31 | ||
dd) Folgen der konservativen „Wissenschaftsgläubigkeit“des BVerwG | 31 | ||
b) Beispiel: Richterrechtlich geprägtes Kontrollprogramm: Art. 6 Abs. 3 FFH-RL | 32 | ||
aa) Vorprüfung zur Verträglichkeitsprüfung | 33 | ||
bb) Verträglichkeitsvollprüfung | 34 | ||
cc) Behördliche Entlastung und Kontrollreduktion: Irrelevanzschwellen | 36 | ||
dd) Konsequenzen: Beweisregel des Art. 6 Abs. 3 FFH-RL als Problemlösung? | 37 | ||
c) Beispiel: Artenschutz (§ 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG 2009) – Die Signifikanzfrage | 39 | ||
aa) Grundsatz des BVerwG | 39 | ||
bb) Beispiel: Tötungsverbot – Anwendung des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG 2009 | 41 | ||
(1) Allgemeines | 41 | ||
(2) Grundsatz: naturschutzfachliche Einschätzungsprärogative | 41 | ||
(3) Gegenstand der naturschutzfachlichen Einschätzungsprärogative | 42 | ||
cc) Beispiel: These der Signifikanz – Kollisionsrisiko | 42 | ||
dd) Ermittlungstiefe – These der „praktischen Vernunft“ | 44 | ||
d) Beispiel: Immissionsschutz – Lärmschutz („objektive“ Erkenntnisdefizite) | 46 | ||
III. Gesetzgeber: pauschale oder spezifische Reduktion der Kontrolldichte | 48 | ||
1. Verfassungsrechtliche Vorgaben – Erforderlichkeit der Reduktion | 48 | ||
a) Regelungsermächtigungen für den Gesetzgeber | 48 | ||
b) Kernbereiche der Exekutive? | 48 | ||
2. Beispiel: UVP-Vorprüfung nach § 3a Satz 4 UVPG | 50 | ||
a) Gesetzgeberische Zielsetzung | 50 | ||
b) Gerichtliche, gegenläufige Handhabung des § 3a Satz 4 UVPG? | 52 | ||
3. Beispiel: Verbandsklagerecht – § 4a Abs. 2 UmwRG 2013 | 54 | ||
a) Änderung der Rechtslage – Begrenzung der Nachprüfbarkeit | 54 | ||
b) Urteil des EuGH in Sachen Gemeinde Altrip (zu § 4 Abs. 1 UmwRG) | 57 | ||
IV. Vorläufiger Rechtsschutz – Minderung der Prüfungsintensität? | 58 | ||
1. Kursorische Hinweise | 58 | ||
2. Modell des § 212a Abs. 1 BauGB | 59 | ||
3. Modell des § 4a Abs. 3 UmwRG 2013 | 60 | ||
Wolfgang Ewer: Rechtsschutz bei mehrstufigen Planungs- und Zulassungsverfahren am Beispiel der Energiewende | 61 | ||
I. Einleitung | 61 | ||
II. Allgemeine Grundsätze des Rechtsschutzes in mehrstufigen Planungs- und Zulassungsverfahren | 62 | ||
III. Stufen der Planung für Hochspannungsleitungen | 66 | ||
IV. Schlussbemerkungen | 71 | ||
Peter Wysk: Rechtsschutz gegen Flugrouten – Rechtsschutzentwertung durch verworrenes materielles Recht? | 73 | ||
I. Einführung | 73 | ||
1. Begriff | 73 | ||
2. Rechtsgrundlagen | 74 | ||
3. Größenordnung der Problematik | 76 | ||
II. Rechtsschutz und aktuelle Probleme | 77 | ||
1. Die Rechtsschutzvorgeschichte | 77 | ||
2. Geklärte und offene Fragen | 79 | ||
a) Geklärtes | 79 | ||
b) Aktuelle Problemfelder | 80 | ||
III. Fachplanung und Verfahrensplanung | 81 | ||
1. Formelle Trennung | 81 | ||
2. Wechselseitige Abhängigkeiten | 82 | ||
3. Probleme bei der Flughafenplanung | 83 | ||
4. Lösungen nach der Rechtsprechung | 84 | ||
a) Der Fall BER | 84 | ||
b) Neue Rechtsprechung | 85 | ||
c) Bewertung | 86 | ||
d) Lösungen de lege ferenda | 89 | ||
5. Einflüsse des Naturschutz- und Umweltrechts | 89 | ||
a) Beeinträchtigungen von FFH-Gebieten | 89 | ||
b) Umweltverträglichkeitsprüfung | 90 | ||
aa) UVP im Planfeststellungsverfahren | 90 | ||
bb) UVP für Flugverfahren | 91 | ||
IV. Rechtsprobleme der Verfahrensplanung | 93 | ||
1. Erlassverfahren | 93 | ||
a) Öffentlichkeitsbeteiligung | 93 | ||
b) Änderungen von Flugverfahren | 96 | ||
2. Bewertung von Flugverfahren | 97 | ||
a) Bewertungskriterien und Abwägungsbefugnis | 97 | ||
b) Lärmschutz contra Wirtschaftlichkeit? | 98 | ||
c) Lärmfachliche Bewertungsverfahren | 101 | ||
3. Einzelfreigaben („Directs“) | 106 | ||
a) Verhältnis von Flugverfahren zu Einzelfreigaben | 106 | ||
b) Rechtmäßigkeit von (Abflug)Directs | 109 | ||
V. Fazit | 112 | ||
Jan Ziekow: Verfahrensfehler im Umweltrecht – notwendige Nachjustierungen im deutschen Verwaltungsrecht | 117 | ||
I. Clash of cultures? Das europäische Umweltrecht und die Gewichtung des Verwaltungsverfahrens in Deutschland | 117 | ||
II. Verfahrensfehler und ihre Relevanz | 120 | ||
1. Typisierung | 120 | ||
2. UVP-Fehler | 122 | ||
a) Die Beachtlichkeit von UVP-Fehlern nach dem Altrip-Urteil des EuGH | 123 | ||
b) Konsequenzen für Einzelfallvorprüfung und vollständig fehlende UVP | 125 | ||
c) Heilung von Verfahrensfehlern | 126 | ||
3. Andere Verstöße gegen Umweltverfahrensrecht | 127 | ||
III. Anforderungen an die gerichtliche Geltendmachung von Verfahrensfehlern | 128 | ||
1. Verstoß gegen objektives Verfahrensrecht und Schutznormtheorie | 129 | ||
2. Präklusion | 131 | ||
IV. Selbstständige Klagbarkeit (§ 44a VwGO) | 132 | ||
V. Schlussbetrachtung | 133 | ||
Remo Klinger: Ausweitung der Verbandsklage im Umweltbereich – „Trianel“, „Slowakischer Braunbär“ und die Folgen | 135 | ||
Claudio Franzius: Das Bundesverwaltungsgericht auf dem richtigen Weg? Zur Begründung der Verbandsklagebefugnis für Luftreinhaltepläne | 145 | ||
I. Einführung | 145 | ||
II. Einklagbarkeit von Luftreinhalteplänen | 146 | ||
1. Dieter Janecek: Subjektive Rechte aus Richtlinien | 146 | ||
2. Bundesverwaltungsgericht v. 5. September 2013: Verbandsklagebefugnis aus § 42 Abs. 2 Var. 2 VwGO? | 147 | ||
III. Rechtsfortbildung aus Rechtsfortbildung: Zur Europarechtsfreundlichkeit der neueren Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts | 148 | ||
1. Slowakischer Braunbär | 148 | ||
a) Rechtsfortbildung ultra vires? | 149 | ||
b) So weit wie möglich: Auslegungsspielräume und gerichtliche Prägung des deutschen Verwaltungsprozessrechts | 150 | ||
2. Einpassung in das nationale Prozessrecht | 151 | ||
a) Art. 9 Abs. 3 Aarhus-Konvention als andere „gesetzliche“ Bestimmung? | 151 | ||
b) Funktionale Subjektivierung: Dogmatik der „Rechte“ als bewegliches System | 152 | ||
IV. Zwei „Baustellen“ der Klagebefugnis | 157 | ||
1. Kollektiver Rechtsschutz: Erfordernis gesetzgeberischer Entscheidung | 157 | ||
2. Individueller Rechtsschutz: Subjektive Rechte „in der Hand“ der Gerichte | 159 | ||
V. Ausblick | 161 | ||
Julian Krüper: Neudefinition des „subjektiven öffentlichen Rechts“ – der citoyen als umweltdienender Kläger? | 163 | ||
I. Ewig, klassisch, aktuell – Die Frage nach dem subjektiven öffentlichen Recht | 163 | ||
1. Historizität der Debatte | 163 | ||
2. Das subjektive öffentliche Recht zwischen Dogmatiküberschuss und Theoriedefizit | 165 | ||
II. Materielle Subjektivität als Leitvorstellung | 168 | ||
1. Materielle Subjektivität | 168 | ||
2. Relativität der Unterscheidung öffentlicher und privater Interessen | 169 | ||
a) Trennungsmodell der Interessen | 169 | ||
b) Interesse und Zuweisungsgehalt | 170 | ||
III. Grenzen funktionaler Arbeitsteilung zwischen Staat und Gesellschaft und ihre Auflösung | 171 | ||
1. Trennung von Staat und Gesellschaft als Freiheitsgarant | 171 | ||
2. Defizite in der hoheitlichen Wahrnehmung von Umweltbelangen | 172 | ||
a) Vollzugsdefizit | 172 | ||
b) Gegenwartsbezogene und anthropozentrische Radizierung des Umweltrechts | 173 | ||
IV. Altruistisch, prokuratorisch, funktional: Alternative Rechtsschutzformen im Umweltrecht | 174 | ||
1. Verbandsklagen | 174 | ||
2. Funktionale subjektive Rechte – der Bürger als Gemeinwohlprokurator | 175 | ||
a) Theoretische Radizierung funktionaler subjektiver Rechte: In wessen Namen? | 175 | ||
aa) Demokratietheoretische Kontextualisierung | 176 | ||
bb) Republikanische Kontextualisierung | 178 | ||
cc) Rechtsphilosophischer Kontext intergenerationeller Gerechtigkeit | 179 | ||
b) Grundrechtsstatustheoretische Rückbindung | 180 | ||
aa) Verfassungsstaatliche Funktionalisierungsgrenzen | 181 | ||
bb) status activus cooperationis und status oecologicus | 182 | ||
c) Prozessuale Akzessorietät funktionaler subjektiver Rechte | 183 | ||
aa) Akzessorietät als Freiheitsgarant | 183 | ||
bb) Grenzen des Modells durch Akzessorietät | 183 | ||
V. Résumé: Liberalismus und Kommunitarismus als Bezugsrahmen | 184 | ||
Rico David Neugärtner: „Es wäre vielleicht schöner, wenn wir § 42 [VwGO] gar nicht hätten; das wäre vielleicht einfacher.“ Bericht über die abschließende Podiums- und Plenardiskussion bei der Tagung „Rechtsschutz im Umweltrecht“ am 7. Februar 2014 an der Humboldt-Universität zu Berlin | 187 | ||
I. Einzelprobleme des Rechtsschutzes im Umweltrecht | 187 | ||
1. Zeit – Planbarkeit – Investitionssicherheit | 188 | ||
2. Materielles Recht – Verwaltungsverfahrensrecht – Verwaltungsprozessrecht | 188 | ||
3. Sachfragen – Rechtsfragen | 190 | ||
4. Individualrechtsschutz – überindividueller Rechtsschutz | 190 | ||
II. Grundlegende Fragen des Rechtsschutzes im Umweltrecht | 191 | ||
1. Völkerrecht – Unionsrecht – nationales Recht | 191 | ||
2. Gesetzgeber – Verwaltungsgerichte | 192 | ||
3. Gute Gesetzgebung – „schlechte Gesetzgebung“ | 193 | ||
4. Rechtsfrieden | 194 | ||
III. „Was soll die Zukunft bringen: mehr oder weniger oder anderen Rechtsschutz im Umweltrecht | 195 | ||
1. Antworten der Diskutierenden | 195 | ||
2. Fazit | 195 | ||
Autorenverzeichnis | 197 |