Die Zurechnungsproblematik als Effektivitätshindernis im Deutschen Umweltstrafrecht
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Die Zurechnungsproblematik als Effektivitätshindernis im Deutschen Umweltstrafrecht
Untersuchung im Hinblick auf das Rechtsgut der Umweltdelikte
Schriften zum Strafrecht, Vol. 271
(2015)
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About The Author
Hanna Sammüller-Gradl nahm nach dem Abitur in Landsberg am Lech im Jahre 2002 ihr Studium der Rechtswissenschaften an der LMU München auf. Von 2004 bis 2006 studierte sie in Frankreich an der Université Paris II, Assas und schloss mit der Licence und der Maitrise en droit ab. Im Anschluss studierte sie an der Karlsuniversität Prag bevor sie 2008 das 1. Staatsexamen ablegte. Neben ihrer Promotion arbeitete sie als wiss. Mitarbeiterin am Lehrstuhl von Prof. Dr. Mario Martini in München. Während ihres Referendariats absolvierte sie das Ergänzungsstudium Verwaltungswissenschaften an der DUV Speyer und leistete ihre Wahlstation an der Dt. Botschaft in Washington DC ab. Das zweite Staatsexamen legte sie 2014 in München ab. Von 2011 bis 2014 war sie Vorsitzende des ThinkTank30, dem jungen ThinkTank des Club of Rome.Abstract
Die Untersuchung befasst sich mit Effektivitätshindernissen des Umweltstrafrechtes. Nach einem Abriss über die Entstehung des Umweltstrafrechtes wird dargestellt, inwieweit dieses als ineffektiv bezeichnet werden muss. Dabei gerät insbesondere die aus Unternehmen heraus verwirklichte Umweltschädigung in den Fokus. Als einer der Gründe für das Defizit wird die Zurechnungsproblematik herausgegriffen. Dabei wird zwischen der sogenannten außer- und der innerbetrieblichen Zurechnungsproblematik differenziert. Um die Besonderheit der Zurechnungsproblematik im Umweltstrafrecht zu veranschaulichen, wird der Zusammenhang zwischen dem speziellen Rechtsgut der Umweltdelikte und der Zurechnung ausgeführt. Dabei nimmt die Untersuchung Anlehnung an den Begriff des »Öffentlichen Gutes« aus der Makroökonomie. Die Arbeit schließt mit einem alternativen Lösungsweg für den repressiven Schutz von Umwelt.»The Problems of Imputation as an Obstacle to Efficiency in the German Environmental Penal Law«Though the necessity to protect our natural ressources has found its way into legal awareness, especially the German environmental penal law is fighting with immense problems. Critiques concerning this branch of law are not muting as it is considered as pure symbolic. This book examines the efficiency of the German environmental penal law and names its difficult ways of imputation as one cause to its deficient prosecution.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 3 | ||
Inhaltsverzeichnis | 5 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 10 | ||
A. Einleitung | 13 | ||
I. Relevanz der Fragestellung | 13 | ||
II. Gang der Untersuchung | 14 | ||
III. In der Arbeit verwendete Begriffe | 17 | ||
B. Umweltschutz durch Strafrecht | 19 | ||
I. Zur aktuellen Situation des Umweltstrafrechts | 19 | ||
1. Entstehungsgeschichte | 20 | ||
a) Umweltrecht zunächst als verwaltungsrechtliche Sanktion | 20 | ||
b) Das erste UKG | 21 | ||
c) Das zweite UKG | 21 | ||
d) Weitere Reformen | 24 | ||
e) Der Prozess der Europäisierung des Umweltstrafrechts | 24 | ||
2. Konsequenzen aus der Entstehungsgeschichte | 27 | ||
a) Dogmatische Konsequenzen | 28 | ||
aa) Ausschließliche Strafbarkeit der natürlichen Person | 28 | ||
bb) Wahrung der Vorgaben des Ultima-Ratio-Grundsatzes | 30 | ||
b) Praktische Konsequenzen | 34 | ||
3. Empirische Daten zur Entwicklung der Fallzahlen der Umweltdelikte | 36 | ||
a) Die Fallzahlen nach dem ersten UKG | 36 | ||
b) Die Fallzahlen nach dem zweiten UKG | 40 | ||
c) Aktuelle Fallzahlen | 43 | ||
d) Das Dunkelfeld der Umweltkriminalität | 45 | ||
aa) Die überdurchschnittlich hohe Dunkelziffer im Umweltstrafrecht | 45 | ||
bb) Die Gründe für die hohe Dunkelziffer | 46 | ||
e) Zusammenfassung der Ergebnisse aus den empirischen Daten und abschließende Analyse | 48 | ||
II. Das Rechtsgut der Umweltdelikte | 49 | ||
1. Ein Rechtsgut der Umweltdelikte? | 50 | ||
2. Das Rechtsgut der Umweltdelikte als Kollektivrechtsgut | 52 | ||
a) Die Kollektivrechtsgüter im System der Rechtsgüter | 52 | ||
b) Kritische Stimmen zur Konzeption des Kollektivrechtsgutes | 53 | ||
aa) Grundlegende Kritik am Kollektivrechtsgut | 53 | ||
bb) Kritik an der Ausgestaltung des kollektiven Rechtsgutes im Umweltstrafrecht | 56 | ||
3. Das unterschiedliche Verständnis des Schutzzweckes der Umweltdelikte | 57 | ||
a) Das personale Rechtsgutsverständnis und das anthropozentrische Rechtsgut im Umweltstrafrecht | 58 | ||
b) Die dualistische Lehre und das ökologische Rechtsgutsverständnis im Umweltstrafrecht | 59 | ||
c) Die vermittelnde Lehre im Umweltstrafrecht | 62 | ||
d) Unterscheidung der Rechtsgüter je nach Delikt | 63 | ||
e) Verwaltungsrechtlicher Rechtsgutsbegriff | 64 | ||
f) Fazit zur Bestimmung des Rechtsgutes der Umweltdelikte | 65 | ||
III. Prämisse Nr. 1: Legitimes Rechtsgut der Umweltdelikte | 67 | ||
IV. Prämisse Nr. 2: Legitime Existenz des Umweltstrafrechts | 69 | ||
1. Keine Existenzberechtigung für rein symbolisches Strafrecht | 69 | ||
2. Existenzberechtigung des Umweltstrafrechts | 71 | ||
V. Zurechnung als Anknüpfungspunkt für die Ineffektivität | 74 | ||
1. Definition der Zurechnung | 74 | ||
2. Aspekte der Zurechnung im Umweltstrafrecht | 75 | ||
a) Die Zurechnungsproblematik aufgrund von Unternehmensbeteiligung | 75 | ||
b) Zurechnungsproblematik unabhängig von der Unternehmensbeteiligung | 76 | ||
VI. These: Zusammenhang zwischen außerbetrieblicher Zurechnungsproblematik und dem Rechtsgut der Umweltdelikte | 77 | ||
1. Abhängigkeit der innerbetrieblichen von der außerbetrieblichen Zurechnung | 77 | ||
2. Außerbetriebliche Zurechnungsprobleme unter Beachtung des speziellen Rechtsgutes der Umweltdelikte | 79 | ||
C. Zurechnungsproblematik in Zusammenhang mit der Umwelt als öffentlichem Gut | 80 | ||
I. Vergleich des Rechtsgutes Umwelt mit seiner Einordnung in der Volkswirtschaftslehre | 80 | ||
1. Vergleich der Nutznießer im volkswirtschaftlichen bzw. der Schädiger im juristischen Sinn | 81 | ||
2. Vergleich der Inhaber der Nutzungsmöglichkeiten im volkswirtschaftlichen bzw. der Geschädigten im juristischen Sinn | 82 | ||
II. Zurechnungsproblematik aufgrund der Eigenschaft als kollektives Rechtsgut | 85 | ||
1. Abstrakte Gefährdungsdelikte als Reaktion auf die Unschärfe des Rechtsgutes | 86 | ||
a) Kurzer Einblick: Unschärfe und Einfluss auf den Erfolgseintritt | 86 | ||
b) Kollektive Rechtsgüter und ihr Schutz über abstrakte Gefährdungsdelikte | 89 | ||
aa) Das abstrakte Gefährdungsdelikt als bevorzugter Deliktstyp zum Schutz kollektiver Rechtsgüter | 90 | ||
bb) Ausgestaltung von Umweltdelikten | 91 | ||
c) Folge der Ausgestaltung als abstrakte Gefährdungsdelikte | 93 | ||
d) Die speziell im Umweltstrafrecht auftretenden potenziellen Gefährdungsdelikte | 94 | ||
2. Abstrakte Gefährdungsdelikte und Zurechnung | 95 | ||
a) Kontrollverlust gegenüber der Rechtsprechung bezüglich der Zurechnungskriterien | 96 | ||
b) „Abschleifen“ dogmatischer Differenzierungen der Zurechnung | 97 | ||
c) Exkurs: Einflüsse auf die Zurechnung im Rahmen des Strafprozesses durch den Deal und das Kooperationsprinzip | 98 | ||
3. Zurechnung über den Risikogedanken des Umweltstrafrechts | 101 | ||
4. Fazit zur Zurechnung beim Kollektivrechtsgut Umwelt | 102 | ||
III. Zurechnungsproblematik aufgrund der Umwelt als kumulativ geschädigtes Rechtsgut | 103 | ||
1. Umwelt als „kollektiv geschädigtes Rechtsgut“ | 104 | ||
2. Die rechtliche Bewertung des Aufeinandertreffens mehrerer Handlungen | 106 | ||
3. Der Begriff der Kumulation | 107 | ||
a) Kumulationseffekte | 107 | ||
b) Summationseffekte | 108 | ||
c) Synergetische Effekte | 109 | ||
4. Auswirkungen der Kumulation | 110 | ||
a) Kumulative Schädigung als Problem im Verfahrensrecht | 110 | ||
aa) Nachweisschwierigkeiten beim Kausalzusammenhang | 111 | ||
bb) Lösung der Schwierigkeiten im Kausalitätsnachweis nach dem Ausschlussprinzip – die Lederspray-Entscheidung des BGH | 112 | ||
cc) Aufweichung des Kausalitätsnachweises – die Holzschutzmittelentscheidung des BGH | 113 | ||
dd) Kritik an dieser sog. generellen Kausalität | 114 | ||
b) Materiell-rechtliche Auswirkungen des Zusammenwirkens verschiedener Faktoren | 115 | ||
aa) Abweichen des Kausalverlaufs | 115 | ||
(1) Problemeinordnung als Fall der objektiven Zurechnung oder des Vorsatzes | 116 | ||
(2) Sachverhalte im Umweltstrafrecht | 119 | ||
(3) Rechtliche Folge der Existenz kumulativer Effekte | 121 | ||
bb) Zurechnung des Einzelerfolges oder des Gesamterfolges? | 123 | ||
(1) Gesamterfolgszurechnung | 125 | ||
(a) Zurechnung des Gesamterfolges nach allgemeinem Verständnis der kumulativen Kausalität | 125 | ||
(b) Zurechnung des Gesamterfolges durch ein weites Verständnis des tatbestandlichen Erfolges | 127 | ||
(2) Die Einzelerfolgszurechnung | 129 | ||
(a) Die Äquivalenztheorie als Argument für die Einzelerfolgszurechnung | 130 | ||
(b) Die Regelungen von Täterschaft und Teilnahme als Grund für die Zurechnung des Einzelerfolges | 131 | ||
(c) Die qualitativen Strafbarkeitsgrenzen im Umweltstrafrecht als Argument für die Einzelerfolgszurechnung | 132 | ||
(aa) Die Minimaklauseln im Umweltstrafrecht | 132 | ||
(bb) Die Minimaklauseln als Argument für die Zurechnung des Einzelerfolges | 134 | ||
(d) Die Kausalitätslehre von Puppe als Argument für die Teilerfolgszurechnung | 135 | ||
(e) Der differenzierende Ansatz nach Saliger | 136 | ||
IV. Fazit über die Gesamt- oder Einzelerfolgszurechnung | 139 | ||
1. Effektivität als Vorteil für die Gesamterfolgszurechnung? | 139 | ||
2. Die Ausnahmen als Schwachstelle der Gesamterfolgszurechnungslehre | 140 | ||
3. Der Vergleich mit dem Wirtschaftsstrafrecht | 142 | ||
V. Ein umfassender Lösungsansatz: Der diskutierte Deliktstyp des Kumulationsdelikts | 144 | ||
1. Die unterschiedlichen Konstruktionen eines Kumulationsdelikts | 144 | ||
2. Bewertung der Konstruktion des Kumulationsdelikts | 149 | ||
VI. Zusammenfassung: Die Zurechnungsproblematik aufgrund des kumulativ geschädigten Rechtsgutes der Umweltdelikte | 150 | ||
D. Ausblick: Möglichkeiten des Gesetzgebers zur Entschärfung der Zurechnungsproblematik im Umweltstrafrecht | 152 | ||
I. Lösung auf praktischer Ebene: Anzeigepflicht im Strafrecht | 152 | ||
1. Problemstellung: Kein klares Opfer mangels eindeutiger Zuordnung zu einer Person oder einem Personenkreis | 152 | ||
2. Die Anzeigepflicht im Umweltstrafrecht als rein praktische Lösungsmöglichkeit | 154 | ||
3. Fazit: Ein Problem der Ermittlungspraxis | 156 | ||
II. Lösung auf Ebene des GVG: Spezielle Umweltkammern | 157 | ||
1. Problemstellung: Erforderlichkeit von Spezialwissen | 157 | ||
2. Lösung: Schaffung einer gerichtlichen Spezialzuständigkeit | 158 | ||
III. Eigener Lösungsweg | 159 | ||
1. Integration des strafrechtlichen Umweltschutzes in einen anderen Abschnitt des StGB | 160 | ||
2. Einfügen des strafrechtlichen Umweltschutzes in den Abschnitt der Sachbeschädigungsdelikte | 162 | ||
a) Vergleichbarkeit der Tatobjekte | 162 | ||
b) Vergleichbarkeit der Rechtsgüter | 164 | ||
c) Weitere bereits bestehende Parallelen: Die Naturdenkmäler in § 304 StGB | 167 | ||
3. Verbesserung für das Umweltstrafrecht | 168 | ||
a) Allgemeine Vorteile | 168 | ||
aa) Übernahme eingeführter Lösungswege und gefestigter Rechtsprechung | 169 | ||
bb) Gesteigerte Wertigkeit der Umwelt bei eigentumsähnlicher Zuweisung | 170 | ||
cc) Festlegung des Rechtsgutsbegriffs auf eine anthropozentrische Sichtweise | 171 | ||
b) Spezieller Vorteil für die Problematik der Zurechnung – Festlegung auf die Einzelerfolgszurechnung | 172 | ||
aa) Erster Schritt: Feste Erheblichkeitsschwellen als Argument für eine Einzelerfolgszurechnung | 173 | ||
bb) Zweiter Schritt: Festlegung auf die Einzelerfolgszurechnung | 176 | ||
IV. Fazit über die vorgestellten neuen Lösungswege | 176 | ||
E. Schlussbetrachtung | 178 | ||
Literaturverzeichnis | 180 | ||
Personenregister | 187 | ||
Sachregister | 189 |