Entgeltregulierung im Eisenbahnsektor
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Entgeltregulierung im Eisenbahnsektor
Bestandsaufnahme und systemgerechte Fortentwicklung
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1287
(2015)
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Hubertus Gersdorf, Jahrgang 1962, Studium an der Universität Hamburg, 1998 Habilitation, seit 1998 Inhaber der Gerd Bucerius-Stiftungsprofessur für Kommunikationsrecht und Öffentliches Recht an der Universität Rostock. Forschungsgebiete sind neben dem Staats- und Verwaltungsrecht insbesondere das Kommunikationsrecht und das Regulierungs- sowie Infrastrukturrecht. Vielfache Tätigkeit als Gutachter, Sachverständiger und Prozessbevollmächtigter. Zahlreiche Veröffentlichungen zum Staats- und Verwaltungsrecht sowie Kommunikations- und Regulierungsrecht.Abstract
Die Untersuchung knüpft an den bisherigen Stand der Eisenbahnentgeltregulierung an, zeigt die wesentlichen Entwicklungen auf nationaler und europäischer Ebene auf (vgl. Richtlinie 2012/34/EG) und unterbreitet drei Vorschläge für eine Weiterentwicklung des Entgeltregulierungsregimes: Erstens sollte der Gesetzgeber klarstellen, dass die durch das sektorspezifische Eisenbahnrecht regulierten Nutzungsentgelte keiner zusätzlichen Billigkeitskontrolle (vgl. § 315 BGB) unterliegen. Zweitens soll die auf der Monopolstellung der Eisenbahninfrastrukturunternehmen beruhenden Gefahr eines Preishöhenmissbrauchs - anstelle einer Anreizregulierung - durch Weiterentwicklung des Steuerungsinstruments der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV) entgegengewirkt werden. Schließlich ist drittens der mit der vertikalen Integration des Eisenbahnkonzerns verbundenen Diskriminierungsgefahr nicht durch Zerschlagung des Konzerns, sondern durch Entflechtung bzw. Separierung der Finanzströme zu begegnen.»Price Regulation in the Railway Sector«The study ties in with the previous price regulation in the railway sector and shows the main developments at national and european level (comp. Directive 2012/34/EC). Furthermore, proposals for development of price regulation will be submitted. The proposals go from a ban on a control of regulated user fees according to § 315 BGB and on a further development of the so called »Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV)« to a separation of cash flow.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
A. Einleitung und Gang der Untersuchung | 11 | ||
B. Bestandsaufnahme | 14 | ||
I. Vorgaben zur Entgeltregulierung nach AEG, EIBV und dem vormaligen Richtlinienrecht | 15 | ||
1. Trassenentgelte | 15 | ||
a) (Grob-)Struktur des Regulierungsrahmens | 15 | ||
b) Differenzierung zwischen Entgeltmaßstab und Entgeltgrundsätzen sowie Kodifizierung eines „Baukastensystems“ im Eisenbahnrecht? | 18 | ||
c) Keine Implementierung eines Effizienzsteigerungsanreizes zum Zweck der Senkung der Trassenpreise | 24 | ||
2. Entgelte für den Zugang zu Serviceeinrichtungen | 30 | ||
II. Verwaltungs- und Gerichtsverfahren | 30 | ||
1. Trassenpreissystem | 31 | ||
2. Regionalfaktoren | 31 | ||
3. Stornierungs- und Änderungsentgelte | 32 | ||
4. Auslastungsfaktor | 33 | ||
5. Entgeltminderung | 33 | ||
6. Stationspreissystem | 34 | ||
7. Fazit | 35 | ||
III. Zivilgerichtliche Billigkeitskontrolle von Infrastrukturnutzungsentgelten | 35 | ||
IV. Rechtsentwicklung auf nationaler Ebene | 38 | ||
1. Bericht über die Einführung einer Anreizregulierung | 38 | ||
2. Entgelte für Serviceeinrichtungen (§ 14 Abs. 5 AEG) | 39 | ||
3. Entwurf für ein Eisenbahnregulierungsgesetz | 40 | ||
4. Fazit | 41 | ||
V. Rechtsentwicklung auf europäischer Ebene | 41 | ||
1. Vertragsverletzungsverfahren zum Ersten Eisenbahnpaket | 41 | ||
a) Vereinbarkeit der Holdingstruktur mit Art. 4 Abs. 2 und Art. 14 Abs. 2 Richtlinie 2001/14/EG | 42 | ||
b) Unabhängigkeit des Infrastrukturbetreibers vom Staat bei der Berechnung der Wegeentgelte (Art. 4 Richtlinie 2001/14/EG) | 43 | ||
c) Verhältnis zwischen Direktkosten- und Vollkostenprinzip (Art. 7 Abs. 3 und Art. 8 Abs. 1 Richtlinie 2001/14/EG) | 46 | ||
d) Markttragfähigkeit (Art. 8 Abs. 1 UAbs. 2 Richtlinie 2001/14/EG) | 48 | ||
e) Anreize zur Reduzierung der Kosten und Entgelte (Art. 6 Abs. 2 und 3 Richtlinie 2001/14/EG) | 49 | ||
f) Anreizregime zur Reduzierung von Störungen (Art. 11 Richtlinie 2001/14/EG) | 52 | ||
g) Ausgleich von Einnahmen und Ausgaben (Art. 6 Abs. 1 Richtlinie 2001/14/EG) | 52 | ||
2. Richtlinie 2012/34/EU zur Schaffung eines einheitlichen europäischen Eisenbahnraums (sog. „Recast“-Richtlinie) | 53 | ||
VI. Finanzierung des Eisenbahnsektors | 54 | ||
1. Finanzierung der Eisenbahninfrastruktur | 55 | ||
2. Finanzierung des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) | 58 | ||
C. Die Entgeltregulierung nach der Richtlinie 2012/34/EU und Umsetzungserfordernisse | 60 | ||
I. Bezugsgegenstand der Entgeltregulierung | 63 | ||
1. Direktive des Art. 29 Abs. 2 Richtlinie 2012/34/EU: „Gesamtes Netz“ als Bezugsgegenstand der Entgeltregulierung | 64 | ||
2. Nationales Recht | 69 | ||
3. Fazit | 71 | ||
II. Fahrwegenutzungsentgelte | 73 | ||
1. Vollkosten als Obergrenze, Grenzkosten als Untergrenze – keine Kodifizierung eines „Baukastensystems“ | 73 | ||
a) Fortschreibung der bisherigen Rechtslage | 73 | ||
b) Zur Bedeutung des Art. 31 Abs. 3 UAbs. 2 Satz 1 Richtlinie 2012/34/EU | 77 | ||
2. Erfordernis der Anreizsetzung | 80 | ||
3. Grenzen des Gestaltungsspielraums | 85 | ||
a) Fakultative und obligatorische Vorgaben | 85 | ||
b) Gewährleistung der Funktionsfähigkeit der Eisenbahnverkehrsmärkte (Marktausschlusstest) | 87 | ||
III. Entgelte für den Zugang zu Serviceeinrichtungen und für Zusatz- und Nebenleistungen | 90 | ||
1. Grundsätzliches | 90 | ||
2. „Angemessener Gewinn“ | 91 | ||
3. (Zwischen-)Fazit | 92 | ||
IV. Fazit: Partieller Umsetzungsbedarf | 92 | ||
D. Rechtspolitischer Reformbedarf | 95 | ||
I. Unions- und verfassungsrechtliche Rahmenbedingungen: Rechtsstellung der Infrastrukturbetreiber/Eisenbahninfrastrukturunternehmen | 98 | ||
1. Rechtsstellung der Eisenbahnunternehmen/ Eisenbahnverkehrsunternehmen: Unabhängigkeit vom Staat und Führung als Wirtschaftsunternehmen | 99 | ||
2. Rechtsstellung der Infrastrukturbetreiber/ Eisenbahninfrastrukturunternehmen | 102 | ||
a) Unionsrechtliches Gebot der Trennung von wesentlichen Funktionen der Infrastruktur und der Eisenbahnunternehmen | 103 | ||
b) Unabhängigkeit vom Staat | 103 | ||
aa) Unionsrecht | 103 | ||
bb) Verfassungsrecht (Art. 87e Abs. 3 Satz 1 GG) | 108 | ||
c) Führung als Wirtschaftsunternehmen | 111 | ||
aa) Unionsrecht | 111 | ||
bb) Verfassungsrecht (Art. 87e Abs. 3 Satz 1 GG) | 112 | ||
II. Zivilgerichtliche Billigkeitskontrolle von Infrastrukturnutzungsentgelten nach § 315 BGB | 116 | ||
1. Stand der Rechtsprechung und Literatur zu § 315 BGB | 116 | ||
2. Unionsrechtliche Problematik | 118 | ||
3. Defizit der bisherigen Diskussion: Ausblendung des Bezugsgegenstandes der eisenbahnrechtlichen Entgeltregulierung | 120 | ||
a) Bezugsgegenstand der eisenbahnrechtlichen Entgeltregulierung: Das gesamte Netz bzw. ein hinreichend großes Teilnetz | 121 | ||
b) Bezugsgegenstand für die Billigkeitskontrolle nach § 315 BGB: Die konkrete, vertragliche Einzelleistung | 122 | ||
c) Auflösung des Konflikts: Vorrang des Bezugsgegenstandes der eisenbahnrechtlichen Entgeltregulierung | 123 | ||
d) Unanwendbarkeit der Billigkeitskontrolle nach § 315 BGB auf Infrastrukturnutzungsentgelte | 125 | ||
e) Fazit: Unionsrechtswidrigkeit der Billigkeitskontrolle von Infrastrukturnutzungsentgelten nach § 315 BGB | 125 | ||
4. Reformbedarf: Notwendigkeit einer gesetzlichen Klarstellung des Vorrangs der eisenbahnrechtlichen Entgeltkontrolle gegenüber einer zivilgerichtlichen Billigkeitskontrolle | 126 | ||
III. Weiterentwicklung der in der LuFV beinhalteten Anreizelemente zugunsten des Bundes und der Eisenbahnverkehrsunternehmen und zeitliche sowie inhaltliche Synchronisierung mit RegG und GVFG | 128 | ||
1. Gesetzgeberische Entscheidung: Wem gebührt der Effizienzgewinn? | 128 | ||
2. Folgenabschätzung einer hoheitlichen Anreizregulierung: Waterbed Effect mit Bumerang-Wirkung für Eisenbahnverkehrsmärkte | 131 | ||
3. Hoheitliches oder vertragliches Modell? - Vertrag als Steuerungsinstrument für die Senkung der Trassen- und Stationspreise | 135 | ||
4. Integriertes Modell: Einheitlicher Vertrag („LuFV 2.0“) als Mittel der Verteilung des Effizienzgewinns zwischen Bund und Eisenbahnverkehrsunternehmen | 138 | ||
5. Elemente eines Systems der „LuFV 2.0“ | 139 | ||
a) Vereinbarkeit des integrierten Modells mit der Richtlinie 2012/34/EU | 139 | ||
b) Bezugsgegenstand der Anreizsetzung: Eigene Mittel der Eisenbahninfrastrukturunternehmen | 140 | ||
c) Festlegung einer Verteilungsquote | 142 | ||
d) Anhörung der BNetzA | 142 | ||
e) Erfordernis einer Subsidiaritätsregelung zugunsten einer hoheitlichen Anreizregulierung für den Fall der Nichteinigung? | 142 | ||
f) Erfordernis einer gesetzlichen Regelung | 143 | ||
g) Zeitliche Abstimmung mit RegG und GVFG | 144 | ||
IV. Entflechtung durch Separierung der Finanzströme | 144 | ||
1. Nachteile einer vertikalen Desintegration | 149 | ||
a) Effizienzverluste bei hoher Zugdichte | 149 | ||
b) Effizienzverlust durch Rückfall der Eisenbahninfrastrukturunternehmen in die Rationalität eines Verwaltungsvermögens | 152 | ||
c) Kein Verlustausgleich und keine Investitionen in die Infrastruktur durch Holding | 153 | ||
d) Pluralität der Organisationsformen | 154 | ||
2. Separierung der Finanzströme durch Bildung eines Finanzierungskreislaufes Eisenbahninfrastruktur | 155 | ||
E. Zusammenfassung in Leitsätzen | 159 | ||
I. Bestandsaufnahme | 159 | ||
II. Die Entgeltregulierung nach der Richtlinie 2012/34/EU und Umsetzungserfordernisse | 160 | ||
III. Rechtspolitischer Reformbedarf | 163 | ||
Literaturverzeichnis | 166 | ||
Sachverzeichnis | 172 |