Die medizinisch nicht indizierte Beschneidung des männlichen Kindes
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Die medizinisch nicht indizierte Beschneidung des männlichen Kindes
Rechtslage vor und nach Inkrafttreten des § 1631d BGB unter besonderer Berücksichtigung der Grundrechte
Schriften zum Gesundheitsrecht, Vol. 34
(2015)
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About The Author
Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Mannheim und Tübingen sowie dem Referendariat in Konstanz und Istanbul legte Andreas Manok im Jahr 1990 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. Seither ist er als Rechtsanwalt tätig. Es folgten Weiterbildungen zum Fachanwalt für Arbeitsrecht und für Medizinrecht. Von 2009 bis 2011 absolvierte er den Masterstudiengang Medizinrecht der Dresden International University. Im Anschluss hieran promovierte er am Lehrstuhl von Prof. Dr. Bernd-Rüdiger Kern an der Universität Leipzig. Andreas Manok ist Partner einer mittelständischen Kanzlei in Ravensburg. Er berät und vertritt überwiegend Ärzte und andere Leistungserbringer im Gesundheitswesen in allen berufsspezifischen Rechtsangelegenheiten.Abstract
Der Autor untersucht die Frage der rechtlichen Zulässigkeit medizinisch nicht indizierter Beschneidungen männlicher Minderjähriger auf Veranlassung ihrer Eltern. Nach einem kulturhistorischen Abriss und der Betrachtung medizinischer Aspekte prüft er umfassend, ob der vom Bundesgesetzgeber als Reaktion auf das sogenannte »Kölner Beschneidungsurteil« in das BGB eingefügte § 1631d verfassungsgemäß ist. Er gelangt zu dem Ergebnis, dass § 1631d BGB in mehrfacher Hinsicht verfassungswidrig ist. Denn zum einen überwiegt angesichts der Tragweite und der Irreversibilität des Eingriffs das Grundrecht der Minderjährigen auf körperliche Unversehrtheit das elterliche Erziehungsrecht und deren Grundrecht auf Religionsfreiheit. Zum anderen liegt eine nicht gerechtfertigte Diskriminierung männlicher Minderjähriger wegen des Geschlechts vor, da der Eingriff bei ihnen zulässig sein soll, während selbst milde Formen weiblicher Beschneidung durch § 226a StGB als Verbrechen unter Strafandrohung stehen.»Medically Not Indicated Circumcision of Male Minors«The book examines the question of the legality of medically not indicated circumcision of male minors with parental consent. Based on cultural history and medical aspects, the author examines comprehensively whether § 1631d BGB, which was newly inserted into the German civil code (BGB) by federal legislation as a reaction to the so-called »Cologne circumcision judgment«, is constitutional, especially with regards to the basic right of minors to physical integrity and the basic right of equality.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
1. Kapitel: Einführung | 13 | ||
2. Kapitel: Genitalbeschneidungen | 19 | ||
A. Historischer, religiöser und kultureller Kontext | 19 | ||
I. Beschneidung im alten Ägypten | 19 | ||
II. Beschneidung im Judentum | 21 | ||
III. Beschneidung im Islam | 23 | ||
IV. Beschneidung im Christentum | 25 | ||
V. Beschneidung bei Naturvölkern | 27 | ||
VI. Keine konstitutive Wirkung der Beschneidung für die Religionszugehörigkeit | 28 | ||
B. Männliche Genitalbeschneidung | 29 | ||
I. Prävalenz | 29 | ||
II. Funktion der Vorhaut | 30 | ||
III. Durchführung der Zirkumzision | 30 | ||
IV. Erforderlichkeit wirksamer Anästhesie | 32 | ||
V. Indikationen | 34 | ||
VI. Risiken und Folgen | 36 | ||
VII. Hygienische und präventiv-medizinische Vorteile | 39 | ||
C. Weibliche Genitalbeschneidung | 40 | ||
I. Prävalenz | 41 | ||
II. Unterschiede zu männlicher Genitalbeschneidung | 41 | ||
III. Modephänomen ästhetisch motivierte Genitalveränderung | 43 | ||
IV. Strafbarkeit weiblicher Genitalbeschneidung | 45 | ||
3. Kapitel: Rechtslage vor Inkrafttreten des § 1631d BGB | 46 | ||
A. Männliche Beschneidung in der bisherigen Judikatur | 46 | ||
B. Das „Beschneidungs-Urteil“ des Landgerichts Köln | 50 | ||
C. Die Zirkumzision als Körperverletzung i.S.d. §§ 223ff. StGB | 52 | ||
I. Objektiver Tatbestand des § 223 Abs. 1 StGB | 52 | ||
II. Qualifikation des § 224 Abs. 1 Nr. 2, 2. Alternative StGB | 54 | ||
III. Erfolgsqualifikation schwere Körperverletzung gem. § 226 Abs. 1 StGB | 55 | ||
IV. Exkurs: Meinungsstreit über Tatbestandslosigkeit des ärztlichen Heileingriffs | 56 | ||
V. Tatbestandsausschluss infolge von Sozialadäquanz | 58 | ||
VI. Subjektiver Tatbestand | 60 | ||
VII. Rechtfertigung durch Einwilligung | 61 | ||
1. Selbstbestimmungsaufklärung | 65 | ||
a) Form der Aufklärung | 65 | ||
b) Umfang der Aufklärung | 66 | ||
c) Zeitpunkt der Aufklärung | 67 | ||
d) Person der Aufklärungspflichtigen | 68 | ||
e) Entbehrlichkeit der Aufklärung und Aufklärungsverzicht | 68 | ||
2. Einwilligungsfähigkeit | 68 | ||
3. Stellvertretende Einwilligung durch Sorgeberechtigte | 70 | ||
4. Schranken der Einwilligung | 71 | ||
a) Disponibilität des Rechtsguts | 72 | ||
b) Sittenwidrigkeit | 72 | ||
c) Kindeswohl | 74 | ||
aa) Begriff des Kindeswohls | 75 | ||
bb) Bestimmung des Kindeswohls | 76 | ||
cc) Meinungsstand | 79 | ||
dd) Stellungnahme | 91 | ||
(1) Erziehungsrecht der Eltern vs. Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit | 92 | ||
(2) Grundrecht auf Religionsfreiheit der Eltern vs. Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit | 99 | ||
(3) Grundrecht auf Religionsfreiheit des Kindes vs. Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit | 103 | ||
5. Zwischenergebnis | 105 | ||
VIII. Schuld | 106 | ||
D. Ergebnis | 107 | ||
4. Kapitel: Rechtslage nach Inkrafttreten des § 1631d BGB | 109 | ||
A. Gang des Gesetzgebungsverfahrens | 109 | ||
I. Gesetzentwurf der Bundesregierung | 109 | ||
II. Alternativentwurf der Abgeordneten Rupprecht u.a. | 112 | ||
III. Änderungsanträge zum Gesetzentwurf | 114 | ||
1. Änderungsantrag der Abgeordneten Lischka u.a. | 114 | ||
2. Änderungsantrag der Abgeordneten Montag u.a. | 115 | ||
3. Änderungsantrag der Abgeordneten Reimann u.a. | 117 | ||
IV. Expertenanhörung | 117 | ||
V. Empfehlungen des Deutschen Ethikrats | 123 | ||
VI. Gemeinsame Stellungnahme der DGKJP, des BKJPP und der BAG | 124 | ||
VII. Stellungnahmen des BVKJ | 125 | ||
VIII. Stellungnahme der Deutschen Kinderhilfe | 126 | ||
IX. Abstimmung im Bundestag | 126 | ||
B. Verfassungsgemäßheit des § 1631d BGB | 127 | ||
I. Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit aus Art. 2 Abs. 2 S. 1 GG | 127 | ||
1. Schutzbereich | 127 | ||
2. Eingriff | 128 | ||
3. Rechtfertigung des Eingriffs | 129 | ||
a) Gesetzesvorbehalt als Schranke des Grundrechts aus Art. 2 Abs. 2 S. 1 GG | 130 | ||
b) Schranken-Schranken | 130 | ||
aa) Formelle Verfassungsmäßigkeit | 130 | ||
bb) Verbot des Einzelfallgesetzes | 131 | ||
cc) Zitiergebot | 132 | ||
dd) Parlamentsvorbehalt | 134 | ||
ee) Bestimmtheitsgebot | 134 | ||
ff) Grundsatz der Verhältnismäßigkeit | 141 | ||
(1) Geeignetheit | 142 | ||
(2) Erforderlichkeit | 142 | ||
(3) Verhältnismäßigkeit im engeren Sinne | 144 | ||
(4) Einschränkende verfassungskonforme Auslegung auf religiöse Motive | 151 | ||
4. Zwischenergebnis | 153 | ||
II. Gleichheitsgrundrecht aus Art. 3 GG | 153 | ||
1. Besondere Diskriminierungsverbote aus Art. 3 Abs. 3 S. 1 GG | 154 | ||
a) Benachteiligung wegen des Geschlechts | 154 | ||
aa) Rechtlich relevante Ungleichbehandlung | 154 | ||
bb) Rechtfertigung der Ungleichbehandlung | 155 | ||
cc) Einschränkende verfassungskonforme Auslegung | 158 | ||
b) Benachteiligung wegen des Glaubens oder der religiösen Anschauung | 159 | ||
2. Allgemeiner Gleichheitssatz | 160 | ||
a) Rechtlich relevante Ungleichbehandlung | 160 | ||
b) Rechtfertigung der Ungleichbehandlung | 161 | ||
3. Zwischenergebnis | 162 | ||
III. Grundrecht auf Religionsfreiheit aus Art. 4 Abs. 1 u. 2 GG | 163 | ||
1. Schutzbereich | 163 | ||
2. Eingriff | 163 | ||
3. Rechtfertigung des Eingriffs | 164 | ||
a) Schranken des Grundrechts aus Art. 4 Abs. 1 u. 2 GG | 165 | ||
b) Schranken-Schranken | 165 | ||
4. Zwischenergebnis | 167 | ||
IV. Grundrecht auf Schutz der Menschenwürde aus Art. 1 Abs. 1 GG | 167 | ||
1. Schutzbereich | 168 | ||
2. Eingriff | 170 | ||
3. Zwischenergebnis | 172 | ||
V. Ergebnis der Grundrechteprüfung | 172 | ||
VI. Rechtsfolgen | 173 | ||
C. Konformität des § 1631d BGB mit überstaatlichen Menschen- und Grundrechten | 174 | ||
I. UN-Menschenrechtserklärung | 174 | ||
II. IPBPR als Konkretisierung der Menschenrechtserklärung | 175 | ||
III. UN-Kinderrechtskonvention | 177 | ||
IV. Europäische Menschenrechtskonvention | 182 | ||
V. EU-Grundrechtecharta (EGRC) | 185 | ||
D. Konformität des § 1631d BGB mit dem AGG | 188 | ||
E. Zusammenfassung der Ergebnisse und Fazit | 189 | ||
5. Kapitel: Nachkodifizielle Judikatur und aktuelle Praxis | 194 | ||
A. Nachkodifizielle Judikatur | 194 | ||
B. Aktuelle Praxis | 197 | ||
6. Kapitel: Schlussbetrachtung und Ausblick | 201 | ||
Literaturverzeichnis | 204 | ||
Sachwortverzeichnis | 215 |