Menu Expand

Die Performativität der Satire bei Karl Kraus

Cite BOOK

Style

Kouno, E. (2015). Die Performativität der Satire bei Karl Kraus. Zu seiner »geschriebenen Schauspielkunst«. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-54435-6
Kouno, Eiji. Die Performativität der Satire bei Karl Kraus: Zu seiner »geschriebenen Schauspielkunst«. Duncker & Humblot, 2015. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-54435-6
Kouno, E (2015): Die Performativität der Satire bei Karl Kraus: Zu seiner »geschriebenen Schauspielkunst«, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-54435-6

Format

Die Performativität der Satire bei Karl Kraus

Zu seiner »geschriebenen Schauspielkunst«

Kouno, Eiji

Schriften zur Literaturwissenschaft, Vol. 38

(2015)

Additional Information

Book Details

Pricing

About The Author

Eiji Kouno ist geboren und aufgewachsen in der Präfektur Fukuoka, Japan. Studium und Promotion bei Prof. Dr. Eberhard Scheiffele an der Waseda-Universität, Tokio. 1995–1997 Studienaufenthalt an den Universitäten in Bonn und Düsseldorf. Hauptfach Germanistik. 1998–2011 Honorarlehrkraft an mehreren Universitäten in Japan. 2011 Dozent, 2014 außerordentlicher Professor an der Kindai-Universität, Osaka. Forschungsschwerpunkte: Medien / Performativität.

Abstract

Karl Kraus (1874-1936) hat seine satirischen Texte, die er nicht nur in seiner Zeitschrift $aDie Fackel$z drucken ließ, sondern auch in Lesungen vortrug, »geschriebene Schauspielkunst« genannt. Bei ihrer ›Aufführung‹ handelt es sich um die Interpretation der Sätze im anspruchsvoll aphoristischen Stil, aber auch um das Erlebnis der materialen Präsenz des Wortes und Zeichens sowie der dadurch bewirkten Sprach-Ereignisse. Beim Publikum sollte so eine Ehrfurcht vor dem ästhetischen sowie ethischen Wert der Sprache hervorgerufen werden, der durch die Presse beeinträchtigt gewesen sei. Die Akte, welche die Kraussche Sprache dabei ausführt, werden hier, anhand seiner Werke bis zum Ende des Ersten Weltkriegs, vom Aspekt der $aPerformativität$z aus betrachtet. Dieser Versuch zielt darauf, die Kraus-Forschung so zu erneuern, dass man in Kraus' Satire ein nie veraltendes Modell der Literatur entdecken kann, das sogar das Potential einer Kritik an der heutigen ›Herrschaft‹ der Informationstechnologie aufzuweisen scheint.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
Einleitung 13
I. Die gegenwärtige Szene der Kraus-Rezeption 13
II. Zielsetzung unserer Untersuchung 15
A. Zwischen Publizistik und Bühne 19
I. Wider die »affectirte Beziehung zur Kunst« bei den ›Jung-Wienern‹ 19
1. Widersprüchliche Parteinahme für den Naturalismus 19
2. Ein Blick hinter die Kulissen der Wiener Moderne 21
II. Die Konfrontation der Fackel mit der Theatralität der Presse-Meldung 25
1. Kritik am Eingriff der Presse in den künstlerischen Bereich 25
2. Wider die Theatralisierung der Öffentlichkeit 28
III. Die Sprache als Gewalt im Spannungsfeld von Rassismus und Doppelmoral 31
1. Das gewählte Ideal der jüdischen Assimilation in einer Umbruchszeit 31
a) Angesichts des Dilemmas der assimilierten Juden 31
b) Das Potential der Sprache für die ›Akkulturation‹ 33
2. Verteidigung von »Geist« und »Sinnlichkeit« gegenüber der Strafjustiz 37
a) Satire und Strafgesetz. Berührungspunkte und Unterschiede 37
b) Das Hineinspielen der Sprache in die Geschlechterfrage 42
IV. Der Gedanke über den Stil: Eine sowohl ethische als auch ästhetische Frage 45
1. Der Einfluss des Presse-Mediums auf die Situation der Satire 45
2. Die Polemik gegen Maximilian Harden als Ausgangspunkt von Kraus’ gezielter Sprachkritik 49
B. Kritische Übernahme von Techniken Heinrich Heines 53
I. Vorstufen der Entstehung von ›Heine und die Folgen‹ 53
1. Der Heine-Essay als herausforderndes Manifest 53
2. Die Ästhetik der Wiener Moderne und Heines Stil 58
3. Der Streitpunkt. Das »Sprachproblem« bei zwei Satirikern 62
a) Das Problem des Stils im Zusammenhang mit dem Schauspielerischen 62
b) Der Künstlers als »Diener am Wort« 65
II. Ausbruch aus der romantischen Ästhetik der Satire 68
1. Parallele Entwicklung der Heine-Kritik und des eigenen Stil-Diskurses 68
2. Die Strategie des Stils im Krausschen Aphorismus 72
a) Kraus und Heine als rhetorische Schriftsteller. Konvergenzen, Divergenzen 72
b) Das Zusammenwirken von Pathos und Witz beim Aphorismus 76
3. Die Verbundenheit der Krausschen Ästhetik der Satire mit der Materialität des sprachlichen Mediums 80
a) Eine Neubestimmung des Primats der Form vor dem Stoff 80
b) Eine typographische Strategie und die »Materialästhetik« der Satire 84
III. Legitimation der Satire als Kunst im Gegenzug zur Herrschaft der Presse 89
1. Zu Kraus’ »Spracherotik« 89
a) »Lust und Qual« bei dem »Abenteuer« der Arbeit am Wort 89
b) Der Antagonismus von Chaos und Kosmos in der Satire 92
2. Theatralische Usurpation der Stelle eines »großen Satirikers« 96
a) Das Paradox der »Präformiertheit der Gedanken« beim mimischen Zitat 96
b) Eine literarische Usurpation auf der pragmatischen Ebene der Sprache 100
3. Tragweite der Sprachauffassung im Heine-Essay 104
a) Das Bild des Laufs im Begriff »Ursprung« 104
b) Das Kernproblem des Kommunikativen bei der Krausschen Sprachauffassung 108
C. »Geschriebene Schauspielkunst« – Satire, Performativ 114
I. Die Entdeckung des Sprachsatirikers Nestroy 114
1. Gegen die Inszenierung der Zeitgeschichte durch die Presse 114
2. Aktualisierung von Nestroys satirischer Methode 119
a) Das Zusammenwirken von Pathos und Witz bei Nestroy als Vorbild der Krausschen Satire 119
b) Die Theatralität des satirischen Textes bei Kraus 124
3. Zum performativen Zug der Krausschen Satire 129
a) Kraus’ »Reinszenierung« verborgener Gewalttätigkeit der Presse 129
b) Aspekte der Performativität im Blick auf die Kraussche Satire 135
II. Zur Herkunft der Satire aus der Theaterpraxis 140
1. Theatrale Textdarstellung als literarischer Entwurf 140
a) Kraus’ Ansicht von der Verbundenheit von literarischen und schauspielerischen Elementen bei Nestroy 140
b) Kraus’ Prosa: Monologe mit operettenhaften Zügen? 146
2. Der »iterabilisierende« Aspekt der Performativität bei der Krausschen Satire 150
a) »Grubenhund«. Fiktionale Elemente der »geschriebenen Schauspielkunst« 150
b) Performative Iteration: Zur Strategie des Zitierens bei Kraus 154
3. Sprachlicher Mimus. Zur Komik der Krausschen Satire 160
a) Das Mimische und der Mimus: Die Herkunft der Satire aus dem »Schauspiel« 160
b) Das Moment des Komischen in der »geschriebenen Schauspielkunst«. Zum Appell-Charakter der performativen Wiederholung 164
4. Satire und Mimesis in performativer Perspektive 168
a) Suspendierung der Grenze zwischen Faktizität und Fiktionalität 168
b) Probleme der Satire-Auffassungen im Zusammenhang mit der Mimesis 173
Exkurs: Performativität und das Problem der Fiktionalität 177
III. Zur performativen Umgestaltung der Satire im Spannungsfeld der Aisthesis 180
1. Die Sprache als Ideal. Kraus’ Wiederbelebung des aisthetischen Moments der Satire 180
a) Gegen die Ästhetisierung der Satire. Das Problem der Aggressivität bei Kraus 180
b) Zum literaturhistorischen Hintergrund des Krausschen Entwurfs der Satire als literarischer Form 186
Exkurs: Performativität im Problemkreis des Erhabenen 190
2. Sinn und Sinnlichkeit bei der »geschriebenen Schauspielkunst«. Die Schrift als Ereignis 196
a) Die »graphische Anordnung« des operativ zur Schau gestellten Zitatmaterials 196
b) Materialität der Schrift und performative Pädagogik 206
3. Der »korporalisierende« Aspekt der Performativität bei Kraus 211
a) Sagen und Zeigen. Kraus’ Eigenposition im Wechselspiel von Hermeneutik und Performanz 211
b) Ethik der »Responsivität« und »korporalisierende Performativität« 216
D. Der Leseabend als Ritual. Zur Performance-Ebene der Krausschen Satire 223
I. Die eigene Stimme. Entwurf einer alternativen ›Schauspielkunst‹ 223
1. Die Spezifik des sprachlichen Ereignisses bei Lesungen 223
2. Attraktive Performance auf Grund der Vorkenntnis der Texte beim Publikum 226
II. Die ›sinnliche‹ Verkörperung des Sinnes im affektiven Bannkreis der Stimme 229
1. Kraus’ Entwurf einer »Sprechkunst«. Seine Beziehung zur Performativität der Stimme 229
2. Kraus’ Position in einer verwandelten Situation der Sprachmedien 233
III. Beifall und Verdächtigung angesichts der ›rätselhaften‹ Identität des Satirikers 236
1. Sozialer Widerhall auf Kraus’ Lesungen als eine rituelle Performance 236
2. Das Potential der transformierenden Wirkung der Krausschen Lesungen 242
IV. Die orale Performance der Satire und ihr Bezug zum Ethischen 245
1. Die »Persönlichkeit« in der aisthetischen Performance: Kraus’ Entwurf einer Erziehung des Publikums 245
2. Die performative Annäherung ans Ideal der Satire durch das Zusammenwirken von Schrift und Stimme 249
E. Aspekte der Performativität in der Antikriegstragödie Die letzten Tage der Menschheit 254
I. Schriftstellerische sowie rezitatorische Strategie im ›Kriegstheater‹ des Ersten Weltkriegs 254
1. Das Leitprinzip »Wort und Tat«. Zur Sprachproblematik in der Kriegsfackel 254
a) Angriff auf die sprachliche Herrschaft der Presse im Mechanismus der Kriegspropaganda 254
b) Der andere Krieg. Die sprachliche Ebene der Antikriegs-Satire 257
2. Die Lesungen – eine Aktion gegen die mediale Verarbeitung von Kriegsereignissen 261
a) Multisensorisierung der Satire durch Annäherung an das Mimetische 261
b) Der Grund der Satire in aisthetischer Sicht: die ›Aura‹ 265
3. Mehrdimensionale Entwicklung des Performativen in der Krausschen Satire 268
a) Vorladung zum sprachlichen Weltgericht 268
b) Das Metatheater eines mitschuldigen »Zeugen« 273
II. Vier Erscheinungsformen der performativen Metatheatralik in der Antikriegstragödie 277
1. Die Herrschaft der »universalisierenden« Macht der Phrasen 277
a) Die Darstellung der anonymen Masse der Zeitungsleser im Hinterland 277
b) Opposition der Sprache gegen den Krieg, optisch, akustisch 280
2. Iterabilisierung der sprachlichen Gewalt durch die Kriegsberichterstattung 283
a) Über das Dokumentartheater hinaus: Ansätze zur Problematisierung der Simulation bei Kraus 283
b) Gegen die Anästhesie beim »tragischen Karneval« 287
3. Anklage und Trauer auf dem ›Schlachtfeld der Sprache‹ 291
a) Das Prinzip einer performativen Antikriegssatire in den Äußerungen des Nörglers 291
b) Der »Nörgler« als halbfiktiver Agent der Heldin Sprache 295
4. Neukonzeption der »Tragödie« durch eine performative »Korporalisierung« des Welttheaters 299
a) Kraus’ Versuch einer Eingliederung der Sprache ins Kraftfeld sinnlicher Ganzheit 299
b) Satirische Strafe der Menschheit durch eine multisensorisch wiederbelebte Sprache 304
III. Der »Ursprung« als Ziel des »Epigonen«: Performative Annäherung an das Göttliche 308
1. Gott im Welttheater einer performativen Satire 308
2. Über die Negativität der Satire hinaus 312
3. Kraus’ Dichtung als Hintergrund seines Welttheaters 315
4. Das »Ja« des Satirikers im Spannungsfeld des Performativen 321
Schlussbetrachtung 327
Literaturverzeichnis 330
Zur Zitierweise 330
1. Schriften von Karl Kraus 330
2. Sekundärliteratur 331
a) Literarische Texte 331
b) Wissenschaftliche Texte 334
3. Nachschlagewerke 353
Abbildungsnachweis 355
Personenregister 356