Konzeption des pouvoir constituant bei Sieyès und Schmitt
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Konzeption des pouvoir constituant bei Sieyès und Schmitt
Der theoretische Ursprung der Verfassungsänderung in Taiwan
Schriften zur Rechtstheorie, Vol. 279
(2015)
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Shang-Ju Yang studierte Politikwissenschaft an der National ChengChi University in Taipeh (Schwerpunkte: politische Ideengeschichte). Er promovierte 2010 bis 2014 an der philosophischen Fakultät I der Humboldt-Universität zu Berlin unter der Betreuung von Prof. Dr. Volker Gerhardt und ist seit Juli 2015 postdoctoral research fellow an der Academia Sinica in Taiwan.Abstract
Der Autor rekonstruiert aus ideengeschichtlicher Perspektive die entgegengesetzten Konzeptionen der verfassunggebenden Gewalt bei Abbé Sieyès und Carl Schmitt und ihre Auswirkung auf die gegensätzlichen Diskurse Taiwans in den Debatten um die Verfassungsänderungen seit den 1990er Jahren. Er beginnt mit der Darstellung der revolutionären Wirkung in der von Sieyès getroffenen Unterscheidung zwischen $apouvoir constituant$z und $apouvoir constitué.$z Anschließend erörtert der Autor, dass Schmitt die Lehre des $apouvoir constituant$z von Sieyès ins Gegenteil verkehrt, um die durch Verfassungsänderungen ermöglichte Totalrevision der Weimarer Verfassung zu verhindern. Daran schließt sich die Erörterung der Rezeption der Lehre der verfassunggebenden Gewalt in Taiwan an, wodurch gezeigt wird, inwiefern die Diskurse in den Verfassungsdebatten Taiwans von diesen bei Sieyès und Schmitt deutlich erkennbaren, gegensätzlichen Gebrauchsweisen der verfassunggebenden Gewalt geprägt sind.The doctrine of the constituent power is created by Abbé Sieyès and proves to be revolutionary. However, its impact and political meaning alter to the opposite in the case of Carl Schmitt. In this book, the author reconstructs the contradictory conceptions of constituent power of Sieyès and Schmitt. Moreover, this book further indicates their influences on the conflicting discourses in constitutional debates during the constitutional amendments since 1990s in Taiwan.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Einleitung | 11 | ||
A. Die politische Bedeutsamkeit des Begriffs der verfassunggebenden Gewalt in Taiwan | 11 | ||
B. Problematik | 13 | ||
Erster Teil: Die Lehre der verfassunggebenden Gewalt von Emmanuel Sieyès | 19 | ||
A. Hintergrund und politische Umstände: Die Verfassungsdebatte am Vorabend der Französischen Revolution | 19 | ||
I. Die Vorgeschichte der Französischen Revolution und des Verfassungskonflikts | 19 | ||
II. Die Vorstellung der „constitution“ und „lois fondamentales“ im Ancien Régime | 23 | ||
III. Die Bedeutung der Parlamentsideologie in der vorrevolutionären Epoche | 26 | ||
1. Trennung zwischen König und Nation | 27 | ||
2. Die Vorrangigkeit des altüberlieferten historischen Rechts vor der Souveränität | 28 | ||
3. Parlamente und die neue Konzeption der „représentation nationale“ | 30 | ||
IV. Der voluntaristische Diskurs von Sieyès | 31 | ||
B. Das System von Sieyès und der Begriff der verfassunggebenden Gewalt | 33 | ||
I. Nation | 34 | ||
1. Die Umdeutung der Nation mithilfe der sozial-ökonomischen Bestimmung | 34 | ||
2. Der Dritte Stand als Nation und Exklusion der Privilegierten | 37 | ||
II. Vertragstheorie und der Begriff der verfassunggebenden Gewalt | 41 | ||
1. Die Vertragstheorie von Sieyès | 41 | ||
2. Die Trennung der verfassunggebenden Gewalt von konstituierten Gewalten | 46 | ||
III. Repräsentation der Nation und die Ausübung der verfassunggebenden Gewalt | 49 | ||
1. Die Vorstellung von Repräsentation im Ancien Régime | 49 | ||
a) Der König als Repräsentant der Nation | 49 | ||
b) Generalstände als Repräsentanten der Partikularinteressen | 50 | ||
2. Der Begriff der nationalen Repräsentation bei Sieyès | 52 | ||
a) Moderne Gesellschaft und die Notwendigkeit der Repräsentation | 53 | ||
b) Merkmale des Repräsentationsbegriffs bei Sieyès | 54 | ||
aa) Unitarische und nationale Repräsentation | 54 | ||
bb) Freies Mandat | 55 | ||
cc) Unterscheidung zwischen Legislativorgan als außerordentlichem Repräsentanten und verfassunggebende Versammlung als außerordentlichem Repräsentanten | 56 | ||
IV. Die revolutionäre Bedeutung der verfassunggebenden Gewalt bei Sieyès | 58 | ||
C. Zäsur: Gemäßigte Betätigung des pouvoir constituant nach 1794 | 60 | ||
D. Exkurs: Arendts Auseinandersetzung mit der Absolutheit der Nation | 66 | ||
Zweiter Teil: Die Lehre der verfassunggebenden Gewalt von Carl Schmitt | 71 | ||
A. Souveräne Diktatur und Schmitts Interpretation von Sieyès’ Lehre | 71 | ||
I. Die Unterscheidung zwischen Souveränität und kommissarischer Diktatur | 73 | ||
1. Auffassungen von der Diktatur bis zur Renaissance | 74 | ||
2. Souveränität im modernen Staat und Ausnahmezustand | 75 | ||
3. Souverän und Diktator als Kommissar | 78 | ||
II. Souveräne Diktatur | 80 | ||
1. Der Übergang zur souveränen Diktatur | 80 | ||
2. Souveräne Diktatur und pouvoir constituant | 84 | ||
III. Befugnis zur Verfassungsänderung und Möglichkeit zur „Revolution in Permanenz“ | 92 | ||
1. Die Möglichkeit legaler Revolution nach 1923 | 92 | ||
2. Herrschende Meinungen über die Verfassungsänderung gemäß dem Art. 76 der Weimarer Verfassung | 95 | ||
a) Das Erbe: Behandlung des Art. 78 der kaiserlichen Verfassung in der alten Staatsrechtswissenschaft | 95 | ||
b) Inhaltliche Unbeschränktheit und totale Verfassungsänderung | 99 | ||
c) Umstrittene Verfassungsdurchbrechung | 102 | ||
3. Schmitts Kritik an der inhaltslosen Legalität und Neutralität | 105 | ||
B. Umdeutung des pouvoir constituant und der Kampf gegen revolutionäre Kräfte | 109 | ||
I. Nationale Homogenität und der Begriff des Politischen | 111 | ||
1. Das Politische und der nicht überwundene Staatsbezug | 111 | ||
2. Homogenität des Volkes als die Voraussetzung der Verfassung | 119 | ||
II. Umkehrung der Lehre des pouvoir constituant | 123 | ||
1. Analyse der Vieldeutigkeit des Verfassungsbegriffs | 123 | ||
a) Absoluter Verfassungsbegriff | 123 | ||
b) Relativer Verfassungsbegriff | 125 | ||
c) Positiver Verfassungsbegriff | 128 | ||
2. Verfassunggebende Gewalt des Volkes | 131 | ||
3. Konkrete politische Entscheidungen in der Weimarer Verfassung | 138 | ||
III. Begrenzung der Verfassungsänderung und Schutz der Verfassung | 140 | ||
1. Verfassunggebung und die Grenze der Verfassungsänderung im Art. 76 | 140 | ||
a) Unterschied zwischen Verfassunggebung und Verfassungsänderung | 141 | ||
b) Verfassungsdurchbrechung und apokryphe Souveränitätsakte | 143 | ||
2. Kommissarische Diktatur des Reichspräsidenten und Hüter der Verfassung | 147 | ||
a) Wahrende Gewalt und Gegengewicht zum Parlament | 147 | ||
b) Die Diktaturgewalt des Reichspräsidenten aus Art. 48 | 150 | ||
aa) Kommissarische Diktatur oder souveräne Diktatur? | 150 | ||
bb) Die kommissarische Diktaturgewalt aus Art. 48 in der Endphase der Weimarer Republik | 157 | ||
C. Zusammenfassung | 163 | ||
Dritter Teil: Rezeption der Lehre der verfassunggebenden Gewalt in Taiwan | 165 | ||
A. Verfassungsreform in Taiwan nach dem Ausnahmezustand | 165 | ||
I. Sechs Verfassungsänderungen nach dem Ausnahmezustand (1991–2000): Zur Verstärkung des repräsentativen Charakters der Regierung | 166 | ||
II. Unabhängigkeitsbewegung, Staatsgründung und das Thema der Verfassunggebung | 168 | ||
III. Die letzte Verfassungsänderung von 2005 und die Verfassungsdebatte | 172 | ||
B. Debatte zwischen der Grenze der Verfassungsänderung und nationalen Souveränität | 174 | ||
I. Schmitts Theorie über die Grenze der Verfassungsänderung und Konstitutionalismus | 175 | ||
II. Die Konzeption der verfassunggebenden Gewalt von Sieyès und die Lehre der grenzenlosen Verfassungsänderung | 179 | ||
Schlusswort | 188 | ||
Literaturverzeichnis | 194 | ||
Sachverzeichnis | 207 |