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Gottlosigkeit und Eigensinn
Religiöse Devianz im konfessionellen Zeitalter
Editors: Piltz, Eric | Schwerhoff, Gerd
Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte, Vol. 51
(2015)
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About The Author
Gerd Schwerhoff, geb. 1957, studierte Geschichte, Soziologie und Pädagogik an den Universitäten Köln und Bielefeld. Er wurde 1989 mit einer Arbeit zur frühneuzeitlichen Kriminalitätsgeschichte promoviert und habilitierte sich 1996 in Bielefeld mit einer Studie zur Gotteslästerung im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit. Nach Lehrstuhlvertretungen und einem Heisenberg-Stipendium der DFG ist er seit 2000 Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Technischen Universität Dresden. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Geschichte der Kriminalität, die Geschichte der Hexenverfolgung, die Geschichte der öffentlichen Räume, die Religions- und die Stadtgeschichte.Eric Piltz, geb. 1978, studierte Geschichte, Politikwissenschaft und Germanistik an der TU Dresden. Er arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Dresden am Lehrstuhl für Frühe Neuzeit bzw. am SFB 804. Seine Forschungsschwerpunkte sind Selbstzeugnisse, Stadtgeschichte, Nachbarschaft und Raumwahrnehmung.Abstract
»Gottlosigkeit«, das war im Zeitalter der Glaubensspaltung einer jener stigmatisierenden Begriffe, mit denen die rechtgläubigen Christen ihre Gegner belegten. Für die Lutheraner waren die »Papisten« ebenso gottlos wie Calvinisten oder die Täufer. Diese zahlten mit gleicher Münze zurück. Damit nicht genug, wurden auch Juden und Türken, aufständische Bauern, Ehebrecher oder Säufer als »gottlos« etikettiert. Die gegenseitige Diffamierung und Stigmatisierung macht deutlich, dass religiöse Devianz methodisch sinnvoll nur als ein Akt sozialer Zuschreibung verstanden werden kann. Jenseits der herkömmlichen kirchen- und religionsgeschichtlichen Zugriffe eröffnet sich damit nun ein weiter komparativer Horizont, etwa in Form von Vergleichen zwischen unterschiedlichen Strategien, Argumentationen und Legitimationsformen der Stigmatisierung oder von Vergleichen zwischen als abweichend etikettierten Verhaltensweisen. Dabei sollen die handelnden Akteure keineswegs als passive Objekte der Zuschreibung verstanden werden; vielmehr soll komplementär zu den Zuschreibungen auch deren »Eigensinn«, ihre Selbstsicht und ihre Praxis, mit in die Betrachtung einbezogen werden. Damit eröffnet der Band einen weiten Blick auf den Normenhorizont der Frühneuzeitlichen Gesellschaft insgesamt.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhalt | 7 | ||
I. Einleitende Überlegungen | 9 | ||
Eric Piltz / Gerd Schwerhoff: Religiöse Devianz im konfessionellen Zeitalter – Dimensionen eines Forschungsfeldes | 9 | ||
I. „Gottlosigkeit“ und Eigensinn | 9 | ||
II. Historiographische Traditionsstränge: Von der Kirchengeschichte zur Religionsgeschichte | 12 | ||
III. Konzeptuelle Ausgangspunkte: „Soziale Kontrolle“ und der Etikettierungsansatz | 18 | ||
IV. Dimensionen religiöser Abweichung in der Frühen Neuzeit | 21 | ||
1. Religiöse, obrigkeitliche und soziale Normen – Konvergenzen und Konkurrenzen | 21 | ||
2. Stigmatisierung und Sanktionierung | 26 | ||
3. Deliktfelder | 32 | ||
V. Zum Schluss | 40 | ||
Unedierte Quellen | 41 | ||
Edierte Quellen | 42 | ||
Literatur | 42 | ||
Harald Maihold: „das aus grosser barmhertzickeyt mus unbarmhertzig seyn“ – Legitimation und Grenzen der Gottesstrafe in der theokratischen Strafrechtslehre des 16. und 17. Jahrhunderts | 51 | ||
I. Grundlegung | 52 | ||
1. Der strafende Gott: Die verrechtlichte Theologie | 52 | ||
2. Das göttliche Strafrecht: Legitimation und Grenze | 55 | ||
II. Durchführung | 57 | ||
1. Kanonistik: Culpa- und causa-Strafen | 57 | ||
2. Thomas von Aquins trinitarischer Strafbegriff | 60 | ||
3. Die Sündenstrafe in der spanischen Spätscholastik | 61 | ||
a) Alfonso de Castro | 61 | ||
b) Die Rezeption des castrensischen Strafbegriffs | 64 | ||
4. Straftheoretische Ansätze bei den Reformatoren | 67 | ||
5. Die theokratische Strafrechtslehre Benedikt Carpzovs | 71 | ||
III. Fazit | 74 | ||
Unedierte Quellen | 77 | ||
Edierte Quellen | 77 | ||
Literatur | 78 | ||
II. Predigt und Polemik | 83 | ||
Andreas Holzem: Wie falsch Luthers vnnd seines anhangs Meynung sei … Devianzproduktion in der katholischen Predigt über Martin Luther | 83 | ||
I. Devianz in Bildern, Texten und Liturgien | 83 | ||
II. Typen historischer Geltungs- und Legitimitätsdifferenz | 88 | ||
1. Geschichte als Missionsgeschichte | 90 | ||
2. Geschichte als Erwählung und Selbstermächtigung | 93 | ||
3. Geschichte als Wirkungsgeschichte religiöser Wahrheitsansprüche | 97 | ||
4. Geschichte als familiäres Erbe im konkreten sozialen Raum | 100 | ||
III. Devianzsemantik und ihre Wirkungsgeschichte | 102 | ||
1. Devianzsemantik und Konfessionskrieg | 103 | ||
2. Devianzsemantik und konfessionalisierte Lebensräume | 106 | ||
Unedierte Quellen | 113 | ||
Edierte Quellen | 114 | ||
Literatur | 114 | ||
Marina Münkler: Legende/Lügende. Die protestantische Polemik gegen die katholische Legende und Luthers Lügend von St. Johanne Chrysostomo | 121 | ||
I. Einleitung: Diffamierung und wechselseitiges Labeling in der Reformation | 121 | ||
II. Einige methodische Überlegungen zur Devianzproduktion im 16. Jahrhundert | 123 | ||
III. Luther und die Heiligen | 125 | ||
IV. Das Konzil von Mantua, die Schmalkaldischen Artikel und die Lügend von St. Johanne Chrysostomo | 130 | ||
V. Traditionsbildung der Legendenpolemik im Protestantismus und die protestantischen Bekennerhistorien | 138 | ||
Nicht edierte Quellen | 142 | ||
Edierte Quellen | 143 | ||
Literatur | 143 | ||
Annemarie Hagmayer: Calvinismus als Etikett. Zuschreibungspraktiken in Leichenpredigten auf sächsische landesherrliche Beamte und Kurfürst Christian I. von Sachsen (1589 – 1613) | 149 | ||
I. Latenzphase (1586 – 1591) | 155 | ||
II. Phase der Radikalisierung (1591 – 1601) | 158 | ||
1. Auftakt: Der Tod des Kurfürsten – Christians Nachruf und die Rolle seiner Berater (1591 – 1594) | 158 | ||
2. Im Zeichen der konfessionellen Vereindeutigung (1591 – 1601) | 165 | ||
3. Schlussakt: Krells Leichenpredigt von 1601 und ihr Echo | 167 | ||
III. Ausklang: Calvinismus in Leichenpredigten nach 1601 | 176 | ||
IV. Fazit | 178 | ||
Unedierte Quellen | 180 | ||
Edierte Quellen | 182 | ||
Literatur | 183 | ||
III. Deliktfelder | 187 | ||
Gerd Schwerhoff: Böse Hexen und fahrlässige Flucher: Frühneuzeitliche Gottlosigkeiten im Vergleich | 187 | ||
I. | 187 | ||
II. | 190 | ||
III. | 199 | ||
Unedierte Quellen | 203 | ||
Edierte Quellen | 203 | ||
Literatur | 203 | ||
Francisca Loetz: Probleme mit der Sünde: Sexualdelikte im Europa der Frühen Neuzeit | 207 | ||
I. „Unzucht“ | 209 | ||
II. „Leichtfertigkeit“ | 209 | ||
III. Prostitution | 212 | ||
IV. „Notzucht“ | 223 | ||
V. „Onanie“ | 228 | ||
VI. Sexualdelikte und religiöse Devianz: konzeptionelle Überlegungen | 229 | ||
Unedierte Quellen | 232 | ||
Literatur | 232 | ||
Johannes Dillinger: Attentate und Aufstände. Zur religiösen Bedeutung politischer Kriminalität in der Frühen Neuzeit | 237 | ||
I. Religion, Staat und Kriminalität: Ansprüche und Maßstäbe | 238 | ||
II. Mordanschläge auf Herrschaftsträger | 241 | ||
III. Aufstände | 249 | ||
IV. Kriminalität und Transzendenz | 252 | ||
Unedierte Quellen | 254 | ||
Edierte Quellen | 254 | ||
Literatur | 255 | ||
Sebastian Schmidt: Armut als religiöse Devianz in der Frühen Neuzeit | 259 | ||
I. | 259 | ||
II. | 262 | ||
III. | 268 | ||
IV. | 274 | ||
Unedierte Quellen | 274 | ||
Edierte Quellen | 275 | ||
Literatur | 276 | ||
Alexander Kästner: Wer ist der Täter – wer ist das Opfer? Zur Konstruktion des Verbrechens ‚Selbstmord‘ in juristischen und theologischen Texten des 16. und 17. Jahrhunderts | 279 | ||
I. Einleitende Bemerkungen | 279 | ||
II. Auf der Suche nach dem Delikt – Die (moraltheologisch-)strafrechtliche Behandlung des vollendeten ‚Selbstmords‘ | 282 | ||
III. Auf der Suche nach dem Menschen – Lutherische pastoraltheologische Deutungen von Selbsttötungshandlungen | 292 | ||
IV. Fazit | 302 | ||
Nicht edierte Quellen | 304 | ||
Edierte Quellen | 305 | ||
Literatur | 305 | ||
IV. Gruppenbezogene Devianz | 311 | ||
Astrid von Schlachta: Erzählungen von Devianz. Die wiedertauffer zwischen interner Absonderung und äußerer Exklusion | 311 | ||
I. „nicht von der Welt“ – Absonderung als interne Notwendigkeit | 313 | ||
II. Die widertauffer, die Namen und die Delikte | 317 | ||
1. Eine Frage des Namens | 317 | ||
2. Eine Frage der politischen Delikte | 319 | ||
III. Täuferische Diffamierung und ihre Nachwirkungen | 323 | ||
IV. Versuche, das Stigma des Namens loszuwerden | 325 | ||
V. Resümee und Ausblick | 328 | ||
Unedierte Quellen | 329 | ||
Edierte Quellen | 330 | ||
Literatur | 330 | ||
Daniel Eißner: Fromme Devianz. Pietistische Handwerker als religiöse Übererfüller | 333 | ||
I. Normalzustand | 333 | ||
II. Neue Frömmigkeit | 336 | ||
III. Zum Verhältnis von Obrigkeit und „Übererfüller“ | 341 | ||
IV. Selbststilisierung als Reaktion | 346 | ||
V. Fazit | 348 | ||
Unedierte Quellen | 349 | ||
Edierte Quellen | 349 | ||
Literatur | 349 | ||
Yvonne Kleinmann: Reden oder Schweigen über religiöse Differenz? Kommunikationsfelder eines städtischen Gemeinwesens im frühneuzeitlichen Polen | 353 | ||
Der staatliche Rahmen: Religionspolitik in der longue durée | 354 | ||
Rzeszów – Ort der Handlung | 358 | ||
Kommunikationsfeld 1: Siedlungspolitik | 360 | ||
Kommunikationsfeld 2: Zunftleben | 364 | ||
Kommunikationsfeld 3: Alltagsbeziehungen vor Gericht | 369 | ||
Kommunikationsfeld 4: Mission | 375 | ||
Fazit | 381 | ||
Unedierte Quellen | 382 | ||
Edierte Quellen | 382 | ||
Literatur | 382 | ||
Manja Quakatz: Die Sesselträger des Kurfürsten: Muslimisch-osmanische Gefangene aus dem Osmanischen Reich als religiöse Minderheit im München des späten 17. Jahrhunderts | 387 | ||
I. Einführung in den historischen Kontext | 390 | ||
II. Der ambivalente Blick auf den ‚Türken‘ Ende des 17. Jahrhunderts | 392 | ||
III. Das Gewerbe der Sesselträger | 395 | ||
IV. Kontaktrestriktionen im Alltag der Muslime | 399 | ||
V. Muslime als potentielle Störenfriede religiöser Feste im städtischen Raum | 401 | ||
VI. Schlussbetrachtung | 405 | ||
Unedierte Quellen | 406 | ||
Edierte Quellen | 407 | ||
Literatur | 408 | ||
Lionel Laborie: Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll: Religiöse Devianz im England des späten 17. Jahrhunderts | 413 | ||
I. | 414 | ||
II. | 419 | ||
III. | 423 | ||
IV. | 426 | ||
Originalquellen | 428 | ||
Edierte Quellen | 430 | ||
Literatur | 430 | ||
V. Dissimulation und Eigensinn | 435 | ||
Martin Skoeries: Für und Wider Nikodemismus. Über eine europäische Debatte zwischen Exil und Scheiterhaufen | 435 | ||
I. Einführung | 435 | ||
II. Begriff und Bedeutung | 438 | ||
III. Debatte | 441 | ||
1. Über das Verhältnis von Innen und Außen | 444 | ||
2. Die Heilige Messe im Zentrum der Kritik | 447 | ||
3. Biblische Rechtfertigung | 450 | ||
4. Verteidigung des Martyriums | 452 | ||
5. Humanistische Adressaten? | 453 | ||
IV. Schlussfolgerungen | 456 | ||
Unedierte Quellen | 457 | ||
Edierte Quellen | 458 | ||
Literatur | 458 | ||
Andreas Pietsch: Ekklesiologie jenseits der Kirchen: konfessionelle Grenzarbeiten bei Dirck Volckertszoon Coornhert | 463 | ||
I. Coornhert der Vielseitige | 466 | ||
II. Coornhert über sichtbare und unsichtbare Kirche | 472 | ||
III. Coornhert über die Kirche von Rom | 474 | ||
IV. Coornhert der Unparteiliche | 482 | ||
V. Schluss | 485 | ||
Frühe Drucke | 488 | ||
Edierte Quellen | 488 | ||
Literatur | 488 | ||
Jürgen Müller: Von Kirchen, Ketzern und anderen Blindenführern – Pieter Bruegels d. Ä. Blindensturz und die Ästhetik der Subversion | 493 | ||
I. Ketzerei im Bild | 493 | ||
II. Das subversive Bild | 496 | ||
III. Zur Deutungstradition des Blindensturzes | 503 | ||
IV. Genre oder Historie? | 507 | ||
V. Zur Ikonographie des Blindensturzes | 510 | ||
VI. Der Blindensturz als Denunziation Andersgläubiger | 515 | ||
VII. Negative Theologie und Spiritualismus | 519 | ||
Nicht edierte Quellen | 526 | ||
Edierte Quellen | 526 | ||
Literatur | 527 |