Theorie und Gestaltung der Selbstorganisation
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Theorie und Gestaltung der Selbstorganisation
Betriebswirtschaftliche Forschungsergebnisse, Vol. 111
(1998)
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Abstract
"Selbstorganisation" ist ein z. Zt. in unterschiedlichen Disziplinen populärer Begriff. Das Phänomen, wie in komplexen, dynamischen Systemen Ordnung entsteht, beschäftigt Naturwissenschaftler ebenso wie Soziologen und Ökonomen. In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, ob und wie sich die Selbstorganisationsidee auf die Gestaltung der Unternehmungsorganisation übertragen läßt.Traditionell geht man in der Betriebswirtschaftslehre davon aus, daß Ordnung in Unternehmen durch dafür autorisierte Personen rational hergestellt wird. Diesem Modell der Fremdorganisation werden zwei Formen der Selbstorganisation gegenübergestellt. Zum ersten kann allen Organisationsmitgliedern eine Organisationskompetenz eingeräumt werden, so daß sie bewußt an der sie betreffenden Ordnung mitwirken können (autonome Selbstorganisation). Zum zweiten ist in jedem Unternehmen das Phänomen zu beobachten, daß sich Ordnung, Regeln und Muster auch "von selbst" und spontan bilden (autogene Selbstorganisation). Wie Ordnung im Unternehmen autonom und autogen entsteht, wird für drei Handlungsbereiche genau untersucht: Die Deutung der organisationalen Wirklichkeit, die Normen des sozialen Handelns und die Aufbau- und Ablauforganisation.Die Betriebswirtschaftslehre interessiert sich besonders für die Effizienz der unterschiedlichen Formen der Ordnungsbildung. Die autonome Selbstorganisation wird als überwiegend vorteilhaft eingeschätzt. Eine verstärkte Autonomie der Organisationsmitglieder muß allerdings fremdorganisierend vorbereitet werden. Moderne Formen der Unternehmensorganisation wie Prozeßorganisation, Netzwerkorganisation und Projektorganisation unterstützen die autonome Selbstorganisation. "Von selbst" entstehen sowohl nützliche als auch schädliche Regeln und Muster. Die autogene Selbstorganisation ist indirekt so zu kanalisieren, daß sich eine für das Unternehmen vorteilhafte Ordnung bildet. Vorschläge für eine zielgerichtete Einflußnahme auf die autogene Selbstorganisation werden auf der Grundlage von Lerntheorie und Evolutionstheorie erarbeitet.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Geleitwort | 5 | ||
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einleitung | 17 | ||
I. Die Pluralität der Selbstorganisationsperspektiven | 17 | ||
II. Ziel der Untersuchung | 21 | ||
III. Methodische Probleme | 24 | ||
IV. Verhaltensannahmen | 28 | ||
V. Gang der Untersuchung | 31 | ||
Erster Teil: "Selbstorganisation" als Forschungsfeld | 36 | ||
A. Die naturwissenschaftlichen Ursprünge des Selbstorganisationsansatzes | 36 | ||
I. Die Selbstorganisation des Forschungsfeldes | 36 | ||
II. Selbstorganisationskonzepte in den Naturwissenschaften | 39 | ||
1. Überblick | 39 | ||
2. Der systemtheoretisch-kybernetische Ansatz von Heinz von Foerster | 40 | ||
3. Die Theorie dissipativer Strukturen von Ilya Prigogine | 41 | ||
4. Die Synergetik Hermann Hakens | 42 | ||
5. Die Theorie autokatalytischer Hyperzyklen Manfred Eigens | 43 | ||
6. Das Autopoiesekonzept von Humberto R. Maturana und Francesco J. Varela | 44 | ||
7. Das Konzept elastischer Ökosysteme (C. S. Holling; Eugene P. Odum) | 45 | ||
8. Die Theorie des (deterministischen) Chaos (E. Lorenz; B. Mandelbrot) | 47 | ||
III. Die Selbstorganisation der Selbstorganisationsforschung in den Naturwissenschaften | 49 | ||
B. Die Diffusion des Selbstorganisationsansatzes in die betriebswirtschaftliche Organisationstheorie | 53 | ||
I. Das wirtschaftswissenschaftliche Urkonzept: Ordnung als Ergebnis menschlichen Handelns, aber nicht menschlichen Entwurfs (F. A. von Hayek) | 53 | ||
1. Gewachsene Ordnung (Kosmos) | 53 | ||
2. Bewußt hergestellte Ordnung (Taxis) | 56 | ||
3. Spontanes Verhalten, spontane Regelentstehung und spontane Ordnung | 58 | ||
II. Selbstorganisation in der Wirtschaft aus der Sicht von Naturwissenschaftlern | 61 | ||
III. Evolution und Selbstorganisation in der Theorie der Unternehmensführung | 65 | ||
1. Das Konzept von Malik: Evolutionäres Management | 65 | ||
2. Das Konzept von Kirsch: Fortschrittsfähige Organisation | 69 | ||
3. Das Konzept von Luhmann: Unternehmung als autopoietisches System | 73 | ||
a) Darstellung des Konzepts | 73 | ||
b) Weiterführende Überlegungen | 76 | ||
4. Das Konzept von Probst: Ordnung als emergentes Produkt des Systems | 79 | ||
IV. Folgerungen für die Organisationstheorie | 85 | ||
Zweiter Teil: Bausteine einer Theorie der Selbstorganisation | 91 | ||
C. Der Begriff der Selbstorganisation | 91 | ||
I. Der Begriff der "Ordnung" | 91 | ||
II. Der Begriff "Selbst" | 94 | ||
III. Selbstorganisation als autonome und autogene Normierung im Bereich des Handelns und Deutens | 99 | ||
1. Organisation als Normierung im Bereich des Handelns und Deutens | 99 | ||
2. Fremdorganisierte, autonome und autogene Normenbildung | 101 | ||
D. Entstehungsprozesse selbstorganisierter Ordnung | 107 | ||
I. Transformation von Kontingenz | 107 | ||
II. Problemlösungsprozesse | 109 | ||
1. Das synoptische Modell | 109 | ||
2. Das Modell begrenzter Rationalität | 110 | ||
III. Lernprozesse | 114 | ||
1. Entscheidungsstrom versus Einzelentscheidung | 114 | ||
2. Individuelles Lernen in Organisationen | 115 | ||
3. Organisationales Lernen | 119 | ||
IV. Evolutionäre Prozesse | 121 | ||
1. Gruppenselektion | 121 | ||
2. Regelselektion | 125 | ||
V. Zufallsgesteuerte Prozesse | 130 | ||
1. Synergetische Organisationsentwicklung | 130 | ||
2. Das "garbage-can"-Modell | 132 | ||
VI. Schlußfolgerungen | 135 | ||
E. Die Selbstorganisation der Deutungsnormen organisationaler Wirklichkeit | 138 | ||
I. Erkenntnistheoretische Vorbemerkungen | 138 | ||
II. Deutungsnormen in Organisationen | 140 | ||
III. Prozesse der Entstehung von Deutungsnormen organisationaler Wirklichkeit | 142 | ||
1. Erklärung der Entstehung von Deutungsnormen | 142 | ||
2. Kommunikative Verständigung über Deutungsnormen | 144 | ||
3. Übernahme der Deutungsangebote der Vorgesetzten | 144 | ||
4. Unbewußte Internalisierung von Deutungsnormen | 145 | ||
5. Unbewußte Gestaltung von Deutungsnormen | 146 | ||
IV. Integration der Prozesse der Entstehung organisationaler Deutungsnormen auf der Basis der Lerntheorie | 148 | ||
V. Funktionalität und Dysfunktionalität selbstorganisierter Deutungsnormen | 151 | ||
1. Einheitlichkeit und Stabilität der Normen | 151 | ||
2. Inhalte der Deutungsnormen | 153 | ||
a) Fremdbestimmte Deutungsnormen als Maßstab "richtiger" Deutung | 153 | ||
b) Selbstorganisiertes hierachisches Denken | 154 | ||
c) Selbstorganisiertes Konkurrenzdenken | 157 | ||
VI. Schlußfolgerungen | 158 | ||
F. Die Selbstorganisation der Normen sozialen Handelns | 161 | ||
I. Fremdbestimmte soziale Handlungsnormen | 161 | ||
II. Spielräume fur die Selbstorganisation sozialer Handlungsnormen | 164 | ||
III. Prozesse der Normbildung | 165 | ||
IV. Beispiele für selbstorganisierte soziale Handlungsnormen | 167 | ||
1. Normen der Information und Kommunikation | 167 | ||
2. Normen der Zusammenarbeit | 169 | ||
3. Normen des Umgangs zwischen Vorgesetzten und Untergebenen | 169 | ||
V. Ausgewählte Einflußfaktoren auf die Selbstorganisation sozialer Handlungsnormen in Gruppen | 171 | ||
VI. Funktionalität und Dysfunktionalität selbstorganisierter sozialer Handlungsnormen | 173 | ||
VII. Schlußfolgerungen | 175 | ||
G. Die selbstorganisierten Normen der Aufbauorganisation und des Ablaufs der betrieblichen Prozesse | 177 | ||
I. Überblick über verschiedene Formen der selbstorganisierten Aufbau- und Ablauforganisation | 177 | ||
1. Die autonome komplementäre Selbstorganisation | 177 | ||
2. Die autonome parallele Selbstorganisation | 179 | ||
a) Kennzeichnung der "informalen Organisation" | 179 | ||
b) Das Verhältnis von Selbstorganisation und informaler Organisation | 181 | ||
c) Erscheinungsformen der autonomen parallelen Selbstorganisation | 182 | ||
3. Die autogene Selbstorganisation | 184 | ||
II. Die Bereiche der selbstorganisierten Aufbau- und Ablauforganisation im einzelnen | 186 | ||
1. Überblick | 186 | ||
2. Selbstorganisierte Gruppenbildung | 187 | ||
a) Fremd- und selbstbestimmte Gruppen | 187 | ||
b) Gruppenziele | 189 | ||
3. Selbstorganisierte Arbeitsteilung | 191 | ||
4. Selbstorganisierte Koordination | 194 | ||
5. Selbstorganisierte Konfiguration | 198 | ||
6. Selbstorganisierte Formalisierung | 201 | ||
7. Selbstorganisierte Informations- und Kommunikationsstruktur | 204 | ||
8. Selbstorganisierte Ablauforganisation | 206 | ||
III. Funktionalität und Dysfunktionalität selbstorganisierter Aufbau- und Ablaufnormen | 210 | ||
1. Zur Problematik der Bewertung von Organisationsstrukturen | 210 | ||
a) Notwendigkeit der Bewertung von Organisationsstrukturen | 210 | ||
b) Ziele der Organisation und Effektivitätskriterien zur Bewertung organisatorischer Maßnahmen | 210 | ||
c) Bewertung organisatorischer Maßnahmen hinischtlich der Zielerfüllung | 214 | ||
2. Positive Effekte der selbstorganisierten Aufbau-und Ablaufnormen | 216 | ||
a) Motivation | 216 | ||
b) Flexibilität | 218 | ||
c) Lenkbarkeit | 220 | ||
d) Zeitaufwand und Kosten | 221 | ||
3. Negative Effekte der selbstorganisierten Aufbau- und Ablaufnormen | 223 | ||
a) Überforderung | 223 | ||
b) Konflikte | 224 | ||
c) Organisationale Trägheit | 225 | ||
d) Hohe Anforderungen an die Führung | 226 | ||
e) Zeitaufwand und Kosten | 227 | ||
IV. Schlußfolgerungen | 228 | ||
Dritter Teil: Bausteine einer Gestaltung der Selbstorganisation | 231 | ||
H. Beeinflussung der Selbstorganisation im Rahmen der Strukturgestaltung | 231 | ||
I. Der Begriff "Beeinflussung" | 231 | ||
II. Entbürokratisierung | 233 | ||
1. Die Bürokratie und ihre Pathologien | 233 | ||
2. Reduktion der Spezialisierung | 236 | ||
a) Vor- und Nachteile der Spezialisierung | 236 | ||
b) Maßnahmen zur Reduktion der Spezialisierung | 238 | ||
3. Jenseits der Hierarchien | 241 | ||
a) Vor-und Nachteile der Hierarchie | 241 | ||
b) Maßnahmen zum Abbau negativer Folgen der Hierarchie | 245 | ||
4. Abbau der Formalisierung | 248 | ||
III. Entwicklung innovativer Strukturen | 250 | ||
1. Basis-Baustein "Gruppenstruktur" | 250 | ||
2. Basis-Baustein "Prozeßorientierung" | 255 | ||
3. "Zelte statt Paläste" | 258 | ||
4. Vom Projektmanagement zum "Management by Projects" | 261 | ||
5. Netzwerke | 264 | ||
6. Das fraktale Unternehmen | 268 | ||
I. Beeinflussung der Selbstorganisation im Rahmen der Personalführung | 270 | ||
I. Modelle für die Führung in selbstbestimmten Strukturen | 270 | ||
1. Die "neue" Führung | 270 | ||
2. Die "kollektive" Führung | 271 | ||
3. Die "rotierende" Führung | 272 | ||
4. Die "geteilte" Führung | 273 | ||
II. Aufwertung der Führung durch die Selbstorganisation | 274 | ||
Vierter Teil: Selbstorganisation im Gesamturteil | 277 | ||
J. Vor- und Nachteile der autonomen Selbstorganisation | 277 | ||
I. Positive Aspekte | 277 | ||
1. Humane und effizienzfördernde Arbeitsbedingungen | 277 | ||
2. Subsidiäre Strukturen | 278 | ||
3. Vertrauen in den Menschen | 280 | ||
II. Negative Aspekte | 280 | ||
1. Ausbeutung mit anderen Mitteln? | 280 | ||
2. Streß durch Unsicherheit | 281 | ||
3. Gefahren der Autonomie | 283 | ||
K. Vor- und Nachteile der autogenen Selbstorganisation | 286 | ||
I. Spontane Unordnung | 286 | ||
II. Spontane Ordnung | 288 | ||
III. Rahmenbedingungen für positive autogene Selbstorganisation | 290 | ||
1. Gelenkte Evolution | 290 | ||
2. Gestaltung des Lernkontextes | 292 | ||
Resümee | 295 | ||
Literaturverzeichnis | 301 | ||
Sachwortregister | 335 |