Endogene Geldmenge und Bankenverhalten
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Endogene Geldmenge und Bankenverhalten
Eine theoretische und empirische Studie zur Mikrofundierung des Geldangebots in der Bundesrepublik Deutschland
Untersuchungen über das Spar-, Giro- und Kreditwesen. Abteilung A: Wirtschaftswissenschaft, Vol. 162
(1998)
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Abstract
Die vorherrschende geldtheoretische Schule in Deutschland erklärt die Geldmenge als Produkt aus Basisgeldmenge und Multiplikator, wobei die Basisgeldmenge als exogen, d.h. von der Zentralbank fixiert angesehen wird. Vathjes Arbeit stellt eine grundlegende theoretisch und empirisch fundierte Herausforderung an diese herkömmliche Auffassung des Geldangebotsprozesses dar.Das geldpolitische Konzept der Bundesbank einer indirekten Steuerung der Geldmenge über die Refinanzierungszinsen wird als Preisstrategie im Reservegeldmarkt modelliert. Zu dem von ihr fixierten Refinanzierungszins akkommodiert die Bundesbank die Geldnachfrage der Geschäftsbanken. Ein Modell der gewinnmaximierenden Geschäftsbank wird entwickelt, um den Einfluß der Refinanzierungszinsen auf die Depositengeldschaffung der Geschäftsbanken zu analysieren. Konsistent mit der Preisstrategie der Bundesbank im Reservegeldmarkt geht nicht die Reservegeld$amenge,$z sondern lediglich der Refinanzierungs$azins$z in das Optimierungskalkül der repräsentativen Geschäftsbank ein. Die Analyse zeigt, daß der quantitative Anker für die volkswirtschaftliche Geldmenge bei einer Preisstrategie nicht das Reservegeldvolumen, sondern das Bankkreditvolumen ist. Die quantitative Wirksamkeit des geldpolitischen Instrumentariums hängt von der Zinselastizität der Kreditnachfrage, der Zinselastizität der Depositennachfrage und der Steuerbarkeit des langfristigen Marktzinsniveaus und der Zinsstruktur durch die Bundesbank ab.Umfangreiche empirische Analysen für Deutschland ergeben nachfolgend, daß die Zinselastizitäten zwar langfristig die theoretisch zu erwartenden negativen Vorzeichen hinsichtlich der relevanten Zinsen aufweisen, kurzfristig aber von erheblichen Wirkungsverzögerungen auszugehen ist. Die geringen Werte der ermittelten Koeffizienten zeigen ferner an, daß für spürbare geldpolitische Kontrolleinflüsse auf die Geldmenge Zinsänderungen in erheblichem Umfang erforderlich wären. Da ein statistisch signifikanter Einfluß der Refinanzierungszinsen aber nur auf die Zinsstruktur, nicht jedoch auf das langfristige Marktzinsniveau nachweisbar ist, ergeben sich erhebliche Zweifel an der Fähigkeit der Bundesbank, über ein Preisregime die Geldmenge zu steuern.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen | 12 | ||
Verzeichnis der Symbole und Abkürzungen | 16 | ||
Α. Einleitung | 25 | ||
I. Exogenität vs. Endogenität der Geld | 25 | ||
II. Problemstellung und Gang der Untersuchung | 38 | ||
B. Geldmenge und Bankenintermediation | 46 | ||
I. Der zweistufige Geldangebotsprozeß in der Bundesrepublik Deutschland | 46 | ||
1. Die potentialorientierte Geldpolitik der Deutschen Bundesbank | 46 | ||
2. Das konkurrierende Geldangebot von Zentralbank und Geschäftsbanken | 53 | ||
3. Der Steuerungsansatz der Deutschen Bundesbank | 57 | ||
II. Das Zentralbankgeldangebot der Deutschen Bundesbank (outside money) | 59 | ||
1. Der Markt für Zentralbankgeld | 61 | ||
a) Die Nachfrage nach Zentralbankgeld | 62 | ||
b) Das Angebot an Zentralbankgeld | 70 | ||
2. Das geldpolitische Instrumentarium der Deutschen Bundesbank | 81 | ||
3. Die Strategie der Deutschen Bundesbank im Reservegeldmarkt | 87 | ||
4. Die operative Umsetzung der Geldmengensteuerung im Reservegeldmarkt | 98 | ||
a) Die Ableitung des Ziels für den Tagesgeldzins | 100 | ||
b) Das erweiterte Modell des Reservegeldmarkts | 105 | ||
c) Die Geldmarktsteuerung im erweiterten Reservegeldmarktmodell | 112 | ||
d) Schlußfolgerungen | 124 | ||
5. Bankenaufsicht und Geldmengenpolitik | 126 | ||
a) Eigenkapitalgrundsätze | 127 | ||
b) Liquiditätsgrundsätze | 128 | ||
c) Schlußfolgerungen | 130 | ||
III. Das Depositengeldangebot der Geschäftsbanken (inside money) | 131 | ||
1. Die Leistungserstellung der Geschäftsbank | 132 | ||
2. Die Unternehmensziele der Geschäftsbank | 136 | ||
3. Die Rolle der Geschäftsbank im makroökonomischen Geldangebotsprozeß | 138 | ||
a) Makroökonomische Perspektive: Kreditmarktmodell und New View | 138 | ||
b) Mikroökonomische Perspektive: Modell der Geschäftsbank | 148 | ||
c) Studien zum Bankverhalten in der Bundesrepublik Deutschland | 152 | ||
4. Ein Modell der Geschäftsbank für die Bundesrepublik Deutschland | 155 | ||
a) Die Bilanz der repräsentativen Geschäftsbank | 155 | ||
b) Die Zielfunktion der repräsentativen Geschäftsbank | 158 | ||
c) Die Handlungsparameter der repräsentativen Geschäftsbank | 161 | ||
d) Die Optimalwerte der Handlungsparameter der Geschäftsbank | 184 | ||
5. Die Wirkungszusammenhänge im Modell der Geschäftsbank | 195 | ||
6. Die Einflußmöglichkeiten der Zentralbank auf das geldnahe Depositenvolumen | 205 | ||
a) Variationen des Refinanzierungszinses (iF) | 206 | ||
b) Variationen des Mindestreservesatzes (rr) | 210 | ||
c) Variationen des vorgegebenen Solvabilitätskoeffizienten (μ) | 211 | ||
IV. Voraussetzungen einer wirksamen Geldmengenpolitik über ein Preisregime | 213 | ||
1. Voraussetzung I: Zinselastizität der Kreditnachfrage | 215 | ||
2. Voraussetzung II: Zinselastizität der geldnahen Bankdepositen | 216 | ||
3. Voraussetzung III: Steuerbarkeit der Bankzinsen durch die Zentralbank | 216 | ||
C. Geld und Kredit – Empirische Ergebnisse für die Bundesrepublik Deutschland | 218 | ||
I. Kausalität, Exogenität und Kontrolle – Eine Begriffsabgrenzung | 219 | ||
1. Kausalität in ökonomischen Modellen (Ökonomische Kausalität) | 220 | ||
2. Exogenität in ökonomischen Modellen (Ökonomische Exogenität) | 223 | ||
3. Kontrolle in ökonomischen Modellen (Kontrollexogenität) | 224 | ||
4. Ökonomische Kausalität und statistische Inferenz | 226 | ||
a) Stabilität und Kausalität: Der Ansatz von Hoover | 227 | ||
b) Temporalität und Kausalität: Der Ansatz von Granger | 229 | ||
5. Statistische Exogenität | 247 | ||
6. Fazit | 254 | ||
II. Geldnahe Bankdepositen und Bankkreditvolumen | 255 | ||
1. Geldpolitische Hypothesen zum Zusammenhang von geldnahen Bankdepositen und Bankkrediten | 255 | ||
2. Empirische Überprüfung der Geldpolitischen Hypothesen für die Bundesrepublik Deutschland | 263 | ||
a) Der Schätzansatz | 264 | ||
b) Test auf Kointegration im bivariaten System | 266 | ||
c) Test auf Kointegration im trivariaten System | 274 | ||
d) Kausalitätstests für das Kreditvolumen und die geldnahen Bankdepositen | 278 | ||
3. Zusammenfassung | 290 | ||
III. Das Kreditvolumen im Geschäftsbanken | 292 | ||
1. Die Wirksamkeit kreditpolitischer Impulse im Niveaukanal und im Kreditkanal der Geldpolitik | 292 | ||
a) Der Niveaukanal der Geldpolitik | 293 | ||
b) Der Kreditkanal der Geldpolitik | 294 | ||
c) Geldpolitik und Kreditvolumen | 295 | ||
2. Die Struktur der Bankkreditvergabe in der Bundesrepublik Deutschland | 298 | ||
3. Der Zins als Determinante des Kreditvolumens in der Bundesrepublik Deutschland | 303 | ||
4. Kreditvolumen und Geldpolitik: Empirische Evidenz | 307 | ||
a) Die Auswahl der Untersuchungsvariablen | 308 | ||
b) Der Schätzansatz | 311 | ||
c) Der Integrationsgrad der Variablen | 312 | ||
d) Das Grundmodell (knf4) | 313 | ||
e) Die erweiterte Kreditnachfragefunktion I (knf5a): Die Rolle der Ertragserwartungen | 322 | ||
f) Die erweiterte Kreditnachfragefunktion II (knf5b): Die Rolle der Zinsdifferenz | 325 | ||
g) Die Stabilität der reduzierten Kreditnachfragefunktion II (knf5b) gegenüber geldpolitischen Zinsinterventionen | 334 | ||
5. Zusammenfassung | 343 | ||
IV. Die Struktur der Bankdepositen | 345 | ||
1. Der Strukturkanal der Geldpolitik | 345 | ||
2. Die Depositenstruktur im Geschäftsbankensektor als Ergebnis der simultanen Portfoliooptimierung von Geschäftsbanken und Einlegern | 348 | ||
a) Das ökonomische Kalkül der Geschäftsbanken | 348 | ||
b) Das ökonomische Kalkül der Depositenhalter | 351 | ||
3. Ein Modell für die aggregierte Nachfrage nach Bankdepositen und Bargeld | 357 | ||
a) Das Optimierungskalkül der repräsentativen Wirtschaftseinheit: Nutzenmaximierung | 360 | ||
b) Das duale Optimierungskalkül der repräsentativen Wirtschaftseinheit: Ausgabenminimierung | 362 | ||
c) Ableitung eines Schätzmodells: Das Almost Ideal Demand System (AIDS) | 363 | ||
d) Restriktionen aus der allgemeinen Nachfragetheorie | 365 | ||
4. Das Portfolioverhalten des Publikums: Empirische Evidenz | 366 | ||
a) Datenauswahl | 367 | ||
b) Spezifikation des Schätzansatzes | 370 | ||
c) Vergleich des verwendeten AIDS-Schätzansatzes mit anderen Studien zur Nachfrage nach finanziellen Aktiva | 372 | ||
d) Empirische Ergebnisse | 374 | ||
e) Geldpolitische Implikationen | 390 | ||
5. Zusammenfassung | 402 | ||
V. Der Einfluß der Geldpolitik auf Zinsniveau und Zinsstruktur | 405 | ||
1. Der Einfluß der Geldpolitik auf den kurzfristigen Zins | 407 | ||
2. Der Einfluß der Geldpolitik auf den langfristigen Zins | 411 | ||
a) Laufzeitspekulation | 412 | ||
b) Internationale Kassamarktspekulation | 414 | ||
c) Realzinskalkül | 416 | ||
d) Die Einflußkanäle der Deutschen Bundesbank | 418 | ||
3. Der Einfluß der Geldpolitik auf die Zinsdifferenz | 422 | ||
4. Der empirische Zusammenhang zwischen kurzfristigem und langfristigem Zins | 423 | ||
a) Der Schätzansatz | 424 | ||
b) Tests auf Kointegration | 427 | ||
c) Die langfristige Gleichgewichtsbeziehung | 430 | ||
d) Die kurzfristige Dynamik | 433 | ||
e) Der kurz- und langfristige Einfluß der Geldpolitik | 441 | ||
5. Die Wirkung einer Tagesgeldzinsvariation auf die gleichgewichtige Geldmenge | 446 | ||
a) Analytische Ausgestaltung der totalen Semizinselastizität der Geldmenge M3 | 447 | ||
b) Numerische Ausgestaltung der totalen Semizinselastizität der Geldmenge M3 | 450 | ||
6. Zusammenfassung | 457 | ||
D. Schlußbetrachtung und Ausblick | 463 | ||
I. Zusammenfassung der Ergebnisse | 463 | ||
II. Die Geldmenge M3: exogen oder endogen? | 465 | ||
III. Geldpolitische Implikationen einer endogenen Geldmenge | 468 | ||
IV. Ausblick: Braucht die Deutsche Bundesbank ein Geldmengenziel | 472 | ||
Anhang | 479 | ||
I. Anhang zu Abschnitt B.III. | 479 | ||
II. Anhang zu Abschnitt C.II. | 484 | ||
III. Anhang zu Abschnitt C.III. | 487 | ||
IV. Anhang zu Abschnitt C.IV. | 492 | ||
V. Anhang zu Abschnitt C.V. | 494 | ||
VI. Anhang zu den verwendeten Datenreihen | 498 | ||
Literaturverzeichnis | 501 |