Die wirtschaftliche Betrachtungsweise im Privatrecht
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Die wirtschaftliche Betrachtungsweise im Privatrecht
Dargestellt an den Kapitalaufbringungs- und -erhaltungsvorschriften im Recht der GmbH
Schriften zum Wirtschaftsrecht, Vol. 102
(1997)
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Abstract
Nicht nur im Steuerrecht, sondern auch im Privatrecht - und dort vor allem im Gesellschaftsrecht - argumentieren Rechtsprechung und Literatur vielfach mit einer "wirtschaftlichen Betrachtungsweise": Einer "bloß formalen" Anwendung von Rechtsnormen wird eine Absage erteilt; maßgeblich sei der "wirtschaftliche Gehalt" des zu beurteilenden Sachverhalts. Auf diese Weise werden komplexe rechtliche Gestaltungen, die die unerwünschten Rechtsfolgen etwa einer verschleierten Sacheinlage, einer verdeckten Gewinnausschüttung oder eines kapitalersetzenden Darlehens zu vermeiden suchen, mit nur geringem Begründungsaufwand negiert.Die vorliegende Arbeit mißt die wirtschaftliche Betrachtungsweise in ihrer vorherrschenden Form an den Begrifflichkeiten der Methodenlehre. Es zeigt sich, daß nur eine konsequente Rückführung der wirtschaftlichen Betrachtungsweise auf ein klassisches Normanwendungsmodell rational nachvollziehbare Ergebnisse hervorbringt.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Kapitel 1: Die wirtschaftliche Betrachtungsweise im Privatrecht – Zielsetzung, Definition, Abgrenzung und Vorgehensweise | 17 | ||
I. Die Zielsetzung dieser Arbeit | 17 | ||
II. Vorläufige Definition des Begriffes der wirtschaftlichen Betrachtungsweise | 19 | ||
III. Abgrenzung zu verwandten oder in der Bezeichnung ähnlich lautenden Gegenständen | 22 | ||
1. Wirtschaftliche Bedeutung von Sachverhalten als Inhalt des Tatbestandes einer Norm | 22 | ||
2. Verwendung wirtschaftswissenschaftlicher Methoden bei der Rechtsfindung | 23 | ||
3. „Wirtschaftliche Betrachtungsweise“ als eine die wirtschaftliche Lage der von der Entscheidung Betroffenen beachtende Form der Rechtsanwendung | 24 | ||
4. Ökonomische Analyse des Rechts | 24 | ||
5. Wirtschaftliche Betrachtungsweise als eine bestimmte Auslegung bürgerlich-rechtlicher Begriffe | 25 | ||
IV. Gang der Darstellung | 26 | ||
Kapitel 2: Fälle der wirtschaftlichen Betrachtungsweise im Recht der GmbH | 27 | ||
I. Verdeckte Sacheinlagen | 27 | ||
1. Problemstellung | 27 | ||
2. Rechtsprechung | 30 | ||
a) Reichsgericht | 30 | ||
b) BGHZ 15, 52 ff. | 31 | ||
c) BGHZ 28, 314 ff. | 32 | ||
d) BGHZ 110, 47 ff. | 33 | ||
e) BGHZ 118, 83 ff. | 34 | ||
f) BGHZ 113, 336 ff. | 36 | ||
g) BGHZ 122, 180 ff. | 37 | ||
3. Einordnung in der Literatur | 37 | ||
II. Die verdeckte Gewinnausschüttung | 39 | ||
1. Problemstellung | 39 | ||
2. Rechtsprechung | 40 | ||
a) RGZ 146, 84 ff. | 41 | ||
b) BGHZ 31, 258 ff. | 42 | ||
c) BGHZ 81, 365 ff. | 43 | ||
3. Einordnung in der Literatur | 44 | ||
a) Die Lehre vom Doppelgeschäft | 44 | ||
b) Leistungen causa societatis | 45 | ||
c) Einzelfallbezogene Ansätze | 46 | ||
III. Kapitalersetzende Darlehen | 47 | ||
1. Problemstellung | 48 | ||
2. Rechtsprechung | 50 | ||
a) Reichsgericht | 50 | ||
aa) JW 1938, S. 862 ff. | 50 | ||
bb) JW 1939, S. 355 ff. | 51 | ||
b) Bundesgerichtshof | 52 | ||
aa) BGHZ 31, 258 ff. | 52 | ||
bb) WM 1972, S. 74 ff. | 53 | ||
cc) BGHZ 105, 168 ff. | 53 | ||
c) Zusammenfassung | 54 | ||
3. Gesetzesbegründung | 55 | ||
4. Einordnung in der Literatur | 55 | ||
a) Fehlverhalten des Gesellschafter-Gläubigers | 56 | ||
aa) Venire contra factum proprium | 56 | ||
bb) Vertrauensschutz | 56 | ||
cc) Konkursverschleppung | 57 | ||
dd) Finanzierungsverantwortung der Gesellschafter | 58 | ||
b) Wirtschaftliche Betrachtungsweise: Materieller Eigenkapitalbegriff | 59 | ||
c) Verhältnis von Fehlverhaltensvorwurf und wirtschaftlicher Betrachtungsweise | 60 | ||
d) Ergebnis | 61 | ||
5. Wirtschaftlich vergleichbare Rechtshandlungen, § 32a Abs. 3 | 61 | ||
Kapitel 3: Die wirtschaftliche Betrachtungsweise im Steuerrecht | 63 | ||
I. Regelung in der Reichsabgabenordnung von 1919 | 63 | ||
1. Enno Beckers Entwurf zu § 4 Reichsabgabenordnung | 63 | ||
a) Verselbstständigung des Steuerrechts durch Gesetzesauslegung, § 4 Satz 1 des Entwurfes | 64 | ||
b) Überwindung der Verhaftung an äußeren Formen durch „Tatbestandswürdigung“, § 4 Satz 2 des Entwurfes | 65 | ||
2. Endgültige Regelung in der RAO und weitere Entwicklung | 66 | ||
a) Fehlen des § 4 Satz 2 in der Endfassung des Gesetzes | 66 | ||
b) Entwicklung der Rechtsprechung | 67 | ||
II. § 1 Abs. 3 des Steueranpassungsgesetzes von 1934 | 68 | ||
1. Nationalsozialistisches Verständnis der Vorschrift | 68 | ||
2. Die Position des Reichsfinanzhofes | 69 | ||
III. Die Zeit von 1945 bis zur Neuordnung der Abgabenordnung | 70 | ||
IV. Abgabenordnung 1977 | 71 | ||
V. Dogmatische Einordnung der Sachverhaltsbeurteilung | 72 | ||
1. Sachverhaltsbeurteilung als Teil des Rechtsanwendungsprozesses | 73 | ||
2. Sachverhaltsbeurteilung als methodisch unzulässige Vorgehensweise | 74 | ||
3. Bestimmte Auslegung der Steuergesetze | 75 | ||
VI. Bedeutung der steuerrechtlichen Diskussion für die weitere Untersuchung | 76 | ||
1. Fehlende Kodifizierung | 76 | ||
2. Rechtsstaatliche Erwägungen | 76 | ||
3. Analogieverbot im Steuerrecht | 77 | ||
4. Eigenständigkeit des Steuerrechts | 77 | ||
Kapitel 4: Die Behandlung der wirtschaftlichen Betrachtungsweise im Schrifttum außerhalb des Steuerrechts | 79 | ||
I. Gesellschaftsrechtliches Schrifttum | 80 | ||
II. Zivilrechtliches Schrifttum | 81 | ||
1. Rittner | 81 | ||
2. Häsemeyer | 82 | ||
3. Pawlowski | 82 | ||
4. Jahr | 83 | ||
5. Leenen | 84 | ||
6. Ballerstedt/Mestmäcker | 84 | ||
7. Raisch/K. Schmidt | 84 | ||
8. Torggler | 85 | ||
III. Kartellrecht | 85 | ||
1. Ulmer | 86 | ||
2. Teichmann | 86 | ||
IV. Strafrecht | 87 | ||
1. Bruns | 87 | ||
2. Cadus | 88 | ||
3. Otto | 88 | ||
V. Zusammenfassung | 88 | ||
Kapitel 5: Eigener Ansatz für die methodologische Einordnung der wirtschaftlichen Betrachtungsweise | 90 | ||
I. Sachverhaltsbeurteilung | 90 | ||
1. Die „Brille“ der wirtschaftlichen Betrachtungsweise in der Rechtsprechung | 91 | ||
a) Das Problem | 91 | ||
b) Die Lösung nach wirtschaftlicher Betrachtungsweise in ihrer herkömmlichen Form | 91 | ||
2. Semantische Bedeutung des Ausdrucks „wirtschaftliche Betrachtungsweise“ | 93 | ||
3. Elemente zwischen Norm und Sachverhalt? | 93 | ||
a) Der Justizsyllogismus | 94 | ||
b) Engischs Bild vom „Hin- und Herwandern des Blickes“ | 96 | ||
aa) Die Bildung des Sachverhaltes | 97 | ||
bb) Subsumtion als Annäherung des Lebenssachverhaltes an die Norm | 98 | ||
c) A. Kaufmanns These von der Rechtsfindung als einer Assimilation von Lebenssachverhalt und Norm | 99 | ||
d) Unergiebigkeit der neueren rechtsmethodischen Diskussion | 101 | ||
e) Zwischenergebnis | 102 | ||
4. Verfassungswidrigkeit einer sachverhaltsbeurteilenden wirtschaftlichen Betrachtungsweise? | 102 | ||
5. Ungeeignetheit einer sachverhaltsbeurteilenden wirtschaftlichen Betrachtungsweise als Mittel einer rationalen Argumentation | 103 | ||
a) Ungeeignetheit des Kriteriums des „wirtschaftlichen“ | 103 | ||
b) Fehlende Auswahlkriterien | 104 | ||
6. Zwischenergebnis | 105 | ||
II. Auslegung und Qualifikation rechtsgeschäftlicher Erklärungen | 105 | ||
1. Auslegung rechtsgeschäftlicher Erklärungen | 106 | ||
a) Auslegungslösung bei kapitalersetzenden Darlehen | 106 | ||
b) Ungeeignetheit der rechtsgeschäftlichen Auslegung zur Einordnung der wirtschaftlichen Betrachtungsweise | 107 | ||
2. Qualifikation von Rechtsgeschäften | 108 | ||
a) Die Bedeutung der rechtsgeschäftlichen Qualifikation im Privatrecht | 109 | ||
aa) Der Begriff der rechtsgeschäftlichen Qualifikation | 109 | ||
bb) Qualifikation als Begrenzung der Privatautonomie | 109 | ||
cc) Praktische Bedeutung der Qualifikation | 110 | ||
b) Qualifikation und wirtschaftliche Betrachtungsweise | 112 | ||
c) Stellungnahme | 113 | ||
3. Zwischenergebnis | 113 | ||
III. Treu und Glauben, § 242 BGB | 114 | ||
1. Nähe von § 242 BGB und wirtschaftlicher Betrachtungsweise in der Rechtsprechung | 114 | ||
2. Die Lehre vom Rechtsmißbrauch | 115 | ||
a) Individueller Rechtsmißbrauch | 115 | ||
b) Institutioneller Rechtsmißbrauch | 116 | ||
3. Ungeeignetheit des Rechtsmißbrauchsgedankens für die Einordnung der wirtschaftlichen Betrachtungsweise | 117 | ||
4. Zwischenergebnis | 119 | ||
IV. Gesetzesumgehung | 119 | ||
1. Geschichte | 120 | ||
2. Heute vertretene Auffassungen zur Gesetzesumgehung | 122 | ||
a) Gesetzesumgehung als Scheingeschäft | 122 | ||
b) Gesetzesumgehung als eigenständiges Rechtsinstitut | 123 | ||
c) Der Begriff der Gesetzesumgehung als Kennzeichnung einer Form der normzweckorientierten Rechtsanwendung | 125 | ||
3. Zwischenergebnis | 126 | ||
V. Typologische Betrachtungsweise | 126 | ||
1. Die Denkform des Typus | 127 | ||
2. Der Erkenntniswert der Typuslehre für die Rechtsanwendung | 128 | ||
a) Tatbestandsmerkmal als Typus | 128 | ||
b) Rechtsfortbildung aus Strukturtypen | 129 | ||
3. Die Konzeption Leenens zur Einordnung der wirtschaftlichen Betrachtungsweise | 130 | ||
4. Stellungnahme | 131 | ||
5. Zwischenergebnis | 133 | ||
VI. Gesetzesauslegung im weiteren Sinne | 133 | ||
1. Unmöglichkeit der Zuordnung der wirtschaftlichen Betrachtungsweise allein zur Gesetzesauslegung oder allein zur Analogie | 134 | ||
2. Erforderlichkeit einer Zuordnung unter dem Gesichtspunkt einer Wesensverschiedenheit beider Institute oder aus rechtsstaatlichen Erwägungen? | 136 | ||
a) Möglichkeit einer Abgrenzung? | 136 | ||
b) Praktisches Bedürfnis für eine Abgrenzung? | 137 | ||
3. Erforderlichkeit einer Zuordnung aufgrund praktisch unterschiedlicher Vorgehensweise? | 138 | ||
a) Gesetzesauslegung als zunehmende Konkretisierung des Gesetzes durch Gleichsetzung | 138 | ||
aa) Das Gleichsetzungsmodell Engischs und Kaufmanns | 139 | ||
bb) Kritik und Stellungnahme | 141 | ||
cc) Zwischenergebnis: Auslegung als Gleichsetzung von Fällen | 142 | ||
b) Analogie als die Gleichbehandlung ähnlicher Sachverhalte | 142 | ||
aa) Voraussetzung der Gesetzeslücke als einziger Unterschied zwischen Auslegung und Analogie | 143 | ||
bb) Erforderlichkeit einer Gesetzeslücke? | 144 | ||
(1) Dogmatische Begründung | 144 | ||
(2) Relevanz in der praktischen Prüfung? | 145 | ||
c) Zwischenergebnis: Übereinstimmender Prüfungsansatz | 146 | ||
4. Zusammenfassung: Wirtschaftliche Betrachtungsweise als Gesetzesauslegung im weiteren Sinne | 146 | ||
5. Bedürfnis für einen eigenständigen Begriff der wirtschaftlichen Betrachtungsweise? | 147 | ||
a) Wirtschaftliche Betrachtungsweise als Kennzeichnung der Umgehungssituation | 147 | ||
b) Wirtschaftliche Betrachtungsweise als besondere Vorgehensweise bei der Gesetzesauslegung im weiteren Sinn | 148 | ||
c) Bedeutung gesetzlicher Vorschriften zur wirtschaftlichen Betrachtungsweise | 148 | ||
6. Nichtanwendbarkeit einer Norm aufgrund wirtschaftlicher Betrachtungsweise? | 149 | ||
a) Einschränkende Auslegung | 149 | ||
b) Teleologische Reduktion | 150 | ||
c) Ergebnis | 151 | ||
Kapitel 6: Die wirtschaftliche Betrachtungsweise in der praktischen Prüfung | 152 | ||
I. Besondere Anwendungsvoraussetzung einer wirtschaftlichen Betrachtungsweise? | 152 | ||
II. Die Prüfungsfolge | 153 | ||
1. Der gesetzliche Normfall | 154 | ||
2. Zuordnung des Lebenssachverhaltes | 154 | ||
3. Vergleich anhand des Gesetzeszweckes | 154 | ||
4. Wertende Entscheidung | 155 | ||
III. Zur Verwendung dieser Prüfungsfolge | 156 | ||
Kapitel 7: Anwendung auf ausgewählte Probleme | 157 | ||
I. Verdeckte Sacheinlagen | 157 | ||
1. Der Normfall | 157 | ||
2. Erforderlichkeit eines subjektiven Elementes? | 159 | ||
a) Bisherige Diskussion | 159 | ||
b) Wertender Fallvergleich | 161 | ||
3. Drei- und Mehrpersonenverhältnisse | 163 | ||
a) Bisherige Diskussion | 164 | ||
b) Wertender Fallvergleich | 165 | ||
II. Verdeckte Gewinnausschüttungen | 169 | ||
1. Der gesetzliche Normfall | 169 | ||
2. Wechselseitige Beteiligungen | 170 | ||
a) Bisherige Diskussion | 170 | ||
b) Wertender Fallvergleich | 171 | ||
3. Leveraged Buyout und Management Buyout | 175 | ||
a) Bisherige Diskussion | 176 | ||
b) Wertender Fallvergleich | 177 | ||
III. Eigenkapitalersetzende Darlehen | 179 | ||
1. Der Normfall | 180 | ||
2. Einschränkung der Regeln über den Eigenkapitalersatz für Treuhänder? | 180 | ||
a) Bisherige Diskussion | 181 | ||
b) Wertender Fallvergleich | 182 | ||
3. Eigenkapitalersetzende Funktion von Nutzungsüberlassungen | 188 | ||
a) Bisherige Diskussion | 188 | ||
aa) Einbeziehung in den Tatbestand des kapitalersetzenden Darlehens | 188 | ||
bb) Rechtsfolgen | 190 | ||
b) Wertender Fallvergleich | 191 | ||
Kapitel 8: Zusammenfassung der Ergebnisse | 199 | ||
Literaturverzeichnis | 201 |