Normenkonkurrenz in historischer Perspektive
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Normenkonkurrenz in historischer Perspektive
Editors: Karsten, Arne | Thiessen, Hillard von
Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte, Vol. 50
(2015)
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Arne Karsten studierte Kunstgeschichte, Geschichte und Philosophie in Göttingen, Rom und an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er promovierte dort 2001 und war bis 2009 leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter des Forschungsprojekts »REQUIEM – Die römischen Papst- und Kardinalsgrabmäler der Frühen Neuzeit« (www.requiem-projekt.de) am Seminar für Kunstgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit dem WS 2009/2010 ist Arne Karsten Junior-Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Bergischen Universität Wuppertal.Hillard von Thiessen wurde 2001 in Freiburg mit einer Arbeit zu Kapuzinern in der Konfessionalisierung promoviert. Daraufhin arbeitete er über Diplomatie und Netzwerke in den spanisch-römischen Beziehungen im frühen 17. Jahrhundert und wurde mit einer Arbeit zu diesem Thema 2007 in Bern habilitiert. Anschließend vertrat er den Lehrstuhl für die Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität zu Köln, bevor er 2013 auf einen ebenso denominierten Lehrstuhl an die Universität Rostock berufen wurde. Seine Forschungsschwerpunkte sind: frühneuzeitliche Religiosität, die Geschichte der Außenbeziehungen und die Kulturgeschichte von Werten und Normen in der Vormoderne.Abstract
Normenkonflikte bilden einen ausgesprochen ertragreichen Forschungsgegenstand für Historikerinnen und Historiker, denn sie bieten Einblicke in den Wertehorizont einer Gesellschaft und den Wandel, dem dieser unterliegt. Was in einer Gesellschaft als akzeptabel gilt und was nicht, wird in Konflikten über Handlungsweisen sichtbar, die in dem Band vom späten Mittelalter bis zum Übergang in die Moderne untersucht werden. Dieser Zeitraum ist durch eine besondere Ausprägung von »Normenkonkurrenz« geprägt. Das bedeutet, dass Individuen sich in Situationen befinden, in denen sie unterschiedlichen, oft vollkommen widersprüchlichen Handlungserwartungen religiöser, sozialer oder gemeinwohlorientierter Provenienz ausgesetzt waren. Die Beitragsautoren des Bandes untersuchen, wie Individuen und Gruppen solche Widersprüche meisterten und diskutieren methodische Herangehensweisen und Theorien zur Beschreibung und Erklärung normativen Wandels und normativer Kontinuitäten.»Normenkonkurrenz« (behavioural norms in competition) is a concept of historical research that investigates the way individuals coped with normative conflicts and ambiguity. Such ambiguity was particularly marked from the late medieval period up to the time around 1800. Religious and social norms were overlapping with each other as well as with norms concerning the public good. The volume discusses approaches and theories appropriate to describe and explain normative change and continuity.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Inhalt | 5 | ||
Arne Karsten / Hillard von Thiessen: Einleitung: Normenkonkurrenz in historischer Perspektive | 7 | ||
Religiöse Normen und die „Welt“ | 19 | ||
Philip Knäble: Jenseits der Norm? Ambivalente Ansichten zum Tanz in der Kathedrale von Auxerre im Spätmittelalter | 21 | ||
I. Tanz in mittelalterlichen Konzilsbeschlüssen | 25 | ||
II. Tanz und Ballspiel bei den Liturgikern | 26 | ||
III. Normenkonkurrenz und Normenkonflikte bei der Pelotte von Auxerre | 30 | ||
IV. Die Reformation als Legitimation für veränderte Normvorstellungen | 35 | ||
Schlussbetrachtung | 36 | ||
Christian Windler: Regelobservanz und Mission. Katholische Ordensgeistliche im Safavidenreich (17. und frühes 18. Jahrhundert) | 39 | ||
I. Normenkonkurrenz und Ambiguitätstoleranz | 44 | ||
II. Mission und strenge Observanz bei den unbeschuhten Karmeliten | 49 | ||
III. Rollenvielfalt und Normenkonkurrenz | 51 | ||
IV. Visitationen: Regelobservanz und personale Verflechtung | 58 | ||
Florian Schmitz: Normenkonkurrenz oder Normenkongruenz? Dimensionen eines Konzeptes anhand eines Korruptionsfalles von 1534 | 65 | ||
I. Einleitung | 65 | ||
II. Fallstudie: Reformation, Korruption – Normenkonkurrenz? | 67 | ||
III. Fazit | 78 | ||
Soziale Normen und Institutionen | 81 | ||
Birgit Emich: Normen an der Kreuzung. Intersektionalität statt Konkurrenz oder: Die unaufhebbare Gleichzeitigkeit von Amt, Stand und Patronage | 83 | ||
André Krischer: Förmlichkeit und Geselligkeit im englischen Flottenamt 1663–1666 – konkurrierende Normen? Zugleich ein Beitrag über Organisationsbildung in der Frühen Neuzeit | 101 | ||
Einleitung | 101 | ||
I. Das Flottenamt als Organisation | 105 | ||
II. Pepys in seiner Rolle als Organisationsmitglied | 108 | ||
III. Kollegiale Interaktion | 111 | ||
1. Geselligkeit mit Organisation | 115 | ||
2. Organisation mit Geselligkeit | 117 | ||
Ergebnisse | 118 | ||
Niels Grüne: „Leute, welche dieser Stellen […] unwürdig sind?“ Konsistenzerwartungen und Normenassimilation in der Frühen Neuzeit | 121 | ||
I. Einleitung | 121 | ||
II. Klientelismus und Ämterkauf im Württemberg des 18. Jahrhunderts | 124 | ||
III. Die Kölner Erzbischofs- bzw. Koadjutorwahlen von 1583 und 1688 | 130 | ||
IV. Schlussbetrachtung | 137 | ||
Der normative Rahmen wirtschaftlichen Handelns | 139 | ||
Julia Zunckel: Die Kontroverse um die Genueser Wechselmessen im Pontifikat Gregors XV. Wucher, Kredit und Kommerz im Zeichen der Normenkonkurrenz | 141 | ||
I. Der Markt im Spannungsfeld der Normen | 141 | ||
II. Das Zinswucherverbot in der Säkularisierung | 144 | ||
III. Ein bemerkenswerter Briefwechsel | 148 | ||
IV. Strukturen und Interessen | 151 | ||
V. Organsierte Heuchelei | 153 | ||
VI. Gemeinwohlnorm | 154 | ||
VII. Soziale Normen | 160 | ||
VIII. Religiöse Normen | 165 | ||
Moritz Isenmann: Zwischen nationalen Handelsinteressen und universaler Solidarität: Normenkonkurrenz in Antoine de Montchrestiens Traicté de l’oeconomie politique (1615) | 171 | ||
I. Normenkonkurrenz in der Wirtschaft? | 171 | ||
II. „Politische Ökonomie“ | 174 | ||
III. Wirtschaftliche Konkurrenz zwischen staatlicher Souveränität und „Völkerrecht“ | 179 | ||
IV. Normative Eindeutigkeit und neue Ambivalenz der Moderne | 186 | ||
Normenkonkurrenz im Übergang zur Moderne | 189 | ||
Georg Eckert: „Novus ordo seclorum“: Normenkonkurrenz und Konkurrenznormen in der Amerikanischen Revolution | 191 | ||
I. Normenkonkurrenz als Regelfall | 192 | ||
II. In der Offensive: Wider die britische Normen-Usurpation | 194 | ||
III. In der Defensive: Sieg ohne Zielvorgabe | 199 | ||
IV. Einheit als Tyrannei: Konkurrenznormen für die Normenkonkurrenz | 203 | ||
V. The Federalist: Konkurrenz als höchste Norm | 208 | ||
VI. „Novus ordo seclorum“: Agree to Disagree | 214 | ||
Jens Ivo Engels: Vom vergeblichen Streben nach Eindeutigkeit. Normenkonkurrenz in der europäischen Moderne | 217 | ||
I. Ausgangspunkt Vormoderne | 218 | ||
II. Die Moderne als Versuch, Eindeutigkeit zu generieren | 220 | ||
III. Auswirkungen auf Normensysteme und Normenkonkurrenz: Drei Operationen auf dem Weg zur Eindeutigkeit von Normen | 223 | ||
1. | 224 | ||
2. | 226 | ||
3. | 227 | ||
IV. Beispiel 1: Sphärentrennung und Verabsolutierungeines Normensystems: Politik und Korruptionsbekämpfung | 228 | ||
V. Beispiel 2: Hilfsnormen in der Wirtschafts-Ethik | 233 | ||
Normenkonkurrenz als Konzept historischer Forschung | 239 | ||
Hillard von Thiessen: Normenkonkurrenz. Handlungsspielräume, Rollen, normativer Wandel und normative Kontinuität vom späten Mittelalter bis zum Übergang zur Moderne | 241 | ||
I. Normen und menschliches Handeln | 241 | ||
II. Entwürfe einer Geschichte der Normenin der Frühen Neuzeit | 243 | ||
III. Werte – Normen – Rollen | 248 | ||
IV. Normenkonkurrenz | 251 | ||
V. Normensysteme | 255 | ||
VI. Ambiguitätstoleranz, organisierte Heucheleiund normative Arbeitsteilung | 265 | ||
VII. Felder, Räume und Zeiten normativer Eindeutigkeit | 274 | ||
VIII. Ausblick: Normenhorizonte im Übergang zur Moderne | 281 | ||
Quellen- und Literaturverzeichnis | 287 | ||
I. Quellen | 287 | ||
II. Literatur | 292 | ||
Autorenverzeichnis | 341 | ||
Abbildungsnachweis | 340 |