Geld, Banken und Staat in Sozialismus und Transformation
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Geld, Banken und Staat in Sozialismus und Transformation
Vom Zusammenbruch der Sowjetunion zur Finanzkrise in der Russischen Föderation
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung. Sonderhefte, Vol. 170
(2000)
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Abstract
Die russische Finanzkrise des Jahres 1998 wies nicht nur Züge einer klassischen Währungskrise auf, sondern war auch Ausdruck der inkonsistenten Reformen des Finanzsektors. Obwohl das tiefgreifende Spannungsverhältnis zwischen der nur partiell durchgesetzten Zahlungswirtschaft im Inland und einer dynamisch ansteigenden Auslandsverschuldung spätestens mit der Währungskrise sichtbar wurde, fehlte bislang eine umfassende Untersuchung der Funktionsbedingungen des russischen Finanzsektors.Die Autorin versucht diese Lücke zu schließen. Auf der Grundlage von Modellen finanzieller Entwicklung wird untersucht, welche Auswirkungen die im Zuge der Transformation notwendige Liberalisierung des Finanzmarktes gegenüber unterschiedlichen staatlichen Eingriffen in Finanztransaktionen (finanzielle Repression) auf das Wachstum hat. Anknüpfend an die Argumentation von Pagano und King/Levine (endogene Wachstumstheorie) zeigt sie die Zusammenhänge zwischen den durch finanzielle Repression verursachten Transaktionskosten auf dem Finanzmarkt und der Ausweitung quasi-fiskalischer Aktivitäten auf. Die Analyse der Funktionen des Geldes, aber auch des Finanzsektors in der zusammenbrechenden Sowjetunion läßt erkennen, daß bereits während der Perestrojka Erscheinungsformen finanzieller Repression die "klassische" Planwirtschaft substituierten und den indirekten staatlichen Zugriff auf die Ressourcen sicherten. In der Russischen Föderation wurde nach Transformationsbeginn an diese Tradition angeknüpft: Staatlich induzierte präferentielle Kredite, Devisenmarktregulierungen sowie Inflationssteuer, aber auch der schwache Schutz der Gläubigerrechte, die staatliche Tolerierung der Nichtzahlung und eine diskretionäre Steuerpolitik sind Beispiele hierfür. Mechthild Schrooten zeigt, daß diese Art der Wirtschaftspolitik die Investitionstätigkeit, das gesamtwirtschaftliche Wachstum sowie den Übergang auf eine funktionsfähige Zahlungswirtschaft maßgeblich behinderte.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Inhaltsverzeichnis | 5 | ||
Abbildungsverzeichnis | 7 | ||
Tabellenverzeichnis | 9 | ||
Verzeichnis der verwendeten Symbole | 10 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 12 | ||
I. Vorbemerkung | 13 | ||
II. Sozialismus, Geld und Transformation | 18 | ||
1. Geld im Systemvergleich | 19 | ||
a) Marx: Sozialismus impliziert Abschaffung des Geldes | 20 | ||
b) Von Mises: Sozialistische Eigentumsordnung begrenzt Geldftinktion | 22 | ||
c) Eucken: Zentraler Plan versus Preismechanismus | 23 | ||
d) Kornai: „Weiche“ versus „harte“ Budgetrestriktion | 24 | ||
2. Geldfunktionen im Sozialismus | 26 | ||
a) Spezialgelder zur Sicherung der sozialistischen Eigentumsordnung | 26 | ||
b) Inflation im Sozialismus | 30 | ||
3. Ansatzpunkte der Transformation | 32 | ||
III. Finanzsektor, Staat und Wachstum | 38 | ||
1. Theoretische Legitimation finanzieller Repression? | 40 | ||
a) Keynes: Liquiditätspräferenz und Zins | 41 | ||
b) Tobin: Portfolioentscheidung und Zins | 43 | ||
2. McKinnon und Shaw: Unterentwickelte Finanzmärkte, Finanzmarktliberalisierung und Wachstum | 45 | ||
a) McKinnon: Komplementarität zwischen Geldhaltung und Investition | 45 | ||
b) Shaw: Finanzintermediation und Wachstum | 47 | ||
c) Zinsobergrenzen versus Finanzmarktliberalisierung | 49 | ||
3. Finanzmarktliberalisierung und endogene Wachstumstheorie | 54 | ||
a) Aufgaben der Finanzintermediäre | 54 | ||
b) Pagano: Leistungsfähigkeit des Finanzmarktes und gesamtwirtschaftliches Wachstum | 59 | ||
c) King und Levine: Finanzmarktliberalisierung und Wachstum | 61 | ||
4. Fiskalische Implikationen finanzieller Repression | 71 | ||
a) Staatliche Einflussnahme auf die Kreditvergabe | 72 | ||
b) Fiskalische Entlastung durch staatliche Einflussnahme auf die Kreditverzinsung | 76 | ||
c) Seigniorage und Inflationssteuer | 78 | ||
d) Quantifizierung des Gesamtausmaßes finanzieller Repression | 81 | ||
5. Kritik an der Finanzmarktliberalisierung | 83 | ||
IV. Geld und Finanzsektor im sowjetischen Sozialismus | 89 | ||
1. Entstehung und Reform des sowjetischen Sozialismus | 89 | ||
a) Der traditionelle sowjetische Sozialismus | 90 | ||
b) Perestrojka: Zwischen Systemerhalt und Transformation | 94 | ||
2. Von der zentralen Planung zur finanziellen Repression | 98 | ||
a) Zentralbank, Geldmengenentwicklung und Kreditvergabe | 99 | ||
b) Staatliche Eingriffe in den Geschäftsbankensektor | 103 | ||
c) Finanzierung des Staatssektors | 108 | ||
d) Staatssektor versus private Haushalte | 113 | ||
3. Von der Perestrojka zur Finanzkrise | 117 | ||
V. Zwischen Finanzmarktliberalisierung und Demonetisierung: Wachstumshemmnisse in der Russischen Föderation | 122 | ||
1. Veränderungen der institutionellen Rahmenbedingungen | 123 | ||
a) Privatisierung, „gemischter Sektor“, privates Eigentum | 124 | ||
b) Geldfunktionen und Finanzmarktregulierung | 128 | ||
2. Stabilisierung, Finanzmarktliberalisierung und Wachstum | 132 | ||
a) Geld- und währungspolitische Grundausrichtung | 133 | ||
b) Leistungsfähigkeit des Finanzmarktes und gesamtwirtschaftliche Entwicklung | 140 | ||
c) Finanzmarktliberalisierung im Spannungsfeld finanzpolitischer Ansprüche | 152 | ||
3. Der Russische Weg: Postsozialistische Demonetisierung | 160 | ||
a) Bankensektor und Bad-loans | 161 | ||
b) Wechselseitige Verschuldung und Barter | 170 | ||
4. Russische Finanzkrise | 174 | ||
a) Staatsverschuldung | 175 | ||
b) Transformationserfolg? | 178 | ||
VI. Zusammenfassung und Ausblick | 181 | ||
Literaturverzeichnis | 187 |