Konjunktur und Wachstum als Gegenstand der Wirtschaftstheorie
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Konjunktur und Wachstum als Gegenstand der Wirtschaftstheorie
Eine modelltheoretische und methodologische Beurteilung moderner makroökonomischer Erklärungsansätze aus evolutionsökonomischer Sicht
Duisburger Volkswirtschaftliche Schriften, Vol. 37
(2002)
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Abstract
In den letzten zwei Jahrzehnten war die Nationalökonomik Zeugin einer sprichwörtlichen "Hochkonjunktur" bei der Entwicklung kausaler Erklärungsansätze mittelfristiger gesamtwirtschaftlicher Fluktuationen. Aufbauend auf der "Theorie realer Konjunkturzyklen" und deren Erweiterung in Modellen der "Neuen Keynesianischen Makroökonomik" entstand ein Forschungsprogramm, dessen Produktivität bestenfalls noch von seinem mathematischen Anspruchsniveau übertroffen wird. Die mit zunehmendem Abstraktionsgrad geführte und zu einem gewichtigen Teil mit formal-analytischen Fragestellungen befaßte wissenschaftliche Diskussion geht jedoch gleichzeitig mit einer Entfremdung von Theorie und Praxis einher; die Hilfsfunktion der Theorie für die Wirtschaftspolitik weicht oftmals einer rein akademischen Übung ohne empirischen Problembezug. Vor dem Hintergrund dieser "Neuen Konjunktur-Dichotomie" stellt sich daher die Frage nach dem Eigenwert der modernen Erklärungsansätze konjunktureller Schwankungen.In der vorliegenden Arbeit zeigt der Autor im Anschluß an einen empirischen Überblick des Konjunkturphänomens zunächst die wissenschaftstheoretischen Grundlagen der modernen konjunkturtheoretischen Erklärungsansätze auf. Er weist nach, daß trotz dogmenspezifischer Detailunterschiede eine gemeinsame wissenschaftliche Weltanschauung zugrunde liegt, die aus dem klassisch-mechanistischen Weltbild hervorgeht und auf der formalen Ebene zu signifikanten Erklärungsmängeln führt. Der traditionellen Sicht wird daran anknüpfend die evolutionsökonomische Vorstellung wirtschaftlicher Dynamik systematisch gegenübergestellt und ihre konjunkturtheoretischen Implikationen allgemein und mit Hilfe eines synergetischen Modells konkret herausgearbeitet. Marc Kersten argumentiert, daß daraus abgeleitete konjunkturtheoretische Überlegungen eine sinnvolle Ergänzung zu den herrschenden Modellen darstellen und somit eine Erweiterung der bislang zu engen Perspektive in der theoretischen Diskussion erfordern.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsübersicht | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abbildungsverzeichnis | 13 | ||
Tabellenverzeichnis | 15 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 16 | ||
§ 1 Einführung | 17 | ||
Α. Aufbau und Gang der Arbeit | 22 | ||
§ 2 Empirie konjunktureller Schwankungen | 24 | ||
A. Zur Problematik der Trendbereinigung in der modernen Konjunkturanalyse | 24 | ||
B. Stilisierte Fakten der konjunkturellen Entwicklung | 35 | ||
C. Strukturimplikationen makroökonomischer Zeitreihen | 41 | ||
D. Zur Praxis und Güte konjunktureller Prognosen | 48 | ||
§ 3 Konjunkturschwankungen im Rahmen moderner makroökonomischer Erklärungsansätze: Das Forschungsprogramm des „Dynamischen Allgemeinen Gleichgewichts“ (DAG) | 55 | ||
A. Der „orthodoxe Mainstream“ | 57 | ||
1. Neue Klassische Makroökonomik und die Theorie realer Konjunkturzyklen | 58 | ||
a) Theoretische Grundlagen des RBC-Ansatzes | 60 | ||
b) Erweiterungen und Variationen des Grundmodells | 70 | ||
c) Empirie und Kritik | 75 | ||
2. Konjunkturelle Schwankungen aus Sicht der Neuen Keynesianischen Makroökonomik | 78 | ||
a) Ein NKM-Modell im Rahmen des orthodoxen Mainstream | 80 | ||
b) Weitere neukeynesianische Modifikationen des RBC-Grundmodells | 84 | ||
c) Empirie und Kritik | 86 | ||
3. Konjunktur und Wachstum | 88 | ||
a) Ein Modell mit endogenem Wachstum | 89 | ||
b) Weitere wachstumstheoretische Modifikationen des RBC-Grundmodells | 91 | ||
c) Empirie, Kritik und Fazit | 92 | ||
B. Der „unorthodoxe Mainstream“: Endogene Fluktuationen durch Sunspots und Nicht-Linearitäten | 93 | ||
1. Probleme mit rationalen Erwartungen und endogene Fluktuationen: Indeterminiertheit und Chaos | 94 | ||
2. Sunspots, Indeterminiertheit und endogene Fluktuationen | 95 | ||
a) Das RBC-Grundmodell mit Sunspot-Gleichgewichten | 96 | ||
b) Weitere Sunspot-Modelle im Rahmen des DAG-Forschungsprogramms | 98 | ||
c) Empirie und Kritik | 99 | ||
3. Nicht-Linearitäten und chaotische Wirtschaftsdynamik | 100 | ||
a) Ein einfaches chaostheoretisches Modell | 103 | ||
b) Weitere nicht-lineare Ansätze im Rahmen des DAG-Forschungsprogramms | 107 | ||
c) Empirie und Kritik | 108 | ||
C. Wissenschaftstheoretische Analyse | 109 | ||
1. Das klassisch-physikalische Paradigma im orthodoxen Mainstream | 113 | ||
a) Historische Einordnung und die Bedeutung physikalischer Prinzipien | 115 | ||
b) Grundprinzipien der klassischen Mechanik und Thermodynamik | 120 | ||
(1) Kausalität und deterministische Sicht | 120 | ||
(2) Die Bedeutung der Zeit | 126 | ||
(a) Das Konzept der „abstrakten Zeit“ | 126 | ||
(b) Irreversibilität der Zeit | 128 | ||
(3) Separierbarkeit, Überlagerung und einfache Komplexität | 134 | ||
c) Linearität, Gleichgewicht, dynamische und strukturelle Analyse | 137 | ||
2. Mikroökonomische Fundierung – Methodologischer Individualismus und rationaler homo oeconomicus | 143 | ||
3. Der unorthodoxe Mainstream als mögliches Bindeglied zwischen DAG-Forschungsprogramm und Evolutionsökonomik | 151 | ||
a) Endogenität und Irreversibilität | 152 | ||
b) Gleichgewicht, dynamische und strukturelle Stabilität | 152 | ||
c) Die Bedeutung der Erwartungen im Konjunkturverlauf | 155 | ||
4. Wirtschaftspolitische Implikationen | 156 | ||
a) Zur Rationalität wirtschaftspolitischer Steuerungsmaßnahmen | 157 | ||
b) Überlegungen zur Politikeffektivitätsdebatte | 158 | ||
(1) Die Lucas-Kritik | 158 | ||
(2) Optimale Wirtschaftspolitik und Lernverhalten | 159 | ||
(3) Wirtschaftspolitik bei nicht-linearen Interdependenzen | 161 | ||
5. Fazit: Die methodologische Konvergenz in der modernen Makroökonomik | 163 | ||
§ 4 Schwankungen der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung aus evolutionsökonomischer Sicht | 168 | ||
A. Wissenschaftstheoretische Analyse | 171 | ||
1. Das moderne biophysische Paradigma in der Ökonomik | 172 | ||
a) Evolutionsökonomik und allgemeiner Evolutionismus | 174 | ||
b) Die moderne physikalische Weltanschauung – Theoretische Grundlagen und ökonomisch relevante Erkenntnisse neuerer Forschungsgebiete | 184 | ||
(1) Strukturvarianz und Indeterminiertheit: kumulative, wechselseitige und lineare Kausalität | 184 | ||
(2) Die Bedeutung der Zeit: Dissipative Strukturen und die historische Offenheit des ökonomischen Prozesses | 188 | ||
(a) Historische Zeit und echte Unsicherheit | 189 | ||
(b) Irreversibilität der Zeit: Der Zweite Zeitpfeil | 193 | ||
(3) Höherdimensionale Komplexität | 194 | ||
c) Nicht-Linearität, Gleichgewicht, dynamische und strukturelle Analyse | 198 | ||
2. Mikroökonomische Grundlagen: Begrenzte Rationalität, Selbstorganisation und der homo creativus | 203 | ||
a) Verhaltensannomalien und begrenzte Rationalität | 205 | ||
b) Selbstorganisation, Regeln und Institutionen | 209 | ||
c) Erwartungsbildung und Lernverhalten | 214 | ||
d) Kreativität | 217 | ||
e) Aggregation und makroökonomische Implikationen | 222 | ||
3. Wirtschaftspolitische Implikationen | 224 | ||
4. Fazit: Schwankungen der gesamtwirtschaftlichen Aktivität in einer zukunftsoffenen, komplexen Ökonomie | 229 | ||
B. Der synergetische Ansatz als evolutionsökonomisches Modellierungskonzept | 235 | ||
1. Allgemeine theoretische Grundlagen | 237 | ||
2. Konjunkturschwankungen in einem synergetischen Zwei-Sektoren-Modell | 239 | ||
a) Endogene Schwankungen bei invarianter Systemstruktur | 240 | ||
b) Strukturdynamik bei zeitvarianten Verhaltensparametern | 253 | ||
3. Der Modellierungsansatz im Lichte von Theorie und Empirie | 259 | ||
§ 5 Zusammenfassung und Schlußfolgerungen | 261 | ||
Literaturverzeichnis | 267 | ||
Namensverzeichnis | 302 | ||
Stichwortverzeichnis | 304 |