Upstream-Kreditsicherheiten
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Upstream-Kreditsicherheiten
Die gesellschaftsrechtliche Haftung des Tochter-Geschäftsführers für ihre Gewährung im Konzern
Schriften zum Wirtschaftsrecht, Vol. 274
(2015)
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About The Author
Christina Victoria Möller studierte von 2007 bis 2012 Rechtswissenschaften mit gesellschaftsrechtlichem Schwerpunkt an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster sowie an der University of Sheffield (UK). Promotionsbegleitend war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Zivilprozessrecht und Gesellschaftsrecht bei Herrn Prof. Dr. Ingo Saenger in Münster tätig. Nach Abschluss ihrer Promotion absolviert sie seit Oktober 2014 das Referendariat im Bezirk des Oberlandesgerichtes Schleswig.Abstract
In der Konzernfinanzierung ist es gängige Praxis, dass Tochtergesellschaften zur Absicherung des Kreditgebers der Muttergesellschaft Kreditsicherheiten zur Verfügung stellen. Dabei ist die Gewährung sog. Upstream-Kreditsicherheiten für das Tochter-Geschäftsführungsorgan kein risikoloses Unterfangen. Nimmt man den GmbH-Konzern in den Blick, so erweist sich für den Tochter-Geschäftsführer die Gewährung von Upstream-Sicherheiten insbesondere angesichts der Haftungstatbestände des § 43 Abs. 3 GmbHG und § 64 S. 3 GmbHG als problematisch, wobei in den Details noch einige Fragen ungeklärt sind. Die Autorin nimmt sich dieser Rechtsunsicherheit an und klärt insbesondere, welche Maßnahmen der Geschäftsführer im Einzelnen zu ergreifen hat, um einen normgemäßen Umgang mit einer Upstream-Sicherheit zu gewährleisten. Im Sinne eines übergreifenden Fazits wird herausgearbeitet, dass dem Tochter-Geschäftsführer haftungstechnisch auch der Faktor der zweifelhaften Rechtslage zugutegehalten werden muss.»The Liability of the Manager of a Subsidiary GmbH for Providing Upstream Securities«In order to get better financing terms for the parent company, subsidiaries often provide collateral for a loan granted to the parent company. Despite being common practice, the provision of upstream securities is far from being a risk-free undertaking for the manager of the subsidiary company. Focusing on the role of a managing director of a German subsidiary GmbH, the author examines liability risks for providing upstream securities and formulates instructions to avoid liability.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 11 | ||
§ 1 Einleitung | 17 | ||
A. Einblick in die zu untersuchende Problematik | 17 | ||
B. Gegenstand der Untersuchung/Themeneingrenzung | 18 | ||
C. Gang der Darstellung | 20 | ||
1. Teil: Grundlagen | 23 | ||
§ 2 Die Bedeutung der aufsteigenden Besicherung im Rahmen der Konzernfinanzierung | 23 | ||
A. Upstream Securities als konzernspezifische Möglichkeit der Kreditsicherung | 24 | ||
B. Praktisches Vorkommen der Upstream-Besicherung | 27 | ||
C. Ausgestaltung der Kreditsicherheiten | 28 | ||
§ 3 Zur Interessenlage der beteiligten Parteien | 30 | ||
A. Interessen des Kreditgebers: Schutz vor konzernbedingten Risiken | 30 | ||
I. Insbesondere: Das Problem der „strukturellen Nachrangigkeit“ | 31 | ||
II. Konzerninterne Finanzierungsvorgänge | 34 | ||
III. Ausgleichsverpflichtungen der Muttergesellschaft | 35 | ||
IV. Unübersichtlichkeit der Konzernstrukturen | 36 | ||
B. Interessen der Konzernmutter als Kreditnehmerin | 36 | ||
C. Interessen der besichernden Konzerntochter | 37 | ||
§ 4 Zur grundsätzlichen zivilrechtlichen Zulässigkeit der Upstream-Besicherung | 38 | ||
A. Gesellschaftsrechtliche Pflichtwidrigkeit als Verstoß gegen ein gesetzliches Verbot? | 39 | ||
B. Sittenwidrigkeit wegen Knebelung des Sicherungsgebers | 41 | ||
C. Sittenwidrigkeit wegen Gläubigergefährdung | 43 | ||
2. Teil: Gesellschaftsrechtliche Haftung des Tochter-Geschäftsführers für die Gewährung von Upstream-Sicherheiten im Konzern | 47 | ||
§ 5 Die Haftung des Geschäftsführers gemäß § 43 III GmbHG wegen Nichteinhaltung seiner kapitalerhaltungsbezogenen Sorgfaltspflichten | 48 | ||
A. Upstream Securities als potentieller Verstoß gegen den Kapitalerhaltungsgrundsatz | 49 | ||
I. Das Verhältnis von Kapitalerhaltung und Konzernrecht | 49 | ||
1. Geltung des Kapitalerhaltungsgrundsatzes im GmbH-Vertragskonzern | 50 | ||
a) Zum Meinungsstand vor MoMiG | 51 | ||
b) Die Rechtslage nach dem MoMiG | 52 | ||
aa) Bewertung der Neuregelung und verbleibende Fragen | 53 | ||
bb) Bedeutung für die Haftung des Geschäftsführers bei aufsteigenden Sicherheiten | 57 | ||
2. Geltung des Kapitalerhaltungsgrundsatzes im faktischen GmbH-Konzern | 57 | ||
II. Upstream-Sicherheiten: Ein atypischer Anwendungsfall des Auszahlungsverbots | 58 | ||
1. Die Upstream-Sicherheit als Leistung an einen Gesellschafter | 59 | ||
2. Notwendigkeit der Abgrenzung zum sog. „Drittgeschäft“? | 62 | ||
a) Problematische Einordnung der aufsteigenden Besicherung | 63 | ||
b) Stellungnahme: Keine generelle einschränkende Auslegung anhand des Merkmals des „Gesellschaftergeschäfts“ geboten | 64 | ||
c) Zwischenergebnis | 68 | ||
3. Der konkrete Verstoß gegen das Auszahlungsverbot | 68 | ||
a) Grundlegung | 70 | ||
aa) Problemaufriss | 70 | ||
bb) Auswirkungen der aufsteigenden Sicherheiten und korrespondierender Ausgleichsansprüche auf das Vermögen des Sicherungsgebers | 73 | ||
(1) Gegenständliche Betrachtungsweise | 74 | ||
(2) Auswirkungen auf die Bilanz des Sicherungsgebers | 74 | ||
(a) Die bilanzielle Abbildung der Kreditsicherung | 74 | ||
(b) Bilanzielle Auswirkungen etwaiger korrespondierender Ansprüche | 78 | ||
cc) Maßgaben für die weitere Lösungssuche | 81 | ||
b) Relevanz etwaiger Ausgleichsansprüche für die kapitalerhaltungsrechtliche Zulässigkeit der Besicherung | 82 | ||
aa) Die Anwendbarkeit des § 30 I S. 2 Alt. 2 GmbHG auf die Besicherung | 84 | ||
bb) Zur Beschaffenheit der Ansprüche im Einzelnen | 86 | ||
cc) Zwischenergebnis | 92 | ||
c) Zum Auszahlungszeitpunkt im Falle aufsteigender Besicherung | 93 | ||
aa) Zur Konkretisierung des Auszahlungsmerkmals | 94 | ||
(1) Wörtliche Auslegung | 96 | ||
(2) Systematische Auslegung | 100 | ||
(3) Historische Auslegung | 106 | ||
(4) Teleologische Auslegung | 108 | ||
(5) Ergebnis | 110 | ||
bb) Schlussfolgerung für die Auszahlungswirkung einer Kreditsicherheit | 110 | ||
cc) Überprüfung des gefundenen Ergebnisses | 112 | ||
(1) Einwand mangelnder Beherrschbarkeit | 112 | ||
(2) Einwand mangelnder aktivischer Kompensation | 115 | ||
III. Zwischenfazit: Upstream Securities und das Auszahlungsverbot des § 30 I GmbHG | 118 | ||
B. Schlussfolgerungen und weitergehende Überlegungen zum kapitalerhaltungsbezogenen Pflichtenkanon des Geschäftsführers im Zusammenhang mit der aufsteigenden Besicherung | 120 | ||
I. Ableitung eines kapitalerhaltungsbezogenen Pflichtenkanons bei aufsteigender Besicherung | 121 | ||
1. Die Frage nach zeitpunkt- oder zeitraumbezogenen Prüfpflichten | 121 | ||
a) Zunächst: Konsequenzen der unterschiedlichen Beurteilung der Auszahlungswirkung von Kreditsicherheiten | 122 | ||
b) Stellungnahme zur sinnhaften Ausgestaltung der Pflichtenbindung des Geschäftsführers | 127 | ||
aa) Charakteristika der Kreditsicherung und der Aspekt der angestrebten Verhaltenssteuerung | 128 | ||
bb) Kritische Würdigung der Konzeption der herrschenden Meinung | 131 | ||
cc) Fazit und Ergebnis zu 1. | 136 | ||
2. Weitergehende Pflicht zur vorausschauenden Sicherung von Handlungsspielräumen? | 136 | ||
II. Zur Umsetzbarkeit der fortlaufenden Überwachungspflicht in der Konzernkonstellation | 140 | ||
1. Überblick: Divergierende Anforderungen an eine sorgfältige Entscheidungsvorbereitung | 141 | ||
2. Voraussetzung für die Feststellung eines normativen Sorgfaltsmaßstabs – zu den Grenzen, die der Informationsbeschaffung in der Konzernkonstellation gesetzt sind | 142 | ||
a) Zu rechtlichen Möglichkeiten des Tochter-Geschäftsführers, auf einen umfassenden „Downstream“-Informationsfluss im Konzern hinzuwirken | 144 | ||
aa) Etwaige Ansatzpunkte in der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs | 147 | ||
bb) Herleitung einer Informationspflicht aus der gesellschafterlichen Treuepflicht der Muttergesellschaft i.V.m. § 242 BGB ? | 147 | ||
cc) Konzerndimensionale Organpflichten als tauglicher Begründungsansatz | 149 | ||
b) Die Grenzen der diesbezüglichen Informationserteilung | 153 | ||
III. Zusammenfassung der kapitalerhaltungsbezogenen Pflichtenbindung des Geschäftsführers | 156 | ||
§ 6 Die Insolvenzverursachungshaftung des Tochter-Geschäftsführers im Zusammenhang mit der aufsteigenden Besicherung | 157 | ||
A. Systematische Stellung des § 64 S. 3 GmbHG im Haftungsgefüge der GmbH | 158 | ||
B. Zur Tatbestandsverwirklichung des § 64 S. 3 GmbHG durch aufsteigende Besicherung | 161 | ||
I. Auswirkung der Konzernlage auf den Haftungstatbestand | 162 | ||
II. Überblick: Die Upstream-Besicherung als diffiziler Anwendungsfall des § 64 S. 3 GmbHG | 163 | ||
III. Grundlegung: Auseinandersetzung mit dem Tatbestand der Insolvenzverursachungshaftung | 165 | ||
1. Die übergeordnete Zielsetzung des § 64 S. 3 GmbHG | 166 | ||
2. Überblick über die Probleme im Verständnis des Tatbestands | 169 | ||
a) Zahlungsmerkmal | 169 | ||
b) Zurechnungszusammenhang zwischen Zahlung und Zahlungsunfähigkeit | 170 | ||
c) Berücksichtigungsfähigkeit von Gegenleistungen | 173 | ||
3. Partielle Wegweisung durch die Rechtsprechung | 175 | ||
IV. Stellungnahme zur Insolvenzverursachung durch Upstream-Besicherung | 177 | ||
1. Zahlungsmoment | 177 | ||
2. Kausalität der Besicherung für den Eintritt der Zahlungsunfähigkeit | 184 | ||
3. Zur Berücksichtigungsfähigkeit von Gegenleistungen bei der Frage der Tatbestandsmäßigkeit der Besicherung | 186 | ||
4. Zusammenfassung der Ergebnisse | 188 | ||
C. Schlussfolgerungen und weitergehende Überlegungen zum Sorgfaltsmaßstab und Entlastungsbeweis des Geschäftsführers im Rahmen des § 64 S. 3 GmbHG bei aufsteigender Besicherung | 188 | ||
I. Leitlinien für die durch den Geschäftsführer durchzuführende Analyse | 189 | ||
1. Die vorzunehmenden Prüfungsschritte | 190 | ||
2. Die Frage nach dem durch den Geschäftsführer zu überblickenden Zeitraum | 192 | ||
3. Notwendigkeit einer konzernweiten Liquiditätsanalyse? | 194 | ||
II. Zeitpunkt, in dem der Geschäftsführer seine Einschätzung im Falle der Besicherung vorzunehmen hat | 195 | ||
III. Zur Maßgeblichkeit der Rechtsfolgenseite für die Untersuchung | 198 | ||
1. Die Fragestellung | 198 | ||
2. Bestehen des benötigten Leistungsverweigerungsrechts ipso iure? | 200 | ||
3. Ergebnis und Schlussfolgerungen für den Zeitpunkt, in dem der Geschäftsführer seine Prüfung im Falle der aufsteigenden Besicherung durchzuführen hat | 205 | ||
IV. Zusammenfassung der gefundenen Ergebnisse und praktische Handlungsanweisungen für den Geschäftsführer | 206 | ||
§ 7 Zu weiteren Haftungsrisiken nach Maßgabe des § 43 II GmbHG | 210 | ||
A. Überblick über die Bedeutung der allgemeinen Sorgfaltsbindung des Geschäftsführers im Kontext der Upstream-Besicherung | 210 | ||
B. Leitlinien für das Geschäftsführerhandeln angesichts der aus § 43 II GmbHG drohenden Haftung | 211 | ||
I. Grundlegung und Überblick | 211 | ||
II. Szenario 1: Vorliegen einer Weisung der Muttergesellschaft | 214 | ||
1. Die Ausgangslage im faktischen GmbH-Konzern | 214 | ||
2. Die Ausgangslage im GmbH-Vertragskonzern | 219 | ||
III. Szenario 2: Keine ausdrückliche Weisung der Muttergesellschaft | 223 | ||
1. Möglichkeiten des Tochter-Geschäftsführers, selbstständig Konzernbelange in Betracht zu ziehen? | 223 | ||
a) Traditionelle Rezeption der Fragestellung im deutschen Recht | 224 | ||
b) Neue Impulse durch die auf europäischer Ebene geführte Diskussion? | 227 | ||
2. Stellungnahme | 231 | ||
IV. Zusammenfassung | 233 | ||
3. Teil: Schlussbetrachtung | 235 | ||
§ 8 Die übergreifende Problematik – Drohende Binnenhaftung des Geschäftsführers trotz unsicherer Rechtslage und uneinheitlicher Handlungsanforderungen | 235 | ||
A. Fazit der vorangegangenen Untersuchung: Bestehende Rechtsunsicherheiten aus Sicht des zur Handlung berufenen Geschäftsführers bei der Gewährung von Upstream-Sicherheiten | 236 | ||
B. Die unklare Rechtslage als dogmatisches Problem im Rahmen der Organhaftung | 238 | ||
I. Bisherige Lösungsversuche in Literatur und Rechtsprechung | 242 | ||
1. Business Judgment Rule in direkter oder analoger Anwendung | 243 | ||
2. Verwandte Vorschläge zur Etablierung einer „Legal Judgment“-Rule | 245 | ||
3. Beurteilungsspielräume jenseits der Business Judgment Rule | 245 | ||
4. Der Rechtsirrtum des Organs | 247 | ||
II. Stellungnahme und Schlussfolgerung hinsichtlich der vorstehend untersuchten Geschäftsführerhaftung | 249 | ||
§ 9 Leitlinien des Geschäftsführerhandelns bei der Gewährung von Upstream-Sicherheiten im Konzern – Zusammenfassung der Ergebnisse in Thesen | 252 | ||
Literaturverzeichnis | 262 | ||
Stichwortverzeichnis | 295 |