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Gröschler, P. (1997). Die »tabellae«-Urkunden aus den pompejanischen und herkulanensischen Urkundenfunden. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-48921-3
Gröschler, Peter. Die »tabellae«-Urkunden aus den pompejanischen und herkulanensischen Urkundenfunden. Duncker & Humblot, 1997. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-48921-3
Gröschler, P (1997): Die »tabellae«-Urkunden aus den pompejanischen und herkulanensischen Urkundenfunden, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-48921-3

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Die »tabellae«-Urkunden aus den pompejanischen und herkulanensischen Urkundenfunden

Gröschler, Peter

Freiburger Rechtsgeschichtliche Abhandlungen. N. F., Vol. 26

(1997)

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Abstract

Als im Jahre 1959 die Autostrada del Sole auf der Strecke von Neapel nach Salerno erbaut wurde, stieß man unweit von Pompeji auf die Reste eines antiken Hauses, welches beim Vesuvausbruch von 79 n. Chr. verschüttet worden war. Bei den Grabungen fand man einen Weidenkorb mit einer Vielzahl römischer Urkunden auf kleinen Holztäfelchen (tabulae ceratae), die eine Schlammschicht auf wundersame Weise vor der Zerstörung bewahrt hatte. Der Inhalt der Urkunden eröffnet einen reichen Einblick in die Aktivitäten des Bankhauses der Sulpicii mit Sitz in Puteoli, das von Freigelassenen geführt wurde.

Gegenstand der Untersuchungen ist eine bestimmte Gruppe von Urkunden, die jeweils mit 'tabellae', gefolgt von einem Namen im Genitiv, überschrieben sind (tabellae-Urkunden) und in ähnlicher Form auch aus Herkulaneum bekannt sind. Für diese Urkunden wird eine neue Deutung entwickelt, wonach es sich um eine Art von Kontoauszügen handelte, die der Dokumentation von Zahlungen im Dreipersonenverhältnis dienten.

Insbesondere ging es um Zahlungen der Bank für Rechnung ihrer Kunden. Die Bestellung von Bürgschaften zeigt,daß hierbei Darlehensforderungen in Form von nomina arcaria gegen Dritte begründet wurden. Besonders rätselhaft ist das Schweigen der Urkunden über Rückzahlungszeitpunkt und Zinsen. Die Verwendung der Buchungskürzel Exp. und Acp. erfordert eine Analyse der römischen Buchführung. Dabei erweisen sich die Urkunden als Auszüge aus dem codex rationum der Bank. Ein abschließender Vergleich mit dem Formular der Bankdiagraphe aus den gräko-ägyptischen Papyri bringt neue Erkenntnisse zur Frage des bargeldlosen Zahlungsverkehrs und beweist den internationalen Charakter des antiken Bankwesens.

Ausgezeichnet mit dem Kulturpreis Ostbayern 1996 der Energieversorgung Ostbayern AG.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsübersicht 7
Inhaltsverzeichnis 9
Abkürzungen 16
1. Kapitel: Einleitung 17
§ 1 Ziel der Arbeit 17
§ 2 Die tabulae ceratae 18
I. Aussehen und Funktion der tabulae ceratae 18
II. Die Bedeutung der Urkunden 21
III. Die einzelnen Urkundenfunde 22
1. Pompeji und Herkulaneum 22
a) Ältere Funde 22
b) Der Urkundenfund von Murécine 23
aa) Die Villa von Murécine 24
bb) Die Urkunden 26
Exkurs: Der Vesuvausbruch von 79 n. Chr. 27
α) Die Plinius-Phase 28
β ) Die Peléanische Phase 30
2. Alburnus Maior 32
3. Kleinere Funde 32
IV. Die Grundlage der Lesungen 33
V. Die Publikationen 35
VI. Die Numerierung der Urkunden 37
§ 3 Das Bankwesen bei den Römern 38
I. Die Entstehung des Bankwesens in Rom 39
II. Die römischen Bankiers und ihre soziale Stellung 43
III. Die Kapitalbeschaffung der römischen Bankiers 44
IV. Die verschiedenen Berufssparten 49
1. Die argentarii 51
2. Die nummularii 52
3. Die coactores argentarii 54
V. Möglichkeiten eines sozialen Aufstiegs 56
§ 4 Das Bankhaus der Sulpizier 57
I. Soziale Stellung der Mitglieder des Bankhauses 58
II. Dynastie von Freigelassenen 60
III. Die Sulpizier als berufsmäßige Bankiers 62
2. Kapitel: Die tabellae-Urkunden – Inhalt und Deutung 67
§ 5 Die Tabellae Titiniae. TP. 73 + 72 + 127 + Photo 13641 (= TPSulp. 60) 67
I. Text und Überblick 67
II. Bisherige Interpretationen 71
1. Die tabellae-Urkunden als Auszüge aus dem codex accepti et expensi 71
Exkurs: Der codex accepti et expensi 71
2. Die tabellae-Urkunden als Dokumente über nomina arcaria 76
Exkurs: Die nomina arcaria 77
a) Begründung einer Verbindlichkeit 79
b) Verwendung der Begriffe arca , riscus 80
c) Tatsächliche Auszahlung 81
d) Anwesenheit der Parteien 82
e) Keine Bezugnahme auf die umzubuchende Forderung 82
f) Beteiligung von Peregrinen 83
g) Ergebnis 84
3. Deutungen des Acp.-Eintrags 84
a) Beteiligung des Schuldners bei der Begründung von nomina arcaria und transscripticia 85
b) Gleichsetzung von numeratos accepit ... ex arca und Acp. arcae 87
c) Korrespondierende Eintragungen in den Hausbüchern des Gläubigers und des Schuldners 89
III. Andere Deutung der Täfelchen 92
1. Beurkundung einer Zahlung im Dreipersonenverhältnis 92
a) Exp. -Eintrag 92
b) Acp. -Eintrag 93
c) Ergebnis 95
2. Die Tabellae Titiniae im Archiv der Bank der Sulpizier 95
§ 6 Die tabellae des Cinnamus: TP. 5 + 107 + 111 (= TPSulp. 62), TP. 43 = (110 +96) (= TPSulp. 61) 97
I. Text und Überblick 97
1. TP. 5 + 107 + 111 (= TPSulp. 62) 97
2. TP. 43 = (110 + 96) (= TPSulp. 61) 98
3. Innerer Zusammenhang der Geschäfte in TP. 5 + 107 + 111 (= TPSulp. 62), TP. 43 = (110 + 96) (= TPSulp. 61) und TP. 73 + 72 + 127 + Photo 13641 (= TPSulp. 60) 102
II. Deutung von TP. 5 + 107 + 111 (= TPSulp. 62), TP. 43 = (110 + 96) (= TPSulp. 61) 102
1. Darstellung des Problems 102
2. Das Innenverhältnis zwischen Cinnamus und seinem Patron Faustus 105
a) Keine eigene Rechtspersönlichkeit der Bank 105
b) Gesamthandsgemeinschaft 105
c) Bestehen einer societas zwischen Faustus und Cinnamus? 106
Exkurs: Gesamtgläubigerschaft der argentarii socii 110
d) Unmittelbare Stellvertretung 122
aa) Unmittelbare Stellvertretung durch Cinnamus als procurator 122
bb) Cinnamus als institor? 124
e) Selbständigkeit des Cinnamus 125
f) Mittelbare Stellvertretung 127
3. TP. 5 + 107 + 111 (= TPSulp. 62) und TP. 43 = (110 + 96) (= TPSulp. 61) als Eigengeschäfte des Cinnamus 129
§ 7 Die restlichen tabellae-Urkunden aus Murécine 132
I. Das Geschäft mit Magia (TP. 83 [= TPSulp. 63]) 132
II. Die tabellae der Titinia Basiiis: TP. 60 (= TPSulp. 64) 135
III. Fragmente 137
1. TPSulp. 65 137
2. Palimpsest TP. 42 = 93 (= TPSulp. 10) 137
§ 8 Die herkulanensischen tabellae-Urkunden 138
I. Die tabellae des L. Cominius Primus 138
1. L. Cominius Primus 138
2. TH. 70 + 71 139
3. TH. 74 141
4. TH. 73 143
II. Die tabellae des L. Venidius Ennychus: TH. 72 144
III. Indizes einiger tabellea-Urkunden 145
3. Kapitel: Die tabellae-Urkunden als Darlehensurkunden 147
§ 9 Vorliegen einer bestimmten obligatio 147
§ 10 Fehlen eines Rückzahlungszeitpunktes und einer Zinsabrede 149
I. Darstellung des Problems 149
II. Fehlen einer Vereinbarung über den Rückzahlungszeitpunkt 152
III. Fehlen einer Zinsvereinbarung 156
1. Disagio bzw. Kapitalisierung der Zinsen 156
2. Zinsabrede in eigenen Urkunden 162
3. Formlose Zinsvereinbarung 165
a) Rückforderung der formlos vereinbarten Zinsen durch den Schuldner 166
aa) Naturalis obligatio 166
bb) Wissentliche Leistung auf ein indebitum 173
b) Zahlung überhöhter Zinsen 177
Exkurs: Der Zinswucher 177
IV. Vergleich mit den Darlehensgeschäften aus dem gräko-ägyptischen Bereich 188
V. Zusammenfassung 193
§ 11 Frauen als Darlehensnehmerinnen 194
4. Kapitel: Die tabellae-Urkunden im System der römischen Buchführung 199
§ 12 Acceptum (re)ferre in der römischen Buchführungsterminologie 199
I. Beispiele für Buchungen 199
II. Acceptum ferre und acceptum referre 203
1. Acceptum ferre als Bestandteil der Buchfuhrungsterminologie 203
2. Zu den Versuchen einer Unterscheidung von acceptum ferre und acceptum referre 206
III. Arten der Empfangsbuchung 208
1. Die Buchung eines forderungsbegründenden Empfangs 209
a) Cic., Verr. II 1.39.102 209
b) Cic., Verr. II 2.70.170 210
c) Cic., Verr. II 1.36.92 213
d) D. 40.1.6, Alf. 4 dig. 217
2. Die Buchung eines Empfangs mit Erfüllungswirkung 225
3. Sonstige Empfangsbuchungen 235
IV. Acceptum ( re)ferre in der Bedeutung ‘anrechnen auf eine Schuld‘ 238
V. Erlaß und Buchführung 239
1. Die verbale acceptilatio 239
2. Der litterale Erlaß 243
VI. Zusammenfassung 245
§ 13 Die tabellae-Urkunden als Auszüge aus der Buchführung 246
I. Theorien zur römischen Buchführung 246
1. Die Kassenbuchtheorie 246
2. Die modernistischen Theorien 253
3. Die Geschäftsbuchtheorie 258
II. Führung von rationes für einzelne Personen oder Sachbestände 259
1. Rationes für einzelne Personen 259
a) Die ratio pupilli 259
b) Die Abrechnung im Verhältnis zwischen dem Sklaven und seinem Herrn 260
c) Die ratio des procurator 262
2. Rationes über einzelne Sachbestände 264
III. Der codex rationum 265
1. Der codex rationum als fortlaufendes Geschäftsbuch - die herrschende Meinung 266
2. Vergleich mit der häuslichen Buchführung 267
3. Der Begriff der ratio 268
4. Interpretation von Ulp. D. 2.13.6.6 und Gai. D. 2.13.10.2 272
IV. Einordnung der tabellae-Urkunden als Auszüge aus den rationes 273
1. Auszüge aus dem codex rationum 273
2. Auszüge aus den rationes zwischen dem Patron und seinem Freigelassenen 279
3. Ergebnis 280
V. Ausschluß des mandatum aus dem codex rationum 280
1. Das Verhältnis von delegatio und mandatum 281
2. Die Zahlungsanweisung gegenüber einer Bank 282
3. Erklärung für den Ausschluß des mandatum 287
4. Ergebnis 290
VI. Beweiskraft der Eintragungen im codex rationum 291
VII. Zusammenfassung 296
1. Der codex accepti et expensi 296
2. Führung von rationes für einzelne Personen oder Sachgebiete 296
3. Der codex rationum 296
4. Einordnung der tabellae-Urkunden als Auszüge aus den rationes 297
5. Kapitel: Einfluß des gräko-ägyptischen Bankwesens 298
§ 14 Δια χειρός εξ οίκου - numeratos accepit (de) domo ex risco 298
I. Die Verwendung von δια χειρός έξ οϊκου in den Papyri 298
1. Inhalt der Formel δια χειρός έξ οϊκου 298
2. Abgrenzung von δια χειρός έξ οϊκου und δια τραπέζης 299
a) ‘Eigenhändige Barzahlung aus der Hauskasse‘ versus ‘Bankzahlung‘ 300
b) ‘Barzahlung‘ versus ‘überhaupt keine wirkliche Zahlung‘ 300
c) Synthese 301
3. Die Funktion der Formeln δια χειρός έξ οϊκου und δια τραπέζης in den Papyri 303
a) Die besondere Beweiswirkung der Urkunde nach gräko-ägyptischem Recht 303
b) Die rein deskriptive Funktion der Formeln δια χειρός έξ οϊκου und δια τραπέζης 307
II. Die Verwendung von numeratos accepit (de) domo ex risco in den römischen Urkunden 307
1. Nachweise der Formel (de) domo ex risco bzw. ex arca 307
2. Die Beschreibung einer tatsächlichen Zahlung in den römischen Urkunden 311
3. Abgrenzung zur Bankzahlung de mensae scriptura 314
a) Die bisherige Meinung 314
b) Möglichkeiten der Zahlung über eine Bank 318
aa) Zahlung bei gleichzeitiger Anwesenheit des Kunden und des Zahlungsempfängers 318
bb) Zahlung in Abwesenheit des Bankkunden 323
cc) Bargeldlose Zahlung 326
α) Zahlung credendi causa 329
β) Zahlung solvendi causa 332
4. Funktion der Formel (de) domo ex risco bzw. ex arca in den tabellae-Urkunden 340
§15 Vergleich der tabellae-Urkunden mit der Bankdiagraphe 341
I. Die Bankdiagraphe 341
1. Abgrenzung der Bankdiagraphe von der διαγραφή als Empfangsanweisung 342
2. Das Schema der Bankdiagraphe 343
3. Selbständige und unselbständige Bankdiagraphe 346
4. Funktion der Bankdiagraphe 347
a) Girobankbescheinigung 347
b) Zahlungsmitteilung 348
c) Zahlungsbeurkundung 351
II. Die gemeinsame Struktur der tabellae-Urkunden und der Bankdiagraphai 352
III. Das Verhältnis der Begriffe διαγραφή und per script io bzw. transscriptio 358
1. Vergleich der Begriffe διαγραφή und perscriptio bzw. transscriptio 358
a) Διαγράφει ν und perscribere 358
b) Διαγραφή und perscriptio 363
c) Ergebnis 365
2. Die Bezeichnung von Umbuchungen durch die Begriffe διαγραφή bzw. transscriptio 365
6. Kapitel: Zusammenfassung 369
I. Die tabellae-Urkunden – Inhalt und Deutung 369
1. Das Formular der tabellae-Urkunden 369
2. Deutung 370
II. Die tabellae-Urkunden als Darlehensurkunden 371
III. Die tabellae-Urkunden im System der römischen Buchführung 372
IV. Einfluß des gräko-ägyptischen Bankwesens 372
1. Δια χειρός έξ οϊκου - numeratos accepit (de) domo ex risco 372
2. Vergleich der tabellae-Urkunden mit der Bankdiagraphe 373
Literaturverzeichnis 375
Sachverzeichnis 399
Quellenregister 404