Thomas Hobbes' körperbasierter Liberalismus
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Thomas Hobbes' körperbasierter Liberalismus
Eine kritische Analyse des »Leviathan«
Beiträge zur Politischen Wissenschaft, Vol. 184
(2016)
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Eva Odzuck lehrt und forscht am Lehrstuhl für Politische Philosophie, Theorie und Ideengeschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Zu ihren Schwerpunkten zählen Demokratietheorie, Wissenschaftstheorie sowie die Herausforderung der Demokratie in der Biotechnologie und der Digitaltechnologie. 2015/16 forschte Odzuck ein Jahr als »Visiting Research Scholar« an der »University of California at Berkeley« zu Politischer Hermeneutik bei Thomas Hobbes. 2018 wurde Odzuck vom »Innovationsfonds Lehre« der FAU ausgezeichnet. 2020 wurde sie mit dem Preis für exzellente Forschung von Frauen der Philosophischen Fakultät der FAU ausgezeichnet. Odzuck ist Mitherausgeberin des Jahrbuch Politisches Denken, Vorstandsmitglied der European Hobbes Society und ab 10/2020 Ko-Leiterin des Bayerischen Promotionskollegs Politische Theorie.Abstract
Dieses Buch präsentiert eine neue Deutung des kontraktualistischen Arguments, wie es im englischen »Leviathan« formuliert wird. Die Hobbes-Forschung konzentriert sich auf den rationalen Akteur und ignoriert die Rolle des Körpers für Hobbes' politische Philosophie. Das Buch schließt diese Forschungslücke und entwickelt eine »körpertheoretische Deutung« des kontraktualistischen Arguments: Der Körper prägt den Inhalt und den Status des Arguments entscheidend. Er ist Ursache eines gravierenden argumentlogischen Problems, das Eva Odzuck als biopolitische Aporie beschreibt. Zudem kann die Körperperspektive den Status des Arguments erhellen: Es handelt sich um einen Appell an die körperbasierten Leidenschaften, der auf den Gehorsam der Untertanen zielt. Durch den Nachweis, dass Hobbes' rhetorischen Strategien eine ausdifferenzierte Leidenschaftslehre zu Grunde liegt, leistet das Buch zugleich einen Beitrag zum Problem einer angemessenen Hobbes-Hermeneutik. In Ergänzung zu spieltheoretischen und rechtstheoretischen Deutungen zeigt die »körpertheoretische Deutung des kontraktualistischen Arguments« auf, dass Thomas Hobbes einen »körperbasierten Liberalismus« entwickelt, der theoretisch schwach und (als rhetorische Fassade) moralisch fragwürdig ist.»Thomas Hobbes' Body-Based Liberalism«Hobbes' scholarship concentrates on the rational actor, but broadly ignores both the body and the bodily passions in Hobbes’ political philosophy. The book $aThomas Hobbes’ Body-Based Liberalism$z addresses this issue and develops a new reading of Hobbes’ argument in the $aLeviathan$z. Furthermore, the book shows how Hobbes grounds his rhetorical strategies in a distinct theory of the human passions, thereby making an important contribution to the problem of how to interpret Hobbes’ political philosophy.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhalt | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 12 | ||
A. Der Körper als Gegenstand der Politikwissenschaft und der Hobbes-Forschung | 13 | ||
I. Der body turn der modernen Sozialwissenschaften | 13 | ||
II. Die Körpervergessenheit der Hobbes-Forschung | 19 | ||
III. Gang der Untersuchung | 35 | ||
B. Die politische Logik des Körpers. Eine Analyse von Thomas Hobbes’ körperbasiertem Liberalismus | 41 | ||
I. Das kontraktualistische Argument ohne Körper? Rechtstheoretische Deutungen des kontraktualistischen Arguments | 41 | ||
1. Der Naturzustand als Rechtsantinomie | 45 | ||
2. Die natürlichen Gesetze als Reziprozitätsgebote der Vernunft | 50 | ||
3. Die Autorisierung: Ein Schiedsrichter als Lösung des Rechtsproblems | 56 | ||
4. Hobbes’ Erwiderung auf den Narren als Widerlegung des Narren? | 63 | ||
5. Fazit: Rechtstheoretische Deutungen des kontraktualistischen Arguments | 71 | ||
II. Die körpertheoretische Deutung des kontraktualistischen Arguments | 74 | ||
1. Der Körper als Grundlage des kontraktualistischen Arguments | 74 | ||
a) Die mechanistisch-materialistische Ontologie in Leviathan, Teil I | 75 | ||
b) Der Naturzustand als Schlussfolgerung aus den Leidenschaften | 91 | ||
c) Die natürlichen Gesetze als leidenschaftsabhängige Klugheitsregeln | 96 | ||
d) Die Autorisierung: Ein Wächter der Freiheit als Lösung des Überlebensproblems? | 105 | ||
e) Fazit: Der Körper als Grundlage des kontraktualistischen Arguments | 116 | ||
2. Der Körper als Gültigkeitsbedingung des kontraktualistischen Arguments | 118 | ||
a) Handlungstheorie: Die Freiheit leidenschaftsgetriebener Körper | 118 | ||
b) Der Schutz des Körpers als Bedingung gültiger Verträge | 120 | ||
c) Die Freiheit der Untertanen und die Grenzen der Gehorsamsverpflichtung | 124 | ||
d) Fazit: Der Körper als Gültigkeitsbedingung des kontraktualistischen Arguments | 130 | ||
3. Der Körper als Problem: Die biopolitische Aporie des kontraktualistischen Arguments | 131 | ||
a) Die formale Struktur des Arguments | 131 | ||
b) Die inhaltliche Füllung des Arguments durch Hobbes: Todesfurcht und Ruhmstreben – Selbsterhaltung und Wechselseitigkeit | 134 | ||
c) Die biopolitische Aporie des kontraktualistischen Arguments | 137 | ||
4. Fazit: Die körpertheoretische Deutung des kontraktualistischen Arguments | 143 | ||
III. Der Status des kontraktualistischen Arguments | 144 | ||
1. Das kontraktualistische Argument zwischen Spieltheorie und Rechtstheorie | 144 | ||
2. Intentionalistische Hobbes-Hermeneutik: Ein Erklärungsversuch der biopolitischen Aporie | 153 | ||
a) Der Leviathan als Ratgeberschrift für den Souverän? | 153 | ||
aa) Hobbes über den Adressaten und den Inhalt seiner Schrift | 153 | ||
bb) Die Kunst der öffentlichen Rede als erste Lektion für den Souverän | 157 | ||
cc) Ein mögliches Problem: Die Veröffentlichung des Beratungshandbuchs | 165 | ||
dd) Eine Lösung des Problems: Die Leidenschaftslehre und deren hermeneutische Konsequenzen | 166 | ||
b) Adressaten und Nutznießer des kontraktualistischen Arguments | 174 | ||
aa) Die Verschiedenheit der Menschen und die Adressaten des kontraktualistischen Arguments | 174 | ||
bb) Die Position des Narren: Die Nützlichkeit der Vertragslehre und die Narrheit des offenen Vertragsbruchs | 190 | ||
cc) Der Staat durch Aneignung als Beleg für die instrumentelle Funktion der Vertragsidee | 222 | ||
c) Der Leviathan als Wohlfahrtsstaat und Rechtsstaat? Die offene und die verborgene Logik des Körpers | 239 | ||
aa) Die öffentliche Lehre vom Körper als Fundament der Volkserziehung | 239 | ||
bb) Die verborgene Logik der Macht unter der Fassade des Rechtsstaates und des Wohlfahrtsstaates | 256 | ||
cc) Die offene Logik der Macht in der Außenpolitik | 267 | ||
d) Das Interesse des Beraters: Die Ergänzung der intentionalistischen Hermeneutik um den pragmatischen und kontradiktorischen Aspekt | 272 | ||
3. Fazit: Das kontraktualistische Argument als argumentum ad hominem | 287 | ||
C. Fazit: Hobbes’ körperbasierter Liberalismus: Einsichten für das 21. Jahrhundert | 293 | ||
I. Das demokratiepolitische Problem der biopolitischen Aporie | 294 | ||
II. Das Problem des machtphilosophischen Fundaments | 297 | ||
III. Worte und Taten, oder: die Zukunft des Liberalismus | 302 | ||
Literaturverzeichnis | 306 | ||
I. Schriften von Thomas Hobbes | 306 | ||
II. Schriften anderer klassischer Autoren | 306 | ||
III. Weitere Literatur | 307 | ||
Personenregister | 315 |