Drittstaaten und die Jurisdiktion des Internationalen Gerichtshofs
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Drittstaaten und die Jurisdiktion des Internationalen Gerichtshofs
Die Monetary Gold-Doktrin
Veröffentlichungen des Walther-Schücking-Instituts für Internationales Recht an der Universität Kiel, Vol. 192
(2016)
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Tobias Thienel hat von 1999 bis 2004 an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel studiert. Im Anschluss war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am dortigen Walther-Schücking-Institut für Internationales Recht (Lehrstuhl Prof. Dr. Zimmermann, LL.M. (Harvard)). In dieser Eigenschaft war er einer der beiden Assistant Editors der ersten Auflage des Werks von Zimmermann/Tomuschat/Oellers-Frahm (Hrsg.), »The Statute of the International Court of Justice, A Commentary«. Im November 2007 erwarb Tobias Thienel an der University of Edinburgh den Grad »Master of Laws (LL.M.) in International Law, with distinction«. Nach dem Referendariat mit Stationen in Kiel und Straßburg ist er in Kiel als Rechtsanwalt tätig.Abstract
Der Internationale Gerichtshof (IGH) kann einen Streitfall zwischen zwei Staaten nur mit der Zustimmung der Parteien entscheiden. Auf dieser Grundlage hat der IGH in seiner Leitentscheidung im $aMonetary Gold-$zFall von 1954 ausgesprochen, dass er auch dann nicht entscheiden kann, wenn zwar die Parteien ihre Zustimmung erteilt haben, der Fall aber zentral einen dritten Staat betrifft, der nicht zugestimmt hat und nicht Prozesspartei ist.Tobias Thienel geht den dogmatischen Grundlagen dieser sog. $aMonetary Gold-$zDoktrin nach. Dabei kommt er zu dem Ergebnis, dass die Doktrin nur als Verbot einer Umgehung fundamentaler Normen des Statuts des IGH begründbar ist. Auf dieser Grundlage erläutert er, wann der IGH nicht entscheiden darf und wann die angebliche Betroffenheit eines Dritten nur ein Scheinproblem darstellt. Dabei werden zahlreiche Dreiecksverhältnisse des modernen Völkerrechts untersucht.Ausgezeichnet mit dem Preis des Kieler Doctores Iuris e.V. 2015»Third States and the Jurisdiction of the International Court of Justice«The International Court of Justice may decide a case between States only with the consent of the parties. In the leading $aMonetary Gold$z case of 1954, the Court further held that it could not decide a case in which the parties had given their consent, but in which the rights and duties of a third State that had not consented and was not a party formed the very subject-matter of the case. This book examines the considerations of principle behind the $aMonetary Gold$z rule, as well as its application.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 15 | ||
Einleitung | 19 | ||
Erster Teil: Grundlagen der Monetary Gold-Doktrin | 26 | ||
A. Die Rechtsprechung | 26 | ||
I. Der Ursprung: Case of the Monetary Gold Removed from Rome in 1943 | 26 | ||
II. Military and Paramilitary Activities in and against Nicaragua | 35 | ||
III. Certain Phosphate Lands in Nauru | 36 | ||
IV. East Timor | 41 | ||
V. Schiedsgerichtliche Rechtsprechung | 44 | ||
1. Affaire relative à l’or de la Banque nationale de l’Albanie | 44 | ||
2. Larsen v. Kingdom of Hawaii | 45 | ||
VI. Zusammenfassung der Rechtsprechung | 47 | ||
B. Die Begründung der Monetary Gold-Doktrin | 48 | ||
I. Begründung aus dem Jurisdiktionsregime des IGH | 52 | ||
1. Das Erfordernis der Zustimmung für die Jurisdiktion des IGH | 54 | ||
a) Die Situation im allgemeinen Völkerrecht | 54 | ||
b) Das Statut | 58 | ||
aa) Der Jurisdiktionsbegriff: die Kategorien | 59 | ||
(1) Generelle und spezielle Jurisdiktion | 59 | ||
(2) Abstrakte und konkrete Jurisdiktion | 66 | ||
(a) Die Begrifflichkeiten | 66 | ||
(b) Die konkrete Jurisdiktion und das Erfordernis einer gesonderten Zustimmung | 68 | ||
(aa) Die Rechtsprechung des IGH | 70 | ||
(bb) Die Interessen- und Rechtslage | 76 | ||
(3) Personelle, inhaltliche und zeitliche Jurisdiktion | 81 | ||
(4) Zwischenergebnis: Zum hier verwendeten Jurisdiktionsbegriff | 84 | ||
bb) Die Fälle der zwingenden Jurisdiktion | 86 | ||
(1) Die Fälle der inzidenten Jurisdiktion | 86 | ||
(a) Die Kompetenz-Kompetenz (Art. 36 Abs. 6 des Statuts) | 86 | ||
(b) Die Anordnung einstweiliger Maßnahmen (Art. 41 des Statuts) | 92 | ||
(c) Die Interpretation von Urteilen (Art. 60 des Statuts) | 95 | ||
(d) Die Wiederaufnahme (Art. 61 des Statuts) | 97 | ||
(e) Zusammenfassung zu den Fällen der inzidenten Jurisdiktion | 97 | ||
(2) Mögliche Fälle einer zwingenden Jurisdiktion in der Hauptsache | 97 | ||
(a) Jurisdiktionsbegründung durch den Sicherheitsrat? | 98 | ||
(b) Zwingende Jurisdiktion kraft jus cogens? | 100 | ||
(3) Zusammenfassung zur zwingenden Jurisdiktion des IGH | 104 | ||
c) Zwischenergebnis zum Jurisdiktionsregime des IGH | 104 | ||
2. Die Ausübung von Jurisdiktion über Drittstaaten als Voraussetzung einer Überschreitung der Jurisdiktion | 104 | ||
a) Die Ausübung der Hauptsachejurisdiktion des IGH über Drittstaaten | 105 | ||
aa) Der Begriff der Ausübung von Hauptsachejurisdiktion | 105 | ||
(1) Das Konzept der Jurisdiktion im Statut | 108 | ||
(2) Der Schutzumfang der staatlichen Souveränität | 112 | ||
(3) Gegenprobe anhand der Betroffenheit staatlicher Interessen im Gutachtenverfahren | 115 | ||
(a) Die Rechtsprechung des StIGH | 117 | ||
(b) Die Rechtsprechung des IGH | 121 | ||
(4) Zwischenergebnis zum Konzept der Ausübung gerichtlicher Hauptsachejurisdiktion | 127 | ||
bb) Möglichkeit der Ausübung von Hauptsachejurisdiktion über Drittstaaten | 127 | ||
(1) Die Relativität der Entscheidungswirkungen (Art. 94 Abs. 1 der Charta, Art. 59 des Statuts) und die Ausübung von Jurisdiktion über Drittstaaten | 128 | ||
(2) Ausnahme bei Grenzziehungsfällen? | 132 | ||
(3) Exkurs: Art. 59 des Statuts und die Präzedenzwirkung der Rechtsprechung | 134 | ||
(4) Zwischenergebnis zur Ausübung von Hauptsachejurisdiktion über Drittstaaten | 139 | ||
b) Die Ausübung der inzidenten Jurisdiktion des IGH über Drittstaaten | 139 | ||
c) Zwischenergebnis zur Ausübung von Jurisdiktion über Drittstaaten | 141 | ||
3. Zwischenergebnis zur Begründung der Monetary Gold-Doktrin aus dem Jurisdiktionsregime des IGH | 142 | ||
4. Konsequenz für die Begründung der Monetary Gold-Doktrin aus der Maxime nemo dat quod non habet | 143 | ||
II. Begründung aus dem Erfordernis eines dispute | 144 | ||
III. Begründung als Aspekt der Zulässigkeit (admissibility) | 148 | ||
1. Zu den inhärenten Kompetenzen des IGH | 151 | ||
a) Inhärente Kompetenzen kraft eines allgemeinen Rechtsprinzips | 153 | ||
b) Ableitung inhärenter Kompetenzen des IGH aus dem Statut | 156 | ||
2. Monetary Gold als Fall einer inhärenten Abweisungskompetenz | 158 | ||
a) Unzulässigkeit wegen einer rechtswidrigen mittelbaren Drittwirkung des Urteils | 159 | ||
aa) Mittelbare Drittstaatsbelastung als pacta tertiis-Problem nach Art. 34 WVK? | 164 | ||
(1) Unzulässiger Entzug von Rechten durch den mittelbar belastenden Vertrag? | 165 | ||
(a) Rechtsfolgen eines mittelbar belastenden Vertrags für einen Drittstaat im Allgemeinen | 166 | ||
(b) Abweichende Lösung wegen Art. 103 der Charta? | 169 | ||
(aa) Geltung des Art. 103 der Charta für das Sekundärrecht | 170 | ||
(bb) Bedeutung des Art. 103 der Charta: Vorrang oder Vorzugsanordnung? | 171 | ||
(cc) Vereinbarkeit der Geltung des Art. 103 der Charta mit dem Statut | 176 | ||
(c) Zwischenergebnis zum Entzug fremder Rechte durch einen mittelbar belastenden Vertrag | 184 | ||
(2) Unzulässigkeit der faktischen mittelbaren Drittstaatsbelastung gemäß Art. 34 WVK? | 185 | ||
bb) Sonstiges relevantes Verbot einer mittelbaren Drittstaatsbelastung? | 190 | ||
(1) Verbot mittelbarer Drittstaatsbelastungen aufgrund der betroffenen Vertragsbeziehung | 190 | ||
(2) Gewohnheitsrechtliches Verbot der Vereitlung fremder Vertragsbeziehungen | 194 | ||
(3) Gewohnheitsrechtliches Verbot mittelbarer Drittstaatsbelastungen im Übrigen | 194 | ||
cc) Zwischenergebnis zur mittelbaren Drittwirkung von Urteilen | 195 | ||
b) Herleitung aus einem kollateralen Schutz des Jurisdiktionsregimes? | 196 | ||
aa) Grundlagen | 196 | ||
bb) Umfang der Unzulässigkeit des Drittstaatsbezugs | 201 | ||
(1) Unzulässigkeit bei subjektivem Missbrauch? | 201 | ||
(2) Anknüpfung an die Betroffenheit staatlicher Interessen im Gutachtenverfahren? | 203 | ||
(3) Maßstab der hypothetischen Rechtskraft | 208 | ||
(a) Grundlagen der Rechtskraft | 214 | ||
(b) Die Rechtskraft inzidenter Feststellungen im innerstaatlichen Recht | 215 | ||
(c) Die Rechtskraft inzidenter Feststellungen nach der Rechtsprechung des Gerichtshofs | 217 | ||
cc) Zwischenergebnis zum Gebot der Zustimmung eines Drittstaats | 222 | ||
c) Herleitung der Notwendigkeit der Anwesenheit des Drittstaats im Prozess | 222 | ||
aa) Missachtung des Art. 53 Abs. 1 des Statuts? | 224 | ||
bb) Zum Inhalt des Prinzips audiatur et altera pars | 228 | ||
IV. Zwischenergebnis zur Begründung der Monetary Gold-Formel | 234 | ||
V. Abgleich mit anderen Drittstaatsproblemen des allgemeinen Völkerrechts | 236 | ||
1. Monetary Gold und Drittstaaten im Völkervertragsrecht | 237 | ||
2. Monetary Gold und das Recht der Staatenimmunität | 239 | ||
Zweiter Teil: Inhalt und prozessuale Behandlung der Monetary Gold-Doktrin | 248 | ||
A. Der Inhalt der Monetary Gold-Doktrin | 248 | ||
I. Mögliche Drittstaatsfragen | 248 | ||
1. Völkerrechtliche Verantwortlichkeit eines Drittstaats | 249 | ||
a) Zur Anwendung der Monetary Gold-Formel im Nauru-Fall: Parallele Verantwortlichkeit mehrerer Staaten | 252 | ||
b) Weitere Fallgruppen mit Bezug auf die Verantwortlichkeit eines Drittstaats | 254 | ||
aa) Beihilfe und Anstiftung zu völkerrechtlichen Delikten eines Drittstaats | 254 | ||
bb) Auslieferungs- und Abschiebungsverbote | 257 | ||
cc) Beistandspflichten gegen bewaffnete Angriffe eines Drittstaats | 261 | ||
dd) Andere Schutzpflichten | 263 | ||
ee) Pflichten der Nichtanerkennung des deliktischen Handelns eines Drittstaats | 264 | ||
(1) Zwingende vorherige Feststellung der völkerrechtlichen Verantwortlichkeit des Drittstaats | 264 | ||
(2) Zwingende vorherige Feststellung über den Drittstaat betreffende Tatsachen | 268 | ||
(3) Zwingende vorherige Feststellung der Gewaltsamkeit eines Gebietserwerbs | 271 | ||
ff) Ungerechtfertigte Bereicherung des Beklagten durch die Anrechnung eines Guts des Klägers auf eine Forderung eines Drittstaats: der Certain Property-Fall | 272 | ||
gg) Herausgabeansprüche des Eigentümers nach einer Wegnahme durch einen Drittstaat | 273 | ||
hh) Berufung auf höhere Gewalt wegen Handlungen eines Drittstaats | 275 | ||
ii) Völkerrechtswidrige Anerkennung eines Urteils aus einem Drittstaat: der Jurisdictional Immunities-Fall | 276 | ||
jj) Prüfung einer nur hypothetischen Verantwortlichkeit des Drittstaats | 277 | ||
2. Ansprüche eines Drittstaats auf streitgegenständliche Gebiete oder Sachen | 280 | ||
a) Gebietsansprüche des Drittstaats | 281 | ||
aa) Ansprüche eines Drittstaats auf Seegebiete | 281 | ||
bb) Ansprüche eines Drittstaats auf Gebiete an Land | 286 | ||
b) Eigentum des Drittstaats an einer streitbefangenen Sache | 289 | ||
c) Zwischenergebnis: Zur Zweiteilung der Monetary Gold-Doktrin | 291 | ||
3. Betroffenheit eines Drittstaats aufgrund des Rechtsfolgenausspruchs des IGH | 296 | ||
a) Befähigung zur Feststellung der Nichtigkeit eines Vertrags mit einem Drittstaat | 296 | ||
b) Befähigung zur Untersagung der Vertragserfüllung durch den Beklagten | 303 | ||
c) Gemeinsame Verantwortlichkeit und anteilige oder gesamtschuldnerische Schadensersatzpflicht des Beklagten mit einem Drittstaat | 306 | ||
4. Befähigung zur Anwendung eines im Verhältnis zu einem Drittstaat geltenden Völkerrechtssatzes | 309 | ||
5. Unzulässigkeit wegen Fehlens nur bei einem Drittstaat vorliegender Beweismittel? | 313 | ||
6. Fazit zur Anwendung ratione materiae der Monetary Gold-Doktrin | 316 | ||
II. Anwendung der Monetary Gold-Doktrin ratione personae | 317 | ||
III. Ausnahmen von der Anwendung der Monetary Gold-Doktrin? | 322 | ||
1. Die Verantwortlichkeit eines Drittstaats als feststehende Tatsache („given“/„donnée“) | 323 | ||
a) Die Antwort auf die Drittstaatsfrage als allgemeinkundige Tatsache | 323 | ||
b) Die Antwort auf die Drittstaatsfrage als zugestandene Tatsache | 326 | ||
c) Die Drittstaatsfrage ist bereits rechtskräftig entschieden | 327 | ||
d) Verbindliche Beantwortung der Drittstaatsfrage durch die UN | 329 | ||
2. Normen des jus cogens oder mit Wirkung erga omnes | 336 | ||
3. Bloße Tatsachenfeststellungen über den Drittstaat | 342 | ||
4. Untergang des Drittstaats | 342 | ||
IV. Gebotene prozessuale Rolle des Drittstaats nach der Monetary Gold-Doktrin | 346 | ||
V. Verzicht auf die Anwendung der Monetary Gold-Doktrin durch den Drittstaat? | 355 | ||
1. Verzicht in einem konkreten Fall der Drittbetroffenheit | 355 | ||
2. Vertraglicher Ausschluss der Monetary Gold-Doktrin? | 357 | ||
VI. Zusammenfassung des Inhalts der Monetary Gold-Doktrin | 363 | ||
B. Die prozessuale Behandlung der Monetary Gold-Doktrin | 366 | ||
I. Prüfung der Monetary Gold-Doktrin von Amts wegen | 366 | ||
II. Monetary Gold-Hindernis erst aufgrund des Vortrags einer Partei? | 368 | ||
III. Intervention des Drittstaats im Prozess | 372 | ||
IV. Die Berechtigung des Drittstaats zur Erhebung Vorgängiger Einreden | 374 | ||
V. Der Monetary Gold-Einwand als nicht ausschließlich vorgängige Einrede | 376 | ||
C. Exkurs: Die Anwendung der Monetary Gold-Doktrin durch andere internationale Gerichte | 379 | ||
I. Zur völkerrechtlichen Schiedsgerichtsbarkeit | 380 | ||
II. Zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte | 383 | ||
III. Zur Streitbeilegung in der WTO | 388 | ||
IV. Zum Internationalen Strafgerichtshof | 390 | ||
1. Komplementarität des IStGH und Strafverfolgungspflichten der Staaten | 390 | ||
2. Mitverurteilung eines Staates bei Verurteilungen wegen Völkermords, Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit | 392 | ||
3. Mitverurteilung eines Staates bei einer Verurteilung wegen Aggression | 393 | ||
Zusammenfassung | 398 | ||
Literaturverzeichnis | 402 | ||
Stichwortverzeichnis | 437 |