Die Bewertung börsennotierter Aktien bei der Berechnung von Pflichtteils- und Zugewinnausgleichsansprüchen unter besonderer Berücksichtigung von Kursverlusten nach dem Bewertungsstichtag
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Die Bewertung börsennotierter Aktien bei der Berechnung von Pflichtteils- und Zugewinnausgleichsansprüchen unter besonderer Berücksichtigung von Kursverlusten nach dem Bewertungsstichtag
Schriften zum Bürgerlichen Recht, Vol. 447
(2016)
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Luise Hauschild nahm zum Wintersemester 2005/2006 an der Universität Bonn ihr Studium der Rechtswissenschaften auf, das sie 2010 mit dem ersten Staatsexamen abschloss. Promotionsbegleitend war sie von 2010 bis 2014 am Institut für Deutsches, Europäisches und Internationales Familienrecht tätig. Nach Abschluss der Promotion und Bestehen des zweiten Staatsexamens Ende 2014 wurde sie im Februar 2015 als Rechtsanwältin zugelassen.Abstract
Sowohl bei der Berechnung von Zugewinnausgleichsansprüchen als auch von Pflichtteilsansprüchen müssen börsennotierte Aktien mit ihrem Verkehrswert am Bewertungsstichtag berücksichtigt werden. Der Börsenkurs bildet den Verkehrswert ab und ist zugleich schnell und einfach zu ermitteln. Allerdings kann dies dazu führen, dass durch den Eintritt von Kursverlusten nach dem Stichtag ein Missverhältnis zwischen dem noch vorhandenen Vermögen und dem errechneten Anspruch entsteht. Bilden die börsennotierten Aktien einen großen Anteil des Vermögens und sind die Kursverluste erheblich, kann dies dazu führen, dass sich der Anspruchsschuldner verschulden muss. Während dies im Zugewinnausgleich grundsätzlich hinzunehmen ist, da der Ehegatte jederzeit die Möglichkeit hat, seine Aktien zu veräußern, sind derartige Ergebnisse im Pflichtteilsrecht über § 242 BGB zu korrigieren, da der Erbe am Stichtag in der Regel nicht in der Lage ist, die Aktien zu veräußern und so den Verkehrswert zu realisieren.»The Valuation of Publicly Listed Stocks when Determining Claims to Statutory Portions or Claims Arising from the Termination of a Community of Accrued Gains with Particular Regard to Losses Occurring after the Valuation Date«When calculating the amount of a statutory portion or a claim arising from the termination of a community of accrued gains, publicly listed stocks are taken into account at market value. If losses occur after the valuation date, the former spouse or the heir may be faced with a claim whose amount is now disproportionate to the current value of the assets. It is to be determined whether there are ways to mitigate the consequences arising therefrom.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einleitung | 15 | ||
1. Kapitel: Grundlagen | 18 | ||
A. Die Berechnung von Ausgleichsansprüchen im Pflichtteils- und Zugewinnausgleichsrecht | 18 | ||
I. Grundsätze der Vermögensbewertung im Pflichtteilsrecht | 18 | ||
1. Bewertungsstichtag | 19 | ||
2. Bewertungsziel | 20 | ||
3. Bewertungsregeln | 20 | ||
a) Aufteilung nach Quoten und maßgeblicher Nachlasswert | 21 | ||
b) Bewertung von Vermögensgegenständen | 21 | ||
II. Grundsätze der Vermögensbewertung im Recht des Zugewinnausgleichs | 23 | ||
1. Bewertungsstichtage | 23 | ||
a) Bewertungsstichtage für das Anfangs- und Endvermögen | 24 | ||
b) Stichtag für das Endvermögen bei Zugewinnausgleich anlässlich der Ehescheidung | 24 | ||
2. Bewertungsziel | 25 | ||
3. Bewertungsregeln | 26 | ||
a) Zu bewertendes Vermögen | 26 | ||
b) Bewertung von Vermögensgegenständen | 27 | ||
B. Die Bewertung börsennotierter Aktien bei Erbfall und Zugewinnausgleich | 28 | ||
I. Begriff der Aktie | 29 | ||
1. Aktien als Wertpapiere | 29 | ||
2. Aktien als Beteiligung an der Aktiengesellschaft und Verbriefung des Mitgliedschaftsrechts | 31 | ||
a) Arten von Aktien | 31 | ||
b) Die Rechtsstellung des Aktionärs | 31 | ||
II. Börsennotierte Aktien im Rechtsverkehr | 32 | ||
1. Die Veräußerung von Aktien | 32 | ||
2. Börsennotation und potentiell kursbeeinflussende Faktoren | 35 | ||
C. Die Problematik der Bewertung börsennotierter Aktien mit ihrem Kurswert am Stichtag | 37 | ||
I. Der Bewertungsgrundsatz für börsengehandelte Aktien | 37 | ||
II. Probleme für den Anspruchsgegner | 39 | ||
2. Kapitel: Die Bewertung von Aktien mit dem Börsenkurs bei Wertminderungen nach dem Stichtag im Pflichtteilsrecht | 41 | ||
A. Problematik der Bewertung mit dem Börsenkurs bei Kursverlusten nach dem Stichtag | 41 | ||
I. Mögliche Folgen von Kursverlusten nach dem Stichtag für den Erben | 41 | ||
1. Haftungsbeschränkung durch den Erben bei Kursverlusten | 42 | ||
a) Vorläufige Haftungsbeschränkung | 42 | ||
b) Dauerhafte Haftungsbeschränkung | 43 | ||
aa) Anordnung der Nachlassverwaltung oder Nachlassinsolvenz | 44 | ||
bb) Pflicht zu Beantragung der Nachlassinsolvenz | 45 | ||
2. Zwischenfazit | 45 | ||
II. Beherrschbarkeit des Wertminderungsrisikos durch den Erben | 46 | ||
1. Die Möglichkeit der Veräußerung börsennotierter Aktien am Stichtag | 46 | ||
a) Erbenstellung ex tunc | 47 | ||
b) Subjektive Veräußerungshindernisse | 48 | ||
c) Objektive Veräußerungshindernisse | 49 | ||
aa) Notwendiger Legitimationsnachweis gegenüber der depotführenden Bank | 49 | ||
bb) Anordnung der Testamentsvollstreckung | 51 | ||
d) Zwischenergebnis | 53 | ||
2. Ausschlagung der Erbschaft | 53 | ||
3. Stundung des Pflichtteilsanspruchs gemäß § 2331a BGB | 54 | ||
a) „Unbillige Härte“ für den Erben | 55 | ||
b) Interessenabwägung | 56 | ||
c) Stundung aufgrund fallender Börsenkurse nach dem Stichtag | 57 | ||
4. Zwischenergebnis | 58 | ||
III. Ausblick | 59 | ||
B. Alternativen zur Bewertung mit dem Börsenkurs am Stichtag | 59 | ||
I. Zulässigkeit abweichender Bewertungsmethoden nach § 2311 BGB | 59 | ||
II. Infragekommende Bewertungsmethoden | 61 | ||
1. Bewertung mit dem „wahren inneren“ Wert | 61 | ||
2. Bewertung mit dem tatsächlich erzielten Verkaufspreis | 66 | ||
3. Bewertung mit einem durchschnittlichen Börsenkurs | 67 | ||
a) Abfindung für außenstehende Aktionäre im Aktienrecht | 68 | ||
aa) Anlass der Bewertung | 68 | ||
bb) Bewertungsziel | 69 | ||
cc) Bewertungszeitpunkt | 69 | ||
b) Übertragbarkeit auf das Pflichtteilsrecht | 70 | ||
III. Zwischenfazit | 72 | ||
C. Auslegung des § 2311 BGB im Hinblick auf den Bewertungszeitpunkt | 72 | ||
I. Auslegung nach dem Wortlaut | 73 | ||
II. Historische Auslegung | 74 | ||
III. Auslegung nach Sinn und Zweck der Vorschrift | 77 | ||
1. Schutz des Pflichtteilsberechtigten | 77 | ||
2. Einheitlichkeit der Bewertung | 79 | ||
3. Berücksichtigung tatsächlicher Veräußerungshindernisse im Zusammenhang mit stark volatilen Vermögensgegenständen | 79 | ||
4. Schlussfolgerung | 80 | ||
IV. Systematische Auslegung | 81 | ||
1. Überblick über die Gesetzessystematik | 81 | ||
2. Gesetzliche Ausnahmen von dem Stichtagsprinzip | 84 | ||
3. Schlussfolgerung | 88 | ||
V. Erreichbarkeit des gesetzgeberischen Ziels bei Wertschwankungen börsennotierter Aktien | 88 | ||
D. Einräumung eines Leistungsverweigerungsrechts über § 242 BGB | 91 | ||
I. Anwendbarkeit des § 242 BGB | 92 | ||
II. Voraussetzungen des Leistungsverweigerungsrechts | 93 | ||
1. Mangelnde tatsächliche Veräußerungsmöglichkeit bei Eintreten der Kursverluste | 93 | ||
a) Begriff der tatsächlichen Veräußerungsmöglichkeit | 94 | ||
b) Kontrollüberlegung: Rechtmäßiges Alternativverhalten | 96 | ||
2. Notwendigkeit zusätzlicher Voraussetzungen im Sinne einer Erheblichkeitsschwelle? | 98 | ||
a) Prozentuale Grenze | 99 | ||
aa) Hintergrund der Entscheidung des FG Köln | 99 | ||
bb) Anwendung der Billigkeitsvorschriften der Abgabenordnung durch das FG Köln | 100 | ||
cc) Schlussfolgerungen für das Pflichtteilsrecht | 103 | ||
b) Unzumutbarkeit für den Erben angesichts seiner finanziellen Situation | 105 | ||
aa) Kriterien des BGH | 105 | ||
bb) Übertragbarkeit auf Kursverluste nach dem Stichtag | 106 | ||
c) Erheblichkeit der Kursverluste | 110 | ||
3. Zwischenergebnis | 110 | ||
III. Umfang des Leistungsverweigerungsrechts | 111 | ||
IV. Unzulässigkeit wegen Einschränkung der Position des Pflichtteilsberechtigten? | 112 | ||
1. Bedenken hinsichtlich der Aufgabe des Pflichtteilsrechts? | 113 | ||
2. Verfassungsrechtliche Bedenken? | 114 | ||
V. Ergebnis | 115 | ||
E. Lösung de lege ferenda | 116 | ||
I. Reformerwägungen in der Literatur | 116 | ||
II. Eigene Reformerwägungen | 118 | ||
F. Fazit | 119 | ||
3. Kapitel: Die Bewertung von Aktien mit ihrem Börsenkurs bei Wertminderungen nach dem Stichtag im Zugewinnausgleichsrecht | 121 | ||
A. Problematik der Bewertung mit dem Börsenkurs am Stichtag | 121 | ||
I. Beherrschbarkeit des Risikos durch den Ausgleichspflichtigen | 123 | ||
1. Veräußerung der Aktien am Stichtag | 123 | ||
2. Beeinflussung des Stichtages durch Stellung des Scheidungsantrags | 124 | ||
3. Vorbeugende Gestaltung | 125 | ||
4. Zwischenergebnis | 126 | ||
II. Mögliche Folgen für den Ausgleichspflichtigen | 127 | ||
1. Anwendungsbereich des § 1384 BGB n. F. | 128 | ||
a) Vorverlegung des Zeitpunkts für die Kappungsgrenze bei Scheidung? | 128 | ||
b) Schutz des Ausgleichsberechtigten vor illoyalen Vermögensminderungen | 129 | ||
c) Kursverluste nach dem Stichtag als illoyale Vermögensminderungen im Sinne des § 1375 II BGB? | 130 | ||
2. Notwendigkeit einer Einschränkung des Anwendungsbereichs durch teleologische Reduktion? | 132 | ||
a) Voraussetzungen einer teleologischen Reduktion | 133 | ||
b) Normzweck der §§ 1378 II 1, 1384 BGB | 135 | ||
B. Möglichkeiten zur Modifikation der Ausgleichspflicht durch das Familiengericht oder den Schuldner | 139 | ||
I. Stundung der Ausgleichsforderung gemäß § 1382 BGB | 139 | ||
II. Übertragung von Vermögensgegenständen gemäß § 1383 BGB | 142 | ||
III. Leistungsverweigerung wegen grober Unbilligkeit gemäß § 1381 BGB | 144 | ||
1. Eingreifen des § 1381 BGB bei kursbedingten Wertverlusten nach dem Stichtag | 145 | ||
a) Anwendbarkeit in zeitlicher Hinsicht | 145 | ||
b) Vorliegen einer groben Unbilligkeit bei Kursverlusten | 147 | ||
aa) Begriff der groben Unbilligkeit im Sinne des § 1381 BGB | 147 | ||
bb) Vorliegen einer systemimmanenten Unbilligkeit | 148 | ||
cc) Grobe Unbilligkeit wegen finanzieller Überlastung des Ausgleichsschuldners? | 150 | ||
2. Zwischenergebnis | 154 | ||
IV. Einräumung eines Leistungsverweigerungsrechts über § 242 BGB | 154 | ||
V. Zwischenergebnis | 155 | ||
C. Wiedereinführung der Kappungsgrenze für unverschuldete Vermögensverluste de lege ferenda | 156 | ||
I. Kompromisslösung | 156 | ||
II. Wahrung der Rechtssicherheit durch klare Beweislastverteilung | 160 | ||
III. Regelungsvorschlag | 161 | ||
D. Fazit | 161 | ||
4. Kapitel: Kritische Würdigung der Ergebnisse und Fazit | 163 | ||
A. Zusammenfassende Problemanalyse | 163 | ||
B. Gegenüberstellung der Lösungsansätze | 166 | ||
I. Pflichtteilsrecht | 166 | ||
II. Zugewinnausgleichsrecht | 167 | ||
III. Zusammenfassender Vergleich der Lösungsansätze | 168 | ||
1. Überblick | 168 | ||
2. Notwendigkeit eines Gleichlaufs zwischen Pflichtteilsrecht und Zugewinnausgleichsrecht im Rahmen des § 1371 BGB? | 169 | ||
3. Thesen | 172 | ||
C. Übertragbarkeit der Ergebnisse auf ähnliche Problemkonstellationen | 172 | ||
I. Andere Wertpapiergattungen | 173 | ||
II. Andere Wertverluste nach dem Stichtag | 173 | ||
D. Abschließende Betrachtung | 174 | ||
Literaturverzeichnis | 180 | ||
Stichwortverzeichnis | 193 |