Sexuelle Vielfalt – Gegenstand staatlicher Erziehung?
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Sexuelle Vielfalt – Gegenstand staatlicher Erziehung?
Grund und Grenzen der Sexualpädagogik in der staatlichen Schule
Editors: Uhle, Arnd
Wissenschaftliche Abhandlungen und Reden zur Philosophie, Politik und Geistesgeschichte, Vol. 83
(2016)
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About The Author
Prof. Dr. Arnd Uhle, Studium der Rechtswissenschaften an der Juristischen Fakultät der Universität Bonn, Promotion und Habilitation an der Juristischen Fakultät der Universität München. Seit 2009 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, insbesondere für Staatsrecht, Allgemeine Staatslehre und Verfassungstheorie an der Juristischen Fakultät der Universität Dresden, geschäftsführender Direktor des dortigen Instituts für Recht und Politik sowie Leiter der Forschungsstelle »Recht und Religion«. Seit 2017 hält er den Lehrstuhl für Öffentliches Recht an der Juristenfakultät der Universität Leipzig und ist zudem Richter des Verfassungsgerichtshofes des Freistaates Sachsen. Uhle ist Autor u.a. im Grundgesetz-Kommentar von Maunz/Dürig, im Handbuch des Staatsrechts, im Handbuch der Grundrechte sowie in weiteren Standardwerken. Mitglied des Vorstands der Deutschen Vereinigung für Parlamentsfragen sowie Leiter der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Sektion der Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft. Ausgezeichnet u.a. mit dem Wissenschaftspreis des Deutschen Bundestages und dem Friedwart-Bruckhaus-Förderpreis der Hanns Martin Schleyer-Stiftung.Abstract
Die »Sexualpädagogik der Vielfalt« hat in den letzten Jahren zunehmend Eingang in die politischen Zielsetzungen und schulischen Reformbestrebungen der Bundesländer gefunden. Während einerseits zu ihrer Rechtfertigung auf das Ziel des Diskriminierungsabbaus verwiesen wird, wird andererseits befürchtet, dass durch sie die sexuelle Vielfalt, die Frühsexualisierung der Kinder sowie deren sexueller Missbrauch gefördert werden. Obgleich die »Sexualpädagogik der Vielfalt« demgemäß Gegenstand kontroverser gesellschaftlicher Diskussion ist, fehlt in der öffentlichen Auseinandersetzung bislang die Berücksichtigung des grundgesetzlichen Rahmens, in den sie sich in der staatlichen Schule einzufügen hat. Insbesondere mangelt es an einer näheren Befassung mit der Frage, ob mit ihrer Einführung verfassungsrechtliche Grenzen überschritten werden. Dieser Befund ist den Beiträgen des vorliegenden Sammelbandes Anlass, sich der sexuellen Vielfalt als Gegenstand staatlicher Erziehung in der Schule zu widmen und aus dem Blickwinkel unterschiedlicher Disziplinen Grund und Rechtfertigung der schulischen Sexualpädagogik, die an sie zu stellenden Anforderungen sowie die ihr zu ziehenden pädagogischen und verfassungsrechtlichen Grenzen zu untersuchen. Ihr gemeinsames Augenmerk gilt hierbei der Frage, ob sich die »Sexualpädagogik der Vielfalt« nach Intention wie praktischer Ausgestaltung innerhalb der im Einzelnen zu entfaltenden Grenzen hält.Hervorgegangen sind die Abhandlungen aus Vorträgen, die 2015 in der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Sektion der Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft auf deren Generalversammlung in Bonn gehalten worden sind.»Sexual diversity education« is controversially discussed in the public. However, what is lacking in the public discussion is a general framework at state schools where this education approach fits in. This analysis of the current situation inspired the authors of the contributions to this anthology to deal with sexual diversity as part of state education in schools and to analyse cause and justification of sex education in schools, the demands made on it and also where to draw clear lines in terms of pedagogical justification and constitutional law from the perspective of different disciplines. The authors turn their attention to the question whether »sexual diversity education« in terms of intention and practical action remains within the existing limits.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Werner J. Patzelt: Die Implementation einer „Sexualpädagogik der Vielfalt“ in den Schulen der Bundesländer. Inhalte, Absichten, Bewertungen | 11 | ||
I. Betrachtungsperspektive und Bedeutung des Themas | 11 | ||
II. Materialbasis und zentrale Befunde | 13 | ||
III. Der Blick auf Einzelheiten | 21 | ||
1. Die Gleichwertigkeit aller sexuellen Orientierungen | 21 | ||
2. Schaffung von Normalitätserfahrungen in sexuell vielfältigen Klassen | 23 | ||
3. Gegen Homophobie! | 27 | ||
4. Sexuelle Vielfalt als Bestandteil gesellschaftlicher Vielfalt | 29 | ||
5. Schulische Konsequenzen | 30 | ||
IV. Bewertung und Folgerungen | 34 | ||
Christian Spaemann: Hintergrund und gesellschaftliche Auswirkungen einer schulischen „Sexualpädagogik der Vielfalt“ | 41 | ||
I. Einleitung | 42 | ||
II. Kontext der menschlichen Sexualität | 44 | ||
1. Evolution und Psychologie der Geschlechtsunterschiede | 44 | ||
a) Mann - Frau | 45 | ||
b) Allgemeine Rolle der Mutter | 46 | ||
c) Allgemeine Rolle des Vaters | 47 | ||
d) Spezifische Bedürfnisse der Kinder gegenüber Vater und Mutter | 47 | ||
e) Rolle der Familie für die Kinder | 49 | ||
2. Frühe Bindungserfahrungen als Determinanten für gelungene Beziehungen im Erwachsenenalter | 50 | ||
3. Entwicklungspsychologische Aspekte in der Beziehung von Mann und Frau | 51 | ||
a) Vorpubertät und Pubertät | 51 | ||
b) Erwachsenenalter | 52 | ||
c) Weisheit | 53 | ||
4. Anthropologische Perspektive | 53 | ||
III. „Sexualpädagogik der Vielfalt“ | 56 | ||
1. Grundlage - Gendertheorie | 56 | ||
2. „Sexualpädagogik der Vielfalt“ - eine Umsetzung der Gendertheorie | 59 | ||
3. Sexualitätsbegriff und Moral | 63 | ||
4. Erlebnisorientierung und Frühsexualisierung | 65 | ||
5. Top-down-Implementierung und Umgehung des Indoktrinations- und Überwältigungsverbots | 67 | ||
6. „Sexualpädagogik der Vielfalt“ - Kritik | 68 | ||
7. Wahrscheinliche gesellschaftliche Auswirkungen einer „Sexualpädagogik der Vielfalt“ | 71 | ||
IV. Resümee und Ausblick | 72 | ||
1. Warum wir weiter über Sexualität nachdenken müssen | 72 | ||
2. Schluss | 75 | ||
Karla Etschenberg: Grund und Grundlagen schulischer Sexualerziehung und Sexualbildung | 79 | ||
I. Einleitung | 79 | ||
II. Sexualität als Gegenstand von Erziehung und Bildung | 80 | ||
1. Was ist Sexualität? | 80 | ||
2. Das Besondere an menschlicher Sexualität | 81 | ||
3. Biologisches und soziales Geschlecht - Sex und Gender | 82 | ||
III. Sexualwesen Mensch – lernfähig und erziehungsbedürftig | 83 | ||
1. Beiläufige und intentionale sexuelle Sozialisation | 83 | ||
2. Einvernehmliche sexuelle Sozialisation - früher | 84 | ||
3. Verlust der Einvernehmlichkeit | 86 | ||
4. Das überforderte Elternhaus | 89 | ||
5. Anfänge schulischer Sexualerziehung | 90 | ||
IV. Schulische Sexualerziehung nach 1968 | 92 | ||
1. Der offenkundige Bedarf | 92 | ||
2. Reaktion der Kultusminister | 93 | ||
3. Der Konsens | 94 | ||
4. Sexualerziehung und Fachdidaktik | 96 | ||
5. Angebote aus der Sexualpädagogik | 97 | ||
V. Zusammenfassung | 105 | ||
Jakob Pastötter: Die Sexualpädagogik in Deutschland und ihr Verhältnis zum sexualwissenschaftlichen Fachwissen | 107 | ||
I. Selbst-/Außenwahrnehmung und Wissenschaftlichkeit der Sexualpädagogik in Deutschland | 108 | ||
II. Die staatlich geförderte Sexualpädagogik (im Folgenden SGS) | 111 | ||
III. Thesen der SGS | 115 | ||
1. Grundannahme einer „psychosexuellen Entwicklung“ und die Definition von Sexualität als „Lebensenergie“ | 115 | ||
2. Bedeutung frühkindlicher sexueller Bildung | 116 | ||
3. Eltern und andere Bezugspersonen als Erfüllungsgehilfen kindlicher Neugier und sexueller Bedürfnisse | 118 | ||
4. Intellekt und Gefühle und Körper als Objekte der SGS | 119 | ||
5. Befreiungsbedürftigkeit von Sexualität aus gesellschaftlichen und religiösen Zwängen | 120 | ||
6. Fokus auf sexuelles Lustempfinden | 121 | ||
7. Affirmative Einstellung gegenüber „vielfältigem“ Sexualverhalten und „vielfältigen“ Partnerschaftsmodellen | 122 | ||
8. Schwerpunktmäßige Verlagerung der Sexualpädagogik aus der Familie in öffentliche Einrichtungen | 123 | ||
9. Aufhebung der Unterschiede zwischen kindlichem sexuell konnotiertem Verhalten und erwachsener Sexualität | 124 | ||
10. Parallelen zwischen empfohlenen Körperspielen und einer Schamgrenzen aufweichenden Konditionierung | 125 | ||
11. Abwendung von Biologie und Entwicklungspsychologie als Leitwissenschaften der Sexualpädagogik zugunsten der Gender Studies | 126 | ||
IV. Anforderungen | 127 | ||
V. Schlussfolgerung | 129 | ||
Christian Hillgruber: Verfassungsrechtliche Grenzen der Sexualpädagogik in der staatlichen Schule | 131 | ||
I. Einleitung | 131 | ||
II. Grundsätzliches: Elterliches Erziehungsrecht und staatlicher Bildungs- und Erziehungsauftrag | 135 | ||
III. Die grundrechtlichen Anforderungen an schulische Sexualerziehung | 143 | ||
IV. Die Sexualpädagogik der Vielfalt – verfassungsrechtliche Schranken | 153 | ||
V. Fazit | 164 | ||
Autoren und Herausgeber | 169 |