Das Duell im Alten Reich
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Das Duell im Alten Reich
Transformation und Variationen frühneuzeitlicher Ehrkonflikte
Historische Forschungen, Vol. 112
(2016)
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Ulrike Ludwig ist seit 2015 DFG-Heisenbergstipendiatin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Promoviert wurde sie an der Technischen Universität Dresden mit einer Arbeit über Gestaltungspotentiale territorialer Herrschaft in der Strafrechts- und Gnadenpraxis am Beispiel Kursachsens (2006). Habilitiert hat sie sich ebenfalls in Dresden mit der Arbeit »Das Duell im Alten Reich« (2014). Zu ihren Arbeitsschwerpunkten zählen neben der Geschichte frühneuzeitlicher Gewalt- und Ehrkulturen sowie Fragen einer Kulturgeschichte der Verwaltung auch die Kriminalitäts- und Rechtsgeschichte und seit Neuestem die Erforschung von Hellseherei und Magie in der frühneuzeitlichen Administration.Abstract
Am Beginn der Habilitationsschrift von Ulrike Ludwig steht die Frage: Was ist ein Duell? Die irritierende Antwort lautet: Ein Duell war im Alten Reich bis ins 18. Jahrhundert keineswegs jener verabredete, regelhafte und mit tödlichen Waffen ausgefochtene Ehrenzweikampf unter Männern der »besseren Gesellschaft«, der uns aus der Lektüre von Effi Briest oder den Mantel- und Degenfilmen der Kindheit vertraut ist. Als Duell wurde vielmehr ein recht unspezifisches Spektrum an gewaltsamen Auseinandersetzungen bezeichnet. Dieser Befund überrascht und führt zu neuen Fragen: Wieso tauchte der neue Begriff Duell im frühen 17. Jahrhundert im Deutschen überhaupt auf, wenn damit nichts Neues bezeichnet wurde? Welche Konflikttypen und -logiken sind in diesen frühneuzeitlichen »Duellen« auszumachen? Wer kämpfte da eigentlich mit wem und warum? Und wie bildete sich schließlich doch noch jener hochformalisierte Ehrenkampf heraus, als den wir das Duell heute begreifen? Die Antworten auf diese Fragen führen zu einer »neuen« Geschichte des Duells; sie zeigen, wie sich mit einem begriffsgeschichtlichen Zugriff die Sicht auf scheinbar Altbekanntes verändern kann.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Verzeichnis der Abbildungen, Grafiken und Tabellen | 9 | ||
I. Ausgangspunkte | 11 | ||
1. Was ist ein Duell? | 11 | ||
2. Perspektiven und Anlage der Arbeit | 20 | ||
3. Technische Bemerkungen zum Sample | 22 | ||
II. Vor- und Mitläufer. Rahmungen für ein neues Phänomen | 31 | ||
1. Vorläufer | 31 | ||
a) Umdeutungen | 33 | ||
b) Wandel | 38 | ||
c) Kontinuität | 41 | ||
2. Mitläufer | 46 | ||
a) Jenseits sozialer Exklusivität | 47 | ||
b) Jenseits der Exklusivität einer Praktik | 49 | ||
3. Repräsentationen von Ehre im Duell und andernorts | 52 | ||
III. Das Duell im Alten Reich | 58 | ||
1. Am Anfang war das Wort! | 61 | ||
a) Theologische Mahner und rechtliche Vorbilder | 61 | ||
b) Vom Balgen zum Duell. Aneignungen in Rechtstexten | 74 | ||
2. Rechtliche Etablierungsprozesse | 92 | ||
a) Das Reichsgutachten von 1668 und seine Wirkung | 92 | ||
b) Austausch, Variationen und Kampagnen. Formen der normativen Etablierung eines Phänomens | 104 | ||
c) Widerstände: Der Oberlausitzer Adel macht gegen die Duellmandate mobil | 111 | ||
d) Rechtliche Differenzierung jenseits von Formalisierung | 120 | ||
e) Stillstand und Neuanfang. Die rechtliche Entwicklung seit den 1720er Jahren | 128 | ||
3. Duelle zwischen Strafe und Gnade. Der Umgang mit Duellen als Ausdruck von Normenkonkurrenz | 133 | ||
a) Zum Konzept der Normenkonkurrenz | 143 | ||
b) Das Duell als Ausdruck der Gleichzeitigkeit einer lebensweltlich-sozialen Normerfüllung und eines rechtlichen Normbruchs | 147 | ||
c) Duellmandate als Resultat innerrechtlicher Normenkonkurrenz | 151 | ||
IV. Akteursgruppen | 164 | ||
1. Vertraute Akteure: Adel und Militärs | 169 | ||
a) Adel | 169 | ||
b) Militär und Offizierskorps | 183 | ||
2. Vermisste Bekannte: Zur geringen Bedeutung studentischer Duelle | 200 | ||
3. Unerwartete Protagonisten: Handwerker und ihre Duelle | 223 | ||
V. Konflikttypen und Konfliktlogiken | 233 | ||
1. Die Kunst des Beleidigens | 236 | ||
2. Von Stellvertreterkonflikten, Wettkampfspielen und Entgleisungen | 256 | ||
a) Stellvertreterkonflikte | 257 | ||
b) Wettkampfspiele | 267 | ||
c) Fehltritte und Entgleisungskonflikte | 274 | ||
3. Klagen vor Gericht als Strategie in Ehrkämpfen | 281 | ||
a) Strukturelle Aspekte: Sicherstellung sozialer Exklusivität durch Rechtsnormen | 282 | ||
b) Formen der strategischen Nutzung von gerichtlichen Klagen im Ehrkampf | 285 | ||
aa) Gerichtliche Verhandlungen über die Gruppenzugehörigkeiten | 285 | ||
bb) Instrumentalisierung von Klagen im Kontext von Stellvertreterkonflikten | 289 | ||
cc) Klagen als Instrument der Ehrenrettung bei gescheiterten Konfliktlagen | 292 | ||
VI. Die Historisierung eines Phänomens: Zur Erfindung der Geschichte des Duells | 303 | ||
1. Von Teufeln, Barbaren und biblischen Helden | 304 | ||
2. Neuordnungen | 313 | ||
VII. Acht Thesen zum Duell im Alten Reich – eine Bilanz | 323 | ||
VIII. Anhänge | 333 | ||
1. Verzeichnis der häufig zitierten Duellmandate | 333 | ||
2. Verzeichnis der ungedruckten Quellen | 337 | ||
3. Verzeichnis der gedruckten Quellen | 342 | ||
Literaturverzeichnis | 354 | ||
Personenregister | 380 | ||
Ortsregister | 386 | ||
Sachregister | 388 |