Grund und Grenzen transnationaler Strafrechtspflege
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Grund und Grenzen transnationaler Strafrechtspflege
Eine strafprozessuale Untersuchung der Rechtshilfe unter besonderer Berücksichtigung des Prinzips gegenseitiger Anerkennung in der EU
Strafrechtliche Abhandlungen. Neue Folge, Vol. 272
(2016)
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About The Author
Benjamin Roger nahm 2002 das Studium der Rechtswissenschaften an der LMU München auf. Zwischen 2004 und 2006 studierte er in Frankreich an der Université Paris II (Panthéon-Assas) und erwarb dort die Licence sowie Maîtrise en droit. Ab 2006 setzte er das Studium in Berlin (HU) fort, wo er 2008 die Erste Juristische Prüfung ablegte. Anschließend war er bis zum Abschluss der Promotion 2014 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Prof. Schünemann an der LMU. Nach dem Referendariat in München legte er 2015 das Assessorexamen ab. Derzeit ist er Assistent und Habilitand bei Prof. Greco in Augsburg.Abstract
Die Arbeit gründet auf der Annahme, Rechtshilfe sei integraler Teil der Strafrechtspflege in Gestalt eines »international-arbeitsteiligen Strafverfahrens«. Damit müssten die Regeln des Strafprozesses Anwendung finden. Der Autor unterteilt diese in prozessunabhängige und innerprozessuale Schranken der Hoheitsgewalt; erstere schützten das Individuum per se und müssten in dem Staat, der einen Eingriff unmittelbar vornimmt, grundsätzlich Bestand haben. Umgekehrt seien innerprozessuale Schranken auf die weitere Entwicklung des Prozesses bezogene (vorweggenommene) Schranken der Wahrheitsfindung und deshalb dem Recht des verfahrensführenden Staates zu entnehmen. Damit lasse sich eine ausdifferenzierte Konkretisierung des »individualrechtlichen Benachteiligungsverbots« in der Rechtshilfe unmittelbar aus dem innerstaatlichen Prozessrecht ableiten. Die gegenseitige Anerkennung von strafrechtlichen Entscheidungen in der EU könne die so skizzierte Wahrung der Verfahrensbalance nicht sicherstellen.Die Arbeit wurde 2015 mit dem Fakultätspreis der LMU München sowie dem Promotionspreis der Münchner Juristischen Gesellschaft ausgezeichnet.»Reason and Limits of Transnational Criminal Justice«Judicial cooperation in criminal matters constitutes a single, collaborative criminal procedure. Based on this and on »the rationale that the international division of labour in prosecuting crimes must not be to the detriment of the apprehended person« (ICTR), the rights of this individual are to be deduced directly from the criminal procedure law of the States involved. The author infers conclusions for specific procedural measures and relates them to the EU principle of mutual recognition.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 18 | ||
Einleitung und Gang der Untersuchung | 23 | ||
A. Das Modell einer internationalen arbeitsteiligen Strafrechtspflege | 26 | ||
I. Rechtshilfe als Element transnationaler Strafrechtspflege | 26 | ||
1. Begründungsansätze für Rechtshilfe in Strafsachen | 26 | ||
a) Befund: transnationales Verbrechen, nationale Strafrechtspflege | 26 | ||
b) Qualifikation der Rechtshilfe | 28 | ||
aa) Rechtshilfe als Unterstützung zwischen Staaten | 28 | ||
bb) Rechtshilfe als (Unterstützung fremder) Strafrechtspflege | 30 | ||
(1) Der unabweisbare strafprozessuale Bezug | 30 | ||
(2) Lebendiges und Totes in Lammaschs Rechtspflegetheorie | 32 | ||
(a) Formulierung der Theorie | 32 | ||
(b) Unvereinbarkeit von Rechtshilfe und Rechtspflege? | 33 | ||
(c) Rechtshilfe als Strafe? | 34 | ||
(aa) „Ausübung eines Strafrechts“ | 34 | ||
(bb) Strafanspruch des ersuchten Staates? | 35 | ||
(d) Die Gründe hinter der Begründung | 37 | ||
(aa) Phänomenologie der Rechtshilfe | 37 | ||
(bb) Vorrang des fremden Strafanspruchs | 39 | ||
(e) Zwischenfazit: Das Lebendige in Lammaschs Theorie | 40 | ||
(3) Gegenentwurf: Die Vertragstheorie Voglers | 41 | ||
(a) Eine Variante der Rechtshilfetheorie | 42 | ||
(b) Kritik | 42 | ||
c) Fazit: Die Berechtigung der Rechtspflegetheorie | 43 | ||
2. Die „dritte Dimension“ der Rechtshilfe: die Rechtsstellung des Betroffenen | 44 | ||
a) Die Entwicklung der Rechtssubjektivität in der Rechtshilfe | 45 | ||
aa) Individualrechte nach der klassischen Rechtspflegetheorie | 45 | ||
(1) Die strafprozessuale Rechtsstellung des Auszuliefernden im ersuchten Staat | 45 | ||
(2) Subjektive Rechte im Auslieferungsverfahren? | 46 | ||
(3) Rechtsstellung im ersuchenden Staat | 49 | ||
(4) Zwischenfazit; historische Grenzen des Ansatzes | 50 | ||
bb) Subjektive Rechte nach der Rechtshilfetheorie, insb. der Vertragstheorie Voglers | 52 | ||
(1) Rechtshilfeverfahren im Zeichen des Völkerrechts | 52 | ||
(2) Das Völkerrecht als „Brandmauer“ zwischen den nationalen Verfahren | 53 | ||
(3) Ius cogens als einzige Schranke | 55 | ||
(4) Zwischenfazit: Fortschritte und Fehltritte von Voglers Theorie | 57 | ||
cc) Die Entdeckung der „dritten Dimension“ durch Lagodny | 57 | ||
(1) Der innerstaatliche Vollzugsakt | 57 | ||
(2) Grundrechtsgeltung | 58 | ||
(3) Verhältnis zu den Interessen der Rechtshilfe | 59 | ||
(4) Subjektive Rechtsstellung, aber welche? | 60 | ||
dd) Einwände gegen Lagodnys Thesen in Literatur und Rechtsprechung | 62 | ||
(1) Ausschließliche Vertragsnatur der Rechtshilfe | 62 | ||
(2) Art. 16 II 1, 16a I GG als leges speciales | 63 | ||
(3) Einwand des unzulässigen „Grundrechtsexports“ | 65 | ||
(4) Einwand der Völkerrechtsfreundlichkeit des Grundgesetzes | 66 | ||
ee) Fazit zur Entwicklung der „dritten Dimension“ | 68 | ||
b) Die strafprozessuale Rechtsstellung des Einzelnen als Ausgangspunkt | 69 | ||
aa) Konkretisierung der Rechtsstellung in Gestalt des „Verbots der Individualbenachteiligung“ | 69 | ||
bb) Verhältnis von Individualrechten und staatlichen Interessen | 72 | ||
cc) Zwischenfazit: Primat der Individualrechte | 75 | ||
c) Positivrechtliche Rahmenbedingungen der Rechtsstellung des transnationalen Beschuldigten in der EU | 75 | ||
aa) Grund- und Menschenrechte im Allgemeinen | 76 | ||
(1) Umfassende Schutzbereichseröffnung | 76 | ||
(2) Eingriffsrechtfertigung: legitimer Zweck und Verhältnismäßigkeit | 78 | ||
bb) Benachteiligungsverbot und allgemeiner Gleichheitssatz | 80 | ||
(1) Vergleichbare Sachverhalte | 81 | ||
(2) Adressaten des Gleichheitssatzes und das Problem der Kompetenzordnung | 82 | ||
(3) Tragweite des Gleichheitssatzes | 86 | ||
(4) Zwischenfazit | 86 | ||
cc) Das Recht auf ein faires Verfahren als Kristallisationspunkt, insbesondere im Beweisrecht | 87 | ||
(1) Problematik | 87 | ||
(2) Fair trial zwischen Gesamtbetrachtung und seiner Wahrung in actu | 89 | ||
(a) Die Gesamtbetrachtung durch den EGMR und ihre Grenzen | 89 | ||
(b) Anwendung unmittelbar durch die Behörden? | 90 | ||
(aa) Anwendungspflicht | 90 | ||
(bb) Grenzen der unmittelbaren Menschenrechtsvorbehalte und Gebot gesetzlicher Bestimmtheit | 91 | ||
(c) Die spezifischen Probleme der Hybridisierung | 92 | ||
(aa) Geteilte Verantwortlichkeit – halbe Verantwortlichkeit? | 92 | ||
(bb) Verantwortlichkeit des Staates, der das Verfahren führt | 93 | ||
(cc) Fairness in actu statt Heilung ex post | 94 | ||
(dd) Insbesondere: das Verwertungsdilemma | 95 | ||
(a) Die Verwertungsproblematik | 95 | ||
(b) Rückblick: Unzulässigkeit des Eingriffs | 96 | ||
(d) Zwischenfazit | 97 | ||
d) Zwischenbilanz: Individualrechte, verfassungsrechtliche Vorgaben und ihre notwendige Entfaltung in einem ausbalancierten einfachen Recht | 98 | ||
aa) Grundrechte, Benachteiligungsverbot und Verfahrensbalance | 99 | ||
bb) Entfaltung im (einfachen) Strafprozessrecht | 100 | ||
cc) Unzulänglicheit von Mindestrechten; Gesetzesvorbehalt | 101 | ||
dd) Fazit | 102 | ||
e) Verantwortlichkeit der beteiligten Staaten | 103 | ||
aa) Sind die Staaten „Erfüllungsgehilfen“ oder „Gesamtschuldner“ eines prozessordnungsgemäßen Verfahrens? | 103 | ||
bb) Diskussion anhand von Ersatzleistungen | 104 | ||
cc) Gesamtverantwortung als allgemeines Prinzip | 106 | ||
(1) Bündelung der staatlichen Eingriffsmacht und Eingriffsvoraussetzungen | 107 | ||
(2) Folgeverantwortung | 108 | ||
(3) Zusammenfassung in der Gesamtverantwortung | 109 | ||
(4) Das Modell einer Gesamtschuld | 109 | ||
(a) Stichhaltigkeit und dogmatischer Ertrag | 109 | ||
(b) Gesamtverantwortung – Meistbegünstigung? | 111 | ||
dd) Fazit: Gesamtschuld als Schlüssel zur Sicherung der Rechtsstellung des Individuums | 112 | ||
3. Das „international-arbeitsteilige Strafverfahren“ als Leitmotiv? | 113 | ||
a) Eignung zur Durchsetzung des Strafrechts | 114 | ||
aa) Strafverfahren als Fluchtpunkt | 114 | ||
(1) Primat der rechtlichen Betrachtung | 115 | ||
(b) Zwischenfazit | 117 | ||
bb) Exkurs: Rechtspflicht zur Rechtshilfe? | 117 | ||
(1) Orientierung an innerstaatlicher Verfolgungspflicht | 118 | ||
(2) Gleichbehandlung und Verfolgungspflicht | 119 | ||
(3) (Materielle) Bestrafungspflichten | 120 | ||
cc) Zwischenfazit | 121 | ||
b) Schutz der Rechtsstellung des Beschuldigten | 121 | ||
c) Einwände gegen das Konzept des international-arbeitsteiligen Strafverfahrens | 121 | ||
4. Fazit | 123 | ||
II. Die Rechtsstellung des Individuums zwischen innerprozessualen und prozessunabhängigen Schranken | 124 | ||
1. Prozessunabhängige Gefahren und die notwendige (unterschiedslose) Geltung der lex loci | 126 | ||
a) Strafprozessuale Rechtslage (auch) im ersuchten Staat | 126 | ||
b) Prozessunabhängige Schranken des ersuchten Staates | 127 | ||
aa) Prozessunabhängige Gefahren – prozessunabhängige Schranken | 128 | ||
bb) Anwendbarkeit auch in transnationalen Verfahren | 130 | ||
cc) Der Drittbezogenheits-Test als Indikator für prozessunabhängige Schranken | 133 | ||
(1) Einfache Ermittlungsmaßnahmen ohne Zwangsbewehrung | 134 | ||
(2) Invasive Maßnahmen | 136 | ||
(3) Zwang und zwangsbewehrte Inpflichtnahme als prozessunabhängige Gefahren | 137 | ||
(4) Das Problem der Zeugnis- und Aussageverweigerungsrechte | 138 | ||
(5) Zwischenfazit | 141 | ||
dd) Umfang: alle allgemeinen Eingriffsvoraussetzungen | 141 | ||
(1) Akzessorietät zu prozessunabhängigen Gefahren | 141 | ||
(2) Untrennbarkeit von Eingriff(svoraussetzung)en | 143 | ||
ee) Die Ausdehnung der prozessunabhängigen Schranken im Einzelnen | 144 | ||
(1) Das Erfordernis des Verdachts einer strafbaren Tat | 144 | ||
(a) Der Tatverdacht und seine Prüfung | 145 | ||
(aa) Der Verdacht im Spannungsfeld zwischen innerprozessualem Raum und prozessunabhängigen Gefahren | 145 | ||
(bb) Tatsachenprüfung im verfahrensführenden Staat | 147 | ||
(cc) Rechtliche Würdigung und Kontrolle im ersuchten Staat | 148 | ||
(dd) Belastbarkeit der Tatsachenprüfung | 150 | ||
(ee) Zwischenfazit | 154 | ||
(b) Gegenstand: (auch im ersuchten Staat) strafbare Tat | 154 | ||
(aa) Das Erfordernis beiderseitiger Strafbarkeit als prozessunabhängige Schranke | 154 | ||
(bb) Aufgabe des Erfordernisses zugunsten „effektiver Verbrechensbekämpfung“? | 158 | ||
(cc) Anwendung nur in Fällen „qualifizierter Straflosigkeit“? | 159 | ||
(dd) Zwischenfazit | 160 | ||
(ee) Ableitung aus dem nulla-poena-Satz? | 160 | ||
(ff) Die Merkmale der Straftat im Einzelnen | 161 | ||
(gg) Maßgeblicher Zeitpunkt | 165 | ||
(hh) Konkrete Verfolgbarkeit der Tat und Doppelbestrafungsverbot | 166 | ||
(2) Weitere Eingriffsvoraussetzungen am Beispiel der Haftgründe | 167 | ||
(3) Richterliche Verantwortung | 168 | ||
2. Innerprozessuale Gefahren und die Schranken des verfahrensführenden Staates (lex fori) | 169 | ||
a) Bindung an die lex fori | 170 | ||
b) Der Zusammenhang mit der Verwertungsfrage | 171 | ||
c) Doppelfunktionelle Prozesshandlungen – Doppelfunktionelle Schranken | 173 | ||
d) Prozessuale Verarbeitung, Verstoß gegen die lex fori und das Problem des Forum-Wechsels | 175 | ||
e) Zwischenfazit | 178 | ||
3. Äußerste Grenzen der Leistung von Rechtshilfe | 178 | ||
a) Immanente Grenzen der Verfahrenshoheit des ersuchenden Staates | 178 | ||
aa) Der Spezialitätsgrundsatz | 179 | ||
bb) Strafanspruch des ersuchenden Staates | 180 | ||
b) Ordre public als äußerste Grenze der Staatsgewalt | 180 | ||
4. Wirksame Verteidigung und Rechtswege | 182 | ||
a) Rechtsschutz gegen Maßnahmen des ersuchten Staates | 182 | ||
b) Verteidigungsrechte im verfahrensführenden Staat | 184 | ||
c) Kompensation von Rechtseinbußen und gerichtliche Absicherung des ordre public | 185 | ||
d) Non olet pecunia, sed absentia pecuniae: Kosten des Zugangs zur Justiz | 187 | ||
5. Leistungsfähigkeit des Ansatzes: vermeidbare und unvermeidbare Überlagerungen der Schranken beider Staaten | 188 | ||
a) Grundsatz: Exklusivität der jeweils maßgeblichen Rechtsordnung (in den Grenzen des ordre public) | 188 | ||
b) Doppelfunktionelle Schranken und Meistbegünstigung | 190 | ||
c) Sachgerechte und vermeidbare Kumulation prozessunabhängiger Schranken | 190 | ||
d) Zwischenfazit | 192 | ||
e) Konkretisierung anhand der wichtigsten Maßnahmen | 193 | ||
aa) Vollstreckung von Strafen | 193 | ||
(1) Einheit von Strafe und Vollstreckung in den Schranken des vollstreckenden Staates | 193 | ||
(2) „Humanitäre“ Strafvollstreckung entgegen der eigenen Rechtsordnung? | 196 | ||
bb) Auslieferung(shaft) | 197 | ||
(1) „Auslieferungshaft“ und ihre akzessorische Qualifikation | 197 | ||
(2) Auslieferung als Überstellung vor (fremde) Gerichtshoheit | 199 | ||
(a) Auslieferung zur Strafvollstreckung | 199 | ||
(b) Auslieferung zur Strafverfolgung: schlichter (Untersuchungs-)Haftbefehl nicht hinreichend | 200 | ||
(aa) Erscheinenspflichten im Ermittlungsverfahren | 201 | ||
(bb) Kritik: überschießende transnationale Wirkung eines nationalen Haftbefehls | 202 | ||
(cc) Voraussetzungen der Unterwerfung unter staatliche Gerichtshoheit | 203 | ||
(dd) Kehrseite: Untersuchungshaftbefehl nicht erforderlich | 204 | ||
(ee) Zwischenfazit | 205 | ||
(3) Fazit | 206 | ||
cc) „Sonstige“ bzw. Beweisrechtshilfe | 207 | ||
f) Praktische Umsetzung | 208 | ||
aa) De lege ferenda | 208 | ||
bb) De lege lata | 209 | ||
6. Fazit: Konsequent strafprozessuale Rechtsstellung | 210 | ||
a) Differenzierte Ableitung aus den innerstaatlichen Prozessordnungen | 211 | ||
b) Entspezifizierung des transnationalen Verfahrens | 214 | ||
c) Dienende Funktion des Rechtshilferechts | 215 | ||
B. Das Prinzip gegenseitiger Anerkennung im Gefüge der transnationalen Strafrechtspflege | 217 | ||
I. Historische Entwicklung | 218 | ||
1. Vom Binnenmarkt zur Strafrechtspflege | 218 | ||
2. Vorgeschichte. Gegenseitige Anerkennung als „Kopernikanische Wende“? | 219 | ||
3. Aufwertung durch Positivierung im AEUV? | 221 | ||
II. Begründungsansätze für die Übertragung auf das Strafrecht | 222 | ||
1. Internationale Strafverfolgung in einem einheitlichen kriminalgeographischen Raum | 222 | ||
a) Entgrenzung des Verbrechens | 222 | ||
b) Entgrenzung der Strafverfolgung? | 224 | ||
c) Verhältnis zu Freizügigkeit und Binnenmarkt | 224 | ||
aa) Analogie zum Binnenmarkt (unter umgekehrten Vorzeichen) | 225 | ||
(1) Ratio des Prinzips: liberaler Selbstzweck | 225 | ||
(2) Das Verhältnis zur Harmonisierung | 227 | ||
(a) Politische Dynamik der gegenseitigen Anerkennung | 227 | ||
(b) Wechselwirkung mit Harmonisierung | 228 | ||
(3) Zwischenergebnis: Keine einfache Übertragbarkeit | 229 | ||
bb) Prinzip gegenseitiger Anerkennung als Kehrseite der Freizügigkeit? | 230 | ||
(1) Unschuldsvermutung für freie Bürger | 230 | ||
(2) Verdacht als Eingriffsgrundlage | 231 | ||
(3) Asymmetrie; Zwischenfazit | 231 | ||
d) Erforderlichkeit zur Effektivierung europäischer transnationaler Strafrechtspflege? | 232 | ||
e) Zwischenfazit | 233 | ||
2. Gegenseitige Anerkennung als neutrales Verfahrensprinzip? | 233 | ||
a) Inhärente Neutralität? | 233 | ||
aa) Neutral oder punitiv? | 233 | ||
bb) Gegenstand der Neutralitätsfrage | 234 | ||
b) Neutralität im Gesamten? | 235 | ||
aa) Neutralität im Verhältnis zum status quo ante? | 235 | ||
(1) Bezug zur alten Rechtslage | 235 | ||
(2) Emanzipation vom status quo ante | 237 | ||
(3) Verrechtlichung durch Institutionalisierung | 237 | ||
bb) Umfassendes Doppelverfolgungsverbot als Ausweis der Neutralität? | 239 | ||
c) Normativ angezeigte Neutralität: Wahrung des prozessualen Gleichgewichts | 240 | ||
d) Verantwortung des EU-Gesetzgebers | 241 | ||
e) Ergebnis: Neutralität kein Argument | 242 | ||
3. Zwischenfazit: Entzauberung des Begriffs „Prinzip“ | 242 | ||
a) Eigenständiger normativer Gehalt? | 243 | ||
aa) Gegenseitige Anerkennung kein Zweck an sich | 243 | ||
bb) „Hohes Maß an Vertrauen“ als normatives Gewicht? | 243 | ||
(1) Inkommensurabilität von Recht und Vertrauen | 244 | ||
(2) Vertrauen und sein untauglicher Gegenstand | 245 | ||
(3) Zwischenfazit | 245 | ||
b) Legitimationsdefizite einer gegenseitigen Anerkennung „in Reinform“ | 246 | ||
aa) Der konsequente Realisierungsvorschlag im Grünbuch zum strafrechtlichen Schutz pp. | 246 | ||
bb) Das Prinzip gegenseitiger Anerkennung als solches | 246 | ||
c) Rückführung des Prinzips gegenseitiger Anerkennung auf den Status eines Kompetenztitels ohne „self-executing“ Wirkung | 247 | ||
III. Das „Prinzip“ gegenseitiger Anerkennung in seiner konkreten Ausgestaltung | 249 | ||
1. Die bisher ergangenen Rechtsakte | 249 | ||
a) Prolog: Rang- und Legitimationsfragen | 249 | ||
aa) Vorrang des Unionsrechts | 249 | ||
bb) Insbesondere Rahmenbeschlüsse | 250 | ||
b) Rekapitulation der Anforderungen an die Gestaltung der Rechtshilfe | 251 | ||
aa) Grund- und Menschenrechte und ihre notwendige Entfaltung im einfachen Recht | 251 | ||
bb) Mindestrechte de lege lata et ferenda | 252 | ||
c) Die Instrumente gegenseitiger Anerkennung in der Strafrechtspflege im Einzelnen | 253 | ||
aa) Gemeinsame Merkmale | 253 | ||
(1) Anordnung und Vollstreckung | 253 | ||
(a) Anordnung nach den Kriterien des Anordnungsstaates | 253 | ||
(b) Vollstreckung „als solche“; abschließende und fakultative Ablehnungsgründe | 254 | ||
(2) Die partielle Aufgabe des Prinzips beiderseitiger Strafbarkeit | 256 | ||
(a) Die Ablehnung eines Gleichheitsverstoßes durch den EuGH | 258 | ||
(b) Nulla poena sine lege? | 259 | ||
(3) Der Ausschluss der Tatverdachtsprüfung | 260 | ||
(4) Direkter Verkehr zwischen den Justizbehörden | 261 | ||
bb) Rechtskräftige Urteile und Entscheidungen | 262 | ||
(1) Freiheitsentziehende Sanktionen | 262 | ||
(a) Pflicht zur Anerkennung und Vollstreckung | 262 | ||
(b) Wiederaufnahme | 264 | ||
(c) Abwesenheitsurteile im Besonderen | 265 | ||
(2) Geldstrafen | 265 | ||
cc) Verfahrenssichernde Maßnahmen, insbesondere Haftbefehle | 266 | ||
(1) Konzept: „Übergabe“ statt „Auslieferung“? | 266 | ||
(2) Anerkennungsfähige (-pflichtige) Entscheidungen | 266 | ||
(3) Vollstreckung nach dem Recht des „Vollstreckungsmitgliedstaats“ | 267 | ||
(4) Das Verhältnis von Haftbefehl und milderen Maßnahmen | 268 | ||
(5) Verteidigung und Rechtsschutz | 269 | ||
dd) Beweis- und Informationsverkehr | 271 | ||
(1) Die europäische Beweisanordnung | 272 | ||
(2) Die europäische Ermittlungsanordnung | 272 | ||
(a) Anerkennungsfähige und -pflichtige Entscheidungen | 272 | ||
(b) Vollstreckung (nach dem Recht des Vollstreckungsstaates) | 273 | ||
(c) Anwendung der lex fori | 275 | ||
(d) Verteidigungsrechte | 277 | ||
(e) Staatshaftung | 279 | ||
(3) Informationsaustausch | 280 | ||
ee) Exkurs: Das „teileuropäische“ Doppelverfolgungsverbot und seine Grenzen | 281 | ||
2. Ausblick: Die europäische Staatsanwaltschaft | 284 | ||
IV. Evaluierende Gesamtbetrachtung | 287 | ||
1. Eignung zur Ordnung eines europäischen arbeitsteiligen Strafverfahrens? | 287 | ||
2. Bisherige Umsetzung des Anerkennungsprinzips und ihre strukturellen Defizite | 288 | ||
a) Bleibt das Prinzip gegenseitiger Anerkennung (binnensystematisch) auf halber Strecke stehen? Die Trennung von Anordnung und Vollstreckung | 288 | ||
b) Bleibt das Prinzip gegenseitiger Anerkennung (individualrechtlich) auf halber Strecke stehen? | 289 | ||
aa) Die Verkürzung auf einzelne Eingriffe | 289 | ||
bb) Fakultative Ablehnungsgründe/Schranken | 290 | ||
cc) Kompensationsungeeignete Mindestrechte | 291 | ||
dd) Wirksame Verteidigungsrechte? | 292 | ||
c) Überschießende Anerkennung | 294 | ||
3. Verantwortung des EU-Gesetzgebers | 294 | ||
4. Subsidiäre Verantwortung der Mitgliedstaaten? | 295 | ||
5. Fazit und Ausblick | 296 | ||
C. Zusammenfassende Thesen | 297 | ||
Literaturverzeichnis | 302 | ||
Stichwortverzeichnis | 317 |